Das neue „Zentrum Wasserstoff Bayern“ – kurz H2.B – in Nürnberg ist am Donnerstag offiziell gegründet worden. Es hat Anwendungen und Projekte im kompletten Wasserstoffkreislauf von der Erzeugung bis zum Verbrauch im Blick. Zentral geht es um Speicherung und Transport des Gases Wasserstoff.
Für anfangs 10 Millionen Euro will die bayerische Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine „Wasserstoffstrategie“ auf den Weg bringen. Die sieht er als einen „Zukunftssprung für Bayerns wichtigsten Wirtschaftsbereich Automobil“ an. Das Vorstandsteam um die Volkswirtin Veronika Grimm und den Chemiker Peter Wasserscheid werden zunächst eine „Strategie- und Koordinationsstelle“ einrichten, um „Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammenzubringen“. Der sofortige Start erfolgt mit vier Personen, die bereits am Energie-Campus Nürnberg EnCN arbeiten. Nach oben sei alles offen. Partner des H2.B sind zunächst jene 16 Unternehmen, die am Gründungstag eine „Absichtserklärung Wasserstoffbündnis Bayern“ unterschrieben haben, darunter Audi, BMW, Bosch, Hydrogenious, Linde, MAN, Schaeffler und Siemens. Weitere interessierte Unternehmen seien in dem Bündnis willkommen, heißt es.
Der Zeitplan ist herausfordernd: Nach dem Start des „Strategieprozesses mit Industrie und Kommunen“ ist für Dezember 2019 das erste Eckpunktepapier geplant. Im April 2020 ist ein ein Wasserstoff-Gipfel und im Mai eine Konferenz zum Thema vorgesehen. Stehen soll bereits nächstes Jahr „die weltweit erste LOHC-Tankstelle“, so Energieminister Hubert Aiwanger von den Freie Wählern. Bis 2023 will er sogar 100 solcher H2-Zapfsäulen in Bayern haben – des Henne-Ei-Problems wegen, wie er sagt: „Keine Tankstellen, keine Autos.“
Die LOHC-Technologie
LOHC ist die Abkürzung von Liquid Organic Hydrogen Carrier, eine ungefährliche Art der Speicherung von Wasserstoff in einem flüssigen Trägermedium – steht offenbar im Zentrum der bayerischen Pläne. „H2.B“-Vorstand Peter Wasserscheid hat diese selbst maßgeblich mitentwickelt. Nach seiner Aussage geht es in Bayerns Wasserstoffstrategie vor allem darum, „Erzeugungs- und Verbrauchsorte zu verbinden“, damit Wasserstoff im Energiesystem besser genutzt werden kann. Und LOHC könne per Schiff oder Lkw sicher transportiert werden.
Wirtschaftsminister Aiwanger hat sogar konkrete Pläne, wo die benötigten Wasserstoff-Mengen produziert werden sollen: Bayern wolle „strategische Partnerschaften mit anderen Ländern aufbauen. Viel Wasserstoff wird aus Regionen wie Nordafrika kommen, über LOHC mit Schiffen transportiert aus Ländern mit viel Sonne und Wind“ – und viel Platz. Dort gebe es auch keine Anwohner, und deshalb keine Diskussionen um 10H-Abstandsregeln, wie es sie in Bayern für Windräder gibt.
Für „H2.B“-Vorständin Grimm ist Wasserstoff „ein wichtiger Schlüssel für die Energietransformation“. Gerade Bayern sei „in der universitären und außeruniversitären Forschung hervorragend aufgestellt, auch in den komplementären Feldern“, also bei der kompletten Technik. Die Volkswirtin erkennt deshalb „eine gute Position für wasserstoffbasierte Mobilität“, ja sogar für den Freistaat „eine gute Chance, Marktführer zu werden“. (Heinz Wraneschitz)
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Mit diesem LOHC erreicht man laut Wikipedia mit einem wenig geeigneten Material eine Energiedichte von 1,9kWh/kg, also etwa 1/5 der Dichte von Benzin. Mit dem derzeit präferierten Material ist sie wahrscheinlich noch niedriger. Im Auto mag das noch angehen – muss man halt öfter zum tanken. Aber bei Transporten über weite Strecken kann das schon zum Problem werden. Mir ist nicht klar, warum man nicht bei der üblichen Druckgastechnik bleibt – man hat auch Verluste bei Kompression und Entspannung, aber die Energiedichte dürfte wesentlich höher sein, und die ungeklärte Anpassung in der Kompaktheit an PKW entfällt als Unsicherheitsfaktor.
