Dieser Beitrag ist eine Replik auf den am 7. Januar 2020 veröffentlichten Gastkommentar von Hans-Josef Fell: „Bundesverband Solarwirtschaft setzt sich für höhere Subventionen für Erdgasheizungen ein„
Lieber Hans-Josef,
vielen Dank für Deinen Zwischenruf zum Erfolg des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) in Sachen solarer Wärme, auch wenn uns die Gleichsetzung des BSW-Solar mit Exxon, BP und Gazprom doch ein wenig überrascht hat. In einem Punkt hast Du aber vollkommen recht: Der BSW-Solar hat durchgesetzt, dass der Anreiz zum Austausch fossiler Heizsysteme deutlich erhöht und vereinfacht wird. Und wir dürfen voller Stolz auf das Erreichte ergänzen: Der BSW-Solar hat außerdem mit durchgesetzt, dass die Förderung rein fossiler Heizungen beendet ist, dass ab 1. Januar Ölkessel endlich nicht mehr gefördert werden, dass Ölkessel ab Mitte der zwanziger Jahre im Neubau verboten werden und dass Gaskessel nur noch in Kombination mit erneuerbaren Energien gefördert werden. Die Nachrüstung einer Solaranlage darf keinesfalls auf den St. Nimmerleinstag verschoben werden, sondern muss spätestens nach 24 Monaten erfolgen. Neben dieser deutlichen Verbesserung der solaren Förderanreize ist es durch den jahrelangen Einsatz des BSW-Solar und anderer Verbände endlich geglückt, zumindest einen Einstieg in die CO2-Bepreisung fossiler Energieträger im Wärmesektor zu erreichen.
Der BSW-Solar macht auch keinen Hehl daraus, dass er solare Hybridheizungen für förderwürdig hält – nicht nur, weil der solare Deckungsgrad dieser Heizungen ganz erheblich über den von Dir genannten „weniger als 10 Prozent“ liegt, sondern vor allem, weil es besser ist, Hybridheizungen zu fördern, als ausschließlich fossile Heizungen.
Wer hätte den Stopp der Förderung von ausschließlich fossilen Heizungen und die CO2-Bepreisung noch vor kurzem mit der Großen Koalition für durchsetzbar gehalten? Der BSW-Solar hat gegen mächtige Interessengruppen seit vielen Jahren für eine stärkere Berücksichtigung der solaren Wärme gestritten, sich Jahr um Jahr eine blutige Nase geholt und trotzdem nicht locker gelassen. Das Ergebnis der Hartnäckigkeit des BSW-Solar ist ein guter Dreiklang aus solarer Steuererleichterung, aus Abwrackprämie und Verboten und aus steigenden CO2-Preisen.
Sind wir mit unserem Erfolg zufrieden? Ganz sicher nicht. Reichen die Maßnahmen aus? Auf gar keinen Fall. Freuen wir uns über den Weiterbetrieb von fossilen Heizungen? Nein, wir ärgern uns darüber. Aber haben wir Verbesserungen durchgesetzt? Und wie. Fossile Heizungen sind ab sofort Auslaufmodelle. Ölkessel werden verboten. Die solare Wärme ist auf dem Vormarsch. Wir erleben jetzt und heute den Beginn der Wärmewende. Der Anfang ist geschafft. Und wir geben unser Versprechen, dass der BSW-Solar auch weiterhin jede sich bietende Möglichkeit nutzen wird, um aus diesem Anfang eine Erfolgsgeschichte für das Klima und für die Solarunternehmen zu machen.
Deswegen streitet der BSW-Solar für einen möglichst schnellen Ersatz fossiler Energien. Deswegen streitet der BSW-Solar auch für bessere Rahmenbedingungen für Wärmepumpen und Photovoltaik im Wärmesektor. Und deswegen fordert BSW-Solar im Gebäudeenergiegesetz mehr Photovoltaik und Solarthermie.
Das alles ist nichts ohne einen gesetzlichen Rahmen, der einen dynamischen Ausbau von Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpen und Speichern ermöglicht. Ein Rahmen, der die Akzeptanz von Freiflächensolaranlagen ebenso gewährleistet wie die Energiewende in den Städten. Ein Rahmen der Prosuming und Eigenverbrauch zum Standard macht.
