Nicht mehr zeitgemäße Kostenannahmen behindern den Ausbau der Photovoltaik. Denn sie führen dazu, dass wichtige Organisationen wie beispielsweise die Internationale Energieagentur, der Weltklimarat oder die Europäische Union das Beitragspotenzial der Photovoltaik für die Energiewende und den Klimaschutz drastisch unterschätzen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Europäischen Technologie- und Innovationsplattform für Photovoltaik (ETIP PV) in ihrem Papier „Impact of weighted average cost of capital, capital expenditure, and other parameters on future utility‐scale PV levelised cost of electricity“.
Diese veralteten Kostenannahmen sorgen laut Co-Autor Christian Breyer von der Lappeenranta University of Technology zum einen häufig dafür, dass die Photovoltaik bei Energieszenarien oft eine untergeordnete Rolle spielt. „Auch andere techno-ökonomischen Analysen kranken sehr oft an nicht mehr zeitgemäßen Kostenannahmen. Dies kann dazu führen, dass Entscheidungsträger nach wie vor zu zögerliche Entscheidungen treffen“, so Breyer.
Um dieses Fundamentalproblem anzugehen, haben die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse zum aktuellen und zukünftigen Photovoltaik-Markt in einem Papier zusammengefasst. Sie konzentrieren sich dabei auf große Photovoltaik-Kraftwerke, betrachten aber Batteriespeicher, die inzwischen bei immer mehr Projekten eine Rolle spielen. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass bei großen Photovoltaik-Kraftwerken die Stromgestehungskosten (LCOE) im Jahr 2019 in Europa bei nominalen gewichteten Kapitalkosten (WACC) von sieben Prozent zwischen 24 Euro pro Megawattstunde in Malaga und 42 Euro pro Megawattstunde in Helsinki liegen – und damit günstiger sind als der durchschnittliche Spotmarktstrom. Bis 2030 erwarten sie LCOE zwischen 14 Euro pro Megawattstunde in Malaga und 24 Euro pro Megawattstunde in Helsinki. Und 2050 soll die Bandbreite zwischen neun und 15 Euro pro Megawattstunde liegen.
Beim Blick auf die Kosten für Photovoltaik-Kraftwerke erwarten die Autoren, dass die Investitionskosten (CAPEX) im Vergleich zu 2018 bis 2050 deutlich sinken – je nach Szenario zwischen mindestens 50 und bis zu 75 Prozent. Komplexer ist demnach die Betrachtung der Betriebskosten (OPEX), da sie je nach Größe des Systems, dem Umfang der Betriebs- und Wartungsarbeiten und dem Standort stark variieren. Aber auch diese sollen bis 2050 sinken: je nach Szenario zwischen 30 und 50 Prozent.
Mit Blick auf Batteriespeicher weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass in Ländern wie Deutschland bei Dachanlagen die Kombination mit Speichern bereits ein großer Markt ist. Lithium-Ionen-Batterien könnten jedoch auch bei großen Photovoltaik-Kraftwerken eingesetzt werden. Die optimale Speichergröße schätzt das Papier auf etwa ein bis zwei Kilowattstunden je Kilowatt Photovoltaik-Leistung. Bei der Kombination von einem Kilowatt Photovoltaik und einer Kilowattstunde Speicher haben die Wissenschaftler eine LCOE-Bandbreite im Jahr 2019 zwischen 39 Euro je Megawattstunde in Malaga bis 69 Euro je Megawattstunde in Helsinki berechnet. Bei zwei Kilowattstunden je Kilowatt Photovoltaik-Leistung liegen demnach die LCOE zwischen 54 und 95 Euro je Megawattstunde und wären damit bereits jetzt mit dem durchschnittlichen Spotmarktstrompreis in Rom und Malaga konkurrenzfähig.
Den Wissenschaftlern zufolge besteht das Hauptproblem bei der LCOE-Bewertung für Photovoltaik darin, dass die gesamte Bandbreite der Preisinformationen von CAPEX und OPEX nicht vollständig offen ist. Zudem hätten Sensitivitätsberechnungen zufolge WACC und Inflation neben dem Standort den größten Einfluss auf die LCOE. Dieser Aspekte zeige, dass es für die Photovoltaik-Branche von größter Bedeutung sei, die Finanzwelt davon zu überzeugen, dass Photovoltaik-Kraftwerke eine sichere und rentable Investition sind. Zudem müssten die politischen Entscheidungsträger darüber informiert werden, dass die Photovoltaik die günstigste Stromart ist, insbesondere unter Berücksichtigung der geringen wirtschaftlichen, technischen und ökologischen Risiken. Den Autoren zufolge sind Photovoltaik und Speicher die Eckpfeiler des zukünftigen Energiesystems, wenn die Klimakrise schnell und kostenneutral angegangen werden soll.
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Bei der Auschreibung für Freifläschenanlagen vom Juli ergab sich von Zuschlagswert von 5,47 Cent/KWh ( Quelle https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/Ausschreibungen/Ausschreibungen_node.html ) , bei der Ausschreibung vor einem Jahr im Juli lag der noch bei 4,59 Cent/KWh ( Quelle https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Sachgebiete/ElektrizitaetundGas/Unternehmen_Institutionen/Ausschreibungen/Solaranlagen/BeendeteAusschreibungen/BeendeteAusschreibungen_node.html ) Die Realtät sieht also zu mindest für Deutschland etwas anders aus als in diesen Prognosen in den Raum gestellt.