Freiland-Solarkraftwerke sind in Deutschland ab bestimmten Größen ohne jegliche Förderung realisierbar. Zuletzt bewirkten vor allem die nicht im EEG geförderten Anlagen eine große Nachfrage und Interesse an Flächen, um neuen grünen Strom zu gewinnen. Schließlich können Freilandanlagen die Energiewende erheblich beschleunigen. Mit Blick auf das Ziel der 100-Prozent-Versorgung aus erneuerbaren Energien könnte man den heutigen Strombedarf bereits auf 2,5 bis 3 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Deutschlands produzieren. Vorausgesetzt diese Fläche wird zur Verfügung gestellt und nutzbar gemacht.
Von diesem Vorhaben können gleichzeitig tausende Landwirte profitieren, deren Wirtschaftlichkeit aktuell von Trockenheit, Düngemittelverordnung und künftigen Verboten sowie der wirtschaftlichen Unsicherheit bei der Bioenergienutzung bedroht wird.
Eine regelrechte Anfragewelle bei Solarunternehmen von Seiten der Landwirte sorgt zum Teil für heftige Diskussionen hinsichtlich der (gegebenenfalls temporären) Landnutzung. Besonders konservative Vertreter lehnen oftmals alles ab, was sich abseits des gewohnten industriellen Landbaus anbietet – natürlich auch Solarkraftwerke.
Gleichzeitig begegnen wir vielen innovativen Landwirten mit einer Fülle von Ideen, wie man Landbau und Solar gestalten kann. „Lass es uns einfach ausprobieren – so wie in China!“ Dort konnten die Landwirte nämlich in einem Umfang von rund fünf Gigawatt im dortigen Fördersystem in den vergangenen Jahren experimentieren.
Auch in Deutschland und der EU wird schon seit längerer Zeit geforscht, probiert und realisiert. Sowohl intensive als auch extensive Varianten sowie Experimente mit verschiedenen Modularten.
Ich möchte das gerne breiter aufbereiten: Schauen wir uns an, was in Deutschland und auch in China möglich ist, um daraus entwickelte Ideen direkt in die Diskussion oder Anwendung zu bringen oder auch als Frage an die Forschung zu geben! Zeigen wir den Landwirten neue Perspektiven auf, denn ich kenne bisher keinen Landwirt, der seine Landwirtschaft in Teilen oder komplett aufgeben will, wenn er sich über Solarparks informiert.
Viele Landwirte sehen die entstehende oder aktiv geförderte Blühwiese in den Solarparks als Landwirtschaft, denn auch außerhalb der Solarparks werden diese Blühwiesen als Teil der Landwirtschaft realisiert und gefördert. Selbiges gilt für den Humusaufbau in den Solarkraftwerken, der viel zu oft klein geredet wird, anstatt wegen seiner hohe CO2-Bindung an Wert zu gewinnen.
Hier ein paar Beispiele, die mir begegnet sind: Trüffel, Schafe, Ziegen, Hühner, Imkerei, Himbeeren, Bioheu, Substrat für die Biogasanlage. Alles Mögliche in China, mit Erfolg und Misserfolg.
Was kennen oder erleben Sie in diesem Kontext an Beispielen oder Ideen?
Agro-PV werde ich das übrigens nie nennen, denn wir sind weder aggressiv noch mitten im Kampf um Gentechnik am Acker. Neben Beispielen sind also bessere Begriffe für diese spannende Kombination gefragt.
Schicken Sie mir gerne Bilder oder Links zu weiteren Untersuchungen. Am besten per E-Mail an info@solarpraxis.de
Ich bin sehr gespannt und werde natürlich berichten!
P.S. Oder wir sehen uns persönlich beim ersten „Outdoor“- Forum Neue Energiewelt am 24./25.9.2020 in Berlin: FORUM OUTDOOR
— Der Autor Karl-Heinz Remmers war von 2008 bis 2015 Herausgeber von pv magazine, bevor er den Stab weiter an den heutigen Herausgeber Eckhart Gouras übergeben hat. Er ist CEO der Solarpraxis AG und seit fast drei Jahrzehnten in der Solarbranche aktiv. —
Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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Herzlichen Dank Herr Remmers, dass Sie das Them der Kombination aus Landwirtschaft und Photovoltaik auf der gleichen Fläche aufgreifen. Als langjährigem Berater im Ökolandbau, der gleichzeitig auch als ak und Biobauer im Nebenerwerb mit einer Kombination aus Aufdach-PV, Streuobstanbau-, Verarbeitung und Weidegänse- und Legehennenhaltung sowie Direktvermarktung praktiziert, sprechen Sie mir voll aus dem Herzen. Die Mehrfachnutzung landwirtschaftlicher Flächen erfolgt in unserem Betrieb zum Beispiel über Weidegänse, die von Juli bis Vegetationsende unter Streuobst-Hochstämmen grasen. Am Rand der Streuobstwiesen sind zusätzlich Biodiversitätsfördernde Hecken gepflanzt, die auch Hackschnitzel liefern, welche wiederum zur Wohnhausheizung , zum Saft erhitzen und zur Einstreu genutzt werden. Abgesiebte Feinanteile von Hackschnitzeln können im übrigen als ideales Einstreumaterial in großen, maxcimal tierwohlgerechten Kompostierungsställen für Milchvieh verwendet werden. Mit dem täglich per Grubber durchgemischten Mix aus ligninhaltigem Einstreumaterial und Rinderkot lässt sich ein hervorragender, CO2 speichernder, Humusaufbauender Langzeitdünger produzieren. gleichzeitig wird die Gülleproblematik in Rindviehstarken Regionen entschärft, weil N und P durch den Humusaufbau gebunden werden.
