Knapp zwei Monate vor der offiziellen Bekanntgabe der EEG-Umlage für 2020 hat Agora Energiewende das alljährliche Tippspiel eröffnet. Der Berliner Think-Tank geht davon aus, dass sich die EEG-Umlage – aus der unter anderem die Vergütungen für Photovoltaik-, Windkraft- und Biomasseanlagen gezahlt werden – im kommenden Jahr leicht auf 6,5 bis 6,7 Cent pro Kilowattstunde erhöhen wird. Mit seinem EEG-Rechner hat Agora Energiewende einen Wert von 6,57 Cent pro Kilowattstunde für 2020 ermittelt, der allerdings nur „mit kleinen Unsicherheiten behaftet“ sei. Aktuell liegt die die EEG-Umlage bei 6,41 Cent pro Kilowattstunde.
Für seine Prognose hat der Berliner Think-Tank die Entwicklung der Preise an der Strombörse ausgewertet. Aktuelle Termingeschäfte deuteten auf eine Steigerung des Großhandelspreises um etwa 0,4 Cent pro Kilowattstunde im kommenden Jahr hin. Den sogenannten Future-Strompreis erwartet Agora Energiewende 2020 bei 5,01 Cent pro Kilowattstunde, wobei vor allem die steigenden CO2-Zertifikatspreise dafür ausschlaggebend seien. Dies machen den Strom aus Kohle- und Gaskraftwerken an der Strombörse teurer. Agora Energiewende berichtet, dass der CO2-Preis infolge der Reformen im Europäischen Emissionshandel inzwischen auf 27 Euro pro Tonne gestiegen sei.
Während also mehr für die Emissionszertifikate für Kohle- und Gaskraftwerke gezahlt werden muss, sind die steigenden Börsenstrompreise zugleich eine gute Nachricht für Investoren in Erneuerbaren-Anlagen. Bereits seit dem vergangenen Sommer gab es immer wieder Monate, in denen der Marktwert Solar höher lag, als die Zuschläge in den Ausschreibungen. Dies bedeutet, dass die Betreiber der Photovoltaik-Anlagen am Strommarkt höhere Erlöse generierten und für die Anlagen keine Förderung gezahlt werden musste.
Agora Energiewende sieht damit steigende Chancen, dass künftig mehr Photovoltaik-Anlagen außerhalb der Solarförderung gebaut werden. „Wir konnten im ersten Halbjahr sehr gut sehen, wie ein steigender CO2-Preis dazu führt, dass klimaschädliche Kohlekraftwerke aus dem Markt gedrängt werden. Gleichzeitig entstehen erste Solarprojekte, die völlig außerhalb des EEG gebaut werden“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Ab einem CO2-Preis von 50 Euro bekommen wir eine weitgehend selbsttragende Energiewende, weg von Kohle hin zu erneuerbaren Energien.“
Den leichten Anstieg der EEG-Umlage für 2020 führt der Berliner Think-Tank vor allem darauf zurück, dass die Vergütungen für die Offshore-Windparks zum Tragen kommen. Hier ist ein Aubau von 6,4 auf 7,8 Gigawatt im kommenden Jahr vorgesehen, wobei die Vergütungssätze für die Windparks auf See noch deutlich höher liegen als für andere EEG-Anlagen. Zudem wird der Überschuss auf dem EEG-Konto nach den Schätzungen von Agora Energiewende zum Stichtag rund 1,5 Milliarden Euro unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Der Berliner Think-Tank geht von einem Plus von 2,17 Milliarden Euro aus. Insgesamt fielen die Rückerstattungen aus dem Überschuss für die Verbraucher damit niedriger als im Vorjahr aus.
