Manchmal sind Erklärungen nicht überzeugend. Zum Beispiel, wenn ein O&M-Anbieter auf das Wetter verweist, als in einem Jahr der Ertrag einer Anlage im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent gesunken ist. Das ist bei einer fünf Jahre alten Anlage in Großbritannien nach einer Routineinspektion geschehen, bei der der Ertragseinbruch offensichtlich wurde. Zuvor hatte auch der Anlageneigentümer keine Ahnung, dass die Anlage eine zu geringe Leistung brachte.
Beginnen wir mit der Routineinspektion: „Erstens fielen in der Sichtprüfung nicht mehr als einige Snail Trails auf“, sagt Lucie Garreau, Technical Regional Manager bei DuPont Photovoltaic Solution. Aber das waren nicht viele, daher schloss die Expertin aus dem Ergebnis zunächst, dass es mit einer gewissen Sicherheit nur wenige Zellbrüche gab.
Nach dieser visuellen Inspektion analysierte Lucie Garreau die Ertragsdaten und entdeckte einen starken Abfall von etwa einem Drittel vom dritten zum vierten Betriebsjahr. Das spiegelte sich nicht in dem vom O&M-Auftragnehmer mitgeteilten Performance Ratio wider. Der Dienstleister beobachtete eine stabile Performance Ratio, die beim vereinbarten Ziel von 79,5 Prozent lag. Daher erklärte der O&M-Auftragnehmer den Ertragsrückgang mit einem Wetterumschwung.
pv magazine Virtual Roundtables Europe 2020
Wie können Asset-Manager, O&M-Dienstleister und Projektentwickler und hohe Erträge sicherstellen? Und in welchem Umfang können Sie diese erhöhen? Mehr dazu auf der Session Asset Management des pv magazine Roundtable (englisch) am Dienstag, 9. Juni um 10:00 Uhr. Es wird die Möglichkeit geben, digital zu netzwerken.
Fehler 1: Wetterstation
„Das Wetter weist jedoch keine solche Variabilität von einem zum anderen Jahr auf“, so Garreau. Auch Daten von nahe gelegenen Wetterstationen zeigten, dass der Rückgang der Einstrahlung zwischen den beiden Jahren vernachlässigbar gering war. Die Untersuchung der Wetterstation der Solaranlage selbst ergab dann, dass sie nicht richtig funktionierte. Daher kam Garreau zu dem Schluss, dass der Ertragsabfall auf ein Leistungsproblem und damit auf einen Fehler in der Anlage hindeutet.
Bei einem zweiten Besuch hatten Garreau und ihre Kollegen eine portable Infrarotkamera dabei. Mit dieser entdeckten sie thermische Muster, die mit Hotspots und potenzialinduzierter Degradation (PID) einhergehen. „Die Hotspots waren nicht so, dass sie wirklich besorgniserregend wären“, sagt sie. Weniger als zwei Prozent wiesen eine um mehr als fünf Grad erhöte Temperatur auf.
Fehler 2: PID
Potenzialinduzierte Degradation kann jedoch zu einer raschen Verschlechterung der Anlagenperformance führen, in der beobachteten Größenordnung liegt. Außerdem waren die Kabel heiß, die aus den Modulanschlussboxen kommen. Sie waren mit einem zu engen Krümmungsradius befestigt, was die Verbindungen im Inneren der Anschlussboxen belasten und einen hohen Kontaktwiderstand begünstigen kann. Die Experten haben zwar empfohlen, Kabel lockerer zu befestigen. Das habe aber nicht die Hauptursache für den Ertragsabfall sein können, so Garreau, da die potenzialinduzierte Degradation nun einmal auf den Thermografieaufnahmen zu sehen gewesen sei.
Die Schlussfolgerung war daher, dass sich bei der Anlage zwei Fehler bei der Performance Ratio gegenseitig nihiliert haben. Die potenzialinduzierte Degradation führte zu einem Ertragsverlust von rund einem Drittel. Da die Einstrahlung in der gleichen Größenordnung falsch gemessen wurde, wurde dieser Einbruch in der Stromerzeugung falsch bewertet. „Die Höhe des Leistungsverlustes entsprach zudem dem Schachbrettmuster eines fortgeschrittenen potenzialinduzierten Degradation“.
Interessenkonflikt
Warum sollte ein O&M-Auftragnehmer nicht auf den Ertragseinbruch hinweisen, bei dem die Performance Ratio gut war? Einer der Gründe ist, dass der O&M-Vertrag als Ziel eine bestimmte Performance Ratio definiert und nicht ein Optimum für die gesamte Energieproduktion, erklärt Garreau. Der Auftragnehmer erhält keinen Bonuspunkt für die Einnahmen, und das zwingt ihn, sich auf die Performance Ratio zu konzentrieren.
Einige O&M-Auftragnehmer müssen, je nach Vertrag, eine Strafe zahlen, wenn die Performance Ratio unter einen bestimmten Wert fällt. „Deshalb ist es besser zu glauben, dass die Einstrahlung gering war, als eine niedrigere Performance Ratio zuzugeben“, so Garreau. „Was die potentialinduzierte Degradation betrifft, so kann der O&M-Auftragnehmer kaum etwas tun, um ein Absinken unter das versprochene Niveau zu vermeiden und die Performance Ratio zu beeinflussen“, so Garreau. Daher, so ihre Schlussfolgerung, wäre es viel besser, anstatt die Performance Ratio als Key Performance Indikator für den O&M-Auftragnehmer zu verwenden, ein Maß für Fehlererkennung, Reaktionszeit, Bodenwartung, vorbeugende Wartung und andere Dinge, die vollständig unter Kontrolle des Dienstleisters und die relevant für die Performance sind.
pv magazine Virtual Roundtable Europe
Fragen, die in der Session Asset Management diskutiert werden am Dienstag, 9.6. ab 10:00 Uhr diskutiert werden:
- Gibt es Schätzungen, wie oft es vorkommt, dass die Performance Ratio wegen defekter Wetterstationen oder verschmutzter Sensoren zu hoch gemessen werden? Wie können Investoren sicherstellen, dass dies nicht passiert
- Was muss man über die Qualität und Wartung von Wetterstationen wissen?
- Könnte die potenzialindutzierte Degradation bei einer modernen Anlage mit up-to-date Datenerfassung automatisch erkannt werden? Auch der erhöhte Kontaktwiderstand durch die ungünstige Kabelverlegung?
- Was sind die besten und fairsten Key Performance Indikatoren für O&M-Vertragsnehmer?
- Welche anderen Risiken sollte sich der O&M-Auftragnehmer bewusst sein, die sich nicht in der Performance Ratio widerspiegelt, zum Beispiel Mängel bei der elektronischen Isolation,?
- Neues von der PID-Tests und was wissen wir über die PID-Anfälligkeit heutiger Module?
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