Uniper hat aus seinen Plänen für den Standort Datteln nie einen Hehl gemacht. Seit 2007 baut der Energiekonzern dort ein neues Kohlekraftwerk mit einer geplanten Gesamtleistung von mehr als einem Gigawatt. Eigentlich sollte das Kraftwerk bereits 2011 ans Netz gehen, wozu es jedoch zunächst wegen rechtlicher Hindernisse, dann wegen technischer Probleme nicht kam. Jetzt peilt das Unternehmen eine Inbetriebnahme im Sommer 2020 an – ungeachtet des in Deutschland für spätestens 2038 beschlossenen Kohleausstiegs. Der Kohlekompromiss vom Januar sieht vor, bis heute nicht fertig gestellte Kraftwerke gegen eine Entschädigung nicht in Betrieb zu nehmen.
„Wir sprechen bei Datteln 4 über eines der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke in Europa, das alten Anlagen gegenüber auch klimatechnisch deutlich überlegen ist. Wenn wir dann noch die Versorgungssicherheit im Blick haben und deutsche Verbraucher und Steuerzahler nicht weiter über Gebühr belasten wollen, kann es kaum eine Alternative dazu geben, Datteln 4 ans Netz zu nehmen“, sagte Uniper-Vorstandschef Andreas Schierenbeck zuletzt bei der Vorlage der Halbjahreszahlen im August 2019. „Als ich hörte, es könnte im Rahmen der Kohleausstiegsdiskussion womöglich gar nicht mehr ans Netz gehen, war ich doch sehr erstaunt. Für jemanden wie mich, der bei allen Dingen zunächst die Fakten betrachtet, erscheint das ziemlich absurd.“ So lange es keine gegenteiligen Erkenntnisse gebe, arbeite das Team mit Hochdruck daran, das Kraftwerk in Betrieb zu nehmen.
Da die Bundesregierung bis heute kein Kohleausstiegsgesetz vorgelegt hat, wird es diese gegenteiligen Erkenntnisse bei Uniper nicht geben. Dass „Datteln 4“ jetzt wieder Schlagzeilen macht, liegt vor allem daran, dass laut Transparenz-Ticker der Strombörse EEX im Januar für das Kohlekraftwerk der erste Schritt der sogenannten Netzsynchronisation geplant ist – eine vorbereitende Maßnahme für die Inbetriebnahme.
BUND-Vorsitzender Hubert Weiger sieht in Unipers Vorgehen einen Angriff auf den Kohlekompromiss. Weiger hatte als Mitglied der Kommission Wachstum, Strukturwandel, Beschäftigung das Ergebnis mit verhandelt. „Die Bundesregierung würde sich damit nicht nur von der angekündigten Eins-zu-eins-Umsetzung der Kommissions-Empfehlungen verabschieden, es wäre auch eine unnötige, schwere Bürde für das Erreichen des Klimaziels 2030. Wir erwarten, dass die Bundesregierung Wort hält und Uniper sich von seinem Skandal-Projekt endgültig verabschiedet“, so Weiger. Thomas Krämerkämper, stellvertretender Vorsitzender des BUND Nordrhein-Westfalen, hält es für „ein fatales Signal, wenn hier politisch der Weg für einen neuen Klimakiller geebnet würde.“ Wenn die Bundesregierung bei solchen Großprojekten nicht selbst liefere, könne sie auch weiterhin kaum private Hausbesitzer und Pkw-Fahrer davon überzeugen, Kohlendioxid einzusparen.
Das Netzwerk Europe Beyond Coal sieht in den Vorgängen „eine peinliche Entwicklung für die Bundesregierung, die nach monatelangen Verzögerungen und Verhandlungen über mögliche Ausgleichszahlungen für Energieversorger die Empfehlungen ihrer Kohlekommission noch immer nicht gesetzlich verankert hat.“ Um das Klimaabkommen von Paris einhalten zu können, müsse Deutschland bis 2030 vollständig aus der Kohle aussteigen.
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Das Kraftwerk Datteln wird als reines Kohlekraftwerk mit Fernwärmeauskopplung von 84 MW für Datteln und für weitere ca. 100 MW thermisch garnicht wirtschaftlich zu betreiben sein.
Trianel in Lünen würde sein Kraftwerk mit 750 MW gerne wegschmeissen (bzw dessen Investoren)
Uniper zockt hier nur um Entschädigung um von seiner eigenen Inkompetenz Kraftwerke bauen zu können abzulenken.
Zukünftige Kraftwerke, wie z.B. In Scholven lässt Uniper extern von Firmen bauen, die das können.
Das ist ja nur ein Teil des „Kalten Krieges“ zwischen zwei Systemen unter dem die Energiewende sich behaupten muss.
Es ist ein Zeichen der Machbarkeit, dass die Energiewende trotz der vielen Bremsklötze die sie zu überwinden hatte, und noch hat, schon so weit fortgeschritten ist.
