Bei der Zeremonie am Vormittag hörte der georgische Premierminister Mamuka Bakhtadze aufmerksam zu, als der Chief Business Development Officer von AE Solar, Shokhrukh Baratov, die patentierte Smart hotspotfreie Technologie des deutschen Photovoltaik-Herstellers erklärte. Er verglich die Leistung eines Standardmoduls mit einem mit AE Solar-Technologie ausgestatteten Modul. Während diese Smart-Module etwa 20 Prozent mehr kosten als Standardmodule, bieten sie im Durchschnitt fast 30 Prozent mehr Leistung. Und das über die gesamte Lebensdauer des Moduls.
Die Technologie beinhaltet die Platzierung von Mikrodioden an jeder Zelle im Solarmodul. Im Gegensatz zu herkömmlichen Solarmodulen, bei denen Ablagerungen, Staub oder Verschattungen einer oder mehrerer Zellen die Leistungsabgabe des gesamten Moduls stark reduzieren können, begrenzen die intelligenten Module von AE Solar die Auswirkungen auf die betroffenen Zellen und isolieren diese nur auf den betroffenen Bereich.
Die Demonstration der Technologie war Teil der Eröffnungsfeier am Dienstag, als die 500-Megawatt-Modulfabrik am Rande von Kutaisi in Westgeorgien eröffnet wurde. Baratov zufolge kann die Fabrik problemlos auf rund 1,2 Gigawatt erweitert werden, und der erste 500-Megawatt-Teil soll im Laufe des nächsten Monats voll in Betrieb genommen werden. In Kombination mit dem bestehenden 525 Megawatt Modulwerk von AE Solar in China verfügt der deutsche Photovoltaik-Hersteller damit insgesamt über mehr als ein Gigawatt Produktionskapazität.
Der Standort einer Photovoltaik-Produktion in Georgien ist nichts für schwache Nerven. Dies ist ein bahnbrechendes Unterfangen in einem Land am Rande Europas im Kaukasusgebirge nahe der Türkei und Russland. In dieser neuen Fabrik werden bis zu 500 Menschen arbeiten, und bisher gibt es in diesem Land mit 3,7 Millionen Einwohnern nur eine sehr kleine Solarindustrie. Warum also dieser Zug? Georgien liegt strategisch günstig in der Nähe wichtiger europäischer, asiatischer und nahöstlicher Märkte. Tatsächlich kommt einer der Investoren dieser neuen Anlage aus Saudi-Arabien, einem wichtigen Zukunftsmarkt für AE Solar.
Diese Photovoltaik-Märkte liegen nicht nur geografisch in der Nähe von Georgien, sondern eine Reihe von Ländern – einschließlich Saudi-Arabien – haben auch Abkommen mit Georgien geschlossen, um Handel und Gewerbe im Allgemeinen zu erleichtern. AE Solar erfuhr die Bedeutung davon, als die Europäische Union einen Mindestimportpreis für chinesische Module einführte. Dies beschränkte AE Solar, die Solarmodule von seinem chinesischen Werk nach Europa zu liefern, stark.
Obwohl der europäische Mindestimportpreis der Vergangenheit angehört, hat diese Erfahrung das Management von AE Solar veranlasst, seine Produktionsstandorte zu diversifizieren. Gleichzeitig erweitert das Unternehmen sein Technologieportfolio mit der neuen Fabrik in Kutaisi, die bis Ende dieses Jahres sowohl PERC- als auch bifaziale Module produzieren soll. Selbst n-type Heterojunctionsmodule sind bereits in der Diskussion.
Gleichzeitig ist das Unternehmen bestrebt, Komponenten und Materialien aus der Region zu beziehen, und schon heute importiert es seine Rückseitenfolien aus Italien sowie seine Anschlussdosen und Aluminiumrahmen aus der Türkei. Die Tatsache, dass sich dieses 500-Megawatt-Werk in einer Freihandelszone befindet, ermöglicht es, diese Komponenten und Materialien zollfrei zu importieren und die Solarmodule vom nahegelegenen Hafen Poti am Schwarzen Meer zu Märkten auf der ganzen Welt zu transportieren.
Ein weiterer großer Vorteil von Georgien sind die niedrigen Strompreise. Diese niedrigen Tarife von nur etwa zwei US-Cent pro Kilowattstunde machen Photovoltaik-Anlagen in Georgien zwar zu einer großen Herausforderung – trotz der Fülle von Sonnenschein -, sind aber ein positiver Faktor, um die Kosten der Modulproduktion wettbewerbsfähig zu halten. Nach Aussage von Gert Lang-Alischer, Vertriebsleiter der AE Solar GmbH, kann der neue Standort in Kutaisi mit dem Kostenprofil des etablierten Werks in Hongze in China konkurrieren.
Niedrige Löhne sind sicherlich ein weiterer Vorteil, den Georgien bietet, und dann gibt es die Vorteile, in diesem Land Geschäfte zu machen. Bemerkenswert ist, dass Georgien im Index der Wirtschaftsfreiheit 2019, der jährlich von der Heritage Foundation erstellt wird, auf Platz 16 rangiert. Damit liegt es vor Ländern wie Schweden (19.), Finnland (20.) und Deutschland (24.).