Forschung auf diesem Gebiet ist sicher gut, man muss viele Wege so weit entwickeln, dass eine fundierte Entscheidung über einen guten Weg getroffen werden kann. Aber jetzt schon ins Blaue hinein mit dem Aufbau einer Infrastruktur zu beginnen, das erscheint mir doch sehr riskant. Wie gesagt: Druckgas-Brennstoffzelle funktioniert schon und Intrastruktur ist in Ansätzen auch schon vorhanden. Soll man erst mal klären, ob LOHC überhaupt für PKW eine Option ist, und auch sonst eine erstrebenswerte Verbesserung, bevor man in Infrastruktur investiert.
Ja, es dauert noch ein paar Jahre, bis auch Pkws Wasserstoff-LOHC mit Brennzellen nutzen können. Wir warten gern darauf, auf Lithium verzichten zu können. Schon jetzt ist Wasserstoff-LOHC zum Betrieb von Zügen, Schiffen, Lkws und als Elektrizitätspeicher bereit. Siehe: Firma Hydrigenius. Ilse und Helmut
Was für ein Wahnsinn! 5x mehr Energie benötigt so ein Wasserstoffelektroauto, welches mit LOHC Wassertoff fährt. Ja, es ist im Grunde auch nur ein Elektroauto, welches aber auf eine Effizienz von 20% kommt. Das Elektroauto kommt auf 80%. Und sich dann dazu noch wieder von Wasserstoffscheichs abhängig machen. Was für ein Irrsinn! LOHC ist übrigens hochgiftig! Und muss, wenn es an die Tankstelle geliefert wurde, wieder zu Wasserstoff umgewandelt werden. Und derzeit wird H2 nicht aus Wasser hergestellt, sondern aus Erdgas, also nicht Klimaneutral!!!! 100 Tankstellen bis 2013? Lol! Derzeit gibt es 20.000 E-Ladesäulen. Bis 2023 wird es sicher doppelt so viele geben. Und jeder, der ein Haus hat kann selbst tanken und muss nicht 12 Euro (subventioniert) für 100 km Fahrt ausgeben, sondern nur 4 Euro. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach sogar nur 2 Euro. Also, wer doof ist und zu viel Geld hat, fährt lieber Wassertoffauto.
@JCW Wahrscheinlich weil die Druckgastechnik zu aufwändig bei Transport und Lagerung ist, d. h. teure Tankstellen, Schiffe, LKWs.
Allerdings, ich sehe es auch problematisch, dass jetzt schon Geld in Infrastruktur versenkt wird wo es wohl nicht einmal ein Prototyp-Fahrzeug gibt. Ist noch gar nicht klar ob diese Technik das Rennen machen wird.
Die Entwicklung der Batterietechnologie ist erst am Anfang, Reichweite und LadeGeschwindigkeit – das sind ja die Punkte, die der konventionelle Autofahrer und Politiker bemängelt- werden noch deutlich steigen. Das Problem ist ja auch, dass die Politik den Paradigmen-Wechsel nicht nachvollzieht: Ein Batterie-E-Auto wird geladen wenn man es gerade nicht braucht (nachts, während der Arbeit / des Einkaufens), man fährt nicht zur „Tanke“ um zu warten bis es voll ist.
Es gibt doch gar keine LOHC fähigen Autos? Bei 1,9kWh/kg Energiedichte bräuchte man ja grob 500kg um auf die Reichweite modererner Elektroautos (400km) zu kommen. (Brennstoffzellenstack-Wirkungsrad 50%)
Wie lange dauert es, diese Flüssigkeit abzupumpen und wieder neu zu betanken an einer Tankstelle?
Ein Tesla Model 3 mit 190kW Ladeleistung lädt auch nur ca. 20min um den Akku wieder auf 80% bekommen, und da ist bei den Zukünftigen Modellen noch Luft nach oben.
Das Problem ist dass in all den Gremien die aich mit der Thematik befassen nicht Einer sitzt der selbst E-Auto fährt und eigene Erfahrung hat. Man erkennt dies daran dass Sachverhalte problematisiert werden die kein Problem sind.
Gleichzeitig kann sich niemand vom gewohnten Ablauf des Tankens an einer Tankstelle verabschieden.
