Im Jahr 2020 erspart jede zusätzliche Kilowattstunde Strom aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen der Gesellschaft rund 9,7 Cent an Kosten. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Kurzstudie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag von Greenpeace Energy. Die Wissenschaftler haben die Vollkosten von erneuerbarem und konventionell erzeugtem Strom berechnet und miteinander verglichen. Demnach kostet eine Kilowattstunde aus neuen Wind- und Solarparks rund 7,5 Cent pro Kilowattstunde, während bestehende Kohle- und Gaskraftwerke im Mittel bei 17,2 Cent liegen. Je mehr erneuerbarer Strom produziert wird, desto höher sind die langfristigen Spareffekte. Die Ausgaben für die EEG-Umlage sind in dem Kostenvergleich bereits enthalten.
Während bei erneuerbaren Energien alle Kostenbestandteile transparent im Strompreis enthalten sind, fallen bei konventionellem Strom neben den Produktionskosten erhebliche, nicht im Preis enthaltene versteckte Kosten an. „Dazu zählen zum Beispiel staatliche Förderungen sowie Folgekosten von Umwelt-, Gesundheits- und Klimaschäden“, erklärt Swantje Fiedler vom FÖS. „Diese müssen von der Gesellschaft dann an anderer Stelle bezahlt werden, spätestens durch nachfolgende Generationen.“ Ein Teil dieser Kosten ist zwar durch Energiesteuern und den Emissionshandel bereits im Strompreis enthalten. Allerdings bilden die beiden Instrumente bei Weitem nicht alle bestehenden externen Effekte ab.
Für die Photovoltaik nehmen die Forscher mit Bezug auf Zahlen des Fraunhofer ISE für 2020 pro Kilowattstunde Gestehungskosten von 3,38 bis 6,17 Cent (Freiflächenanlagen) und 6,58 bis 10,51 Cent (kleine Dachanlagen) an. Daraus ergibt sich ein Mittelwert von 6,95 Cent pro Kilowattstunde. Die externen Kosten der Photovoltaik geben sie analog zum Umweltbundesamt mit 1,64 Cent pro Kilowattstunde an. Da diese Kosten über den Emissionshandel und die Energiesteuer aber bereits in den Marktpreisen enthalten sind, werden sie bei der Berechnung der Vollkosten nicht berücksichtigt. Damit liegen die Vollkosten der Photovoltaik bei etwa 7,0 Cent pro Kilowattstunde. Für die Onshore-Windenergie setzen die Wissenschaftler 6,0 Cent an, für die Offshore-Windenergie 10,4 Cent.
Bei den Gestehungskosten fossiler Kraftwerke rechnen die FÖS-Forscher mit einem Börsenpreis von 3,85 Cent pro Kilowattstunde. Für die Steinkohle legen sie nicht internalisierte externe Kosten von 16 Cent pro Kilowattstunde an, für Erdgas 6,4 Cent. Dazu kommt bei Steinkohle-Kraftwerken noch ein staatlicher Förderwert von 2,0 Cent pro Kilowattstunde, der sich aus Finanzhilfen und Steuervergünstigungen zusammensetzt. In Summe ergibt das Vollkosten von 21,9 Cent pro Kilowattstunde bei Steinkohle- und 10,3 Cent bei Gaskraftwerken.
„Je stärker die Kosten des bei der Stromerzeugung verursachten CO2 auch tatsachlich von den Betreibern konventioneller Kraftwerke bezahlt werden müssen, desto sichtbarer wird der Kostenvorteil der erneuerbaren Energien“, schreiben die Studienautoren mit Blick auf den Emissionshandel.