EEG-Umlage erreicht 2021 ihren Kostengipfel
Agora Energiewende weist daraufhin, dass die EEG-Umlage in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben sei. Selbst mit dem erwarteten Anstieg im kommenden Jahr wäre es 2020 inflationsbereinigt der zweitniedrigste Wert seit 2020. Dennoch müssten die privaten Verbraucher mit einem Anstieg ihrer Stromkosten um etwa einen Cent pro Kilowattstunde rechnen, wobei die Hälfte davon den höheren Strompreisen geschuldet sei. Die andere Hälfte entfalle vornehmlich auf die höheren EEG- und KWK-Umlagen und den steigenden Netzentgelten.
2021 könnte nach Ansicht der Berliner Experten der Kostengipfel bei der EEG-Umlage erreicht sein. Dann erwarten sie einen Anstieg auf rund sieben Cent pro Kilowattstunde. „Anschließend fallen nach und nach die kostenintensiven Anlagen der ersten Generation aus der EEG-Förderung und die Umlage sinkt allmählich“, so Graichen weiter.
Am 15. Oktober eines Jahres veröffentlichen die Übertragungsnetzbetreiber offiziell die Höhe der EEG-Umlage für das folgende Jahr. Die Prognose von Agora Energiewende dürfte nicht die letzte Schätzung sein, die es dazu in den kommenden Wochen geben wird.
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Aktuell liegt der Börsenpreis im August mit 3,385 Cent/KWh rund 40 % niedriger als vor vor einem Jahr 5,589 . ( Quelle https://www.energy-charts.de/price_avg_de.htm?price=nominal&period=monthly&year=all )
Leider haben die Verbraucher nichts davon. Die müssen so gar noch höhere Umlage bezahlen wenn die Versorger von dem niedrigen Börsenpreis profitieren.
Herr Diehl ,
anders als sie in den Raum stellen wollen ist die EEG-Umlage aber in den letzten beiden Jahren gesunken. Und wenn die „GROKO“ im Herbst Vorschlägen folgt im Zussammenhang mit einer CO2-Bepreisung die EEG-Umlage im Gegenzug zur Entlastung der Verbraucher zu streichen hat sich das ohnehin erledigt
Das Absinken war u.a. der Tatsache zu verdanken, dass die EEG-Zulage aufgrund von Abweichungen von der Prognose (Menge der erzeugten Energie, durchschnittlicher Börsenpreis) in den Vorjahren zu hoch gewesen war, und damit das Guthaben im Fonds zu hoch geworden war. Substantiell wird die Zulage erst sinken, wenn die PV-Anlagen, die von 2009 bis 2012 gebaut wurden, aus der Garantievergütung herausfallen. Alles andere ist Kaffeesatzleserei und könnte allenfalls ein gefundenes Fressen für Wettbüros sein, weil Wetter und Börse grundsätzlich für ein ganzes Jahr im Voraus nicht gut vorhergesagt werden können.
Noch ein Wort zur Reaktion auf Prognoseabweichungen aufgrund des Wetters: In Deutschland wird gerne angenommen, so wie es im laufenden Jahr war, so wird es im nächsten wieder. Mein Versorger, der auch meinen PV-Storm vergüten muss, hat deshalb jedes Jahr eine neue Vorauszahlung berechnet, je nachdem, wie die Erträge im Vorjahr waren. Vor ein paar Jahren habe ich, weil mich die ständig ändernden Zahlungseingänge und der stark schwankende Ausgleichsbedarf am Jahresende nervten, den Vorschlag gemacht, doch bei den Vorauszahlungen einen durchschittlichen gleichbleibenden Ertrag anzunehmen. Der Versorger ging darauf ein, und seitdem erhalte ich immer den gleichen Betrag monatlich überwiesen, und der Ausgleichsbedarf am Jahresende ist im Durchschnitt auch viel geringer.
Bei der Berechnung der EEG-Zulage scheint man noch nicht so weit zu sein, es ist aber auch etwas komplexer.
