Polnische Photovoltaik-Unternehmen vereint gegen die chinesische Konkurrenz

Hanwha Q-Cells Polen

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Die führenden polnischen Photovoltaik-Unternehmen, wie Bruk-Bet Solar und Easy Solar berichten übereinstimmend, dass sie an Gesprächen teilnehmen, die zur Koordination und der Entwicklung gemeinsamer Initiativen führen sollen. Ziel ist es, sich gegen die chinesischen Wettbewerber zu positionieren und Marktanteile auf dem Heimatmarkt zu gewinnen. Unklar scheint derzeit jedoch noch, in welcher Form die Zusammenarbeit der polnischen Photovoltaik-Unternehmen erfolgen wird.

„Polnische Unternehmen aus der Solarbranche planen eine gemeinsame Offensive“, erklärte der Bevollmächtigte für die erneuerbaren Energiequellen des polnischen Klimaministeriums, Ireneusz Zyska, kürzlich in einem Radiointerview. „Dies soll in Form eines Konsortiums erfolgen. Ziel ist es, die Chancen gezielt dort zu nutzen, wo chinesische Anbieter während der Corona-Krise ihren Verpflichtungen nicht nachkommen konnten.“

Der Vorsitzende des Verbandes der polnischen Photovoltaik-Branche (SBF POLSKA PV), Bogdan Szymański, antwortete auf die Nachfrage von pv magazine jedoch verhaltener und verwies darauf, dass die Initiative nicht in den Verantwortungsbereich des Verbandes fällt. Es ist anzunehmen, dass die Zusammenarbeit der polnischen Photovoltaik-Hersteller sich noch in einem Stadium des Dialogs befindet und noch keine gemeinsamen juristischen Strukturen hervorgebracht hatte.

Der Ideengeber des neuen Projektes ist Solar Bruk-Bet zufolge Grzegorz Wiśniewski vom polnischen Institut für erneuerbare Energie. Noch vor Monaten sagte er in den polnischen Medien, dass der weltweite Marktanteil der chinesischen Photovoltaik-Module 2017 noch bei 68 Prozent lag, 2018 waren es schon 72 Prozent und 2019 dürfte dieser Wert etwa 75 Prozent betragen haben. Nach Einschätzung des Analysten haben sich die Chinesen 2020 zu einer Herstellung von rund 100 Gigawatt verpflichtet. Etwa 20 bis 30 Prozent davon werden sie nicht liefern können, wie Wiśniewski annimmt. Und hier könnten polnische Hersteller eine Alternative bieten.

Wichtiger, so Wiśniewski, ist aber die Situation auf dem heimischen Markt, wo polnische Hersteller 2019 nur noch einen Marktanteil von 25 Prozent hatten. Photovoltaik-Anlagen in Polen nutzten die Module der Chinesen in einem Umfang von 30 Prozent, deutsche Module wurden in rund 25 Prozent der Installationen verbaut. Der Rest stammte aus Vietnam und Italien. Wiśniewski sieht in der Rückgewinnung der chinesischen, vietnamesischen und italienischen Anteile in den nächsten Monaten die größten Chancen für polnische Hersteller.

Bruk-Bet Solar gab eine gesonderte Stellungnahme zur Situation des Unternehmens vor dem Hintergrund der Covid-19-Epidemie ab. „Die Pandemie hat den Produktlieferzyklus verlängert und infolgedessen den Lagerbestand der Händler in Polen erheblich reduziert, der zu mehr als 70 Prozent von produzierenden Unternehmen aus dem Reich der Mitte abhängig ist. Die Lieferungen des polnischen Herstellers Bruk-Bet Solar wurden aufgrund der Streuung des Lieferantennetzwerks in Europa und China sowie der maßgeschneiderten Lagerverwaltung nicht gestört. Zweifellos hat die Schließung einiger Seehäfen und vor allem die Begrenzung der Anzahl der Flüge, den Logistik behindert. Dies führte jedoch nicht zu einer mangelnden Kontinuität der Produktion, die Anfang März rasch zugenommen hatte.“ Auch bei dem Hersteller Corab stehen die Zeichen auf Wachstum, denn das Photovoltaik-Unternehmen ist wegen der wachsenden Nachfrage dazu übergegangen, in drei Schichten zu produzieren.

Unter anderem der chinesische Hersteller Znshine Solar berichtete bereits von Verzögerungen bei Modullieferungen nach Europa. „Nach dem chinesischen Neujahrsfest gab es dort längere Unterbrechungen bei der Produktion nicht nur von Sonnenmodulen, sondern auch bei den Komponenten. Dies führte zu Verzögerungen bei Lieferungen nach Europa von bis zu zwei Monaten. Jetzt ist die Situation wieder normal, die Fabriken arbeiten zu 70 bis 100 Prozent. Es muss aber daran erinnert werden, dass keine Fabrik alles produziert, was für die Photovoltaik-Anlage notwendig ist, so dass nicht alles sofort mit dem Transport nach Europa beginnt“, sagte Krzysztof Dorynek der für den Import nach Polen für den Hersteller Znshine Solar verantwortlich ist.

Die Experten des wichtigsten polnischen Think Tanks im Bereich der Energiepolitik, Forum Energii, weisen ebenfalls darauf hin, dass für die polnische Energiewirtschaft gerade in den erneuerbaren Energiequellen die größten Entwicklungspotenziale enthalten sind, die zur Bewältigung der negativen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise entscheidend beitragen könnten. Aleksandra Gawlikowska-Fyk von Forum Energii empfahl eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen den Produzenten, Netzbetreibern und der Regierung. Eine bessere Koordination der Maßnahmen würde erhebliche Vorteile mit sich bringen. Das erfolgreiche Förderprogramm „Mój Prąd“ müsste nicht nur weitergeführt werden, sondern deutlich erweitert und ausgebaut werden, denn die Stärke der polnischen Unternehmen beginnt auf dem großen einheimischen Markt. Auf diesem Weg können die Unternehmen im Anschluss an die Erfolge auf dem polnischen Markt erfolgreich weitere Anteile des europäischen und weltweiten Marktes hinzugewinnen.

Doch nicht alle im Land halten die Pläne der polnischen Photovoltaik-Unternehmen für zielführend. Kritiker aus Politik und Energiewirtschaft verweisen darauf, dass die chinesischen Unternehmen nach dem Abebben der Epidemie in China erstaunlich schnell ihre Produktionskapazitäten wieder hochgefahren haben und in der Lage sein werden in absehbarer Zeit sämtliche Verzögerungen wieder aufzuholen. Ferner ist es noch völlig offen, ob es mittel- und langfristig zu Veränderungen und Bewegungen auf den europäischen Photovoltaik-Märkten kommt. Die Hoffnungen, dass die Krise dazu führt, dass der Preisverfall für Solarmodule gestoppt wird, könnte verfrüht sein, so die Kritiker der Pläne. (Aleksandra Fedorska/Tadeusz Rawa)

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