Die massive Kritik am gestern zwischen Bund und Ländern vereinbarten Kohleausstiegsfahrplan ist mehr als berechtigt.
Der Weiterbetrieb von großen Teilen der Kohlekraftwerke in Deutschland zum Teil bis 2038 wird nun auch noch mit 4,35 Milliarden Euro aus Steuereinnahmen zusätzlich subventioniert und sogar das neugebaute Kohlekraftwerk Datteln 4 soll entgegen der Empfehlung der Kohlekommission in Betrieb genommen werden.
Statt diese Milliarden in den Ausbau des Ökostromes zu stecken, wird mit diesen neuen Kohlesubventionen der Weiterbetrieb der Kohlekraftwerke künstlich gegen die immer billiger werdende Konkurrenz der klimafreundlichen Erneuerbaren Energien geschützt. Ohne die vielfältigen neuen und noch bestehenden Kohlesubventionen wären die Kohlekraftwerke längst unwirtschaftlich. Der Ausbau der emissionsfreien erneuerbaren Energien könnte das Abschalten aller Kohlekraftwerke weit vor 2038 ermöglichen. Doch die Bundesregierung blockiert weiter den Ausbau der erneuerbaren Energien und vernichtet nun auch Zehntausende Jobs in der Windindustrie, nachdem bereits etwa 80.000 in der Solarwirtschaft verloren gingen, nur um einige Tausend in der Kohlewirtschaft zu erhalten.
Damit zementieren Bundesregierung und die beteiligten Länder in unverantwortlicher Weise noch 18 Jahre lang hohe Treibhausgasemissionen. Die Bundesregierung missachtet damit in eklatanter Weise ihre mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens eingegangenen Verpflichtungen, denn dort wurde vereinbart, die Erderwärmung möglichst nicht über 1,5 Grad Celsius hinaus ansteigen zu lassen.
Am gleichen Tag haben die US-Behörden NASA und NOAA (Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde) ihre höchst alarmierende Analyse über die Erderwärmung vorgestellt. So hat sich unser Planet bereits um 1,2 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit aufgeheizt. Schlimmer noch ist die Erkenntnis, dass sich die Erdtemperatur aktuell pro Jahrzehnt um 0,18 Grad Celsius erhöht, mit sich schnell beschleunigender Tendenz, weil ja weiterhin hohe Emissionen stattfinden werden, zum Beispiel durch deutsche Kohlekraftwerke. Damit wird das in Paris angestrebte Ziel von 1,5 Grad Celsius nach Angaben der NASA spätestens 2035 überschritten.
Zudem hat die Bundesregierung keinerlei Pläne, wie sie die klimaschädliche Nutzung von Erdöl und Erdgas beenden will. Wenn die Pariser Klimaziele voraussichtlich längst überschritten sein werden, im Jahre 2050, soll Deutschland ja erst klimaneutral sein. Das bedeutet, dass Deutschland selbst dann immer noch Treibhausgase emittieren wird, die lediglich durch „negative Emissionen“ ausgeglichen werden sollen.
Damit setzt sich die Koalition aus Union und SPD, genauso wie fast alle Regierungen der Welt, gnadenlos über die Überlebensinteressen der Menschheit hinweg. So hat die UN gerade davor gewarnt, dass im südlichen Afrika eine Hungerkatastrophe droht, wie sie in ihrer Dimension noch nie auf diesem Planeten existierte. 45 Millionen Menschen sind vom Hunger bedroht, weil insbesondere die Auswirkungen der Erderwärmung – schon heute bei 1,2 Grad Celsius –die Ernten im südlichen Afrika durch extreme Dürren und Überschwemmungen vernichtet haben.
Auch in Australien ist bereits wegen schlimmster Hitze und Trockenheit eine Wald- und Buschfläche in der Größe Bulgariens verbrannt, mitsamt über einer Milliarde Vögel, Reptilien und Säugetiere.
Was wird auf dem Planeten wohl erst in 15 Jahren los sein, wenn der Temperaturanstieg 1,5 Grad Celsius überschritten haben wird?
Die Uneinsichtigkeit über das eigene politische Klimaschutzversagen äußert sich zunehmend auch in aggressiven Äußerungen gegenüber Klimaschützern. So hat sich der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern in höchst aggressiver Weise über die Auswahl des Wortes „Klimahysterie“ als Unwort des Jahres geäußert.