Lieber Hans-Josef, sei versichert: Wir werden erst Ruhe geben, wenn solare Energieträger im Konzert mit ihren Erneuerbaren-Partnern das Rückgrat bei der Stromerzeugung, der Mobilität und der Wärme sind. Zugegeben: Der Weg dahin ist verworren, verwirrend und nicht immer für alle nachvollziehbar. Deswegen freuen wir uns auf einen konstruktiven, fairen Streit über den richtigen Weg.
— Der Autor Jörg Marius Ebel ist Mitglied im Vorstand des BSW-Solar und leitet das Hauptstadtbüro von IBC Solar. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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Wenn Herr Ebel schreibt: „Der Weg dahin ist verworren, verwirrend und nicht immer für alle nachvollziehbar.“, finde ich das gegenüber Herrn Fell und der Community anmaßend. In diesem Umfeld bewegen sich und diskutieren Fachleute und wenn es bei diesen zu Fragen und Kritik kommt, kann man das nicht dadurch entkräften, das Thema sei zu komplex. Das erinnert mich an die Diskussionen mit der alten Energiewirtschaft! An die Solarthermiewirtschaft: macht endlich Eure Hausaufgaben und bringt leistungsfähige und messbare Systeme auf den Markt und zwar für den breiten Markt.
Ihre Äüßerungen zeigen dass sie ebenso wie Herr Fell mit der Materie überfordert sind . Und in dem Punkt hat Herr Ebel vom BSW-Solar zweifelos recht
Lieber Jan,
wenn Hans-Josef Fell schreibt, „In einer typischen Hybridheizung kommen meist weniger als 10 Prozent der Jahresenergie von der Solarenergie“, dann hat er ganz offensichtlich noch nicht nachvollzogen, dass Solarthermieanlagen für Warmwasser und Heizungsunterstützung in typischen Einfamilienhäusern wenigstens 20 Prozent und im Neubau schnell über 40 Prozent liefern. Die Solarthermiewirtschaft hat ihre Hausaufgaben schon in den letzten fünf Jahren gemacht und in der Regelungstechnik sowie mit Frischwarmwassertechnik und Hocheffizienzpumpen und bivalenten Heizkreispumpstationen auch bei den hydraulischen Komponenten enorme technologische Fortschritte erreicht, die jetzt in die breite Anwendung gebracht werden müssen. Die mangelnde Wirtschaftlichkeit bestand nur gegenüber den Dumpingpreisen der fossilen Energieträgern. Das ändert sich gerade, weil 55 € pro Tonne CO2 ab 2025 bei Ölheizungen spürbar werden und weil 45 Prozent Zuschuss für den Austausch einer alten Ölheizung gegen eine Solarthermie- & Pelletsheizung definitiv eine Wirtschaftlichkeit der Investition bedeuten.
Die Photovoltaikbranche kann aber beruhigt sein: Sonnenkollektoren sind äußerst flächeneffizient, so dass auf den meisten Häusern noch genügend Dachflächen frei bleiben für zusätzliche PV-Module.
Sonnige Grüße
Axel
Das klingt zwar ganz eindrucksvoll, aber der jetzt erreichte Schritt ist zu klein. Ohne saisonalen Speicher wird solare Wärme immer nur einen kleinen Beitrag (Warmwasserbereitung im Sommer, minimale Heizungsunterstützung bei schlecht gedämmten Häusern in der Übergangszeit) leisten können. Die jetzt eingebauten Systeme werden aber mindestens 30 Jahre fossile Brennstoffe ohne Kraftwärmekopplung, also zu ineffizient, verbrennen.
Saisonale Wärmespeicher sind wegen der erforderlichen Isolierung nur quartierweise sinnvoll. Wir brauchen deshalb einen beschleunigten Einstieg in Nahwärmesysteme, die mit einem geeigneten Mix aus Kraftwärmekopplung und solarer Wärmeerzeugung mit saisonaler Speicherung arbeiten. Und die solare Wärme sollte aus Hybrid-Kollektoren kommen, die im Sommer dann auch noch den notwendigen PV-Strom liefern – Fläche ist nämlich im dicht besiedelten Deutschland ein knappes Gut.
Alles andere ist, wie unsere Kanzlerin so schön gesagt hat, Pillepalle.
Das Gute an dem von mir beschriebenen Szenario ist: Der Einzelne muss sich dann weniger um seine Wärmeversorgung kümmern als heute mit Öl oder Gas: Den Betrieb der Anlagen übernimmt ein Dienstleister, der das viel professioneller macht.
