Mit einem Forderungskatalog hat die deutsche „Fridays for Future“-Bewegung jetzt ihre klimapolitischen Ziele zusammengefasst und konkretisiert. Ihr Ausgangspunkt ist die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad. Daraus leiten die Schüler ab, dass Deutschland seine CO2-Emissionen bis 2035 netto auf Null bringen und die Energieversorgung vollständig auf erneuerbaren Quellen umstellen muss. Der Kohleausstieg soll bis 2030 abgeschlossen sein. Ein Viertel des Kraftwerksparks soll noch in diesem Jahr vom Netz gehen. Zudem verlangen die Klimaschützer, bis Jahresende alle Subventionen für fossile Energieträger zu streichen. Desweiteren sollen alle Treibhausgasemissionen mit 180 Euro pro Tonne CO2 besteuert werden. Das entspreche laut Umweltbundesamt den Kosten, die ihrer und künftigen Generationen durch den Treibhausgas entstehen werden.
„Uns ist bewusst, dass diese Forderungen ambitioniert sind, doch wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln, werden wir das 1,5 Grad Celsius-Ziel verfehlen. Die dadurch entstehenden Schäden werden nicht reparabel sein“, heißt es in der Erklärung der Schüler. „Aus wissenschaftlicher Sicht alles berechtigt“, kommentiert auf Twitter der Erneuerbare-Energien-Forscher Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, der zur Unterstützung der Schüler die Initiative #ParentsForFuture ins Leben gerufen hat.
In ihrer Erklärung betonen die „Fridays for Future“-Vertreter die Bedeutung der Klimagerechtigkeit: Politische Entscheidungen, die zu Lasten ärmerer Regionen und künftiger Generationen getroffen werden, seien inakzeptabel. Zugleich kündigen sie an, ihre Schulstreiks so lange fortzusetzen, bis die Politik in ihren Sinne handelt: „Es darf nicht die alleinige Aufgabe der Jugend sein, Verantwortung für die Priorisierung des Klimaschutzes zu übernehmen. Da die Politik diese kaum wahrnimmt, sehen wir uns gezwungen, weiter zu streiken, bis gehandelt wird!“
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Selbst wenn Deutschland diesen Forderungen nachkommt und sich praktisch komplett deindustrialisiert, wird es den Klimawandel nicht beeinflussen.
Kommen sie denen doch jetzt nicht mit Zahlen. Aber Deutschland wird diesen Forderungen nach Symbolpolitik auch nicht nachkommen .
Der direkte Pro-Kopf-Ausstoss von CO2 liegt in Deutschland bei über 10 Tonnen pro Jahr. Wenn man noch die sogenannten grauen Emissionen, die aufgrund von Importen im Ausland entstehen, berücksichtigt, sind wir bei weit über 10 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr. Damit stehen wir international nicht gut da. Der mittlere CO2-Fussabdruck einer Weltbürgerin oder eines Weltbürgers beträgt weniger als 5 Tonnen, derjenige einer Inderin oder eines Inders nur 2 Tonnen.
Um das Klimaproblem zu lösen, müssen die weltweiten Emissionen bis zur zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts auf null gelangen. Das heisst: Alle müssen sparen. Es ergibt wohl Sinn, dass diejenigen vorausgehen, die in der Vergangenheit schon viel CO2 emittiert haben und auch die finanziellen Möglichkeiten für Anpassungen haben. Also nicht nur aber vor allem auch Deutschland.
@Dietmar Geckeler : Der Deutsche Anteil an den weltweiten CO2-Emmisionen lag letztes Jahr bei 2,7 % und anders als in Deutschland sind die weltweiten CO2-Emmisionen auch 2018 weiter gestiegen.Und ob ein deutsches Beispiel andere Länder dazu bringt mehr zu tun ist eher zweifelhaft . Auch Merkels Atomausstieg nach Fukushima ist nicht ein Land das AKW#s betreibt gefolgt .
Deutschland ist jetzt auch das einzige große Industrieland das sowohl aus der Kohle als auch aus der Kernkraft aussteigen will. Und das muss auch ohne eine ähnliche hohe Belastung der deutschen Endverbraucher wie beim EEG geschehen, wo dank der Umlage der Kosten für die Förderung auf die Endverbraucher, die in Deutschland 40% höhere Strompreise zahlen müssen als im Schnitt der EU. Ärmere Länder werden sonst sagen ,den deutschen Weg können sich nur ähnlich reiche Industrieländer wie Deutschland leisten.
