Die Bauarbeiten an den energieautarken Mehrfamilienhäusern in Oranienburg gehen weiter. Trotz der aktuellen Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Europa seien die Wärmespeicher für die zwei Gebäude aus der Schweiz nach Brandenburg geliefert worden. Am Mittwoch seien die rund acht Meter hohen Speicher aufgestellt worden, teilten die beteiligte Unternehmen, die Wohnungsbaugesellschaft mbH Oranienburg (WOBA) und das Sonnenhaus-Institut mit. Die energieautarken Mehrfamilienhäuser sollen hauptsächlich über Solarenergie mit Strom und Wärme versorgt werden. Dafür werden Photovoltaik- und Solarthermieanlagen mit Strom- und Wärmespeichern gekoppelt.
„Auf die geplante feierliche Speichertaufe haben wir verzichtet, aber wir sind sehr froh, dass es mit dem Bau wie geplant weitergehen kann“, sagt WOBA-Geschäftsführer Bernd Jarczewski. Vorbild für das Projekt sind 2018 in Cottbus realisierte Mehrfamilienhäuser, deren Energiekonzept auf das Sonnenhaus zurückgeht. Dies sieht vor, dass Gebäude mindestens die Hälfte des Wärmebedarfs für die Raumheizung und Warmwasserbereitung solar gedeckt wird. Bei den Mehrfamilienhäusern in Oranienburg war aber das Ziel, sowohl in der Wärme- als auch in der Stromversorgung einen hohen Anteil an Solarenergie zu erreichen. Zudem wird die Elektromobilität gleich mitgedacht.
Für die Stromversorgung werden bei dem einen Gebäude auf dem Dach und der Fassade Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 36,4 Kilowatt installiert. Lithium-Ionen-Batterien mit 42 Kilowattstunden Speicherkapazität sind ebenso vorgesehen. Für das zweite, etwas kleinere Mehrfamilienhaus sei das Konzept mit Photovoltaik und Speicher entsprechend dimensioniert worden und die Anlagen sind etwas kleiner. Damit wollen WOBA und Sonnenhaus-Institut eine Deckung des Strombedarfs von 70 Prozent erreichen.
Die Wärmeversorgung soll zu rund 60 Prozent über Solarthermie erfolgen. Dafür werden auf dem größeren Mehrfamilienhaus 69 Quadratmeter Kollektoren installiert. Die dazugehörigen Langzeit-Wärmespeicher haben ein Fassungsvermögen von 18 Kubikmetern. Damit soll ein Deckungsgrad von rund 60 Prozent erreicht werden. Wenn im Winter nicht genügend Solarwärme erzeugt wird, soll eine Gasbrennwerttherme einspringen, wie es weiter hieß.
Mit dem hohen Anteil an Solarenergie will WOBA die Strom- und Wärmekosten langfristig niedrig halten. Die Wohnungsbaugesellschaft wird den Mietern eine „Energie-Flat“ anbieten. So sollen die Kosten für Wärme und Strom bereits im pauschalen Mietpreis enthalten sein. Zusätzlich könnten die Mieter ihre Elektroautos an den Ladepunkten auf dem Gelände mit Solarstrom laden.
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Ohne dieses Projekt jetzt schlecht reden zu wollen, aber: „Energieautark“ sind diese Häuser nicht. Die Verwendung dieses Begriffs ohne wenigstens eine Prozentzahl anzugeben, ist ein Etikettenschwindel. Dass es sich eingebürgert hat, dass man auch „ein bißchen autark“ sein kann, muss man hinnehmen. Der ursprüngliche Begriff schloss das eigentlich aus: Entweder man ist autark, dann erzeugt man ALLE seine Energie selbst, oder man ist es nicht. Inzwischen ist der Begriff so ausgiebig verwässert worden, dass man auch teilautark sein kann. Wenn man aber nur teilautark ist, dann ist die Behauptung, man sei autark, immer noch ein Etikettenschwindel.
Das Problem ist: Manche Leute lesen nur die Überschrift und nicht das Kleingedruckte, und schon ist das Gerücht in der Welt.
Stellt sich dann die Wahrheit heraus, ist die Enttäuschung groß, und es entsteht Unmut über die Branche, die doch immerhin relative Verbesserungen schon bringt.
Also: Immer schön bei der Wahrheit bleiben, zahlt sich auf die Dauer aus.
Zum technischen Konzept: Ich finde es schade, dass man nicht Hybrid-Kollektoren einsetzt, die Strom und Wärme parallel produzieren. Damit könnte man den Teilautarkiegrad noch erhöhen. Wahrscheinlich hat man kein Konzept, was man im Sommer mit der vielen Wärme anfangen soll, ohne dass die PV leidet. Aber gerade dieses Problem gälte es mal anzupacken. Durch die Doppelnutzung der Flächen muss nicht jede einzelne Modalität (Strom bzw. Wärme) mit dem maximalen Wirkungsgrad arbeiten, um dennoch effizient zu sein. Und gerade der schwierige Winter würde vom höheren Gesamtwirkungsgrad profitieren.
Was ist an den Mehrfamilienhäuser energieautark, wenn nur 70 Prozent des Stroms mit Photovoltaik und nur 60 Prozent mit Solarthermie gedeckt werden?