Er beschimpft lieber weiter engagierte, bürgerliche Klimaschützer als Klimahysteriker, die auf die reale katastrophale Weltlage aufmerksam machen und wirksamen Klimaschutz einfordern. Doch echter, wirklich wirksamer Klimaschutz ist von Seiten Aiwangers weder festzustellen, noch zu erwarten. So verteidigt er weiterhin die 10H-Regelung in Bayern, womit der Ausbau der emissionsfreien Stromerzeugung mit Windkraft in Bayern fast völlig beendet wurde.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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Dieses unsubstanzierte Gerede des Herrn Fell kann man nicht mehr hören. Warum macht sich das ansonsten seriöse PV Magazin zu seinem Sprachrohr. Offensichtlich ist Versorgungssicherheit ein Fremdwort für ihn. Nachts scheint keine Sonne und der Wind weht nur wenn er will. Auch wenn der PV-Ausbau noch schneller weitergeht, was wir ja alle hoffen und wollen, brauchen wir für eine Übergangszeit noch konventionelle Kraftwerke. Es ist ja nicht so, dass die Kohlekraftwerke bis 2038 weiterlaufen, sie werden sukzessive abgeschaltet. Wenn es geht die letzten bereits 2035. Und die Gaskraftwerke produzieren ja auch CO2, wenn auch weniger. Es passt den Grünen halt nicht, dass die schwarzrote Bundesregierung mit ihrem Klimapaket und den darauf folgenden Beschlüssen durchaus einen beachtlichen Schritt in die richtige Richtung gemacht haben…
Interessant. Sie schreiben „Die schwarzrote Bundesregierung hat mit ihrem Klimapaket und den darauf folgenden Beschlüssen durchaus einen beachtlichen Schritt in die richtige Richtung gemacht.“
Nur komisch, dass das leider für die Bürger überhaupt nicht erkennbar ist.
Anstelle tragfähige und mittel- und langfristig nachhaltige Konzepte zu liefern werden hier weiterhin Steuermilliarden verplempert und scheinbar ungeniert den Lobbyisten das Leben versüßt.
So ist in jedem Fall das Einkommen der Entscheider (spätestens) nach dem Abtreten von der politischen Bühne gesichert.
Rüdiger Beising sagt:
Dieses unsubstanzierte Gerede des Herrn Fell kann man nicht mehr hören. Warum macht sich das ansonsten seriöse PV Magazin zu seinem Sprachrohr. Offensichtlich ist Versorgungssicherheit ein Fremdwort für ihn.
@ Rüdiger Beising.
Die Versorgungssicherheit ist deshalb kein Fremdwort für H.J. Fell, weil er tiefer in der Materie unterwegs ist, als seine Kritiker.
Schauen Sie mal hier.
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1081151.kohlekraft-ungenutzte-reservekraftwerke-kosten-millionen-euro.html
Wie soll der Bürger es erkennen, wenn der Strom auch nachts aus der Steckdose kommt? Und was der Bürger sonst noch erkennt, bei so viel EE-Lobbyistennebel ist kaum nachvollziehbar.
Aber es ist nachvollziehbar, dass allein im Rheinland 2,8 GW Braunkohle bis 2023 abgeschaltet werden. Wenn es für Sie nichts ist, dann …..
Wenn Sie den Dreisatz beherrschen, dann rechnen Sie aus , was dies binnen drei Jahren an RWE-KW-Leistung ist.
Reduzieren Sie doch ihr Einkommen um den gleichen %-Satz.
Was ist dies nur für ein polemisches Gerede!!?
Mal sehen, wann das erste Braunkohlekraftwerk wegen Kühlwassermangel vom Netz geht. Im Herbst 2018 musste in Lippendorf 2×920 MW mit Wasser aus der Trinkwassertalsperre Eibenstock nachgespeist werden. Im Erzgebirgskreis wurde erst im Dezember das „Schöpfverbot“ seit 9. Juli geltend aufgehoben. Ich bin vor ein paar Tagen am Pegel Lichtenwalde an der Zschopau vorbeigekommen. Der Wasserstand war so ca. 10 cm höher als in der Hitzewelle (damals 2,5 m3 pro Sekunde, jetzt ca. 7) und das im Winter. Die Wasserkraftwerke laufen mit ca. 20 -30 % und das im Winter. Wenn jetzt noch so ein Sommer kommt, dann kann es in der Lausitz schon Probleme geben. Übrigens auch in Westpolen schwerste Dürre. Schauen Sie mal, was Deutschland betrifft den „Dürremonitor“ vom UFZ an.