Hochkomplizierte, wartungsaufwändige Technik mit 20% Wirkungsgrad und erneuter Abhängigkeit von Wüstenstaaten wird gefördert.
Ich fahre mit Strom von meinem Dach und kann das nur kopfschüttelnd beobachten…..
@Wolfgang Sojer
100% Zustimmung – KOPFSCHÜTTEL!
Die Ersetzung von Nichtwissen durch Ahnungslosigkeit!
Der Fetisch „Wirkungsgrad“ in einem System, das in jeder Sekunde von der Sonne so viel Energie wie 150 Millionen Kernkraftwerke erzeugen können erhält und diese auch wieder abstrahlt, ist einfach nur lächerlich. Wasserstoff ist ein idealer Energieträger! Lithium ist umweltzerstörend und hat eine katastrophale CO2-Bilanz.
Was soll das für ein Argument sein? Wird die Energie denn womit aufgefangen? Brauchen sie keine Flächen? Woher kommen denn die Rohstoffe für die WEAs her? Wohin mit dem GFK und CFK? Kupfer aus der Atacama Wüste hat welchen Wasserverbrauch?
Mit dieser Logik baue ich nun dreimal so viel Energieerzeuger, weil wir uns das flächenmäßig leisten können? Dann können wir endlich alle wieder 200 km/h auf deutschen Autobahnen fahren? Es gibt ja momentan 400 freiwillige, die auf einem 700bar Tank mit 500km Reichweite umherfahren…ist das dann so gewollt wie 200 bar Erdgastanks die letzten 20 Jahre?
@Stephan L.
„Der Fetisch „Wirkungsgrad“ in einem System, das in jeder Sekunde von der Sonne so viel Energie wie 150 Millionen Kernkraftwerke erzeugen können erhält und diese auch wieder abstrahlt, ist einfach nur lächerlich.“
Bleibt die Frage offen warum nicht schon längst auf jedem geeigneten Dach eine PV-Anlage ist.
Zu Lithium und katastrophaler CO2-Bilanz: https://europeanlithium.com/wolfsberg-lithiumprojekt/
Die Antwort von Non Executive Direktor Stefan Müller auf meine Anfrage:
„Natürlich sind wir bedacht, den „ALL IN“ Footprint des gesamten Projektes so niedrig wie nur möglich zu halten. Der Abtransport des Rohlithiums mit LKWs von der Mine hinunter ins Tal zur Weiterverarbeitung ist aufgrund der Lage der Mine auf 1.500m alternativlos. Experten sind jedoch der Meinung, das Elektro-LKWs auf der ausnahmslos abschüssigen ca. 15km langen Fahrt voll beladen mehr Strom produzieren als Sie umgekehrt leer hinauf verbrauchen werden. Durch das Tal von Wolfsberg wird in wenigen Jahren die neue Europäische Hochgeschwindigkeitsgüterbahn verlaufen, hier sind wir natürlich bemüht, diese für den Weitertransport zum Abnehmer zu nutzen.“
Weitere Infos auf der HP
Ach ja, da wäre doch noch etwas – https://www.youtube.com/watch?v=7lwVUTr4hek
“Wenn ihr Eure Augen nicht braucht, um zu sehen, werdet ihr sie brauchen, um zu weinen” JP Sartre
Wenn man nicht weiß, was LOHC ist, sollte man auch nicht darüber kommentieren, sonst ist man genauso wie die hier angefeindeten Politiker, – was oftmals ja stimmt. Hier aber geht es um LOHC als Speicher- und Trägermedium, um Wasserstoff handhabbar zu machen, nicht, um damit die Autos zu betanken: erst informieren, dann texten! https://www.hydrogenious.net/index.php/de/products-2/ gibt es schon seit Jahren, ob ökonomisch machbar…..
Das ist die vielversprechendste Technologie, wenn man den Wasserstoffautos das Wort redet. Ob allerdings die Afrikaner sich dafür begeistern lassen, da sie ja selbst Bedarf haben, bleibt abzuwarten. Auch hier ist doch Ausbeutung wie bei der LiOn-Batterien zu befürchten. Einfacher ist es, die Atomkraft weiterlaufenzulassen, um damit CO2-frei Wasserstoff herzustellen. Andere Länder wie Polen, Tschechien bauen gerade 10 neue AKW.
Naja Dichte ist nicht Wirkungsgrad…,“von 1,9kWh/kg, also etwa 1/5 der Dichte von Benzin“..damit sind so die meisten Kommentare hier für die Luft….