Sehr geehrter Herr Jörg Marius Ebel
Mit diesem Beitrag haben Sie sich als gestaltender Co-Initiator der Gesetzgebung, schlechthin als Interessensvertreter etabliert; Glückwunsch.
Und jetzt?
Mit ihrem eher verworrenen erscheinenden Begründungs-Konstrukt, die solare Einbindung für die Wärmeversorgung hierdurch dem Durchbruch zu verhelfen, werden Sie nicht erfolgreich umsetzen können.
5-10% der benötigten Wärmeversorgung lassen sich maximal bei optimalen Verhältnissen in D umsetzen.
Die solare Heizungsunterstützung ist für unsere Breitengrade keine gewinnbringende Alternative.
Haben Sie den Parlamentariern die Fakten auch so offen zur Entscheidungsfindung dargelegt?
Es wir langsam spannend!
Sehr geehrter Thomas,
es ist doch klar, dass der jetzige Einstig nur ein allererster Schritt ist. Aber die Alternative lautete: Entweder ein kleiner Schritt oder gar keiner. Aber seien Sie versichert: Wir bleiben dran.
Die Prozentzahl, welchen solaren Deckungsgrad man erreicht, hängt vor allem davon ab, wie das Verhältnis von Wärmebedarf für Warmwasser zu Wärmebedarf für Heizung ist. Der erstere hängt nur an den Lebensgewohnheiten, der letztere aber am Dämmstandard des Hauses, und der ist sehr unterschiedlich.
In einem „durchschnittlichen“ Bestands-Haus braucht man 130kWh/m2*a fürs Heizen und (bei durchschnittlichen Lebensgewohnheiten) 30kWh/m2*a fürs Warmwasser, zusammen also 160kWh/m2*a. Von den 30kWh fürs Warmwasser ist die übliche solare Deckungsrate 70%, was dann 21 kWh/m2*a sind. 21 zu 160 = 13% solare Abdeckung.
In einem Passivhaus hat man dagegen nur 15kWh/m2*a fürs Heizen, am Warmwasser (30) ändert sich nichts, zusammen also 45. Hier ist das Verhältnis 21 zu 45, also 47% solare Abdeckung. Wäre natürlich schön, wenn man auch die restlichen 53% erneuerbar oder wenigstens in KWK abdeckt, am allerbesten beides, aber das ist im Augenblick noch recht teuer – da würde sich eine Subventionierung zur Markteinführung wirklich lohnen.
HÖRT ENDLICH AUF EUCH GEGENSEITIG ZU ABZUSCHIEßEN! WIR BRAUCHEN ENDLICH EINE EINIGE ERNEUBARE ENERGIEN FRONT!
Die Energiewende braucht ALLE verfügbaren Technologien!
PV+Wärmepumpe ist nach wie vor nichts für den Bestand! Hier haben wir schlecht abgeglichene Systeme mit Heizkörpern auf 70/55°C, KEINE Wärmepumpe auf dem Markt kommt damit gut zurecht! Und unser Bestand ist massiv! Hier ist der größste Hebel im Wärmesektor!
Typische Einsparungen beim Tausch von Gas-Heizwert zu Gas-Brennwert liegen typischerweise zwischen 10 und 40% – das wurde auch wissenschaftlich hinreichend belegt. Und da die Einsparungen über den Brennstoff kommen sind das gleichzeitig auch die CO2-Einsparungen! Wenn ich jetzt noch Solarthermie mit reinnehme, habe sind die Einsparungen noch größer! Es geht nicht von jetzt auf gleich, im Übergang brauchen wir nach wie vor Gas als Übergangstechnologie!
Das WP nix für den Bestand sind liegt eher am STROMPREIS als an der Leistungsfähigkeit der WP. Die Kosten für ein paar größere Heizkörper um die VL Temperatur weiter absenken zu können halten sich wirklich in Grenzen.
Wozu soll also wenn technisch gesehen die WP problemlos möglich ist auf dem Dach eines EFH (Bestand) eine Solarthermie installiert werden? Die PV Anlage bringt mit guten günstigen Modulen 200kWh/m^2 STROM pro Jahr vom Dach. Mit WP kann die PV da gar nicht weniger wie die Solarthermie liefern.