@JCW :
sie haben Recht die EEG-Zulage wird erst dann substantiell sinken, wenn die PV-Anlagen, die von 2009 bis 2012 gebaut wurden, aus der Garantievergütung herausfallen. Es sei denn man nimmt die Förderung für PV-Anlagen bis 2012 ans Netz gimgen aus der Umlage heraus, wie das kürzlich „Agora Energiewende“ vorgeschlagen hatte, oder man schafft die EEG-Umlage im Zusammenhang mit einer CO2-Bepreisung ganz ab
@ H. Hirsch.
Die Vergütungen zwischen 2009 und 2012 sind nicht der Punkt, weil nicht alleine Umlagen relevant.
Der größte Anteil in der Umlage, ist dem „paradoxen“ System geschuldet, das seit 2010 gilt
Schauen Sie mal hier.
https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Die Vergütungen haben sich gerade mal verdoppelt, während sich die Umlage in dieser Zeit „Verfünffacht“ hat.
Deshalb kann man nicht sagen wenn die teuren Vergütungen wegfallen, muss die Umlage zwangsläufig sinken.
Ausschlaggebend ist die Entwicklung der Börsenpreise, im Verhältnis zu den Vergütungen.
Wenn die Börsenpreise sinken, was bei zunehmendem EE Ausbau ( ohne Grenzkosten ) wahrscheinlich ist, bleibt der Umlagen relevante Abstand zu den Vergütungen gleich oder wird sogar größer. Das „Faule Ei“ das den EE, und der gesamten Energiewende 2010 ins Nest gelegt wurde, wird uns noch eine Weile bekleiten.
Viele suchen nach einer Lösung, aber das eigentliche Übel verstehen die Lobbyisten geschickt außen vor zu halten.
@H. Diehl :
Einen der Kommentare zu ihren oben verlinkten Video bei Youtube kann man folgendes entnehmen :
„Die Äpfel-Birnen-Vergleiche in der Grafik in diesem Video machen wenig Sinn ,da zu keiner Zeit im EGG die vollen Einspeisevergütungen über das EEG auf die Endverbraucher umzulegen waren, sondern immer nur die Differenzkosten zwischen den Einspeisevergütungen und den Beschaffungskosten von nicht gefördertem Strom. Und hierbei verschweigt Herr Weber auch dass die Kosten für die mittleren Vergütungen für eine KWh aus EE von 2009 bis 2014 rund 5 mal so stark anstiegen waren wie die Änderungen beim Börsenpreis im genannten Zeitraum ( Quellen BMWI „Informationsportal Erneuerbare Energien“ https://www.erneuerbare-energien.de/EE/Navigation/DE/Recht-Politik/Das_EEG/DatenFakten/daten-und-fakten.html und „Engery Charts“ vom Fraunhofer ISE https://www.energy-charts.de/price_avg_de.htm?price=nominal&period=annual&year=all ) und dieser starke Anstieg der mittleren Vergütungen für eine KWh aus EE deshalb für mehr als 80 % der höheren Differenzkosten pro KWh im Jahr 2014 verantwortlich war, und das erklärt auch warum die Umlage prozentual soviel stärker stieg als die Summe der Vergütungen für EE. Nachdem die im Jahr 2012 eingeführte Zubau abhängige Degression die starke Überförderung der Photovoltaik seit 2009 aber bis 2014 so weit abbaute, das sie zum ersten Mal seit 2008 wieder unter dem Zubau-Korridor aus § 49 EEG lag , auf rund ein Drittel der jährlichen Zubauzahlen in den 3 Boomjahren von 2010 bis 2012 , ist die EEG-Umlage seither auch nur noch unwesentlich gestiegen von 6,24 Cent im Jahr 2014 auf aktuell 6,405 Cent ( Quelle „Netztranparenz EEG-Umlagen-Übersicht“ https://www.netztransparenz.de/EEG/EEG-Umlagen-Uebersicht ) obwohl sich die Einspeisemengen gegenüber 2014 um mehr als 50 % erhöht haben.“
Das klingt sehr schlüssig .
@ Klaus R.
Den erwähnten Kommentar können Sie vergessen. Den hat ein gewisser Klaus Grün geschrieben.
