Schlaglichter – Die Photovoltaik- und Speicher-Highlights des Jahres 2019 (Teil 4)

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Dies ist Teil vier des Jahresrücklicks (Oktober bis Dezember). Hier finden Sie Teil 1 (Januar bis März) , hier Teil 2 (April bis Juni) und hier Teil 3 (August bis September).

Oktober

Es rumorte wieder wegen des Smart-Meter-Rollouts. Eigentlich sollte er schon längst begonnen haben, doch die Zertifizierung der notwendigen Gateways schleppt sich dahin. Bis zum Jahresende sollten die Voraussetzungen aber geschaffen sein, hieß es im Oktober. Aktuell sieht es doch eher nach einer Verzögerung auf Anfang 2020 aus.

Im CDU-Bundesvorstand kursierte eine Idee, die EEG-Umlage abzuschaffen und die Stromsteuer auf ein Minimum zu reduzieren. Zugleich sollten für die Energiewende ein technologieoffener Ansatz verfolgt werden und alle Aspekte der CO2-Reduktion untergeordnet werden. Danach war allerdings nur noch wenig über diesen Parteibeschluss zu hören, der auch von vielen anderen Themen überlagert wurde, etwa dem „Klimaschutzprogramm 2030“. Dieses mussten Union und SPD noch ausfeilen und mit Inhalten füllen. Immerhin ist die Verdoppelung des Ziels für den Photovoltaik-Ausbau vorgesehen.

Im Oktober präsentierte das Bundeswirtschaftsministerium auch die ersten Ergebnisse des „Dialogprozesses Gas 2030“. Ergebnis ist, Deutschland braucht den Brennstoff langfristig als wichtigen Bestandteil seiner Energieversorgung. Immer stärker in den Fokus rückt in diesem Zusammenhang auch der grüne Wasserstoff. Um diesen zu erzeugen, haben sich mehrere Photovoltaik-Unternehmen zusammengeschlossen und reichten ihren Antrag für den Bau einer 2-Gigawatt-Modulproduktion in Europa als IPCEI-Vorhaben bei der EU-Kommission ein. Das Projekt trägt den schönen Namen „Silver Frog“. Denn wenn es um grünen Wasserstoff geht, dann wird gern vergessen, dass es dafür auch die notwendigen Kapazitäten für die Erzeugung aus Photovoltaik und Windkraft braucht. Ein mittlerweile oft gehörter Vorschlag ist, dann importieren wir den Wasserstoff, der in anderen Regionen der Erde produziert wird, wo es mehr Sonne und Platz für Photovoltaik gibt. Auch wenn Energieszenarien zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, die notwendige Energie größtenteils hierzulande regenerativ herzustellen. Eigentlich wollte die Bundesregierung bis zum Jahresende auch noch eine „Nationale Wasserstoffstrategie“ präsentieren. Eigentlich.

Traditionell Mitte Oktober verkündeten die Übertragungsnetzbetreiber die Höhe der EEG-Umlage für das Folgejahr. 2020 wird sie auf 6,756 Cent pro Kilowattstunde steigen. Gesunken sind dagegen die Preise in den Sonderausschreibungen. Bayern hatte zuvor ein zusätzliches Kontingent für Solarparks auf landwirtschaftlichen Flächen in benachteiligten Gebieten freigegeben. Dies wirkte sich direkt bei den Ergebnissen aus und brachte dem Freistaat gleich mal 19 von 27 Zuschlägen in der Runde ein. Zudem beschloss das Kabinett im Oktober endlich auch die Verordnung für Innovationsausschreibungen, die eigentlich schon in diesem Jahr hätten stattfinden sollen, wegen der politischen Langatmigkeit dann aber gleich mal hinausgeschoben wurden.

Keine Ausschreibung braucht EnBW für seinen Solarpark, der in Brandenburg ab Anfang 2020 ohne EEG-Förderung gebaut wird. Die finale Investitionsentscheidung traf der süddeutsche Energieversorger im Oktober. Die Landesregierung in Baden-Württemberg ließ dagegen mit dem Vorstoß aufhorchen, eine Solarpflicht für Neubauten einführen zu wollen. Bisher war dies immer nur in einzelnen Städten und Gemeinden als Vorschrift erlassen worden.

