Der Deutsche Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) hat seine Karte mit den Power-to-Gas-Anlagen in Deutschland aktualisiert. Die Karte verzeichnet 35 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 30 Megawatt, die derzeit in Betrieb sind. Die meisten von ihnen sind Pilot- oder Demonstrationsprojekte in kleinem Maßstab, die Forschungszwecken dienen. In Hamburg jedoch erzeugt bereits die erste Industrieanlage mit einer Leistung von fünf Megawatt grünes Gas für eine Raffinerie. Die Elektrolyseure sind recht gleichmäßig über ganz Deutschland verteilt – mit einem Schwerpunkt an der Nordseeküste und im Westen Niedersachsens. Zudem führt die letztmals 2017 erstellte Karte elf Anlagen auf, die mittlerweile aus dem Betrieb genommen worden sind.
Darüber hinaus zeigt die DVGW-Karte auch 16 geplante Projekte. Rund ein Drittel davon soll eine Leistung von mehr als fünf Megawatt haben, zwei davon sogar über 100 Megawatt. Ihre Gesamtleistung wird mit 273 Megawatt dann das Neunfache der heute installierten Anlagen erreichen. Hinter den beiden 100-Megawatt-Anlagen verbergen sich die von Open Grid Europe und Amprion sowie von Gasunie Deutschland, Tennet und Thyssengas geplanten Großprojekte in Niedersachsen. Ob diese Anlagen aber tatsächlich gebaut werden, ist noch offen, da die Bundesnetzagentur dies kritisch sieht – die Behörde verweist auf die Unbundling-Regeln, nach denen Netzbetreibern die Erzeugung, die Speicherung und der Vertrieb von Energie untersagt ist.
„Die Power-to-Gas-Technologie entwickelt sich schnell und ist längst den Kinderschuhen entwachsen. Allerdings verhindern derzeit regulatorische Schranken, dass Betreiber ihre Anlagen aus dem Projektstatus in einen wirtschaftlichen Betrieb überführen können“, sagt der DVGW-Vorstandsvorsitzende Gerald Linke. Deutschland sei Marktführer bei dieser Schlüsseltechnologie. „Damit der technische Vorsprung gehalten und Power-to-Gas-Anlagen zum Wegbereiter eines klimafreundlichen Energiesystems werden können, sollten schnellstmöglich in Reallaboren wirtschaftliche Rahmenbedingungen unter Wegfall von Steuern und Abgaben simuliert werden und die CO2-Einsparungen im Wärmemarkt und in der Mobilität anrechenbar sein. Ähnlich wie beim Strom muss auch für Grüngas ordnungspolitisch eine Zielvorgabe verankert werden“, fordert Linke.
Neben der geografischen Verteilung der Projekte enthält die Übersichtskarte auch Angaben zu Betreibern, genutzten Prozessen und Technologien sowie Anwendungsbereichen der erzeugten Gase. Die Aktualisierung erfolgte auf Basis des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekts „Portal Green“.
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So lange das Marktsegment noch aufgebaut werden muss, sollte jeder Power-to-Gas-Anlagen bauen und betreiben dürfen, auch die Übertragungsnetzbetreiber. Um Betriebsmodi zu entwickeln, die gleichermaßen effizient sind und der Netzdienlichkeit genügen, mag das ja sogar sinnvoll sein. Eine markbeherrschende Stellung erlangt man mit diesen Pilotanlagen noch nicht.
Später sollten diese Monopolisten mit überhöhter Garantierendite aber nicht mehr als Betreiber zugelassen sein. Dann kann es entweder ein eigenes Marktsegment mit dem Angebot von netzdienlich betriebenen Anlagen werden, oder größere Erzeuger von erneuerbaren Energien (Wind- und Solarparks) können damit ihr Stromangebot besser an die Netzbedürfnisse anpassen.
Wenn diese Anlagen wie üblich in spezialisierten Tochterunternehmen geführt werden, ist auch eine spätere Ausgliederung aus den Übertragungsnetzbetreibern kein Problem.
Guter Ansatz! Eventuell zeitliche Befristung mit Verlängerungsoptionen, die die Überprüfung eine marktbeherrschenden Stellung ermöglicht.
