Ein familientaugliches Elektroauto mit Solarzellen-Karosserie zu einem günstigen Preis – entwickelt von zwei sympathischen Jungs Anfang Zwanzig, die mit ihrer Vision hochrangige Automanager als Mitarbeiter und renommierte Unternehmen wie Continental als Produktionspartner gewinnen konnten: Das ist die Geschichte des Münchener Start-ups Sono Motors. Eigentlich sollte Ende nächsten Jahres in einem ehemaligen Werk von Saab in Schweden die Fertigung starten. Doch nun ist fraglich, ob das „Sion“ getaufte Solarauto überhaupt jemals in die Produktion gehen wird. Denn die Gespräche mit internationalen Finanzinvestoren haben nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht, teilt das Unternehmen jetzt mit. Nun wollen die Gründer mit einer groß angelegten Crowdfunding-Kampagne die Zukunft ihres Elektroautos retten. Bis Ende Dezember wollen sie 50 Millionen Euro einwerben.
„Im Laufe zahlreicher Verhandlungen mit internationalen Investoren haben wir immer wieder feststellen müssen, dass sich die Erwartungen der klassischen Finanzwelt nur schwer mit unseren Zielen und Werten vereinbaren lassen“, teilen die Gründer Laurin Hahn und Jona Christians in einem offenen Brief an ihre Unterstützer mit. In den jüngsten Verhandlungen sei es zu einem Schlüsselmoment gekommen. „Wir liefen Gefahr, die Abwanderung unserer Technologien in Kauf nehmen zu müssen. Das hätte das Aus für den Sion bedeutet.“ Ein guter Grund für einen radikalen Schwenk in der Finanzierungsstrategie: „Wir gehen dahin zurück, wo wir begonnen haben. Zu Euch. Zu unserer Community. Es liegt jetzt in Euren Händen, ob der Sion auf die Straße kommt.“
Konkret hat sich Sono Motors das Ziel gesetzt, bis zum Jahresende 2000 Kunden zu finden, die bereit sind, den Preis für das Auto in Höhe von 25.000 Euro bereits heute zu bezahlen. Sie müssten dann mindestens zwei Jahre warten, bis ihr Sion ausgeliefert wird. Die Summe soll jedoch nur dann abgebucht werden, wenn das Finanzierungsziel von 50 Millionen Euro tatsächlich erreicht wird. Mit dem Vorab-Kauf des Sion werden die Kunden zugleich an möglichen Unternehmensgewinnen beteiligt: Die Gründer geben ihre Gewinnbezugsrechte in einem so genannten Community Pool, aus dem bei erfolgreichem Geschäftsverlauf die reservierenden Kunden bedient werden. Das Gründerteam hält derzeit 64 Prozent der Gewinnbezugsrechte. Die Stimmrechte behalten sie jedoch.
Mit den 50 Millionen Euro ist es allerdings nicht getan – Sono Motors beziffert die Kosten der gesamten Entwicklung bis zum Produktionsstart mit 255 Millionen Euro. Daher seien 8000 weitere Reservierungen möglich, um mit der Fertigung beginnen zu können. In einer ersten Crowdfunding-Kampagne hatte das Unternehmen 2016 insgesamt 820.000 Euro eingeworben. Im Anschluss haben Venture-Capital-Investoren, Familiy Offices und andere Unterstützer Sono Motors gut zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
„Wir haben in den letzten Monaten immer wieder feststellen müssen, dass unsere Ziele in völligem Widerspruch zu denen klassischer Finanzinvestoren stehen”, berichtet Laurin Hahn, CEO und Mitgründer von Sono Motors, aus den Verhandlungen mit den internationalen Finanzinvestoren. „Aggressives Wachstum und schnelle Profite lassen sich kaum mit einem nachhaltigen Unternehmens- und Fahrzeugkonzept vereinbaren, das den Zugang zu bezahlbarer und klimafreundlicher Elektromobilität in der Breite ermöglichen soll.“
Hahn kritisiert zudem, dass die Bereitstellung von Wagniskapital für Start-ups mit kapitalintensiven Geschäftsmodellen in Deutschland weder in der Früh- noch in der Wachstumsphase funktioniere. „Hätten wir uns nur auf Fördermaßnahmen oder das deutsche Marktumfeld verlassen, gäbe es Sono Motors in der heutigen Form wahrscheinlich nicht“, erklärt er. Hahn sieht die Politik in der Pflicht, hier bessere Bedingungen zu schaffen.
Sono Motors ist für sein Konzept und den ersten „Garagen-Prototyp“ im September 2017 als pv magazine highlight top innovation ausgezeichnet worden. Mehr zum Highlight und zur Diskussion der Technologie
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