EU-Strommarkt: Erstmals mehr erneuerbare als fossile Stromerzeugung in einem Halbjahr

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Erstmals in einem Halbjahr war der Anteil der erneuerbaren Energien am europäischen Strommarkt größer als der der fossilen Energieträger. Ember, ein Think Tank zur Energiewende in Großbritannien hat ermittelt, dass die Erneuerbaren 40 Prozent Anteil am EU-Strommix erreichten. Die fossil betriebenen Kraftwerke kamen demnach im ersten Halbjahr 2020 auf 34 Prozent. „Das ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer 100 Prozent von erneuerbaren Energien getragenen europaweiten Energiewende“, erklärte Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE).

Die Veränderungen im Strommix sind allerdings nicht allein auf den Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Co. in Europa zurückzuführen. So sorgten vielerorts reichlich Sonnenstunden und kräftiger Wind für hohe Erzeugungsleistung der Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Hinzu kam ein spürbarer Nachfragerückgang infolge der Corona-Krise. Nach den Auswertungen von Ember legten die erneuerbaren Energien um elf Prozent im ersten Halbjahr zu. Allein Photovoltaik und Windkraft erreichten in den EU-Ländern einen gemeinsamen Anteil von 21 Prozent an der Stromerzeugung. Die höchsten Quoten seien dabei in Dänemark mit 64 Prozent, Irland 49 Prozent und Deutschland mit 42 Prozent erreicht worden. Während die Netze der steigenden Einspeisung aus erneuerbaren Energien gut standgehalten hätten, zeigten die negativen Preise die bestehende Unflexibilität von Angebot und Nachfrage, die behoben werden müssen, so Ember.

Die Erzeugung der fossilen Kraftwerke ging der Analyse zufolge um 18 Prozent vergleichen mit dem ersten Halbjahr 2019 zurück. Dies habe zum einen an der höheren Einspeisung der erneuerbaren Energien, zum anderen um der um sieben Prozent gesunkenen Stromnachfrage wegen der Corona-Krise gelegen. Am stärksten war die Reduktion bei der Steinkohle mit 34 Prozent und der Braunkohle um 29 Prozent. Die Erzeugung der Steinkohlekraftwerke in Deutschland habe dabei zum erstem Mal niedriger gelegen als in Polen. Hinzu kommt nach der Ember-Analyse, dass die Steinkohlekraftwerke in Polen so viel Strom erzeugten wie in den übrigen 25 EU-Mitgliedsstaaten – also ohne Deutschland. Auch die Gaserzeugung sei insgesamt um sechs Prozent gesunken, wobei elf EU-Länder einen Rückgang verzeichneten. Die CO2-Emissionen im Stromsektor seien in den 27 Mitgliedsstaaten um etwa 23 Prozent reduziert worden.

Der bisher erzielte Fortschritt sei hart erarbeitet und müsse fortgesetzt werden. „Wir dürfen uns aber nicht darauf ausruhen, sondern es nur als einen weiteren Schritt für ein perspektivisch emissionsfreies Europa betrachten“, forderte sie. „Wir müssen diese gute Basis nutzen und darauf aufbauen, um den europäischen Green Deal schnellstmöglich umzusetzen.“ Diese Situation zeige zugleich, dass erneuerbare Energien die Schlüsselrolle am Strommarkt einnehmen können, wenn man sie lässt, so Peter weiter. Dafür brauche es allerdings jetzt einen konsequenten weiteren Ausbau sowie ein Vorantreiben der Sektorkopplung und die intelligente Verknüpfung nationaler Stromnetze. „Die Potenziale sind vorhanden und die Technologien stehen wettbewerbsfähig bereit“, erklärte die BEE-Präsidentin abschließend.

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