Unter der Überschrift „134 Millionen plus Betriebskosten für Klimawandel-Anheizung“ berichtete das pv magazine am 20.03.2019 über den mit fürstlicher staatlicher Förderung vorgesehenen Bau einer LNG-Infrastruktur, sowie über den Protest hiergegen, der sich in einem von 26 Organisationen unterstützten Offenen Schreiben an das Bundeswirtschaftsministerium artikulierte.
Die für das Vorhaben nötige Gesetzesänderung (Ermöglichung der Belastung der Gas-Verbraucher mit den Bau- und Betriebskosten der LNG-Infrastruktur) liegt derzeit beim Bundesrat. Per campact-Petition wurde diesem mitgeteilt:
„Natural Gas – fossiles Erdgas – ist kein sauberer Brennstoff! Vorkettenemissionen und Methanschlupf gewichten schwer. Fracking, Verflüssigung zu LNG, Transport, Rückvergasung usw. erhöhen seine Schädlichkeit um ein Vielfaches.“ Und: „Weder als Steuerzahler_innen, noch als zahlende Gas- und Stromkunden sind wir bereit, LNG-Terminals, sowie die dazugehörige Infrastruktur zu finanzieren. All unsere Kraft, alle zur Verfügung stehenden Mittel, müssen auf die Förderung der Erneuerbaren Energien und die dezentrale Engergieversorgung konzentriert werden, nur so können die Pariser Klimaziele erlangt werden.“
Die Aktion zeigt Wirkung: der TOP „Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Aufbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland“ wurde von der Plenarsitzung abgesetzt und an den Umweltausschuss des Bundesrates verwiesen, der sich am 23.05.2019 nochmals damit befassen muss.
Leider ist das gesellschaftliche Wissen über die Klimawirksamkeit des Erdgases immer noch mangelhaft. Auch Umwelt- und Energiewende-Organisationen fordern wohlgemut eine Bepreisung der CO2-Emissionen und freuen sich über positive Signale aus der Politik. Hierbei realisieren sie nicht, dass die Bepreisung von CO2 der Strategie der Bundesregierung, die Kohle nicht durch erneuerbare Energien, sondern durch Erdgas zu ersetzen, in die Hände spielt. Der von Bundesregierung und Erdgasindustrie angewandte einfache Taschenspielertrick besteht darin, die im Vergleich zu anderen fossilen Energien geringere CO2-Emission bei der Verbrennung des Erdgases laut auszuposaunen, aber zu verschweigen, dass im Zuge des Erdgas-Produktionsprozesses unverbranntes Methan entweicht, das mit seiner in den ersten beiden Jahrzehnten fast 100-fachen Klimawirksamkeit von CO2 jenen Vorteil mehr als zunichte macht.
Umfang und Bedeutung der Erdgas-Strategie sind kaum zu überschätzen. Sogenanntes „Russengas“ und gefracktes LNG aus USA haben mittlerweile einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Absichtsvoll nicht an die große Glocke gehängt werden Entwicklungen am östlichen Mittelmeer, wo inzwischen ein Drittel der weltweiten Erdgasvorkommen vermutet wird.
Ein Bericht des Deutschlandfunks macht die freudige Erregtheit deutlich, die das bei den Anrainern, aber auch bei der EU und ganz besonders beim deutschen Wirtschaftsminister Altmaier auslöst. Letzterer bezeichnet die beabsichtigte Verbrennung immenser Erdgasmengen und den damit verbundenen wohl endgültigen Knock Out jeglichen Klimaschutzes als „ökologisch verträglich“ und sieht obendrein – entgegen aller historischen Erfahrungen mit Krieg um Öl und Rohstoffe – im mediterranen Gas„schatz“ auch noch einen Friedensstifter: „Ich halte die Idee dieses Gasforums für eine sehr kluge. Weil sie nämlich dazu führt, dass frühere Feinde, die noch vor wenigen Jahrzehnten Krieg geführt haben, jetzt darüber miteinander sprechen, wie sie ihren Schatz, den sie jetzt erschließen, gemeinsam so vermarkten, dass es ökologisch verträglich ist; dass es den Staats-Einnahmen nützt und gleichzeitig auch eine verlässliche Gasversorgung in anderen Teilen Europas ermöglicht.“ Maria Moraeus Hanssen, die leitende Geschäftsführerin der Wintershall DEA, dem größten unabhängigen Öl- und Gasförderer Europas, hat auch nichts anderes anzubieten als den oben genannten Trick: „Wenn es gelänge, die Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke zu ersetzen, dann wäre das ein bedeutender Beitrag zur Reduktion von CO2 und Emissionen.“
Der Bericht des Deutschlandfunks ermöglicht einen Blick auf das, was in Köpfen wie denen von Altmaier und seiner Wirtschafts- und Regierungsfreunde in Wirklichkeit vorgeht: Von Klimawandel und Energiewende gibt es dort nicht mal einen Schatten.
Die Forderung nach einer Bepreisung der CO2-Emissionen muss ausgeweitet werden: durch die Bepreisung des CO2-Äquivalents der bei der Erdgasproduktion auftretenden Emissionen unverbrannten Methans.
