Der EEG-Referentenentwurf aus dem Bundeswirtschaftsministerium ist noch nicht final abgestimmt, befindet sich jedoch seit Montag in der Konsultation und sorgt weiterhin für viel Kritik. Sieben führende Unternehmen aus der Elektro-, Klima- und Photovoltaik-Branche sowie der Präsident des Zentralverbands des Elektrohandwerks (ZVEH) appellierten am Dienstag an die Regierung und den Bundestag, die EEG-Novelle für einen großen Innovationsschub für die Energiewende zu nutzen.
Zum einen müsse es darum gehen, die zum Jahreswechsel nach 20 Jahren aus dem EEG fallenden Photovoltaik-Anlagen am Netz zu halten. Dafür müsse eine volkswirtschaftlich sinnvolle und für Betreiber attraktive Lösung gefunden werden, heißt es von den Unternehmen Hager Group, Mennekes, SMA und Viessmann. Sie werden in ihrem Aufruf von den Unternehmen Bürkle + Schöck, Venn und Joost sowie vom Präsidenten des Zentralverbandes des Elektrohandwerks, Lothar Hellmann unterstützt.
„Wir legen jetzt den Grundstein für neue Märkte in der dezentralen Energieversorgung. Deutschland kann hier führend werden“, fordert ZVEH-Präsident Lothar Hellmann, der auch Geschäftsführer der Elektro Venn GmbH ist. „Dafür müssen wir das Potenzial der Bürgerenergiewende entfesseln und konsequent auf Sektorkopplung setzen, indem wir Prosumer hinsichtlich der eigenen Energieerzeugung sowie auch des Energiemanagements endlich von bürokratischen Lasten befreien und sie klug in die Energienetze und -märkte einbinden.“
Konkret fordern die Unternehmen von der Politik, dass sie mit der EEG-Novelle den Weg frei machen, damit jeder seinen selbst erzeugten Strom verbrauchen, speichern und vermarkten könne. Dafür bedürfe es einer unbürokratischen Systemintegration, Anreizen für intelligente Managementsysteme und Konzepten für eine praktikable Direktvermarktung. Zudem solle der Eigenverbrauch weitgehend von Abgaben und Umlagen befreit sein. Auch die Nutzung des Stroms über Gebäude und Sektoren hinweg sollte durch den Abbau regulatorischer Hemmnisse ermöglicht werden. Außerdem fordern die Unternehmen die Schaffung von Anreizen, durch die Verschiebung der Stromnutzung eine optimalere Ausnutzung der bestehenden Netze zu erreichen. Dies könne etwa über flexible Stromtarife ermöglicht werden.
Großes Potenzial für die Energiewende sehen die Unternehmen insbesondere in der Kombination von Photovoltaik-Anlagen mit Energiespeichern und Energiemanagementsystemen, mit der Ladeinfrastruktur für Elektroautos sowie der strombasierten Wärmeerzeugung. „Eine Verknüpfung von Mobilität, Wärme, Solar, Speichern und intelligentem Systemmanagement kann eine zukunftstaugliche und sektorübergreifende Energielandschaft schaffen“, erklärt Christopher Mennekes, Chef des gleichnamigen Herstellers von Industriesteckvorrichtungen und Elektromobilität. SMA-Vorstandschef Jürgen Reinert ergänzt: „Ein dezentrales, digital vernetztes System aus erneuerbaren Energien bietet die besten Chancen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Systemoptimierung.“
Der bisher vorgelegte EEG-Entwurf setze allerdings weniger auf Anreize, sondern mehr auf Kontrolle, Abschaltung und Drosselung der Ladevorgänge bei Elektrofahrzeugen. Dies gefährde den Markthochlauf der Elektromobilität in Deutschland. „Wir brauchen dagegen jetzt einen Innovationsschub, der den Weg frei macht für mehr Erneuerbare Energien beim Stromverbrauch und für eine Senkung des CO2-Ausstoßes“, fordert Daniel Hager, Vorstandschef der Hager Group, zu der auch der Speicherhersteller E3/DC gehört. „Ein solcher Innovationsschub erschließt auch neue Zukunftsmärkte für die deutsche Industrie und schafft hochwertige Arbeitsplätze in Industrie und Handwerk.“
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Der Artikel beschreibt in Summe genau das, was unser lobbygesteuerter Minister gerade händeringend mit seiner blabla-Verlautbarung unbedingt zu vermeiden sucht!
