„Es ist offensichtlich, dass die Situation angespannt ist. Das wusste ich bereits bei meinem Amtsantritt. Deshalb haben uns in der Führung entschlossen, die Unternehmensstrategie gründlich zu überprüfen“, sagt Remo Lütolf in einem Video, das Meyer Burger Technology AG anlässlich der 100 Tage im Amt als Verwaltungspräsident auf seiner Website veröffentlichte. Dabei bittet er die Aktionäre um die Möglichkeit, „in Ruhe die Neustrukturierung von Meyer Burger vorantreiben zu können, ohne sich um Störmanöver kümmern zu müssen“.
Remo Lütolf führt seit drei Monaten den Vorsitz des Verwaltungsrates. Seine Bitte richtet sich an ein von Sentis Capital geführtes Aktionärskonsortium, das bedeutende Veränderungen im Management von Meyer Burger und mehr Gewicht bei den Entscheidungen fordert. Insbesondere hat das Konsortium am 12. August 2019 die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung beantragt und seine Forderungen online veröffentlicht. „Ich finde die konstruktive Kritik unserer Aktionäre wichtig für die Entwicklung des Unternehmens“, erklärt Remo Lütolf. „Wenn Kritik jedoch in erster Linie über die Medien verbreitet wird, sorgt das für Unruhe.“ Zudem belaste es den Ruf von Meyer Burger und mache eine konstruktive Zusammenarbeit schwierig.
Wendung nach Westen
Der Präsident des Verwaltungsrates sieht eine dringende Notwendigkeit, das Management von Meyer Burger bei der anstehenden Reorganisation der Geschäftstätigkeit zu unterstützen. In den vergangenen zwölf Monaten habe der Schweizer Anlagenbauer kontinuierlich Marktanteile in China an lokale Anbieter verloren. Zugleich seien auch die Margen drastisch gesunken sind. Der chinesische Photovoltaik-Markt werde daher für Meyer Burger „zusehends unattraktiv“.
Die Aktien und Umsätze des Unternehmens haben sich zuletzt halbiert. Remo Lütolf unterstützt Meyer Burger CEO Hans Brändle und sein Managementteam und erklärt, dass sie in keiner Weise für die schwierigen Marktbedingungen verantwortlich sind. „Wir sehen einen zunehmenden Wettbewerb in bei der Standard-Photovoltaik“, sagt Remo Lütolf. Die PERC-Technologie stoße bereits an die Grenzen ihrer Entwicklung und die chinesischen Hersteller würden ausreichende Lösungen zu sehr niedrigen Preisen an. Dennoch sei das Potenzial der Photovoltaik insgesamt noch immer riesig.
Vor diesem Hintergrund setzt der Schweizer Anlagenbauer auf seinen Technologievorsprung bei hocheffizienten Photovoltaik-Technologien, die er in Märkten näher an seinen europäischen Wurzeln vermarkten will. „Durch unsere Beteiligung an Oxford PV haben wir bereits das Feld der Photovoltaik-Technologie von morgen besetzt: Das heißt, Perowskit-, Heterojunction- und Tandemzelle“, sagt Remo Lütolf.
Meyer Burger hat kürzlich ihre Verlagerungspläne nach China gestrichen und ist eine strategische Partnerschaft mit REC Solar eingegangen. Das Schweizer Unternehmen beabsichtigt, die notwendigen Anlagen für die Produktion von Solarmodulen im Gigawattmaßstab mit seiner Heterojunction- und Smart Wire-Technologie zu liefern. „Die Massenproduktion der ersten Heterojunctionlinie von REC wird ein Projekt sein, das weltweit Aufmerksamkeit erregen wird“, sagt Remo Lütolf. „Dieses Interesse wird Aufträge generieren.“ (Benedikt O'Donnell/Sandra Enkhardt)
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