Bereits im Februar hatte Volkswagen angekündigt, künftig am Standort Salzgitter ausgediente Fahrzeugbatterien recyceln und eine Pilotanlage zur Batteriezellenfertigung bauen zu wollen. Der Batterie-Strategie des Automobilkonzerns zufolge könnte Niedersachsens Rolle noch ein wenig größer ausfallen: Knapp eine Milliarde Euro Investitionsvolumen bewilligte der Aufsichtsrat, um den Aufbau einer Batteriezellfertigung mit einer Partnerschaft in Europa zu forcieren. Als Standort ist demnach Salzgitter in Niedersachsen geplant, was der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) als Durchbruch bezeichnete: „Für das Autoland Nr.1 ist die Produktion von Batteriezellen zwingend notwendig. Für den Standort Salzgitter sind das positive Signale.“
Volkswagen plant zwar, seine Batteriezellfertigung in Niedersachsen anzusiedeln – allerdings „sofern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hierfür gegeben sind“, wie der Konzern in seiner Batterie-Strategie schreibt: „Dazu zählen insbesondere die Befreiung von der EEG-Umlage und gleichzeitig die Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Voraussichtlich bis Jahresende soll über die Pläne und die Konkretisierung der Investitionen final entschieden werden.“ Weiter heißt es dort: „Entscheidende Kriterien bei der Standortwahl sind wettbewerbsfähige steuerliche Rahmenbedingungen und – wegen des hohen Strombedarfs bei der Zellfertigung – attraktive Energiepreise. Und nicht zuletzt: das Tempo bei den Genehmigungsverfahren, da der Aufbau einer Zellfabrik mindestens drei Jahre dauert.“ Als weitere Faktoren, um die Attraktivität potenzieller deutscher Standorte zu erhöhen, nennt der Konzern „Unterstützung bei der Gewährung von Investitionshilfen und bei Infrastrukturmaßnahmen, außerdem Maßnahmen wie die Gewährung von Sonderabschreibungen oder Steuervorteilen, und nicht zuletzt eine staatliche Förderung von Ausbildung bzw. Umschulung in der betreffenden Region.“
Im ersten Schritt seiner Batterie-Strategie plant Volkswagen strategische Partnerschaften mit den etablierten Zelllieferanten, darunter SKI, LG Chem und CATL. Ergänzend will Volkswagen bei der Forschung, Entwicklung und Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien Know-how aufbauen. Im Center of Excellence in Salzgitter soll im zweiten Halbjahr 2019 eine Pilotfertigung anlaufen. Als nächsten Schritt will Volkswagen gemeinsam mit Partnern Giga-Fabriken aufbauen, dabei seien auch möglich Standorte in Deutschland im Fokus. Danach sei der Aufbau einer Zellfertigung für Lithium-Ionen-Batterien und einer Zellfertigung für Feststoffbatterien geplant, beides in Europa.
Volkswagen geht davon aus, dass der Batterie-Bedarf des Konzerns allein in Europa und in Asien auf mehr als 300 Gigawattstunden jährlich steigen wird. „Die heutigen Zellkapazitäten decken nicht ab, was der Markt in Zukunft brauchen wird. Batteriefabriken für Automobilhersteller befinden sich aktuell hauptsächlich auf dem Papier, im Rohbau, oder im Hochlauf“, schreibt das Unternehmen in seiner Batterie-Strategie. Sobald allein die E-Offensive des Konzerns Fahrt aufgenommen habe, werde auch die regionale Fertigung von Batterien aus Wettbewerbssicht sinnvoll. Daher sei die Konzern-Batteriestrategie ein wesentlicher Bestandteil der Konzern-Elektrifizierungsstrategie.
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Kluge Automobilproduzenten setzen nicht mehr und schon gar nicht allein auf Lithium-Batterien, sondern orientieren sich zumindest teilweise auf Wasserstoff (elektrisch via Brennstoffzelle oder gleich ganz als sauberer Verbrenner) oder Redox-Flow-Brennstoffzellen um. Lithium ist umweltschädlich, die Reichweite ist begrenzt und Ladesäulen sind einfach eine dumme Idee. Aber Entscheidungsfindung in deutschen Konzernen kann manchmal recht lange dauern, also mag hier noch das Denken von 2017 herrschen.