November

Das Ringen um das Klimapaket in Deutschland ging im November ebenso weiter wie das sehnliche Warten auf das neue Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz in Österreich. In der deutschen Politik ist es mittlerweile zur Mehrheitsmeinung geworden, den 52-Gigawatt-Deckel für die Solarförderung abzuschaffen. Soweit die gute Nachricht. Die Koalitionsparteien schrieben die notwendige EEG-Änderung dann auch mal in einen Referentenentwurf für das Kohleausstiegsgesetz rein.

Doch da der Windkraft-Ausbau einigen Politikern zunehmend Bauchschmerzen machte und in der Folge die Parteien über Abstandsregeln und andere Akzeptanzprobleme stritten, nahmen sie die Photovoltaik gleich mal in Geiselhaft. In neuen Entwürfen zum Kohleausstiegsgesetz, was dann gleich noch zum Kohlereduzierungsgesetz degradiert wurde, nahmen sie alle EEG-Änderungen raus. Bis Mitte Dezember gab es jedoch noch Hoffnung, sie würden wieder auftauchen, wenn das Kabinett über den Entwurf entscheidet. Das Thema wird uns 2020 wohl immer noch gefangen nehmen. Die Verunsicherung der potenziellen Investoren wird dadurch aber leider nicht geringer.

Die IRENA veröffentlichte einen Bericht, wonach sie von einer installierten Leistung von 200 Gigawatt an Photovoltaik bis 2050 in Deutschland ausgeht. Das klingt erst einmal viel, doch eigentlich wäre dies mit einem Netto-Zubau von fünf Gigawatt pro Jahr locker zu schaffen. Experten meinen indes, Deutschland braucht noch einen viel stärkeren Ausbau. Es zeigte sich zudem, dass auch die Ausschreibungen kein Selbstläufer sind. Nach Realisierungsquoten von weit mehr als 90 Prozent in den ersten Runden gab es bei der Rückschau auf die Runde vom Oktober 2017 einen herben Dämpfer. Gerade einmal 35 Prozent wurden realisiert, wobei doch die meisten Projekte installiert wurden. Nur zwei Großprojekte schafften es nicht rechtzeitig und sind mittlerweile mit neuen Zuschlägen ausgestattet und werden teilweise bereits gebaut. Bei den technologieoffenen Ausschreibungen setzte sich der Trend aus 2018 fort: Die Photovoltaik hat bisher alle Zuschläge abgeräumt, die Windkraft an Land ging komplett leer aus.

Die Nachricht des Monats kam von Elon Musk. Nicht auf Twitter, sondern während eines Besuchs für eine Preisverleihung in Deutschland kündigte er an, nahe Berlin seine erste europäische Gigafactory für Batterien und Elektroautos bauen zu wollen. Das sorgte Land auf, Land ab für helle Begeisterung. Da es ja auch mal wieder einen neuen Starttermin für den Großflughafen BER gibt, können jetzt Wetten abgeschlossen werden, welches Großprojekt eher am Start ist.

Doch auch IBC Solar geriet in dem Monat noch in die Schlagzeilen. Der Zoll erklärte, er habe Durchsuchungen und Beschlagnahmungen bei dem Unternehmen vorgenommen. Der Vorwurf lautet, es soll Zölle in Höhe von 23 Millionen Euro durch Umgehung von Mindestimportpreisen hinterzogen haben. IBC Solar sieht sich allerdings als Opfer eines großangelegten Betrugs. Und auch der erste deutsche Solarradweg in Erftstadt sorgte für Aufsehen. Er wird demnächst die Gerichte beschäftigen, da die Stadt den Rückbau der Module wünscht. Der Technologielieferant Solmove zeigt sich hingegen von dieser Ungeduld der Stadt enttäuscht und erklärt, die aufgetretenen technischen Probleme seien behebbar.

Erfreulicher war da schon die Studie zur Biodiversität. Sie zeigt auf, wie positiv sich Solarparks auf die Ansiedlung von Tier- und Pflanzenarten auswirken. Viele Projektierer haben dies längst erkannt. Nun muss es noch den zuständigen Umwelt- und Naturschutzbehörden in den Gemeinden und Menschen vor Ort vermittelt werden.