Wenn für größere PV-Anlagen im Freiland die einengenden Beschränkungen im EEG keine Rolle mehr spielen, weil der so gewonnene Strom kostengünstig erzeugt und wirklich direkt vermarktet werden kann und nicht mehr als pseudo-Direktvermarktung-Strom an der Strombörse verramscht werden muss, dann lässt sich die Energiewende in Deutschland mit Hilfe der Landwirtschaft ganz schnell und zu 100 % umsetzen. Auf solchen „Kombiflächen Biosolar“ ist eine mineraldünger- und pflanzenschutzfreie, also Bio-Bewirtschaftung m.E. selbstverständlich, denn wenn die Unternutzung nur auf die Blühfläche, also auf die Biodiversität abzielt und diese endlich auch als „Extensivierung auf landwirtschaftlicher Fläche“ anerkannt wird, dann wird es auf einmal keinem Landwirt und auch der Landwirtschaft insgesamt mehr schwerfallen, seinen / ihren Beitrag zurBiodiversitätsstrategie und zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes zu leisten. Auf beliebig variablen Teilflächen dieser Bio-Solarparks könnten Schafe oder Gänse grasen oder Hühner und Mastgeflügel den nach Bio-Richtlinien geforderten Grünauslauf unter Schatten spendenden und vor Greifvögeln Schutz bietenden PV-Modulen nutzen. Als essentielle Auflage für solche Bio-Solarparks halte ich die Kombination mit Stromspeichern, zumiondest für den Tag-Nachtausgleich für notwendig. Ganz wichtig und mit einem Federstrich lösbar ist es auch, dass es endlich ermöglicht wird, Freiland-PV-Anlagen auch auf bisherigem (absolutem) Grünland zu ermöglichen.
Ich denke, mit fortschrittlichen Bauern ist ein derartiges, Ressort übergreifendes Denken und Handeln durchaus möglich. Die Politik sollte ebenso Ressort übergreifend handeln, und sowohl die bisherigen Behinderungen und Beschränkungen in der Agrarförderung und im EEG auflösen.
Herr Remmers,
Die Freiland PV Anlagen sollten zwingend menschenfreundlich, naturfreundlich und marktfreundlich sein. Menschenfreundlich sollte als ein Prinzip verankert werden, bei welchem der Landwirt mindestens die Hälfte der Fläche weiter landwirtschaftlich zum Erwerbsanbau nutzen kann. Der Anlagenbetreiber und Landwirt soll seinen Angestellten ein ausreichendes Einkommen über viele Jahrzehnte ermöglichen können, das ist sozial. Naturfreundlich weil innerhalb der Solaranlage Fauna Flora und Habitate gezielt gefördert werden und der Erwerbsanbau biologischen Prinzipien folgt. Marktfreundlich, weil die Kombination von Energiewirtschaft und Landwirtschaft subventionsfrei erfolgen soll, denn jede Subvention zerstört den Wert des geförderten Produktes, jede Subvention beinhaltet die Gefahr des Missbrauchs, oder einer verkappten Steuer des Staates an sich in staatlichem Besitz befindliche Unternehmen. Das verantwortliche Handeln in unternehmerischer Freiheit, durch intelligente und fähige Initiatoren und Investoren, sollte vom Staat durch eines belohnt werden: Der weitgehenden Steuerfreiheit für Gewinne aus vorbildlichem menschlichem, naturfreundlichem und wirtschaftlichen Handeln. Der Staat sollte sich also zurückziehen auf einfache und verständliche Rahmenbedingungen wie minimaler Einsatz von Giften, geringe Abfallproduktion und weitestgehende Vermeidung von Treibhausgasen und diesen Menschen die Freiheit und den Stolz zurück geben, welche er in den letzten Jahrzehnten Stück für Stück an die Bürokratie verloren hat. Gebt Deutschland mit der EEG Novelle den Mittelstand zurück – er ist der beste Garant für Nachhaltigkeit, Innovation und menschlich vorbildliches Verhalten.
Wenn Sie den Ausdruck „Agro-PV“ nicht mögen, was ich gut nachvollziehen kann: Nehmen Sie doch On-Top-PV. klingt gut und lässt sich mit dem jeweiligen getoppten kombinieren, also Gebäude-On-Top-PV, Verkehrsflächen-On-Top-PV, Agrar-On-Top-PV etc. Das Prinzip der Doppelnutzung von verbrauchten Flächen wird sofort deutlich. Sogar die Flächenregenerations-On-Top-PV wäre denkbar 🙂 . Der Gebrauch von Anleihen aus anderen Sprachen hält eine Sprache lebendig und beweist geistige Beweglichkeit.