Der Forschungsverbund Erneuerbare Energien (FVEE) fordert eine rasche Anschlusslösung, damit über den 52-Gigawatt-Deckel hinaus, Photovoltaik-Anlagen bis 750 Kilowatt gefördert werden. In einer Studie haben die Mitglieder des Verbunds ermittelt, wie viel Photovoltaik gebraucht wird, damit Deutschland seine Klimaschutzziele für 2030 und 2050 auch wirklich erreicht. Konsens sei, dass Photovoltaik und Windkraft für das 65 Prozent-Erneuerbaren-Ziel bis 2030 im Stromsektor von zentraler Bedeutung sein werden. Je nachdem, welches modellbasierte Szenario zugrunde gelegt wird, werden bis 2050 etwa 120 bis zu 500 Gigawatt an installierter Photovoltaik-Leistung benötigt, um den Energiebedarf in den unterschiedlichen Sektoren überwiegend aus erneuerbaren Energieträgern zu decken, wie es weiter heißt.
Im mittleren Szenario geht der FVEE von 300 Gigawatt an benötigter Photovoltaik-Leistung aus. Damit müssten jährlich rund neun Gigawatt Photovoltaik neu installiert werden. Der 52 Gigawatt-Deckel im EEG, der ein Auslaufen der Solarförderung mit Erreichen dieser Marke vorsieht, stehe diesem Ansinnen diametral entgegen. Nach Auffassung der Wissenschaftler wird er beim aktuellen Ausbautempo voraussichtlich bereits Anfang 2020 erreicht. Er werde „ohne eine rechtzeitig getroffene Anschlussregelung zur Verunsicherung von Investoren, Industrie und Solarhandwerk und damit zur Stagnation“. Der FVEE befürchtet, dass das Zubauvolumen außerhalb der Ausschreibungen dann auf rund ein Gigawatt jährlich absinke. Derzeit sind die Photovoltaik-Dachanlagen der wesentliche Treiber für den Zubau in Deutschland.
Der FVEE verweist auch auf die große Akzeptanz von Photovoltaik-Dachanlagen im Zuge der Energiewende sowie ihre hohe Bedeutung für die Partizipation der Bevölkerung. „Auch aus ökonomischer Sicht besteht keine Existenzberechtigung mehr für eine Deckelung. Durch das monatliche Absinken der Einspeisevergütung entsprechend §49 EEG wird die Vergütung von neu installierten Anlagen ab den 2020er Jahren die Strompreise kaum noch beeinflussen“, schreibt der FVEE weiter.
Die Forscher verweisen auf die massiven Kostensenkungen bei Photovoltaik-Anlagen: Die Systempreise sind demnach um 75 Prozent in den vergangenen zehn Jahren gesunken. Bei einer Lernrate von 15 Prozent werden die Stromgestehungskosten ab 2030 für Dachanlagen unter 4,7 Cent pro Kilowattstunden und für Solarparks unter 2,41 Cent pro Kilowattstunde sinken. Sogar kleine Dachanlagen werden Strom dann günstiger erzeugen als neu errichtete Steinkohle- oder Gas- und Dampf-Kraftwerke. „Bis dahin werden Photovoltaik-Dachanlagen aber weiterhin eine ordnungspolitische Flankierung durch das EEG benötigen, damit der für den Klimaschutz notwendige Ausbau realisiert werden kann“, so der FVEE weiter.
Zugleich müsse neben dem weiteren Ausbau der Photovoltaik auf den Dächern auch die Integration von Solarmodulen in die bebaute Umwelt stärker vorangetrieben werden. Die meinem damit Lösungen für Fassaden, Fahrzeugen, Straßen oder über landwirtschaftlichen Flächen. Hier sieht der FVEE eine „große Chance für eine Renaissance der deutschen und europäischen Photovoltaik-Branche“. Hocheffiziente, ästhetisch anspruchsvolle Anwendungen seien kein Markt für importierte Massenprodukte. Eine Neugestaltung des EEG sollte henutzt werden, um diesbezüglich die politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen für den Markthochlauf dieser Technologien für die flächenneutrale Photovoltaik zu setzen und Planungssicherheit für Entwickler, Industrie und Anwender zu schaffen.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Es reicht nicht, wenn die Erzeugungskosten unter den Börsenpreis sinken: Das Netz muss auch ausreichend aufnahmefähig für den erzeugten Strom sein, sonst müssen die Anlagen abgeregelt aber trotzdem vergütet werden, was dann doch wieder den EEG-Fonds belastet. Deshalb ist es zwingend erforderlich, dass im gleichen Umfang Speicheranlagen (Batterien, Power-to-gas und neue Technolgien) errichtet werden. Am besten über Ausschreibungen ausreichender Größe. Damit wird sichergestellt, dass diese Speicher auch wirklich gebaut werden, und dass das wirtschaftlich sinnvolle und netztechnisch erforderliche gebaut wird. Heimspeicher mögen für Hersteller und Installateur ein nettes Geschäft und für den Eigenheimbesitzer ein gutes Gefühl bringen – wirtschaftlicher und auch datentechnisch in jeder Hinsicht besser sind größere Einheiten an Netzknotenpunkten.
Weiterhin spannend finde ich die Frage, mit welchen Erschwernissen das Altmaier-Ministerium herausrücken wird, wenn in letzter Minute der Deckel doch noch gehoben wird. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es in Zukunft einen Fahrplan geben wird, nach dem der Deckel von Jahr zu Jahr um definierte Stufen gehoben wird. Das klänge auf den ersten Blick ganz vernünftig, würde aber zur Folge haben, dass sich gegen Ende des Jahres immer ein Stau bildet von Anlagen, die dann erst im Folgejahr angemeldet werden können. Dieser Stau wird von Jahr zu Jahr größer werden, und letztlich nur Geld kosten, weil die Anlagen eben nicht in Betrieb gehen, wenn sie fertig sind. Andererseits steckt der derzeitigen Regierung sicher noch der Schock von 2009 in den Knochen, als durch gesunkene Zinsen und Preise die Zubauzahlen plötzlich explodierten.
Ein sinnvolles Modell zur Zubausteuerung könnte vielleicht sein, dass man sich einige Jahre im Voraus Zubaukontingente reservieren kann. Die tatsächliche Inbetriebnahme wird dann innerhalb eines angemessenen Zeitraums um den Jahre vorher festgelegten Termin herum stattfinden müssen. Für ganz kleine Anlagen (<30kWp) sollte der Zubau auch weiterhin frei und ohne Deckel bleiben, um hier die Initiative nicht abzuwürgen, und das Kleingewerbe zu unterstützen.
Insgesamt werden wir bis 2030 pro Jahr etwa 3GW zubauen müssen, um auf dann ca. 70GW PV-Leistung zu kommen und ähnliche Mengen beim Wind, wenn das bisherige Verhältnis beibehalten werden soll. Damit wäre das 65%-Ziel beim Strom noch erreichbar. Weiterer Zubau wird benötigt, wenn die E-Mobilität in die Gänge kommt, und über Wärmepumpen mehr Strom im Wärmesektor benötigt wird. Bei der Wärme wäre es allerdings sinnvoller, mehr auf KWK und Nahwärmenetze zu setzen, was dann auch eine gute Ergänzung zur PV ist, weil die nur im Sommer gute Erträge bringt, der Wärmebedarf aber vor allem Winter anfällt.