Im dritten Quartal 2019 sind in Deutschland 120 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt und ins Netz eingespeist worden. Die sind 12,8 Prozent weniger als noch im Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag veröffentlichte. Insbesondere die Erzeugung der Kohlekraftwerke war im Jahresvergleich stark rückläufig. Mit 34,1 Milliarden Kilowattstunden erzeugten sie rund 20 Milliarden Kilowattstunden Strom weniger als im Vorjahresquartal. Dies sei ein Rückgang um 37 Prozent. Der Beitrag zur Stromerzeugung sei im Vergleich von 39,4 auf 28,4 Prozent gesunken.
Kompensiert wurde die geringere Einspeisung von Kohlestrom vor allem durch die stärkere Einspeisung der Gaskraftwerke und Windparks in Deutschland. Die Gaskraftwerke erzeugten 31 Prozent mehr Strom und kamen auf 15,6 Milliarden Kilowattstunden. Dies entspricht einem Anteil von 13 Prozent und sie liegen damit knapp hinter der leicht zurückgegangenen Erzeugung der AKW, die einen Anteil von 13,9 Prozent im dritten Quartal hatten.
Massiv zulegen konnten die Erneuerbaren. Zusammen kommen sie auf 42,4 Prozent und erzeugten 50,9 Milliarden Kilowattstunden sauberen Strom. Die ist ein Anstieg von 8,8 Prozent, wobei vor allem die derzeit viel gescholtene Windkraft einen Sprung im Vergleich zum dritten Quartal 2018 verzeichnete. Die Windparks an Land und auf See erzeugten 21,4 Milliarden Kilowattsunden Strom, was einen Anteil von 17,8 Prozent bedeutet. Gegenüber dem dritten Quartal 2018 legte die Erzeugung der Windkraft um 18,6 Prozent zu. Die Photovoltaik-Anlagen blieben mit 14,9 Milliarden Kilowattstunden um 1,2 Prozent hinter dem Vorjahresquartal zurück. Der Anteil stieg aufgrund der rückläufigen Gesamterzeugung denn von 11 auf 12,4 Prozent. Biogasanlagen trugen gleichbleibend 7,0 Milliarden Kilowattstunden bei.
Windkraft und Photovoltaik allein erzeugten damit – wie bereits im zweiten Quartal 2019 – mehr Strom als die Kohlekraftwerke in Deutschland. „Diese Entwicklung ist durch den gesetzlichen Einspeisevorrang für Strom aus erneuerbaren Energien begünstigt“, so die Einschätzung des Statistischen Bundesamtes. Bereits im 1. und 2. Quartal sei die eingespeiste Menge an Kohlestrom im Jahresvergleich um 20 respektive 24 Prozent zurückgegangen. Für den Aufstieg der Gaskraft führen die Statistiker neben den gesunkenen Preisen für den Brennstoff auch deren höhere Flexibilität an, die besser zur Erzeugung der Erneuerbaren passe. „Dies ist bei einem mittlerweile konstant über 30 Prozent liegenden Anteil von Windkraft und Photovoltaik und den damit verbundenen Schwankungen bei der kurzfristig verfügbaren Strommenge aus diesen Quellen von Vorteil“, so das Statistische Bundesamt.
Da es derzeit ja immer noch um den 52-Gigawatt-Deckel geht, der nach den Berechnungen von Experten im kommenden Jahr voraussichtlich erreicht wird und damit das Ende der Förderung von Photovoltaik-Anlagen bis 750 Kilowatt bedeuten könnte, wenn ihn die Politik nicht rechtzeitig abschafft, lohnt vielleicht auch einmal ein Blick in die Listen des Statistischen Bundesamtes. Dort ist für Ende September 2019 angegeben, dass in Deutschland knapp 1,8 Millionen Photovoltaik-Anlagen installiert waren. Zusammen kommen sie auf eine Netto-Nennleistung von 46,08 Gigawatt.
Die Bundesnetzagentur erklärt hingegen, dass die auf den Deckel anzurechnende Leistung der installierten Photovoltaik-Anlagen Ende Oktober bereits bei 49,213 Gigawatt liegt. In der Kraftwerksliste der Bonner Behörde – die den Stand von Ende Juni 2019 berücksichtigt – wird die Photovoltaik-Nettoleistung mit 47,351 Gigawatt angegeben.
Bleibt nur die Frage, welche Statistik ist korrekt?
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Zitat aus dem Artikel.