Ok, und sie meinen also, dass mit der sofortigen Abschaltung aller deutschen Braunkohlekraftwerke anstelle einer gezielten Abschaltung von ca. der Hälfte bis 2030 die globale „Dürre“ verhindert werden kann?
Wenn also allein der globale jährliche Zuwachs der Treinhausgase mehr als das Zehnfache des aktuellen CO2-Ausstoßes der deutschen Braunkohle beträgt ist es kein Hinderungsgrund, sondern erst recht eine Forderung an uns?
OK. Jetz sind wir an dem Punkt angekommen, an dem wir an die Verantwortlichn des PV-Forums appellieren sollten, die Diskussion um Speichermedien, privat und auch übergeordneten, ein Wenig mehr Focus zu verschaffen.
Bislang war die Energielandschafft geprägt durch die Dickschiffe Atom und Kohle.
Mit deren zukünftiger Abschaltung und deren zunehmender Verknappung stellt sich mehr und mehr die Frage, nicht nur der Quantität der Alternativen Energieen sondern auch deren mitunter eingeschränkten Verfügbarkeit.
PV funktioniert halt Nachts nur auf der anderen Erdhälfte.
Die zweite Produktions-oder auch Nacht-Schicht wird trotzdem E-Energie brauchen.
Zukünftig sollen die meisten E-Fahrzeuge Nachts ihre Batterieen geladen bekommen.
Wie sieht es mit einem geordneten Speichermanagement aus?
Ist die Netzargentur, deren Aufgabe es ist, die Netze stabil zu halten, hier in irgendeiner Position?
Ich vermute, dass man derzeit am Besten bedient ist, wenn man sich nicht weiter auf den Staat und sonstige Akteure verlässt.
Wir werden auch unser neues Zuhause komplett autark gestalten.
Der überschüssige Strom aus der Photovoltaik- und der Horizontal-Windenergie-Anlage fließt tagsüber in die beiden Elektro-Autos (128 kWh). Diese versorgen nachts das Haus mit Wasch- und Spülmaschine, Wärmepumpe, Kühlgerät und ähnlichem und heizen bei Bedarf auch das Wasser auf.
Eine 2-kWh-Speicher hilft den Kleinverbrauchern, wenn mal keines der Fahrzeuge verfügbar sein sollte.
Wasser wird aus der Luft (über Verdampfer mit Sole – 1 Liter aus ca. 200 m3 Luft in ca. 2 Minuten, anschließende Mineralisierung) und als Regenwasser genutzt.
Abwasser geht – wenn nicht getrennt und anders nutzbar – in die Verrieselungsanlage.
@peter rentfort
Die Kraftwerke wurden für einen bestimmten Standort und einen Temperaturbereich und die Abstützung auf lokale Mittelwerte und Maximalwerte von Niederschlag ausgelegt. Diese Grundparameter ändern sich nun leider aufgrund ihres langjährigen Betriebes und weiterer Werke auf diesem Planeten. Eindeutig ein „sich selbst das Wasser abgraben“. Da hilft Ihr Jammern um den Status quo gar nichts. Ebenso wird es sein, wenn wir zunehmend Tornadogebiet werden. Dann wird die regionale Energieversorgung ein Muss.
@peter rentfort +@Eckehard Erben
Ihr gefürter Zwist über die verknappenden Reccourcen der bestehenden Auslegungsbedingungen für Kühlwasser der Kraftwerke und Hilfsmittel für die Energieversorgung und auch deren erheblichen sozialen Einschnitte werden uns hier nicht weiter bringen.
@Perter Renfort sagt:
„Wenn also allein der globale jährliche Zuwachs der Treinhausgase mehr als das Zehnfache des aktuellen CO2-Ausstoßes der deutschen Braunkohle beträgt ist es kein Hinderungsgrund, sondern erst recht eine Forderung an uns?“
Ich für meinen Teil verstsehe es nicht. Würden Sie uns Ihre Gedanken ein wenig mehr erläutern?
Bitte erklären Sie, was aus Ihrer Sicht für die Energiewende getan werden sollte.
Nach 13 Tagen Wartezeit werden wir offensichtlich keinerlei Antwort mehr bekommen, dabei hat die Faschingszeit noch nicht mal begonnen.
Vielen Dank dafür