Wenn da von Anfang an beide Seiten das gleiche Ziel verfolgt hätten, wären wir ein großes Stück weiter. Nun haben wir die Phase, wo diejenigen endlich einsehen müssen, dass sie die Zeit verschlafen haben, zum einen noch auf den letzten Wagen des fahrenden Zuges aufspringen, und zum anderen noch lukrativ retten wollen, was vom alten zu retten ist.
“ So lange es keine gegenteiligen Erkenntnisse gebe, arbeite das Team mit Hochdruck daran, das Kraftwerk in Betrieb zu nehmen.“
Da gibt es offensichtlich im Hintergrund politische Unterstützung.
Was jetzt mit „Hochdruck“ gebaut wird kostet beim Abriss wieder richtig Geld. Reine kalkulierte Rohstoff- und Energieverschwendung mit einher gehender hoher CO²-Belastung.
Nein, das hier hat mit Vernunft nicht das Geringste zu tun!
Letztendlich wird es der Bürger mit den „Ausgleichszahlungen“ wieder zu richten haben.
Solche Manager (samt deren „Rückenstärker“) gehören vor Gericht, aber keinesfalls in eine Vorstandsetage!
…..da kann ich den Vorkommendatoren nur in ganzer Linie zustimmen, vor allem dem Letzten, Manfred Stummer
Bei solch einem Bericht vermisse ich Daten wie: Woher kommt die Kohle? Welcher Art Kohle (verschieden) kann dort verarbeitet werden? Könnte das Kraftwerk auch nur zur Winterreserve genutzt werden? Gibt es auch eine Versuchsanlage, das CO2 mittels Algen in Bio-Stoffe zu verwandeln, wie es in China derzeit schon in Großanlagen geschieht?
Einige hier werden es nicht gerne lesen, aber wir werden noch über 2030 hinaus auch auf Kohlekraftwerke angewiesen sein. Dieses hier in KWK mit modernster Technik betriebene wird dann wahrscheinlich zu denen gehören, die noch laufen dürfen. Die wirtschaftliche Basis sollte natürlich in soweit garantiert sein, wie dies für solch langfristige Investitionen erforderlich ist. Die Kompensationszahlungen für Stillegungen werden wohl eher indirekt fällig, dafür, dass dann von den heute laufenden Kraftwerken mehr früher abgeschaltet werden müssen.
Diese Entschädigungszahlungen könnte sich der Staat allerdings sparen, wenn er einfach auf die Kraft des Marktes vertrauen würde: Ineffiziente Kraftwerke mit hohem CO2-Ausstoß sollten einfach deshalb aus dem Markt ausscheiden müssen, weil sie nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind. Einen Vorgeschmack haben die Betreiber in diesem Jahr bekommen: Gas war günstig, CO2-Zertifikate teuer, schon wurde jede Gelegenheit, wenn für mehrere Tage genug Erneuerbare im Netz waren, genutzt, um Kohlekraftwerke komplett runterzufahren – ganz ohne Entschädigungszahlungen. Es ist schon sehr spaßig zu sehen, wie diejenigen, die jahrzehntelang schrieen, die Erneuerbaren müssten sich auf dem „freien Markt“ durchsetzen können, von diesem freien Markt nichts mehr wissen wollen, wenn ihre eigenen Anlagen unter die Räder geraten. Tatsächlich hat es gerade auf dem Stromsektor nie auch nur annähernd einen „freien Markt“ gegeben. Schon von Anfang an wurden Konzessionen vergeben und eine staatliche Kapazitätsplanung betrieben. Bei Gütern, die zur Grundversorgung gehören, ist das auch völlig vernünftig: Nur so kann gewährleistet werden, dass jeder zu tragbaren Konditionen Zugang dazu hat.
De facto ist dies ein Schwarzbau – analog zu dem AKW Mühlheim Kärlich. Trotzdem setzte damals die AKW Lobby, in einer ganz späten, nächtlichen Stunde, durch, daß diese Zeiten beim 1. Atomausstieg auf die anderen AKW’s umgelegt werden. Ähnliches wird auch jetzt der Plan sein, denn die NRW Regierung schützt Uniper wo und wie es geht. Die Zeche zahlen die Stromkunden und der Steuerzahler: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.
Die Kohle wird mit den dreckigsten Schiffen u.a. aus Kolumbien und Australien kommen, der komplette Wahnsinn angesichst der Klimakrise !
Natürlich wäre es aus ökonomischer Sicht unverantwortlich, Datteln 4 nicht ans Netz gehen zu lassen.
Die saubersten Kraftwerke der Welt haben im letzten Jahr in Deutschland 46 % der Nettostromerzeugung bestritten.
wer solldie 54% erzeugen ?
Kernkraftwerke in Frankreich?