Diese Entwicklung ist durch den gesetzlichen Einspeisevorrang für Strom aus erneuerbaren Energien begünstigt“, so die Einschätzung des Statistischen Bundesamtes. Bereits im 1. und 2. Quartal sei die eingespeiste Menge an Kohlestrom im Jahresvergleich um 20 respektive 24 Prozent zurückgegangen.
Diese Entwicklung wäre schon viel weiter, wenn die erneuerbaren Energien auch noch den gesetzlichen „Verbrauchsvorrang“ hätten. Den hat man ihnen seit 2010 genommen, als die zum separaten Vermarkten an die Börse verbannt wurden.
Siehe hier.
Zitat IWR.
Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise.Zitat Ende.
Seit 2010 kann Kohlestrom wieder ohne finanzielle Nachteile produziert werden, und die Erneuerbaren müssen als Überschuss verramscht werden. Verramschen trifft aber nur die EE selbst. Diejenigen die den billigen EE Strom kaufen machen lukrative Geschäfte damit, und die Verbraucher zahlen für die niedrigen „Ramschpreise ( Börsenpreise ) höhere EEG Umlage.
Wenn das gesetzlich so geblieben wäre , wie bis 2009 wäre Kohlestrom heute überhaupt kein Thema mehr, und unseren Klimazielen wären wir weitaus näher gekommen.
Das wussten auch die Energiewendebremser, und Berater unserer Politiker.
Siehe hier.https://de.wikipedia.org/wiki/Externe_Mitarbeiter_in_deutschen_Bundesministerien
Fazit: Nach einer Bremsspur von 9 Jahren regeln die gegenwärtigen Gegebenheiten, offensichtlich von selbst, was bis 2010 gesetzlich vorgegeben war.
Wie hat der, leider allzu früh verstorbene , Hermann Scheer bei einer Veranstaltung in den frühen Neunzigerjahren gesagt, Energiewende muss von unten kommen, von oben wird nur gebremst.
Ihr Kommentare sind wirklich schwer zu ertragen, Herr Diehl.
Wer hat denn die Gesetze, Regeln, Garantiepreise, Vorrangpolitik, …. gemacht?
Sie von unten oder irgendjemand von „oben“! Haben Sie schon einmal etwas von Kompromissen gehört, von demokratischen Abläufen, und das es vielfältige Interessen auszugleichen gilt, damit möglichst viele mit den Konsequenzen leben können?
Und wenn der Gesetzgeber dann 180€/t als CO2-Preise vorgibt, es kein Gas und keine Kohle und kein Atom mehr gibt, hat dann „unten“ endlich gesiegt?
Peter Rentfort sagt:
Ihr Kommentare sind wirklich schwer zu ertragen, Herr Diehl.
Wer hat denn die Gesetze, Regeln, Garantiepreise, Vorrangpolitik, …. gemacht?
@ Peter Rentfort.
Die Erträglichkeit meiner Beiträge hängt davon ab, wie intensiv man sich mit der Materie beschäftigt, und entsprechend auskennt.
Wer die Gesetze macht, oder zu mindestens Einfluss geltend, habe ich schon oft genug hier gepostet.
Hier für Sie noch einmal.
https://de.wikipedia.org/wiki/Externe_Mitarbeiter_in_deutschen_Bundesministerien
Zitat: Einer breiteren Öffentlichkeit wurden Personalaustauschprogramme, und die Mitarbeit Externer in Bundesministerien, durch das Fernsehmagazin Monitor am 19. Oktober 2006 bekannt. Der Beitrag wurde anmoderiert mit den Worten:
„Lobbyisten versuchen, die Politik zu beeinflussen, um ihrem Arbeitgeber Vorteile zu verschaffen. Dazu sprechen sie auch in Ministerien vor. Manche Lobbyisten haben das gar nicht mehr nötig – sie sind nämlich schon da. Ja, richtig, das ist neu: Lobbyisten haben in unseren Ministerien mittlerweile eigene Büros – Tür an Tür mit Regierungsbeamten und mit eigener Durchwahl, und schreiben an Gesetzen mit. Bezahlt werden sie von ihren Unternehmen. Leihbeamte – gut für die Wirtschaft, schlecht für Bürger. Zitat Ende.
Was den Vorrang der EE betrifft, der wurde von denen 2010 so gut wie abgeschafft.
Der EE Strom muss zwar noch vorrangig abgenommen werden, aber nicht mehr vorrangig im Lande verbraucht werden, sondern kann – als Überschuss – lukrativ ins Ausland verscherbelt werden.
Die einschlägige Presse schreibt dann, ins Ausland verschenkt.