Anderst kriegen wir doch die notwendigen Innovationen nicht in Gang.
Gates hat doch auch erst in einer fensterlosen Garage angefangen………
Leider steht im Artikel nichts über die Herstellkosten, die zwangsläufig zu weiterer Subventionierung führen werden, so wie bei den meisten anderen „politisch gewollten“ Projekten in Deutschland.
1. Die heutigen Herstellungskosten sind nur von begrenztem Interesse – entscheidend ist, wo die Lernkurve ihren Boden finden wird. Das kann aber niemand seriös angeben, solange man nicht einfach mal macht. Es ist also richtig, wenn es eine staatlich getragene Anschubfinanzierung gibt. Die Gemeinschaft kann es sich auch leisten, mal aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Die Alternative wäre, sich von den Wagemutigeren in der Welt abhängen zu lassen.
2. Man muss sich fragen, welcher Anteil des Stroms den Weg Strom-Gas-Strom gehen muss. Das werden im künftigen Stromsystem 20-30% sein. Die möglichen Auswirkungen auf den durchschnittlichen Strompreis werden also, selbst wenn der Weg sehr teuer ist (absehbar: so um die 50ct/kWh), begrenzt sein. Auch heute schon wird ein Teil des Stroms in selten gebrauchten Spitzenlastkraftwerken teuer produziert. Dieser Teil wird durch Power-to-Gas ersetzt werden.
3. Natürlich: Ohne den politischen Willen, bei dem eine menschliche Gesellschaft beschließt, zum Wohle der Gesamtheit die Handlungsfreiheit des einzelnen zB durch Steuern einzuschränken, käme so etwas nicht zustande. Aber eine Gesellschaft, in der jeder tut, was er will, ist nicht lange überlebensfähig. Es gilt, den richtigen Ausgleich zwischen „Gängelung“ und Freiheit zu finden. Freiheit ist sehr motivierend, Gängelung eher demotivierend. Deshalb kommt es darauf an, dass jeder sein Joch gerne übernimmt, weil er sieht, dass es auf die Länge des Lebens gesehen auch zu seinem Vorteil ist.
@JCW. Im Prinzip gebe ich Ihnen recht. Aber wie Sie auf extrem hohe 50Ct/KWh kommen verstehe ich nicht. Wasserstoff zu produzieren per EE kostet aber gar nicht soviel, nicht mal derzeit.
https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/7058/file/7058_Power-to-gas.pdf
Und bei der Rückverstromung in dezentralen kleineren Anlagen läßt sich ein sehr hoher Wirkungsgrad von über 90 % erreichen, wenn man auch den Wärmeanteil nutzt. Und Wärme wird mehr benötigt wie Strom. Waserstoffspeicher lohnen sicherlich.
Herr Scherer offensichtlich haben sie die verlinkte Studie nicht wirklich gelesen oder verstanden, sonst wüssten sie das Wasserstoff nur ein begrenztes Potential hat ohne Weiterverarbeitung zu Methan. Wasserstoff lässt sich nicht in großen Mengen ins Gasnetz einspeisen und auch für den Verkehr lässt sich die vorhanden Infrastruktur des Tanknetzes ohne hohe Zusatzinvestitionen nicht nutzten.
Herr Schubert lesen Sie mal http://www.bio-wasserstoff.de wie schon öfter von mir empfohlen. Die derzeitig erlaubten 10% könnten relativ leicht erhöht werden. Das frühere Stadtgas hatte sogar 50% Anteil. Die Anpassungen wären überschaubar in der Investitionshöhe. Man könnte über ein paar Jahrzehnte auch die Umstellung auf 100% hinbekommen, wenn man das wollte. Die Wandlung in Methan ist vor dem Erreichen von 10%-Netznutzung sowieso völlig unnötig. Die Nutzung für den Verkehr ist auch noch lange kein großes Problem. Bei größeren Nutzungsanteilen von Wasserstoff lohnt dann aber die Anbindung an ein Netz.
Ein sehr informativer Artikel. Die Herstellungskosten versus Innovation bei Gas, ist immer mit einer Zeitspanne verbunden. Wir müssen auch an Generationenvertrag denken.