Wie bekannt übernimmt Deutschland in den kommenden sechs Monaten den Vorsitz im Rat der Europäischen Union und ist dafür verantwortlich, die EU-Gesetzgebung zu lenken. Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat Deutschland gezwungen, die Prioritäten für seine EU-Ratspräsidentschaft stark zu überarbeiten.
Aber Deutschland mit seinen grünen Ambitionen ist für eine Präsidentschaft zur richtigen Zeit am richtigen Ort, in der wir eine unglaubliche Krise durchleben – und das gilt vor allem in einer Zeit, in der sich Europa davon erholen soll. Die europäische Krisenreaktion auf die Covid-19-Pandemie hat oberste Priorität. Auch die Klimapolitik, die ein Teil des European Green Deals ist, sowie die digitale Transformation werden als zentrale Themenfelder beschrieben.
Es stellt sich die Frage: Wie wird die europäische Politik diese Situation meistern? Werden die Politiker durch die Pandemie zu einem grünen Handeln angetrieben? Wird die Konjunkturerholung gleichzeitig zu einem grünen Aufschwung? Alle Programme und Aktionspläne müssen die Wirtschaft und den Klimaschutz in sich vereinen. Wenn dies gelingt, können wir nur gewinnen und werden als Gewinner aus der Krise hervorgehen. Es gab noch niemals bessere Voraussetzungen. Die Kohlendioxid-Emissionen sind so gering wie nie zuvor, wir hatten niemals sauberere Luft und selbst die Tier- und Artenvielfalt scheint sich zu erholen. Dies ist ein außergewöhnlicher Ausgangspunkt für eine bessere und nachhaltigere grüne Zukunft.
Vor einigen Wochen sorgte der erste Entwurf eines Programms der deutschen EU-Ratspräsidentschaft für herbe Enttäuschung. Er enthielt keinerlei konkrete Ziele für einen Green Deal und bei den neuen Initiativen ging es nur um Wasserstoff. Das ändert sich jetzt hoffentlich. Die Bundesregierung drängt jetzt zumindest auf einen „grünen Aufschwung“. Das ist ein gutes Signal – aber am Ende nur leere Worte?
Wir von Sharp erwarten von Brüssel die Durchsetzung eines starken Green Deals ohne jeden Kompromiss. Für die richtige Gestaltung stehen unzählige Möglichkeiten offen. Ein gutes Beispiel hierfür wäre eine Photovoltaik-Installationspflicht für Neubauten und bei der Sanierung.
Wir sollten diese Krise nutzen, um eine bessere Grundlage für ambitioniertere grüne Aktionen und nachhaltigere Ergebnisse zu schaffen. Europa ist einer der wichtigsten Wirtschaftsräume der Welt mit den dritthöchsten Treibhausgasemissionen und trägt damit eine zentrale Verantwortung. Wir müssen diese Chance ergreifen und die Lücke zwischen dem Klima-Abkommen von Paris (1,5 bis 2 Grad Celsius-Obergrenze) und den aktuellen Beitragsleistungen zu schließen!
Das Ergebnis eines ersten Gutachtens von fünfzehn eingereichten Klimaplänen ergab allerdings, dass lediglich fünf Länder die Klimaziele innerhalb der neuen NECPs (Nationaler Energie- und Klimaplan) verschärft haben und nur Dänemark mit seinem Klimaschutzprogramm das Parier Abkommens erfüllen kann.
Deutschland hat seinen nationalen Klimaplan mit sechsmonatiger Verspätung und wenig neuen Zielen bei der EU-Kommission eingereicht. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch soll auf 30 Prozent erhöht werden. Bei der Stromversorgung steht Deutschland mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent bereits gut da. Zudem hat Deutschland die Photovoltaik-Obergrenze mit 52 Gigawatt gekippt, die Kontroverse um die Windenergie gelöst, eine Wasserstoff-Strategie entwickelt und im Rahmen des Corona-Wirtschaftspakets 30 Milliarden Euro für den Klimaschutz reserviert.
Was haben wir als „consumer brand“ mit all dem zu tun? Mit 60 Jahren Photovoltaik-Erfahrung ist Sharp das Unternehmen mit der längsten Branchen-Historie weltweit. 1968 eröffneten wir das erste Büro in Deutschland in Hamburg. Die Abteilung Sharp Energy Solutions Europe hat an diesem Ort bereits seit 1994 seine europäische Zentrale und leistet seitdem einen wichtigen Beitrag für den Ausbau der Photovoltaik und der Förderung des Umweltbewusstseins in Europa.