Der ist auch hier im Forum als Troll erkannt, und wird von keinem ernst genommen.
Es ist doch ganz einfach, wenn die Börsenpreise wegen der CO2-Steuer hoch genug sind, oder die Börsenpreise wegen gelegentlich oder öfter fehlender Einspeisung anständig steigen, fällt die EEG-Abgabe.
Leider ist es dem Stromkunden egal, warum er viel bezahlen muss.
Der Dumme sieht nur seine Geldbörse und nicht den Weltuntergang.
Kommt die CO2 Steuer denn schon auf die Umlagen relevanten Börsenpreise ????
@Herr Diehl :
der Börsenpreises war letztes Jahr mehr als 8 % höher als im Jahr 2009 obwohl letztes Jahr mehr als zwieinhalb mal so vie Strom aus EE eingspiest wurde wie im jahr 2009 .
@ M. Scholz
Das ändert aber nichts an der Phase zwischen 2011 und 2016, wo die Börsenpreise sich fast halbiert haben, und auf Grund des paradoxen Systems die Umlage so abrupt nach oben gestiegen ist.
Siehe hier:
https://www.energy-charts.de/price_avg_de.htm?price=nominal&period=annual&year=all
Dieses – dem paradoxen System geschuldete – monetäre Volumen in der Umlage ist weitaus größer, als die hohen Vergütungen die künftig auslaufen. Mit dem System von vor 2010, hätten wir gegenwärtig allenfalls eine „3“ vorm Komma der Umlage, und die auslaufenden hohen Vergütungen, könnte bei der „3“ positiv zu Buche schlagen.
Dass die Börsenpreise übrigens seit 2017 wieder ansteigen hat offensichtlich damit zu tun, dass immer mehr neue Geschäftsmodelle auf den billigen „Zappelstrom“ aufbauen. Die Händler lauern ja gerade schon auf die Schnäppchen, wo Sonne und Wind keine Rohstoffrechnung schicken.
Die größere Nachfrage lässt die Preise steigen. Es zeigt sich immer mehr, dass Logistik der Schlüssel für die Energiewende ist. Schauen wir mal was draus wird.
Ach Herr Diehl, wenn Sie das Jahr 2008 (Crashjahr) weglassen sieht es ganz anders aus. Und was zählt?
Was vor 10 jahren war oder was aktuell läuft?
Peter Rentfort sagt.
Und was zählt?
Was vor 10 jahren war oder was aktuell läuft?
@ Peter Rentfort.
Leider zählt das, was aktuell läuft. Nämlich die weit überhöhte Umlage die zwischen 2011 und 2016, wegen des paradoxen Systems zu Stande gekommen ist.
Schauen Sie sich doch den Verlauf der Umlagenkurve an.
https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Und das was aktuell gilt, ist Stoff für die Medien.
Zum Beispiel Gestern im WDR Presseclub, Deutschland hat die höchsten Strompreise.
Warum das so ist wissen die Wenigsten.
Klaus R.sagt.
Und hierbei verschweigt Herr Weber auch dass die Kosten für die mittleren Vergütungen für eine KWh aus EE von 2009 bis 2014 rund 5 mal so stark anstiegen waren wie die Änderungen beim Börsenpreis im genannten Zeitraum ( Quellen BMWI „Informationsportal Erneuerbare Energien .
@ Klaus R.
Warum soll er das denn erwähnen. Das ist doch gar nicht sein Thema. Herr Weber stellt schlicht und einfach fest, dass die Vergütungen insgesamt sich verdoppelt haben, die Verbraucher aber viel mehr deswegen bezahlen müssen, weil die Umlage sich in diesem Zeitraum „Verfünffacht“ hat.
Noch mal mit einfachen Worten, gebraucht für die Vergütungen wurde das doppelte, die Verbraucher müssen aber das Fünffache bezahlen.
Alles deutlich dargestellt im Video vom Prof.