Übrigens: 2015 gab es 18 Wasserstofftankstellen in Deutschland. 4 Jahre später, 2019, sind es noch immer nur 70. Dabei kosten 1.000 Wasserstofftankstellen nur soviel wie 50 km Autobahn. Es lohnt sich, darüber nachzudenken!
… schreiben nicht ganz so kluge Leser! Man sollte wirklich besser informiert sein, bevor man ssolche Dinge schreibt. Nur mal in aller Kürze: Der Wirkungsgrad in der Wasserstoffherstellung, -speicherung und letztlichen Stromgewinnung ist so dermaßen schlecht, das würde viel zusätzliche Kraftwerksapazitäten bedeuten. Autos mit Brennstoffzellen benötigen zusätzlich Batterien. Ohne wird es nicht funktionieren. … und Autos mit Redox-Flow-Batterien zu betreiben – daran glaubt wohl niemand mehr, der ein wenig Ahnung von Batterien hat – zumindest nicht mittelfristig. … und da wäre der Flux-Kompensator echt die bessere Alternative, wenn wir schon so weit denken. …
Die meisten E-Autos werden wohl nicht an Ladesäulen aufgeladen, sondern an Steckdosen. Das ist das Erfolgsrezept vieler technischer Weiterentwicklungen: Auf vorhandene Infrastruktur aufbauen. DOS-Windows ist nur dadurch groß geworden, dass es auf eine schon vorhandene riesige Programmbibliothek zugreifen konnte, obwohl es für sich genommen erbärmlich schlecht ist. Wenn man Lithium als Wechselakkus einsetzt, dann kann es – bis auf das Sicherheitsrisiko – fast so gut wie Benzin sein.
Die Unsicherheit darüber, was kommen wird, hat die Autobauer weltweit lange davon abgehalten, größer zu investieren. Jetzt scheinen die Würfel gefallen zu sein – entsprechend wird eine Investitionslawine losgetreten. Jede grundlegend andere Technik wird es dagegen sehr schwer haben hochzukommen. Modifikationen wie beispielsweise die Einführung eines Wechselakku-System, bei dem nicht einmal festgelegt sein muss, welche Akkutechnologie in den Batteriemodulen verbaut ist, können dann aus einem schlechten Kompromiss einen guten machen.
@JCW : Für ein Wechselakku-System müssten die Akkus aber genormt sein und es wir auch nur mit Miet-Akkus funktionieren . Von daher scheint es eher unwahrscheinlich das sich ein Wechselakku-System etablieren kann
Stimmt schon, mit der Normierung. Und die müsste ja mindestens europaweit, besser weltweit erfolgen. Da die Chinesen derzeit vorne dran sind mit der Einführung des E-Autos, hätten die auch am ehesten die Möglichkeit, einen Standard für Wechselakkus zu setzen. Nun gibt es kein Beispiel dafür, dass Chinesen sich die Entwicklung und Durchsetzung eines Standards zugetraut hätten. Bis dahin gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.
Batterien werden sich zuerst einmal schnell durchsetzen. Wenn es mit der Feststoffbatterie klappt, dann wird es für andere Techniken schon sehr schwer dagegen zu halten. Die sind nicht brennbar und schneller aufladbar. Wenn dann auch noch Kobalt entfällt dann sowieso.
Nur Wasserstoff hat da noch eine reelle Chance, wegen der Tankgeschwindigkeit und der relativ geringen Investitionshöhe einer umfangreichen Tankstellenversorgung. Da müssten sich die Menschen nicht in ihren Gewohnheiten umstellen. Bei Langstreckenfahrzeugen und Lastkraftwagen ist am ehesten mit H2 zu rechnen. Redox-Flow ist im Auto derzeit undenkbar, wegen der geringen Energiedichte der Flüssigkeiten. H2 im Motor verbrennen geht, wurde aber von BMW mit dem 7er getestet und wieder verworfen.
Gegen Wasserstoff spricht der geringere Wirkungsgrad, was aber nur eine Preisfrage je KWh ist. Dafür spricht die geringere Materialproblematik einer Brennstoffzelle.
Dass VW eigene Batteriezellen baut ist absolut richtig und notwendig, wenn man wie VW voll auf diese Technik für die Zukunft setzt. Sonst ist man abhängig und erpressbar.