Wir verfolgen eine eigene strenge Umweltvision mit strikten Maßnahmen. Auf Grundlage des Mottos „Increasing Green Shared Value“ (Erhöhung des gemeinsamen grünen Wertes) legten wir die Umweltpolitik im Geschäftsjahr 2013 fest. Für sein internes Umweltziel haben wir stets versucht, Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Dies wurde durch den Einsatz der eigenen energieerzeugenden und energiesparenden Produkte erreicht. Sie gleichen die negativen Auswirkungen der Treibhausgasemissionen mehr als aus, die über die gesamte Lieferkette entstehen. Im Geschäftsjahr 2018 lag die positive Auswirkung bei 30,012 Millionen Tonnen CO2 und die negative Auswirkung betrug 28,171 Millionen Tonnen CO2. Dies ergab sich aus der Tatsache, dass wir ein Umweltmanagementsystem aufgebaut hat, bei dem die positiven Auswirkungen die negativen Auswirkungen durchweg übersteigen können.
Als globales Unternehmen haben wir uns das Ziel gesetzt, soziale und ökologische Probleme zu lösen. Auf Grundlage seiner grundlegenden Umweltpolitik mit dem Motto „Die Erschaffung eines umweltbewussten Unternehmens mit Ehrlichkeit und Kreativität“ ist die Umweltpolitik auf den neuesten Stand gebracht und die „Sharp Eco Vision 2050“ formuliert worden, eine langfristige Vision mit dem Zieljahr 2050. Im Rahmen dieser Vision steht Sharp vor der Herausforderung, eine nachhaltige globale Umwelt zu schaffen. Hierfür muss die Welt mit sauberer Energie versorgt und gleichzeitig müssen Umweltbelastungen durch Treibhausgase, Abfälle und weiteren Nebenprodukten, die durch die Geschäftstätigkeiten entstehen, minimiert werden.
Neben den zahlreichen unterschiedlichen Klimainitiativen haben wir an den Produktionsstandorten im In- und Ausland Photovoltaik-Systeme installiert und fördern die Nutzung erneuerbarer Energien. So leisten wir einen Beitrag zur Schaffung einer Gesellschaft ohne Kohlenstoffbelastung der Umwelt. Auch zukünftig wollen wir die Kohlenstoffemissionen im eigenen Unternehmen weiter verringern.
Wir bei Sharp möchten einen positiven Beitrag leisten und zu einer Industrie gehören, die dem Klimawandel den Kampf ansagt – und übernimmt dafür Verantwortung. Wir müssen alle proaktiv handeln. Allerdings brauchen wir alle die richtige politische Unterstützung, um die derzeitige außergewöhnliche Krise zu überwinden.
Damit dies klappt, müssen Bottom-up- und Top-down-Ansätze ineinandergreifen. Für Endverbraucher, Unternehmen und Politiker muss der Weg zum Erfolg proaktiv gestaltet werden – lokal und länderübergreifend.
Die zahlreichen Initiativen auf lokaler Ebene sind bewundernswert. Immer mehr europäische Städte gestalten ihre Politik derzeit neu, damit die Menschen in einer besseren Umwelt leben und arbeiten können – und dies in einer Welt, die durch das Virus nachhaltig verändert wird. Zu diesen Plänen gehören: weniger Verkehr, mehr Fahrräder, effizientere Gebäude und eine bessere Energieinfrastruktur.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Chance zu ergreifen, grundlegende Änderungen durchzuführen: Wie wir unsere Industrie und unsere Haushalte mit Energie versorgen, wie wir Reisen, Geschäfte tätigen und Lebensmittel sowie Waren produzieren werden. Dazu müssen wir unsere Lebensweise ändern!
Wir wünschen Deutschland produktive und erfolgreiche sechs Monate bei der Gestaltung und Stützung der europäischen Wirtschaft, der Umwelt und seiner Bevölkerung, hin zu einer nachhaltigeren Zukunft deren Farbe Grün sein muss!
— Der Autor Peter Thiele ist seit 1996 für Sharp tätig. 2003 wurde er General Manager der Solargruppe für Deutschland und Österreich. Der 2012 ist der studierte Elektrotechniker President von Sharp Energy Solution Europe. Thiele gehört zudem dem Vorstand des Bundesverbands Solarwirtschaft an. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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Auch alle schrecklichen Folgen dieser Pandemie, werden nicht Ansatzweise das darstellen, was der Klimawandel an Folgen mit sich bringen würde. Wir müssen den Strukturwandel aus ökologischen, aber auch ökonomischen Gründen durchsetzen. Ein ganzer Kontinent kann die Chance ergreifen sich nachhaltig zu strukturieren und eine Vorreiterrolle in der Welt darzustellen. Lobbyarbeit (siehe Kohleausstiegsgesetz) in der Politik muss verhindert werden und verstanden werden das ein Umdenken nur den Wandel schafft. Ökonomisch ist die Chance gegeben sich im Energiesektor unabhängig zu machen. Alle Konjunkturpakete in EU sollten diesen Strukturwandel fördern und einleiten. Der „Green deal“ muss ein Deal werden, damit Generationen nach uns ein Chance auf ein nachhaltiges Leben kriegen…