Obendrauf gibt es für die PV noch den negativen Temperaturkoeffizienten der unter schlechten Bedingungen für mehr und unter guten Bedingungen für weniger Ertrag sorgt.
Mit ST lässt sich hingegen wunderbar im Sommer sehr viel Wasser erhitzen. Das braucht vielleicht die Industrie(Prozesswärme), der Hausbesitzer eher weniger.
Statt neue Gasheizungen mit minimaler Solarthermie Unterstützung zu fördern sollte das Geld besser in die Weiterbildung der Heizungsbauer investiert werden damit die z.B. ihren Kälteschein machen können und nicht noch Jahrelang Heizungen von vorgestern verbauen/verkaufen müssen weil sie noch nichts anderes können.
BSW-Solar betreibt Lobbyismus für die fossile Heizungsindustrie.
Ich kann Herrn Fell mit seinem Vergleich nur zustimmen.
Alle ernsthaften Befürworter der Energiewende sollten sofort aus dem Verein austreten.
Wie bescheuert ist das denn, zur Schwächung der wichtisten Interessenvertretung der Solarindustrie – Photovoltaik und Solarthermie gleichermaßen – aufzurufen?!
Sollen wir etwa die Öl- und Gaskessel ungebremst weiterlaufen lassen, bis sich laut Studie der Energy Watch Group die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien verfünffacht hat?
Mit einer Kombination aus Solarthermie und Holz ist es schon im Jahr 2020 möglich, ein Gebäude klimaneutral zu beheizen, und es ist mit 35 Prozent bzw. 45 Prozent (bei Stillegung eines Ölkessels) Zuschuss sogar die wirtschaftlichste Lösung.
@ Axel Horn
Nur läuft eine Solarunterstützte Holzheizung nicht mit Wind oder Solarstrom sondern mit z.B. potentiellen Dämmplatten für den noch ungedämmten Altbau.
Biomasseheizungen sind ideal für den Einsiedlerhof ohne Anschluss an das Stromnetz. Mit Anschluss am Stromnetz sind die technischen Voraussetzungen für den Betrieb einer WP so gut wie erfüllt.
Herr Ebel schreibt, „fossile Heizungen sind ab jetzt Auslaufmodelle“ und ist gleichzeitig stolz darauf, dass diese Auslaufmodelle gefördert werden? Das kann man doch nicht ernst nehmen! Wir schreiben das Jahr 2020, und alle Gasheizungen, die in den nächsten Jahren mit Feigenblatt-Solarthermie eingebaut werden, werden bis über das Jahr 2040-2050 hinaus laufen, also bis in eine Zeit, in der wir CO2-neutral und fossilfrei sein wollen und müssen. Wir fördern und zementieren hier Jahrzehnte im Voraus das Scheitern an unseren eigenen Zielen. Das ist absurd. Wie will der BSW im Jahr 2030 oder 2035 den Leuten erklären, dass sie ihre vor 10 Jahren mit Förderung eingebaute Heizung jetzt wieder rausschmeißen müssen?
Sehr geehrter Herr Rominger,
die Realität ist aber, dass die fossilenHeizungen ohne den Einsatz des BSW Solar ohne jede Erneuerbaren Komponente gefördert würden – so, wie es bis zum ersten Januar der Fall war. Ich verstehe ihren Punkt. Aber der richtige Adressat für Ihre Kritik ist die zu halbherzige und zu zögerliche Politik.
Der Begriff „fossile Heizung“ ist nach der Dudenbedeutung von „fossil“ sprachlicher Unsinn.
Fossil kann und darf sich bei korrekter Verwendung nur auf die Energieträger beziehen.
Zur Erinnerung:
Die Förderung für Wärmepumpen im MAP wurde auch schon mal mit der Begründung eingestellt, dass dadurch Atom – und Kohlestrom für Hauswärme eingesetzt würde.
Die Grünen waren damals in der rot – grünen Regierungskoalition noch keine Freunde der Wärmepumpentechnologie
Zur Zukunft:
Die deutsche Energiewirtschaft (BDEW) will bis 2030 nach eigenen Ankündigungen die Voraussetzungen für eine wettbewerbsfähige Produktion von synthetischen Gasen mit EE Strom schaffen, die in sie Gasinfrastruktur eingespeist werden sollen.
Es gibt keine technischen Gründe, den Anteil regenerativer Gase in Richtung 100 % zu erhöhen.
Dietmar Lange