Die goldenen Jahre der Solarindustrie in Europa sind lange vorbei. Doch mit dem von der EU-Kommission angekündigten „Green Deal“ keimt neue Hoffnung auf. Am 4. März will Brüssel die dazugehörige Industriestrategie veröffentlichen, wie es am Freitag von Solarpower Europe hieß. Diese werde verdeutlichen, was die langfristige Vision der EU für Produktion und Innovation in Europa sein werde.
In einem gemeinsamen Brief haben Solarpower Europe, das Fraunhofer ISE, die Europäische Vereinigung der Forschungsinstitute (Eurec), 10 weitere Forschungsinstitute und 17 nationale Photovoltaik-Verbände nun die EU-Kommission aufgefordert, in diesem Zusammenhang auch eine Industriestrategie für die Photovoltaik in Europa zu verabschieden. Das Schreiben sandten sie an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und ihre Vize-Präsidenten Frans Timmermans und Margrethe Vestager sowie die Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton und Energie-Kommissar Kadri Simson. Das Fraunhofer ISE sei der jüngste Unterzeichner eines gemeinsamen Schreibens, in dem die Kommission aufgefordert wird, eine umfassende Industriestrategie für die Solarenergie aufzustellen, die die europäische Solarindustrie als strategische Wertschöpfungskette anerkennt und neue Möglichkeiten für die Photovoltaik-Industrie eröffnet, etwa die Möglichkeit für IPCEIs, also besonders von der EU geförderte Großprojekte.
„Die Photovoltaik spielt weiterhin eine wesentliche Rolle bei der Transformation unseres Energiesystems, und der Markt boomt auf globaler Ebene. Europa ist bei dieser Technologie immer noch technologisch führend, aber um diese Position zu halten und nicht von Importen abhängig zu werden, müssen wir die Solarzellenproduktion auf unserem Kontinent wieder aufbauen“, erklärte Andreas Bett, Direktor des Fraunhofer ISE. Das Freiburger Institut hatte erst unlängst eine Studie herausgegeben, die zeigt, dass eine Photovoltaik-Produktion im Gigawattmaßstab in Europa wettbewerbsfähig und wirtschaftlich möglich ist.
Walburga Hemetsberger, CEO von Solarpower Europe, verwies darauf, dass die Photovoltaik in Europa in eine neue Wachstumsphase eingetreten ist. 2019 verdoppelte sich der Photovoltaik-Zubau in Europa. Auch für die nächsten Jahre sei von einem weiteren Wachstum der Installationszahlen auszugehen. „Die europäischen Entscheidungsträger haben die einmalige Gelegenheit, eine Industriestrategie umzusetzen, die eine robuste und wettbewerbsfähige europäische Solarindustrie zukunftssicher macht, enorme wirtschaftliche, soziale und ökologische Vorteile für den gesamten Kontinent bringt und sicherstellt, dass der europäische Green Deal vor den Fristen der Kommission erreicht wird“, sagte Hemetsberger.
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Wenn man der Schiffbauindustrie die Subventionen nicht mehr vorne und hinten reinschiebt, sondern sie im Gegenteil auf Umweltstandards verpflichtet, beispielsweise Gasantrieb statt Schweröl, dann wird der Transport von fertigen Modulen aus Asien so teuer, dass der Preisvorteil der asiatischen Produzenten wieder dahin ist. Da schreien natürlich die Schiffbauer und die Hafenbetreiber und – und – und. Eine andere Möglichkeit wäre, wie Frau vdL schon angresprochen hat, alle Waren entsprechend ihrem Umwelt- und Sozialverbrauchsinhalt mit Einfuhrzoll zu belegen. Das wäre die ehrlichste Form, weil dann ein echter Wettbewerb herrscht.
Das mit der Abhängigkeit von ausländischen Produzenten ist ein zweischneidiges Schwert: Arbeitsteilung ist ja prinzipiell nichts schlechtes. Aber auf dem Pharmamarkt haben wir schon gesehen, dass es sehr problematisch sein kann, wenn Lebenswichtiges plötzlich knapp wird, und es dauert, bis hier wieder eine Produktion hochgezogen wird. China ist halt keine freie Marktwirtschaft, sondern da wird der Handel eingesetzt, um Politik zu machen, anders als in Europa, wo die Politik eingesetzt wird, um Handel zu treiben. Deshalb sollte man zumindest immer mehrere unabhängige Lieferanten haben, auch wenn die nicht alle die billigsten sind.
Bisher hat Europa gut davon gelebt, technologisch immer etwas vorne dran zu sein, und das Etablierte dann den Nachahmern zu überlassen. Aber selbst das funktioniert nicht mehr so wie einst. Die Chinesen mit ihrem Toprunner-Programm haben vorgemacht, was sie können. Prinzipiell keine schlechte Entwicklung, wenn nicht die europäische Dominanz durch eine andere, bspw. chinesische, abgelöst wird, sondern man zu einem gleichwertigen Miteinander kommt mit ausgeglichenen Handelsbilanzen.