Dezember

Bereits zum Jahresende zeichnete sich ab, dass die erneuerbaren Anlagen in diesem Jahr erstmals mehr Strom liefern werden als die fossilen Gas- und Kohlekraftwerke. Während die Erzeugung der Gaskraftwerke wegen günstiger Brennstoffpreise und im Laufe des Jahres immer höheren CO2-Preisen stieg, ging der Anteil von Braun- und Steinkohlemeilern immer weiter zurück. Was die Politik nicht recht schafft, regelt in diesem Fall der Markt. Die Windkraft legte im Jahresvergleich kräftig zu. Auch wenn derzeit kaum noch neue Anlagen hinzukommen, so sorgten doch Witterungsbedingungen und der Bestand dafür, dass sie zur wichtigsten Erzeugungsquelle in Deutschland aufsteigen könnte. Die Photovoltaik legte ebenfalls gute Ergebnisse hin, immerhin muss sie sich an dem nicht enden wollenden Jahrhundertsommer 2018 messen lassen, als gefühlt Tag und Nacht die Sonne schien.

Ein bisschen mehr Sonne und Erkenntnis kann man sich auch nur für die Politik wünschen. Derzeit geht es nur zäh in Berlin voran. Immerhin hat die SPD ein neues Führungsduo gefunden, doch ob dies die Arbeit der Großen Koalition beflügeln wird, bleibt abzuwarten. Klaus Mindrup, SPD-Bundestagsabgeordneter und engagierter Erneuerbaren-Vertreter seiner Partei, erklärte jedenfalls im pv magazine Podcast, dass die Sozialdemokraten den Druck auf Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier erhöhen wollen – sei es beim 52-Gigawatt-Deckel oder der Photovoltaik-Mieterstromförderung. Für letzteres schickte die SPD gleich mal einen fertigen Entwurf für die notwendigen Änderungen an den Minister.

Im Vermittlungsausschuss einigten sich Bund und Ländern schon mal auf Nachbesserungen im Emissionshandel für Wärme und Verkehr. Die 25 Euro klingen schon mal besser als Einstiegspreis als die 10 Euro. Zugleich bremste der UN-Klimakonferenz in Madrid mit ihren dürftigen Ergebnissen den Enthusiasmus. Solarwatt-Chef Detlef Neuhaus betont jedoch, dass die in diesem Jahr so in Fahrt gekommene Debatte über Klimaschutz und Nachhaltigkeit auch den Photovoltaik-Unternehmen geholfen hat. Er ist außerdem überzeugt, das Thema wird in den nächsten Jahren auf der Agenda bleiben. Und der PPA-Markt für Photovoltaik steht in Deutschland erst am Anfang. Dieses Jahr sind die ersten kleinen Projekte ans Netz gegangen, nächstes Jahr könnten dann auch deutlich größere folgen. Zudem werden die ersten „Reallabore der Energiewende“ konkretere Züge annehmen.

Dies ist die eigentliche Zukunft der Photovoltaik. Sie kann längst nicht mehr allein betrachtet werden, sondern ist Teil einer großen vernetzten Energiezukunft. Diese wird in den nächsten Jahren weiter Form annehmen. Momentan stehen wir nicht nur am Ende eines Jahres und dem Beginn eines neuen Jahres. Am 1. Januar beginnt auch gleich ein neues Jahrzehnt. Wir haben keinen Zweifel, dass es auch in den 2020er Jahren spannend bleiben wird.

Für 2019 bedanken wir uns bei allen Lesern und Partnern, die uns begleitet haben, für ihr Engagement und Interesse. Wir wünschen allen einen guten Start in das neue Jahr. Ab dem 2. Januar 2020 sind wir wieder wie gewohnt täglich für sie da.

Hier finden Sie die anderen Schlaglicher:
Schlaglichter 2019 Teil 1 (Januar bis März)
Schlaglichter 2019 Teil 2 (April bis Juni)
Schlaglichter 2019 Teil 3 (Juli bis September)

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