Eon und Thyssenkrupp arbeiten zusammen, um Power-to-X-Lösungen attraktiver für Industrieunternehmen zu machen. So können ab sofort die großtechnischen Elektrolyseanlagen von Thyssenkrupp über das Virtuelle Kraftwerk von Eon am Strommarkt teilnehmen, wie der Energiekonzern am Dienstag veröffentlichte. Durch die intelligente Anbindung würden die Anlagen „Strommarkt ready“ und die industrielle Wasserstoffproduktion genutzt werden, erneuerbare Energien effizient ins Energiesystem einzubinden.
Die Elektrolyseure der Industrie sollen flexibel am allgemeinen Strombedarf angepasst gefahren werden. So wird die Wasserstofferzeugung heruntergeregelt, wenn nicht genügend Energie zur Verfügung steht und hochgefahren, wenn erneuerbare Energien mehr in die Netze einspeisen, als verteilt werden kann, wie es weiter hieß. Die Industrieunternehmen könnten damit zusätzliche Einnahmen für ihre Power-to-X-Anlagen am Strommarkt generieren. Die beiden Unternehmen kooperieren künftig bei der Vermarktung der Anlagen.
Der Prozess werde automatisch über das Virtuelle Kraftwerk – eine Softwareplattform – gesteuert. Es verbindet die industriellen Erzeuger und Großabnehmer und steuere Erzeugung und Verbrauch nach aktueller Netzauslastung. Damit könne die schwankende Einspeisung aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen künftig besser ausgeglichen werden. Einen erfolgreichen Testlauf gab es Eon zufolge bereits mit einer Carbon-to-Chem-Pilotanlage mit einer Leistung von bis zu zwei Megawatt in Duisburg. Dabei sei auch getestet worden, ob die Anlage die Voraussetzung zur Teilnahme am Regelleistungsmarkt erfüllt. Aufgrund der hohen Reaktionsgeschwindigkeit könnten die Elektrolyse-anlagen von Thyssenkrupp sogar am Primärregelenergiemarkt teilnehmen. Auch dies sei mit dem zuständigen Übertragungsnetzbetreiber getestet worden.
„Schon frühere Tests hatten gezeigt, dass unsere Elektrolyseanlagen grünen Wasserstoff mit hohen Wirkungsgraden produzieren und gleichzeitig reaktionsschnell und flexibel genug für die Teilnahme am Regelenergiemarkt sind. So leisten unsere Anlagen einen entscheidenden Beitrag für eine stabile Stromversorgung und tragen gleichzeitig erheblich zur Wirtschaftlichkeit von grünem Wasserstoff bei“, sagte Christoph Noeres, Leiter des Bereichs Energy Storage & Hydrogen bei Thyssenkrupp. Vor wenigen Wochen hatte der Konzern berichtet, dass seine Elektrolysezellen einen Wirkungsgrad von bis zu 80 Prozent erreichen. Zudem könnten die modular gestalteten Elektrolyseure zu Anlagen mit nahezu beliebiger Leistung zusammengeschaltet werden.
Mit dem virtuellen Kraftwerk steuert Eon rund 150 Anlagen mit rund 600 Megawatt in Deutschland und Großbritannien. Dabei vermarktet es zugleich den Strom und die Flexibilität der Anlagen. Die Plattform habe Eon selbst entwickelt, um dezentrale technische Einheiten anzubinden und zu steuern.
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Das ist doch mal eine sehr gute Nachricht von einem Konzern.
Die Idee als solche ist gut, und hört sich bei oberflächlicher Betrachtung erst mal gut an.
Der Haken ist der, dass das unter dem gegenwärtigen EEG Umlagen System geschieht, und deshalb von den normal sterblichen Stromverbraucher mit der EEG Umlage bezahlt wird.
Zitat aus dem Artikel:… Damit könne die schwankende Einspeisung aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen künftig besser ausgeglichen werden. Zitat Ende.
Was ist denn die schwankende EE Einspeisung. ??? Das ist Strom, für den man an manchen Tagen noch Geld bekommt, weil man ihn abnimmt.
Dazu passt, dass die neue EON nach dem Deal mit RWE, nur noch mit Strom handeln, mit anderen Worten ausschließlich Abnehmer für die „Schnäppchen“ sind. RWE dagegen produziert nur noch, und hat von EON deren EE Produktion voll übernommen. Da die EE ja nach wie vor separat an der Börse vermarktet werden, sorgen die dort für reichlich Überschuss, und somit für die EON günstige Einkaufsbedingungen. Die RWE müsssen die niedrigen Erlöse für ihren EE Strom keine Sorgen bereiten, denn die niedrigen Börsenpreise werden ja von den Verbrauchern mit höherer Umlage ausgeglichen.
