In einem kürzlich an das niederländische Parlament gerichteten Schreiben legte Finanzminister Wopke Hoekstra offen, dass er plant, eine Beteiligung an Tennet zu privatisieren oder zu verkaufen. Der staatliche niederländische Übertragungsnetzbetreiber ist auf dem deutschen Energiemarkt sehr präsent, wo rund 70 Prozent seiner Vermögenswerte konzentriert sind. Hoekstra erklärte, Tennet brauche mehr Eigenkapital, um in den Ausbau der Netze zu investieren, da neue Energiequellen wie Photovoltaik und Windkraft die Netze belasteten.
Auch in Deutschland ist er für einen großen Teil des Übertragungsnetzes verantwortlich. Das Gebiet von Tennet erstreckt sich von Schleswig-Holstein über Niedersachsen und Hessen bis nach Bayern. Es hatte das Übertragungsnetz 2010 von Eon für 885 Millionen Euro übernommen. „Seitdem unterhält Tennet das Hochspannungsnetz auf beiden Seiten der Grenze und der niederländische und deutsche Teil ist zu einem integrierten Unternehmen geworden“, schrieb Hoekstra weiter.
Im Investitionsplan von Tennet für den Zeitraum 2019 bis 2028 in Höhe von 35 Milliarden Euro werden rund 23 Milliarden Euro für neue Investitionen in Deutschland bereitgestellt, während 12 Milliarden Euro voraussichtlich in den Niederlanden ausgegeben werden. Hoekstra erklärte, dass Tennet bis 2028 rund 4,75 Milliarden Euro benötigt, um kreditwürdig und finanziell gesund zu bleiben.
Die Mittel zur Unterstützung der niederländischen Aktivitäten des Unternehmens stammen bisher aus dem niederländischen Staatshaushalt, während der Finanzbedarf des deutschen Geschäfts durch den eigenen operativen Cashflow des Konzerns und den Verkauf von Minderheitsanteilen an deutschen Offshore-Projekten gedeckt wurden.
„Angesichts der Höhe des Eigenmittelerfordernisses und der Art der Investitionen (große Onshore-Projekte) bietet eine solche Finanzierung diesmal keine Lösung“, sagte Hoekstra. Er fügte hinzu, dass ein weniger günstiges Regulierungsszenario in Deutschland den Kapitalbedarf sogar von derzeit 4,75 auf 6,75 Milliarden Euro erhöhen könnten.
Um diese Mittel aufzubringen, plant die Regierung den Verkauf von Tennet an einen privaten Investor. Alternativ wird eine Zusammenarbeit mit der deutschen Regierung in Erwägung gezogen. „In diesem Zusammenhang finden unter anderem Gespräche mit der Bundesregierung statt“, schrieb Hoekstra.
Die niederländische Regierung ist überzeugt, dass ein grenzüberschreitendes Unternehmen Tennet zu einer treibenden Kraft für die Niederlande werden kann, um gestärkt aus der Energiewende hervorzugehen, da ein zunehmender Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen über größere Entfernungen transportiert werden muss. „Da der grenzüberschreitende Charakter von Tennet in den Niederlanden und Deutschland in Zukunft weitere Vorteile für die niederländischen Energieverbraucher bieten kann, scheint es dem öffentlichen Interesse zu dienen, diese Integration aufrechtzuerhalten“, erklärte Hoekstra weiter.
Im Januar hatten Tennet und Enexis erklärt, dass es in den niederländischen Provinzen Groningen, Drenthe und Overijssel sehr begrenzte Kapazitäten für einen stärkeren Photovoltaik-Ausbau gebe. Im April hatten die beiden Unternehmen angekündigt, in den nächsten Jahren die verfügbare Anschlusskapazität für Photovoltaik-Anlagen zu erhöhen, insbesondere im weniger dicht besiedelten Osten des Landes. Im Mai schließlich gab Tennet die erfolgreiche Emission von grünen Anleihen mit einem Volumen von 1,25 Milliarden Euro bekannt.
In diesem Jahr veröffentlichten Tennet und das Transportunternehmen Gasunie die Studie „Infrastructure Outlook 2050“. Darin wird davon ausgegangen, dass die ehrgeizigen EU-Klimaziele nur durch eine stärkere Integration von Strom- und Gasinfrastrukturen erreicht werden können, wobei Power-to-Gas erneuerbare Energien unterstützt.
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