Stromabnahmeverträge (PPAs) für große Photovoltaik-Projekte könnten in Europa aufgrund der Covid-19-Pandemie zum Stillstand kommen, wie das Beratungsunternehmen Enervis erklärt. Auf Anfrage von pv magazine sagte der Senior-Berater Tim Steinert, dass die Folgen der Pandemie bereits sichtbar seien. „Bei dem derzeitigen Spotpreisniveau auf den europäischen Märkten gibt es kaum noch ein Geschäftsmodell für förderfreie Projekte“, sagte er. „Wenn man die aktuellen Großhandelspreise mit den Vollkosten der Projekte vergleicht, wird man keinen Markt sehen, auf dem unter den aktuellen Bedingungen noch ein förderfreies Geschäftsmodell funktioniert. Dies wird sich hoffentlich bis Ende dieses Jahres oder Anfang nächsten Jahres wieder ändern“, so Steinert weiter.
Seiner Meinung nach wird der Großteil der geplanten Projekte, die noch keinen PPA abgeschlossen haben, vorerst auf Eis gelegt. Das bedeutet, dass alle Stromabnahmeverträge für Photovoltaik-Projekte, die in diesem oder im nächsten Jahr unterzeichnet werden sollten, sehr wahrscheinlich verschoben werden. „Wir hoffen auf eine Entspannung Ende dieses und Anfang nächsten Jahres, aber wir wissen noch nicht, wie sich die von der Nachfrage getriebenen Strom-, CO2- und Gaspreise Strompreise in den nächsten Monaten entwickeln werden“, so Steinert.
Er erklärte weiter, dass Investoren eher geneigt sein werden, sich Projekten mit irgendeiner Art von Förderung zuzuwenden. „Niemand ist derzeit wirklich auf der Suche nach Projekten mit reinem Marktrisiko „, fügte er hinzu.
Nach Aussage von Enervis-Analystin Rita Kunert könnten auch Photovoltaik-Projekte mit einem bereits unterzeichneten PPA in Schwierigkeiten geraten, insbesondere solche, die noch in diesem Jahr fertiggestellt werden müssen. „Die Stilllegung von Industrien in China könnte zu Verzögerungen bei den Produktlieferungen führen, und die Folgen für viele im Bau befindliche Projekte sind offensichtlich“, sagte sie pv magazine.
Ihrer Meinung nach werden Projekte, die derzeit die Genehmigungs- und Netzzugangsverfahren abschließen müssen, wahrscheinlich auf größere Schwierigkeiten stoßen, da die Ressourcen der Verwaltungen und Netzbetreiber vorübergehend eingeschränkt sind. Dies betreffe auch Projekte, deren Netzanschluss im späteren Verlauf des Jahres 2021 geplant sei. „Bislang kann jedoch niemand das Ausmaß dieses Ereignisses für die Weltwirtschaft vorhersehen“, sagte sie. „Aber sicherlich wird es einige Störungen geben.“
Ein kürzlich von Enervis veröffentlichter Bericht schätzt, dass in den letzten Jahren in Europa PPAs für Photovoltaik-Projekte mit einer Gesamtleistung von 8,4 Gigawatt unterzeichnet wurden. Diese Studie, die auf Daten aus 25 Ländern basiert, ergab, dass der größte europäische PPA-Markt für Photovoltaik-Kraftwerke in Spanien ist. Allein im vergangenen Jahr wurden in dem Land 4,39 Gigawatt Photovoltaik-Anlagen mit PPAs angekündigt. Für Italien und Deutschland ermittelte Enervis PPA-Projekte mit 1,91 Gigawatt und 1,05 Gigawatt, wobei die Nachfrage auch in Portugal (444 Megawatt), Dänemark (338 Megawatt), Frankreich (158 Megawatt), der Ukraine (44 Megawatt), Polen (35 Megawatt), Schweden (16 Megawatt) und Großbritannien (6 Megawatt) anstieg.
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