Nicht ohne Grund wird ja auch gegen den RWE/EON Deal geklagt.
Siehe hier, und was ich dazu geschrieben habe.
https://www.pv-magazine.de/2020/05/27/naturstrom-klagt-gegen-rwe-eon-deal-vor-europaeischem-gericht/
Herr Diehl das sehe ich etwas differenzierter. Was Sie beschreiben ist mir bekannt, da Sie das schon mal geschrieben haben. Sie haben auch Recht, dass die Art der Preisbildung sehr unfair ist und dringend geändert gehört. Unabhängig davon ist das oben beschriebene technische Verfahren zu sehen. Das ist so wie es in Zukunft auch sein muss. Wir müssen mittels Elektrolyseuren mit hohen Wirkungsgraden über 80% Wasserstoff erzeugen, wenn mehr EE-Strom da ist als abgenommen werden kann und wieder Rückverstromen, wenn es notwendig ist. Spätestens 2050 mit einem 100%-EE-System muss das optimiert abgestimmt sein, um nicht unnötig überdimensionierte EE-Leistungen aufbauen zu müssen, was deutlich teurer käme, als eine ins System integrierte Wasserstoffwirtschaft.
Herr Scherer drückt das noch sehr nett aus, wenn er meint, dass man das differenzierter sehen müsse. Tatsächlich muss man verstehen, was die Funktion einer Börse sein soll: Sie soll Preissignale senden, wann es für einen Elektrolyseur wirtschaftlich ist, Strom abzunehmen bzw. seinen Betrieb einzustellen, und ebenso für Kraftwerke, wann sie produzieren sollten oder eben nicht. Die EE passen da insofern schlecht rein, als sie nicht auf die Preissignale reagieren. Sie produzieren einfach weiter, auch wenn sie für ihren Strom nichts erlösen können. Das gleiche gilt für Braunkohle- und Kernkraftwerke, die aber aufgrund ihrer höheren Verfügbarkeit ihren Strom im Voraus verkaufen können, und damit nicht am kurzfristigen Börsenhandel teilnehmen müssen.
Außerdem ist eine Börse eine bedenkliche Institution, wenn sie von großen Playern manipuliert werden kann. EON steht ja nicht nur als Verbraucher (Verteilnetzbetreiber) auf der einen Seite, sondern als Betreiber von (virtuellen) Kraftwerken auch auf der anderen. Der an der Börse ausgehandelte Preis fließt dann nur von der rechten in die linke Tasche, und andere Zahlungsströme, die vom Börsenpreis abhängen, aber nicht handelbar sind (wie beispielsweise die EEG-Umlage), können nach Belieben manipuliert werden.
Da sollte sich der Staat bzw. die Regulierungsbehörde nochmal genau Gedanken machen, wie der Börsenhandel so gestaltet werden kann, dass die Börse die richtigen Preissignale sendet und nicht manipulationsgefährdet ist. Eine mögliche Lösung für die Erneuerbaren könnte darin liegen, virtuell die gleiche hohe Verfügbarkeit wie die alten Wärmekraftwerke zu erlangen, indem sie entsprechende Reserveleistungen für den Fall der Dunkelflaute einkaufen. Die Kosten würden dann in der Stromrechnung nicht mehr bei den Netzkosten für Minuten-Reserve, Primär- und Sekundärregelleistung auftauchen, sondern als Beschaffungskosten. Die Frage wäre aber, ob das sinnvoll ist, weil dann im Zweifel Gaskraftwerke eingekauft werden statt Kurz- und Langzeitspeichern. Man sieht: Die Sache ist komplex, und die Frage der Manipulationssicherheit ist auch noch nicht beantwortet. Die Lösung dafür kann nur sein, dass einzelne Marktteilnehmer nicht mehr als einen kleinen Anteil am gesamten Handelsvolumen haben dürften und schon gar nicht auf beiden Seiten auftreten. Das bedeutet aber erhebliche weitere Anpassungen der Marktordnung.
Korrektur.:
Soll heißen, …nicht „ausschließlich “ sondern „bevorzugt“ Abnehmer für die Schnäppchen sind