Aber ihm kann es ja auch egal sein, er hat ja selbst keine Kinder, denen er die Folgen seiner Versäumnisse aufbürden könnte….
guter Artikel! Trifft genau.
Ich finde es wichtig, dass die Wirtschaft sich bei diesem Thema zu Wort meldet. Der Wirtschaftsminister hat bereits 20 neue Punkte formuliert um Klimaschutz und Wirtschaft zu verknüpfen – dabei offensichtlich nicht auf dem Schirm, dass sein Ministerium grade in der EEG-Novelle Sektorenkopplung, Eigenverbrauch und Ausbauziele blockiert. Ohne diese Punkte werden wir THG-Reduzierung nicht erreichen.
…natürlich hat der das auf dem Schirm, deshalb lenkt er ja gerade gezielt mit seinem 20 Punkte Blabla von der EEG Novelle ab. Und da geht es dann ans Eingemachte!
Eric, Altmeier ist nicht dumm!
Zur Erinnerung Peter Altmeier ist schon immer Merkels Allzweckwaffe.
Er wird das EEG 21 genauso versemmeln, wie er die Energiewende schlechthin und wissentlich seit Übernahme des Wirtschaftsministeriums an allen Ecken zu blockieren wußte.
EEG21 wird die Energiewende mitnichten weiter fördern; weder Anschluß Ü20 ausreichend organisieren, noch weitere Erneuerbare Energiemengen in Einklang mit den Zielen 2030/50 an den Markt bringen.
Marktanreize Fehlanzeige.
Kohle wird bis 2038 oder darüber hinaus noch existieren; es wird das Argument der Systemrelevanz in das Blickfeld kommen oder auch nur schlicht weg die letzten Kraftwerke als Reserveenergie-Vorhaltung in die weitere Verlängerung kommen.
Man stelle sich vor, dass Block9 in Mannheim aller Vorraussicht bis zuletzt befeuert werden wird, da wichtig und nicht ersetzbar….Da hängt die ges. Fernwärme von Ma-HD und Sp dran.
Soweit der Presse zu entnehmen besteht die einzige Idee für eine Umrüstung auf Gas-Betrieb….um die Fernwärme weiterhin bedienen zu können.
Es wird einfach Zeit für eine Ab-Wahl
Thomas sagt.
Eric, Altmeier ist nicht dumm!
Zur Erinnerung Peter Altmeier ist schon immer Merkels Allzweckwaffe.
Er wird das EEG 21 genauso versemmeln, wie er die Energiewende schlechthin und wissentlich seit Übernahme des Wirtschaftsministeriums an allen Ecken zu blockieren wußte.
@ Thomas.
Das Übel sitzt tiefer, und ist mit Allzweckwaffe treffend benannt.
Eine Allzweckwaffe , ist kein Spezialinstrument. Eine Allzweckwaffe funktioniert möglicherweise noch in der Familien, Sozial, oder Verkehrspolitik, aber nicht in einem komplexen System wie der Energiepolitik.
Da steht ein Laie einer Schar von Spezialisten gegenüber, die ihm ständig von bezahlbarer Energie und möglichen Blackouts erzählen. Das kommt ja in seinen Sonntagsreden auch immer vordergründig zum Ausdruck..
In so einem Fall haben die Lobbyisten natürlich leichtes Spiel. Die Devise lautet Versorgungssicherheit, und Bezahlbarkeit über alles. Und welche Bremsklötze man dahinter verstecken kann erleben wir bei der Energiewende schon von Anfang an, egal wer unter den Lobbyisten gerade das Sagen hatte.
Ähnlich wie bei Corona wo höchste Sicherheit im Vordergrund stand, und zu nächst einmal die Virologen das Sagen hatten. Erst jetzt wird dem Gesundheitsminister, bewusst, was man heute nicht mehr in dem Maße verordnen würde.