Die Solarindustrie macht große Fortschritte, um ein würdiger Nachfolger der fossilen Brennstoffindustrie zu werden. Ein Thema, von dem seit jeher die politische, industrielle und letztendlich auch die öffentliche Unterstützung abhängt, war die Höhe der für die Entwicklung von Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energien erforderlichen Förderungen. Für die politischen Entscheidungsträger weltweit war klar, dass diese nur eine Zwischenlösung sein können. Ein hochkarätiges Beispiel für die öffentliche Unterstützung erneuerbarer Energien, die buchstäblich in Flammen aufgegangen ist, findet sich in Frankreich. Mitglieder der „Gelbwesten“ haben sich, unter anderem, gegen einen Vorschlag zur Erhöhung der Kraftstoffabgaben ausgesprochen, die Frankreich beim Erreichen seiner Klimaziele helfen sollten.
Die Photovoltaik-Branche wusste, dass es ein Kampf gegen die Uhr ist und an Konzepten für die Zeit arbeiten muss, wenn die öffentlichen Mittel schwinden. Lösungen für förderfreie Photovoltaik-Anlagen im Freiflächenanlagen-Segment sowie für Heim-, Gewerbe- und Industrieanlagen sind auf dem Future PV-Roundtable von pv magazine auf der The Smarter E Europe in München vorgestellt worden.
Benedikt Ortmann, Geschäftsführer der Baywa re Solar Projects GmbH, gab einen Einblick in das 175-Megawatt-Netzparität-Projekt des Unternehmens in Spanien, das gerade erst in Betrieb genommen wurde. Ein wesentlicher Treiber für das Erreichen der Netzparität waren laut Ortmann die Kosten. Die Modulpreise sind in den letzten Jahren erheblich gesunken. Und neben den Modulkosten seien auch andere Systemkomponenten günstiger geworden. Die Photovoltaik-Anlage wird über einen 15-jährigen Stromabnahmevertrag (PPA), den Baywa mit Statkraft geschlossen hat, refinanziert. Ortmann erklärte, dass in den ersten 15 Jahren des Betriebs in des Solarparks „Don Rodrigo“ der Löwenanteil der Kosten in die Rückzahlung der Kreditfinanzierung fließen wird. Danach fällt bei einer Solaranlage nur noch eine kleine Betriebs- und Wartungsrechnung an. Daher verkauft die Anlage in den ersten Jahren mit Verlust Strom, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt, wenn die Schulden beglichen sind, verkauft sie mit beträchtlichem Gewinn.
Auch im Heim- und Gerwerbesegment sind Lösungen angekommen, da sich Forschung und Entwicklung auf den Tag vorbereiten, an dem die öffentlichen Fördermittel versiegen. Hier hat die Debatte jedoch den Einsatz von Innovationen, wie zum Beispiel virtuellen Kraftwerken, viel stärker genutzt. Eine tiefere Integration von Elektroautos mit Speichersystemen und anderen flexiblen Lasten scheint ebenfalls ein wichtiger Fortschritt zu sein. Die Nutzung flexibler Lasten und deren Aggregation zu einer Leistung im Megawattbereich, die entweder in das Netz eingespeist oder als Last eingesetzt werden kann, kann Netzbetreibern helfen, einen reibungslosen Betrieb ohne kostspielige Infrastrukturerweiterungen und neue Kraftwerke zu gewährleisten. Für Zeiten, in denen Echtzeit-Energiehandel und -aggregation nicht verfügbar oder nicht besonders kostengünstig sind, scheint sich die Branche auf Speicher zu konzentrieren, um den Eigenverbrauch zu erhöhen.
Damit dies in großem Maßstab umgesetzt werden kann, müssen rechtliche Rahmenbedingungen in Angriff genommen werden. Hohe Einspeisevergütungen, wie sie beispielsweise in den Niederlanden gelten, hindern die Kunden daran, sich für ein Speichersystem zu entscheiden, da diese dann nicht wirtschaftlich sind. Die Industrie hat die Lösungen für die Realisierung von Photovoltaik-Anlagen ohne Förderung geliefert, und den Ball der Politik zurückgespielt. Diese hat nun die Aufgabe, die Vorschriften so zu gestalten, dass die derzeitig technisch vorhandenen Lösungen, am effektivsten genutzt werden können.
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