Wie das zu Stande kam, können Sie im Folgenden nachvollziehen
Siehe hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Zitat: Für die Reform wurden verschiedene Gründe genannt. Befürworter waren vor allem die liberalen Wirtschaftspolitiker der FDP sowie die großen Elektrizitätsversorgungsunternehmen mit ihren Lobbyorganisationen wie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.[2][3] Zitat Ende.
Oder hier: Zitat IWR.
Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise.Zitat Ende.
Beschäftigen Sie sich etwas intensiver mit all den Vorgängen, und meine Kommentare werden auch für Sie – wenn auch zähneknirschend – einleuchtend werden.
D.h. also erst durch die neue Regelung drücken die EE die Preise??
Dann war sie doch gut! Warum kritisieren Sie diese dauernd so zähneknirschend?
Hans Diel hat mit seinen Kommentaren vollkommen Recht, während Sie anscheinend noch nicht Mal den Unterschied zwischen Preisen und Kosten verstanden haben.
Die Energiewende wurde insgesamt absichtlich massiv verschleppt und für den Bürger verteuert, da das Dumping an der Börse zu einer unnötig hohen EEG-Umlage geführt hat. Diese künstlich aufgepumpte EEG-Umlage wurde dann als Grund genommen, den Ausbau der Erneuerbaren Energien immer weiter zusammenzuschießen und zu behindern. Alles Dank des sogenannten Ausgleichsmechanismus unter Sigmar Gabriel, der somit auch effektiv den Kohleausstieg verschleppt hat, da die Energieversorger nun nicht mehr den erneuerbaren Strom ausliefern mussten.
Sie haben leider das System immer noch nicht verstanden. Die EE drücken schon immer – nach dem Merit Order Effekt – die Preise an der Börse. Was ich kritisiere ist die Tatsache, dass bis 2009 die niedrigen Börsenpreise kompensierend auf die Mehrkosten, sprich Umlage wirkten, ab 2010 ist gerade das Gegenteil der Fall. Je mehr die die EE die Börsenpreise nach unten drücken, desto mehr steigt die Umlage.
Siehe hier:https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Ist es nun ein Paradoxon oder nicht, wenn die Verbraucher höhere Umlage bezahlen müssen, wenn die Versorger sich den Strom billiger beschaffen können ????
Sie müssen sich schon etwas mit der Materie vertraut machen, wenn Sie hier ernsthaft mit diskutieren wollen.
Über die Frage der Entscheidungsfindung in einer Demokratie ist schon sehr viel herumphilosophiert worden. Schon der eigentlich aufgeschlossene Tocqueville stellte fest, dass sich nicht die besten Köpfe im demokratischen Wettbewerb durchsetzen. Von Trump wurde gesagt, er hätte seinen Erfolg der Tatsache zu verdanken, dass die meisten Wähler eben nicht jemanden haben wollen, der ihnen überlegen ist. Und die Entscheidungen der sogenannten Eliten sind auch nicht immer die besten, wenn die sich so viel schlauer wähnen, als die tumben Bürger. Steinmeier hat dazu sehr schön gesagt: Die Demokratie ist immerhin die Staatsform, die es am leichtesten hat, Fehlentscheidungen zu korrigieren.
Der langen Rede kurzer Sinn: Es nützt nichts, nachzutragen, wer was aus welchen Gründen gemacht hat. Man muss darüber nachdenken, warum es gut oder schlecht war, und dann ggf. etwas daran ändern. Der CO2-Handel war lange Zeit ein stumpfes Schwert, weil die Verantwortlichen aus Angst, die Wirtschaft könne unter Strommangel leiden, zuviel Zertifikate in den Markt gegeben haben. Erst als das beendet wurde, konnte sich ein kritischer Preis für CO2 bilden, der dann den Kohlekraftwerken das Leben schwer macht. Voraussetzung dafür war, dass genug Erneuerbare Leistung installiert war und damit eigentlich Überkapazitäten vorhanden waren. Deshalb hat es auch keinen Sinn, die Abschaltung der Kohle zu fordern. Man muss erst genug Ersatz aufgebaut haben, dann das CO2 verteuern, und dann schalten die Kohle-Betreiber schon ganz von alleine ab.
Die wissen das natürlich auch und intrigieren deshalb gegen den Aufbau von weiteren Erneuerbaren Leistungen. Man kann eigentlich sicher sein, dass sie auf verschlungenen Wegen die Anti-Windkraft- und -Netzausbau-Initiativen unterstützen. Das ist für ihre Zwecke gut investiertes Geld.