— Der Autor Christfried Lenz war unter anderem tätig als Organist, Musikwissenschaftler und Rundfunkautor. Politisiert in der 68er Studentenbewegung, wurde „Verbindung von Hand- und Kopfarbeit“ – also möglichst unmittelbare Umsetzung von Erkenntnissen in die Praxis – zu einer Leitlinie seines Wirkens. So versorgt er sich in seinem Haus in der Altmark (Sachsen-Anhalt) seit 2013 zu 100 Prozent mit dem Strom seiner PV-Inselanlage. Nach erfolgreicher Beendigung des Kampfes der BI „Kein CO2-Endlager Altmark“ engagiert er sich ganz für den Ausbau der Ereneuerbaren in der Region. Als Mitglied des Gründungsvorstands der aus der BI hervorgegangenen BürgerEnergieAltmark eG, wirkte er mit an der Realisierung einer 750 Kilowatt-Freiflächenanlage in Salzwedel. Lenz kommentiert das energiepolitische Geschehen in verschiedenen Medien und mobilisiert zu praktischen Aktionen für die Energiewende —
Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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Es ist eher amüsant das Herr Lenz , ein Musiker aus der Alt-68-er Szene nicht weis das beim Verbrennen von Methan CO2 entsteht 🙂
Dafür weiß der Herr Grün nicht, wann man dass mit zwei „S“ schreibt.
Gleicht sich alles wieder aus.
Sie übersehen, Herr Grün, dass es bei dem Artikel von Dr. Lenz nicht um das Verbrennen von Methan, sondern um das unverbrannte Methan geht. Zitat: „Der von Bundesregierung und Erdgasindustrie angewandte einfache Taschenspielertrick besteht darin, die im Vergleich zu anderen fossilen Energien geringere CO2-Emission bei der Verbrennung des Erdgases laut auszuposaunen, aber zu verschweigen, dass im Zuge des Erdgas-Produktionsprozesses unverbranntes Methan entweicht, das mit seiner in den ersten beiden Jahrzehnten fast 100-fachen Klimawirksamkeit von CO2 jenen Vorteil mehr als zunichte macht.“
@Herr Marenthen : zum ersten ist Herr Lenz kein Naturwissenschaftler sondern Musiker und zum zweiten ist sein Vorschlag kaum um zu setzten , da in Deutschland kaum Erdgas gefördert wird und es von daher auch kaum möglich ist zu ermitteln wieviel Erdgas bei der Förderung entwicht
Herr Grün, es spielt gar keine Rolle was der Herr Lenz ist, sondern was er Korrektes oder Falsches von sich gibt. Sie geben seit Monaten soviel dummes oder irrelevantes Zeug von sich und nerven als Troll die Leser dieses Forums. Klimawissenschaftler rechen in C02-Äquivlenz-Werten.
Klimawissenschaftler rechen in C02-Äquivalenz-Werten, sollte es heißen.
Klimawissenschaftler rechnen in C02-Äquivalenz-Werten, sollte es heißen. Es wird Zeit für Feierabend.
@Herr Scherer: mal im Ernst wer nimmt Herr Lenz denn ernst , dem außer PV-Magazin niemand in den Medien eine Bühne bietet 🙂
Für den Betrieb der erforderlichen Gaskraftwerke kann Biomethan verwendet werden. Methan aus organischen Abfällen.
Ich halte den Vorstoß von Christfried Lenz für sehr klug und unterstützenswert.
In diesem Sinne zwei Hinweise. Die Problem liegen im Detail.
a) Es geht nicht um CO2 vs. CH4, es geht um territoriale Emissionen vs. Vorleistungsemissionen auf dem Territorium von Drittstaaten. Der UN-Ansatz reguliert nur territoriale Emissionen. Die EU hat mal einen Ansatz gemacht, Vorleistungsemissionen in die Regulierung einzubeziehen. In der „Fuel Quality Direktive“ (FQD). Diesen Ansatz gilt es zu übertragen.
b) Zum Östlichen Mittelmeer. Das sind offshore-Quellen. Da ist zu beachten, dass klimarechtlich Entlassungen von CH4 in den Wasserkörper keine Emissionen sind. Und das mit einem gewissen Recht.
Herr Schubert hat mal wieder den selben Trick wie immer verwendet, um Leser zu verunsichern. Er schreibt von kaum existierender deutscher Erdgasförderung. Das spielt umwelttechnisch aber gar keine Rolle.
Es spielt nur eine Rolle, dass unnötig Gas in der Welt verbraucht wird, was zum genannten Methanproblem in der Welt führt. Wo das Gas verbrannt und wo dafür das Gas gefördert wird ist unabhängig von den Landesgrenzen. Wir müssen diesbezüglich immer im System „Erde“ denken. Aber Trolle benutzen immer die Methode des Vernebelns klarer Gedankengänge.
Herr Scherer , es speilt auch keine große Rolle was sie und Herr Lenz hier von sich geben , weil es niemand von den Entscheidungsträger in Berlin interessiert.
Auch, wenn zu den Ausmaßen der Klimaschädlichkeit keine Eingung besteht, eine Tatsache ist unumstritten: Ob Erdöl, Gas oder Kohle – es sind unwiderbringliche Resourcen, die wir unseren kommenden Generationen stehlen. Der einzige Weg Resourcen zu schonen lautet, regenerative Energie. Das löst gleichzeitig auch das Klimaproblem. Es ist möglich, kostet aber viel Investitionen und ausgeklügelte Technik, z.B. um mit Methanisierung überschüssigen Windstrom zu speichern und in Kälteperioden zur Verfügung zu stellen. Gegen den Ausbau der Gasversorgung ist also nichts einzuwenden, aber gegen die Subvention der Gasausbeute. Die Freisetzung von ungenutztem Methan bei der Gasförderung muss schlichtweg unterbunden oder entsprechend der CO2-Äquivalenz bestraft werden.