Zudem betonen sie, dass die EEG-Umlage ist kein Preisschild für die Energiewende ist. „Der weitere Ausbau erneuerbarer Energien verursacht nur deshalb ein Ansteigen der EEG-Umlage, weil die versteckten Kosten in den Strompreisen nicht abgebildet sind“, heißt es in der Studie. „Müssten diese Kosten schon heute vollständig von den Verursachern (den konventionellen Stromerzeugern) getragen werden, wären die Strompreise an der Börse hoher und die erneuerbaren Energien könnten sich vermutlich ohne Forderung am Markt refinanzieren. Dann ließe sich auch an den Strompreisen ablesen: Der Ausbau erneuerbarer Energien ist nicht teuer, sondern er spart gesamtgesellschaftlich Kosten ein.“
„Die für einen wirksamen Klimaschutz so notwendige Beschleunigung des Erneuerbaren-Ausbaus ist, wie die Analyse des FÖS zeigt, gleichzeitig ein echtes Sparprogramm“, sagt Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation von Greenpeace Energy. „Die Bundesregierung muss dringend ihre derzeitige Politik ändern, die den Ausbau erneuerbarer Energien sträflich vernachlässigt und insbesondere die Windenergie an Land sogar aktiv behindert.“
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Ich möchte mal zu gern wissen wie die Vollkosten oder Die Gestehungskosten ermittelt wurden. Da werden auf der einen Seite Freiflächenanlagen und kleine Anlagen verglichen und anschließend zusammen geworfen. Ich habe starke Zweifel, bei kleinen Dachanlagen von 6,58- 10,51 Cent sind. Mit solchen Werten wird gerne vorschnell in den Medien wie auch hier geschehen der Leser in die Irre geführt und schnell suggeriert, dass es für die PV doch eigentlich keiner Förderung mehr Bedarf. Aus der Praxis kann ich nicht bestätigen
So etwas läuft unter Wissenschaft und ist reine Agitation oder bestenfalls Marketinglüge.
Hat man eigentlich die Umweltkosten in China bei der Produktion der PV-Zellen berücksichtigt? Und die Steuervergünstigungen der EE-Anlagen?
Bekamen die AKW eigentlich auch mal einen CO2-Bonus?
Bei dem einen ist etwas schon im Preis drin und bei dem anderen rechnet man es vorsichthalber noch mal dazu?
Ich dachte immer die PV-Erzeuger bekommen bis zu 50 Cent pro kWh, d.h. so teuer ist die Erzeugung? Oder gibt es die Differenz gar nicht?
So geht also „externe Internalisierung“?
Das ist wohl mal wieder eine Studie aus der Rubrik glaubt nur der Statistik die du selbst im Sinne deines Auftraggebers manipuliert hast
Ein schönes Beispiel für Gesinnungsfreundlichkeit, wenn hier ein grüner Verein einem anderen einen Auftrag gibt, nach dem Credo: wess Brot ich ess, dess Lied ich sing. Das ist in etwa so, wie wenn ein Automobilhersteller beim VdA ein Untersuchung in Auftrag gibt über die Emissionen von SUV im Vergleich zu anderen PKW. Da hatten wir schon einen Verkehrsminister, der sagte, „nun, gemessen am Gesamtgewicht ist der Ausstoß gar nicht so hoch“. Und das ist schon ca. 10 Jahre her und man sieht ja heute wie sehr diese „PKW“ nachgefragt werden.
Hier vorliegend werden die Vollkosten mit 7,5ct./KWh angeführt, hingegen die aus Kohlekraftwerken mit 17,5ct./KWh. Unverständlich werden die der Gaskraft nicht ausgenommen, spielen diese doch eine wesentlich Rolle zur Adaption bei steigender Einspeisung durch EE und Wegfall von AKW und KohleKW. Die hier allgemein üblich auftretende Verblendung nun zeigt sich allein in der Unterschlagung der Tatsache, dass die Vollkosten der EE sich auf 1.000KWh/KWp bei PV und max. 2.500KWp bei WEA unter Nennleistung beziehen, im Mittel also 1.750KWh/KWp. Legt man nun den zur Vollversorgung nötigen Maßstab von 8.760Std. p. a. an, so ergeben sich imaginäre Betriebsstunden Vollkosten von 7,5ct. x 5,0 = 37,5ct./KWh. Da allerdings mit Dunkelflaute keine Energie erzeugt werden kann, machen das notwendigerweise andere Energieträger, und die sind deutlich billiger als 37,5ct. Will heißen: Äpfel und Birnen sollst du nicht vergleichen. EE sind nicht wettbewerbsfähig.
Ein weiterer, gern ausgeblendeter Punkt sind die CO2-Vermeidungskosten – wichtiger Punkt im EEG ist die CO2-Reduzierung -, die in dem Grad ansteigen, mit dem mehr durch EEG geförderte EE ins Netz einspeisen, denn je weniger CO2 im dt. Strommix, desto mehr muß geförderter Strom eingespeist werden für eine Tonne CO2-Einsparung. Irgendwie logisch. Allein deshalb ist der Deckel wichtig. 300€/to CO2-Vermeidungskosten seit 20 Jahren sind dann auch mal genug, wenn die Tonne im Zertifikatehandel nur ein Zehntel kostet. Ausschreibungen ja, Förderungen ausschließlich für zielführende Wasserstofftechnologien. Alles andere ist Volksverdummung.