Die erneuerbaren Energien haben ihre Position im deutschen Strommix im ersten Halbjahr 2020 deutlich ausgebaut. Die Anlagen haben dem Umweltbundesamt zufolge in den ersten sechs Monaten 2020 etwa 138 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt – etwa 10 Milliarden Kilowattstunden mehr als im 1. Halbjahr 2019. Das entspricht einem Plus von rund acht Prozent. Damit setzt sich der Anstieg der Vorjahre weiter fort. Weil gleichzeitig aufgrund der Corona-Krise der Stromverbrauch gesunken ist, wuchs der Anteil der erneuerbaren Energien am Brutto-Stromverbrauch auf etwa 50 Prozent – ein Anstieg um etwa sechs Prozentpunkte.
Die Photovoltaik trug im ersten Halbjahr etwa 28 Milliarden Kilowattstunden bei, drei Milliarden Kilowattstunden mehr als im Vorjahreszeitraum. Ein kräftiger Anlagenzubau im Vorjahr sowie anhaltend sonniges Wetter – besonders in den Monaten April und Mai – waren hierfür verantwortlich. Die installierte Leistung der Photovoltaikanlagen stieg im ersten Halbjahr 2020 in einer ähnlichen Größenordnung wie im Vorjahr um 2.245 Megawatt. Insgesamt liegt die Summe der Leistung der installierten Photovoltaikanlagen nunmehr bei über 51.000 Megawatt.
Starke Offshore-Windenergie
Die Windenergie war im ersten Halbjahr mit deutlichem Abstand der wichtigste Energieträger im deutschen Strommix – vor Kohle, Erdgas, Kernenergie und allen anderen erneuerbaren Energieträgern. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Stromerzeugung aus Wind um etwa zehn Prozent auf über 73 Milliarden Kilowattstunden. Damit steuerte die Windenergie über die Hälfte des erneuerbaren Stroms bei.
Die Stromerzeugung der Windparks auf See stieg im ersten Halbjahr auf rund 14 Milliarden Kilowattstunden (plus 18 Prozent), vor allem bedingt durch die Inbetriebnahme neuer Offshore-Windparks in der zweiten Hälfte des Vorjahres (plus 870 Megawatt). In 2020 kam bisher nur relativ wenig neue Leistung hinzu (plus 213 Megawatt). Damit sind die derzeitigen Offshore-Netzanschlusskapazitäten mit circa 7,7 Gigawatt voll ausgeschöpft.
Die Windstromerzeugung an Land hat stark vom ungewöhnlich windreichen Februar profitiert. Obwohl die Stromerzeugung in den übrigen fünf Monaten nahe bei oder sogar leicht unter den Werten des Vorjahres lag, stieg die Stromerzeugung insgesamt um rund neun Prozent auf 59 Milliarden Kilowattstunden. Der Zubau neuer Windkraftanlagen an Land bleibt im 1. Halbjahr 2020 ungefähr auf dem niedrigen Niveau des 2. Halbjahrs 2019 – und damit deutlich unter dem angestrebten Ausbaupfad.
Aus Biomasse und biogenem Abfall wurde im ersten Halbjahr 2020 eine Strommenge von fast 26 Milliarden Kilowattstunden erzeugt. Aus Wasserkraft wurde mit 11 Milliarden Kilowattstunden in etwa so viel Strom erzeugt wie im Vorjahr. Die Geothermie trägt mit etwa 0,1 Milliarden Kilowattstunden weiterhin nur marginal zur Stromversorgung bei.
Erneuerbare Energien in Verkehr und Wärmesektor
Der Einsatz erneuerbarer Energieträger im Wärmesektor ist stark von der Witterung abhängig. So führten die relativ warmen Temperaturen Anfang 2020 zu einem im Vergleich zum Vorjahr geringeren Heizwärmebedarf. Entsprechend war insbesondere auch die energetische Biomassenutzung für Wärmezwecke leicht rückläufig. Die Wärmebereitstellung aus Solarthermie stieg durch das sonnige Wetter leicht an, diejenige aus Umweltwärme infolge des weiteren Bestandszuwachses von elektrischen Wärmepumpen ebenfalls.
Der Einsatz von Biokraftstoffen im Verkehr wird im Jahr 2020 von gegenläufigen Bedingungen beeinflusst. Aufgrund der Anhebung der gesetzlich festgelegten Treibhausgas-Minderungsquote auf sechs Prozent im Jahr 2020 (gegenüber 4,5 Prozent im Jahr 2019) steigt der relative Anteil der beigemischten Biokraftstoffe am abgesetzten Kraftstoff zwar an. Allerdings führen die Corona-bedingten Rückgänge bei Otto- und Dieselkraftstoffen zu stark unterschiedlichen Entwicklungen. Während der Verbrauch von Bioethanol im 1. Halbjahr 2020 etwa acht Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückging, ist beim Biodiesel (inklusive hydrierter Pflanzenöle, HVO) eine Absatzsteigerung um etwa neun Prozent gegenüber dem Vorjahreshalbjahr zu erwarten.
All diese Daten hat die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) erhoben. Sie bilanziert im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Nutzung der erneuerbaren Energien und erstellt kontinuierlich auf der Grundlage aktuell verfügbarer Daten Berichte zur Entwicklung der erneuerbaren Energien. Neben der jährlich erscheinenden Publikation „Erneuerbare Energien in Zahlen“ des BMWi veröffentlicht die AGEE-Stat auch Monats- und Quartalsberichte mit aktuellen Zahlen zu den Erneuerbaren. Die Geschäftsstelle der AGEE-Stat befindet sich am Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau.
BEE: „Es braucht klare politische Vorgaben für den weiteren Zubau“
„Das ist eine gute Basis für die Energiewende durch emissionsfreie Stromerzeugung und den überfälligen Abschied von fossilen Energieträgern“, kommentiert Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE), die Zahlen der AGEE-Stat. „Nun braucht es klare politische Vorgaben für den weiteren Zubau und den Weiterbetrieb für Anlagen, die ab 2021 aus der EEG-Vergütung fallen. Denn 65 Prozent Ökostrom bis 2030 sind kein Selbstläufer.“
Während der Entwurf der EEG-Novelle in der Sommerpause weiterhin auf sich warten lasse und für die einzelnen erneuerbaren Energien die konkreten Ausbaupfade im Stromsektor bis 2030 immer noch fehlten, zeichne der Strommarkt mit höheren Erträgen aus Wind und Sonne und gleichzeitig zurückgehender Stromnachfrage in der Corona-Pandemie ein vorgezogenes Zukunftsbild . „Entgegen allen Kassandra-Rufen hält die Infrastruktur einen höheren Anteil an Erneuerbaren Energien durchaus aus, “, so Peter. Das System laufe stabil und liefere so den Beweis, dass auch ein von 100 Prozent Erneuerbaren Energien getragenes Stromsystem in Verbindung mit Sektorkopplung, intelligenter Vernetzung und wachsenden Speichermöglichkeiten die Versorgung sicher und gut leiste.
Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Text am 30.7.2020, 9.00 Uhr um das Statement des BEE ergänzt.
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Die Umsetzung einer privaten PV Anlage in die Wirklichkeit dauert von der Antragstellung her schon viel zu lange. Der Amtsschimmel wiehert ewig bis meine PV Anlage Strom erzeugen darf. Wäre schön wenn das abgeändert wird.
Wir erbauten unsere Solarstromanlage in 4 Jahren .In 10000 tsender Fr.Etappen.Inkl.Solarspeicher mit nun 33 Modulen.Inzwischen produzieren wir im Jahr gegen 8400 Kilowattstunden.