„Was jetzt passiert, ist eine rote Flagge als Warnung für all jene, die dachten, dass die Strompreise immer hoch bleiben werden.“ So lautete die Einschätzung von Antonio Delgado Rigal, dem Chef des spanischen Energieprognosedienstleisters Aleasoft, zur Covid-19-Pandemie. Es sei unmöglich, das Ausmaß der sich entwickelnden sozialen und wirtschaftlichen Krise vorherzusagen, da ein sofortiges Ende der Krise nicht in Sicht sei, sagte er auf Anfrage von pv magazine.
„In allen Wirtschaftssektoren werden wir in einem Schockzustand sein und wochenlang blockiert, bis das Ende des Tunnels zu sehen ist. Das bedeutet, es ist zu früh, irgendeine Frage im Zusammenhang mit den PPA [Stromabnahmeverträgen] zu bewerten“, sagte Delgado Rigal. „Irgendwann werden wir die Talsohle erreichen und der Wiederaufstieg wird beginnen, und in diesem Moment können wir die Tiefe und Breite der Coronavirus-Krise auf dem Sektor bewerten.“
Die unmittelbarste Folge des Coronavirus-Ausbruchs für den förderfreien Photovoltaik-Markt ist ein Rückgang der Transaktionspreise aufgrund fallender Spotpreise an den Strombörsen und Energie-Futures. Delgado Rigal sagte weiter, dass ein Marktumfeld, in dem der Gas- und Stromverbrauch sinkt und die Brennstoffpreise zusammenbrechen, Chancen für große Energieverbraucher bieten könnten, die nach kostengünstigem Strom suchen. „Wie wir immer gesagt haben, neigt der Strommarkt zum Gleichgewicht“, sagte der Analyst. „Wenn die Marktpreise fallen, begünstigt der Markt diejenigen, die verbrauchen, und entmutigt diejenigen, die investieren und produzieren.“
Verkäufe von Projekten
Der Aleasoft-Chef prognostiziert, dass die Finanzierung von Photovoltaik-Projekte ohne Förderung zum Erliegen kommen wird, bis genauere Prognosen über den Sektor gemacht werden können. „Die Photovoltaik-Projekte, die mit mehr Risiken ausgestattet sind, sind solche mit einer kurzfristigen Zeithorizont und solche, deren Entwickler Probleme haben, eine Finanzierung zu finden“, sagte Delgado Rigal. „Ihre Entwickler werden jedoch immer die Chance haben, sie zu verkaufen.
Aber die Aktivitäten werden wieder aufgenommen, fügte der Analyst hinzu, von denjenigen, die den Sturm überstehen werden. „Es sind noch Monate bis zum Jahresende übrig und wir müssen Geduld haben“, sagte er weiter. Projekte ohne Finanzierung würden wahrscheinlich am Ende verkauft. „Die großen [Investitions-]Fonds bereiten sich darauf vor, in den Photovoltaik-Sektor einzusteigen und Schnäppchen zu machen. Wenn es um eine gute Projektfinanzierung geht, besteht immer die Möglichkeit, dass der Markt einbricht und dass er wieder steigt. Deshalb betonen wir auch die Bedeutung von Prognosen, die auf wissenschaftlichen Modellen basieren.
In guten Zeiten sollten Projektentwickler für Phasen planen, in denen der Strompreis fällt. Dies wird nach Aussage des Analysten unweigerlich und periodisch geschehen. Doch es gebe einen entscheidenden Unterschied zwischen der fiskalpolitischen Reaktion auf die erwartete Covid-19-Rezession und der des letzten Crashs, so Delgado Rigal.“In dieser Krise werden die Banken im Gegensatz zur Finanzkrise von 2008 über Liquidität verfügen. Das ein großer Unterschied ist“, sagt der Aleasoft-Chef.