Diese 500-Megawatt-Fabrik in Georgien scheint nur das erste Kapitel in den Expansionsplänen von AE Solar für 2019 und 2020 zu sein. Als pv magazine durch die Freihandelszone tourte, wurde klar, dass auf dem Gelände noch viele Hunderte von Megawatt mehr hergestellt werden könnten, von denen einige auch für OEM-Vereinbarungen bestimmt sind, die AE Solar mit anderen Modulmarken entwickelt. Darüber hinaus richtet AE Solar den Blick auf andere Märkte, die nicht weit von Georgien entfernt sind. Tatsächlich bereitet einer der Investoren in diesem georgischen Produktionszentrum ein ähnliches Werk in Saudi-Arabien vor. Und selbst eine russische Fabrik könnte in diesem oder im nächsten Jahr in Betrieb gehen, denn der große Riese nebenan beginnt ernsthaft, seinen Energiemix zu diversifizieren und sich nicht länger fast ausschließlich auf konventionelle Brennstoffe zu verlassen.
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Woher sollen denn diese 30% mehr Leistung kommen?
Aktuelle MONO PERC- Produkte haben im alten 60er Zeller Format 310-335 Wp Leistung bei verträglichen Preisspannen, guter bis sehr guter Qualität und Verfügbarkeit nebst stabilen Herstellern. Die Leistungsklasse hat binnen Jahresfrist die 270Wp Poly als „Arbeitspferd“ nun auch in der EU abgelöst.
AE müsste also vergleichbar auf 435Wp bei 20% Mehrkosten.
Da bin ich mal gespannt- hatte aber einmal mehr das Gefühl wie schon bei den vollmundigen Ankündigungen von Energetica und anderen, warum eigentlich immer so viel versprochen wird bei meist geringerer Realisierung oder auch nur sauberer Begründung wie das gehen soll. Sind die Hersteller dann bereit das auch Verträge mit Abnehmern so exakt zu definieren und sinnvoll zu garantieren.
Auch die ganzen Erläuterungen zu Material usw.- wie soll das im globalen Wettbewerb außerhalb von Zollgebieten oder Local Content Regeln funktionieren? 500 MWp sind verglichen mit den Top Anbieter Mini, müssen aber auch erstmal verkauft werden.
Ok, kann die Firma ja selbst entscheiden.
Hauptsache die Kunden sind aufmerksam.
Wenn da keine absoluten Zahlen genannt werden, kann man das getrost als Propaganda abheften. Guter Journalismus ist das nicht, einfach solche Pressemeldungen abzuschreiben, und als eigenes Werk auszugeben.
Vielleicht noch eine Anmerkung:
Auf der Intersolar machte die Nachricht von einer neuen 300 MWp Modulfabrik in China die Runde aus kompetenten Mund.
Ich habe dann gefragt ob 300 GWp gemeint waren oder was daran sonst besonders ist?
Das Besondere sind die 1,5 Arbeitskräfte pro Schicht für die Fabrik in der Produktion.
Ok, ich kann das nicht nachprüfen- es geht aber in diese Richtung.
Andere Zell- und Modulfabriken in Korea, China gehen in ähnliche Richtungen- in diesen z.T. 2 GWp großen Einheiten sind nur noch Wartungsmannschaften unterwegs. Es geht auch nicht anders, denn Handarbeit ist bei diesen Mengen allein schon von der Qualitätssicherung her nicht möglich. Und anders als von div. Leuten dargestellt sind Fachkräfte in China schon lange nicht mehr billig.
Man kann diese Zahlen dann mal mit den Angaben von AE hier vergleichen- naja, müssen die ja wissen.
Guten Tag Herr Remmers,
was ein Märchen – 1,5 MA pro Schicht.
Alleine die Materialversorgung benötigt schon 2 MA. Und wer kümmert sich um die Maschinenstillstände?
Typisch Chinesen kalkulieren auch keine afa, wenn Kosten genannt werden.
Herr Remmers, wenn Sie auf der Intersolar gewesen sind, hätten Sie mal auf dem Stand der Firma sehen können woher diese 30% kommen. Ist schon eine klevere Sache. Sie haben nämlich zwischen jede Solarzelle eine Bypassdiode gelegt. Das Ergebnis, was man gesehen hat, war schon erstaunlich. Während bei normalen Modulen die Verschattung min. 33% an Leistung wegnimmt, wird bei diesem Modul nur die verschattete Zelle ausgeklingt.
Dazu müsste man aber erst mal 25% regelmäßig durch Verschattung verlieren, um mit Verschattungsresistenz 30% Gewinn erzielen zu können. Das scheint mir etwas hoch geschätzt. Die meisten Anlagen werden doch verschattungsfrei geplant. Wenn das nicht geht, wären Halbzellen-Module die erste Wahl, weil die wirklich mehr Effizienz aufweisen, keine Leckströme über die Dioden verkraften müssen, und trotzdem schon eine höhere Verschattungsresistenz als Normal-Module haben.
Ohne harte Fakten, von einem unabhängigen Labor bestätigt, sollte man da gar nichts glauben.
Ich sehe das im Grunde wie JCW. Die 30 % Zugewinn sind viel zu hoch angesetzt. Worauf bezieht sich dieser Wert ? Ja wohl kaum auf den Jahresertrag, sondern eher auf einen kurzen Zyklus im Erzeugerprofil, da es sich ja eher selten um eine permanente Verschattung handelt. Falls doch, ist das eine amateurhafte Anlagenplanung.