Im ersten Teil unserer kleinen Serie erklärten zwei Analysten von Enervis pv magazine, dass es bei PPA-Photovoltaik-Projekten, die sich in Europa in der Entwicklung oder im Bau befinden, aufgrund der Coronavirus-Pandemie zu Verzögerungen kommt. Aufgrund des derzeitigen Strompreisniveaus gebe es zudem aktuell kein Geschäftsmodell für solche Anlagen mehr. Daher erwarten die Enervis-Analysten, dass es zumindest bis zum Jahresende wohl zu keinen weiteren Abschlüssen von PPAs mehr kommen wird.
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Das ist doch von vorne bis hinten Mist, was der da erzählt:
1. Das Marktgleichgewicht stellt sich nicht ein. Auf einem freien Strom-/Kraftwerksmarkt hätte man das gleiche Problem, wie die Schweinezüchter: Wenn die Preise wegen Knappheitssituation hoch sind, wird investiert. Mit einer Zeitverzögerung von einigen Jahren kann die Knappheitssituation beendet werden. Weil aber mehr investiert wurde, als der Markt aufnehmen kann, schlägt sie sogar in eine Überflusssituation um. Nur die Investitionen gibt es, und sie haben eine Amortisationszeit von 20 Jahren und mehr. Jetzt fallen die Preise und die Investitionen, bis nach einigen Jahren der Schweinezyklus von vorne los geht.
2. PPAs sind doch gerade nicht vom Börsenpreis abhängig, sondern die Vereinbarung („Agreement“) wird so getroffen, dass allenfalls ein kleiner Teil des Strombezugspreises, den man mit dem Abnehmer vereinbart, vom laufenden Börsenpreis abhängig gemacht wird, sonst würde einem das doch keine Bank finanzieren. Das Fixum muss so eingestellt werden, dass es zusammen mit dem Eigenkapital die Investitionskosten zu 100% deckt. Es mag sein, dass einige potenentielle Abnehmer gerade zögerlich sind, mit der Vereinbarung neuer Bezugsverträge, weil sie das Ende der Corona-Verwerfungen abwarten wollen. Einige Pleiten sind ja unvermeidlich, weil den Unternehmen, die schon vorher auf der Kippe standen, die notwendige Anpassungsfähigkeit fehlt.
Ich denke, da soll Politik gemacht werden: Die Politik soll nicht darauf hoffen, dass jetzt die PPAs den Aufbau der notwendigen Erneuerbaren-Kapazitäten übernehmen. Aber so doof sind die in den Ministerien doch auch nicht, dass die das nicht merken.
Die Branche sollte sich auf das konzentrieren, was jetzt ansteht: Zeitgerechte Produktion, z.B. durch Ost-West-Anlagen und Speicherung. Mir ist zB. nicht klar, warum die Anlagen, die auf Wasserflächen gebaut werden, nicht so konstruiert werden, dass sie sich der Sonne nachdrehen. Natürlich nicht im großen Block, sondern über Ketten verbundene kleine Inselchen. Die reibungsfreie Lagerung hat man gratis. Man schaue sich doch mal das gegenwärtige Einsatzprofil der Pumpspeicherkraftwerke an: morgens und am frühen Abend decken sie die Bedarfsspitzen, während der PV-Peak zwei Stunden zu spät anfängt und vier Stunden zu früh wieder weg ist. Wenn die PV davon mehr abdecken könnte, könnten die Pumpspeicher ihre Tätigkeit mehr in die Nacht verlegen. Zu Zeiten von Kernkraft und Braunkohle wurden sie nachts noch aufgeladen, heute könnten sie dort die wegfallende Kernkraft ersetzen, aufgeladen mit dem Mittagspeak der PV.
Mit einem vernünftigen Erzeugungsprofil lassen sich dann auch lukrative PPAs abschließen. Das wäre doch gelacht, wenn der PV-Strom morgens und abends nicht mit dem teuren Pumpspeicherstrom konkurrieren könnte.