Lieber Hugo,
ist Ihnen schon mal in den Sinn gekommen, dass die Behauptung, eine Umstellung auf ein 100%-EE-System ohne CO2-Ausstoß führt zu einer Deindustrialisierung, ein dümmliches Märchen der Atom- und Kohlelobby zur Verängstigung der normalen arbeitenden Bevölkerung ist?
Ganz das Gegenteil ist der Fall. Es gibt wissenschaftliche Studien die sich mit dem Arbeitsmarkteffekt der EE beschäftigen. Und die kommen zu dem Ergebnis, dass EE viel mehr Arbeitsplätze mit sich bringen, als eine fossile Energiewirtschaft.
Denn dezentrale kleinteilige EE-Anlagen benötigen zur Herstellung, Installation und Wartung, wesentlich mehr Menschen als Großkraftwerke.
Und ebenso ist schon lange bekannt, dass ein EE-System zu dauerhaft niedrigen und vor allem stabilen Energiekosten führen und somit der Industrie hilft. Nach Erreichung des Endziels, sind wir viel unabhängiger als zuvor und behalten die Wertschöpfung großteils im eigenen Land.
Es ist eine Tatsache, dass ein einmal umgebautes System unglaubliche Vorteile auf Dauer hat, auch finanziell. Es gibt keine steigenden Brennstoffkosten, vor allem wenn die knapper werden und es gibt weniger Umweltvergiftung (z.B. Quecksilber). Und zu guter Letzt, werden die Länder im Vorteil sein, welche früher als andere dieses Stadium erreicht haben. Wir werden weiterhin ein gefragtes bewundertes Hightech-Land sein, von diesem Nimbus leben wir nämlich in Deutschland. Wir werden gerühmt wegen unserer Ingenieurskunst.
Und was ich fast vergessen hätte, wir brauchen gar nicht darüber streiten, ob am Ende ein 100%-EE-System steht, sondern höchstens bis wann es erreicht sein wird.
Denn alle anderen Techniken basieren auf endlichen Rohstoffen.
Was Klaus Grün gerne übersieht ist, dass in der ganzen Welt inzwischen doppelt soviel Kapital in EE als in Fossile investiert wird. Und zwar vom Großkapital welches weiß wie man Geld verdient.
https://www.bmwi-energiewende.de/EWD/Redaktion/Newsletter/2017/05/Meldung/direkt-erfasst_infografik.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/erneuerbare-energien-sind-billiger-als-kohle-a-1164579.html
@Hugo R.
China investiert aktuell in Solartechnik und zwar fast in der Höhe unseres Bundeshaushaltes. Von Deindustrialisierung kann nur in sofern die Rede sein, dass unsere Wirtschaftsexperten die einstmals führende Rolle der BRD in der PV Technik aufs Abstellgleis geschoben haben. Hier wurde eine einmalige Chance vergeben. Trotzdem beeinflußt die hier in der BRD entwickelte Technik durchaus den Klimawandel und zwar im positiven Sinn.
China baut auch weiter neue Kohlekraft und Kernkraftwerke, und rund 70 % der Stromerzeugung in China kommen aktuell aus Steinkohle. Und zur deutschen Solarindustrie, die Krise begann doch schon in der Boom-Phase des Zubaus von PV in Deutschland zwischen 2009 und 2012, wegen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit gegen über der Konkurrenz aus China und Managementfehlern bei den größten deutschen Herstellern. Diese chinesische Konkurrenz war auf hauptverantwortlich für den massiven Preisverfall bei den Modulen ab 2009 .
Die meisten der 70.000 Arbeitsplätze in der PV-Branche sind nicht bei den Modulherstellern verloren gegangen, sondern bei den Installationsfirmen. Und zwar weil die Regierung sich angeblich um die 20.000 scheinbar wichtigeren Arbeitsplätze der Kohleindustrie sorgen macht.
Angeblich nämlich deshalb, weil die Arbeitsplätze völlig bedeutungslos sind. Es geht nur um Pfründe von RWE und Konsorten. Da sind Politiker so was von scheinheilig, dass es schon weh tut.
Und der Herr Grün legt angeblich an anderer Stelle immer großen Wert auf die Kosten. Ist doch akzeptabel, dass uns China indirekt hilft unsere EE-Ziele kostengünstiger zu erreichen. Deutschland verkauft die Fertigungsanlagen und China u.a. bauen die Massenware. Damit haben wir in der restlichen Elektrotechnik aseit Jahrzehnten auch ganz gut leben können. Wo soll ansonsten in der Welt das Wirtschaftswachstum herkommen. Zu was Protektionismus führen wird, zeigt uns gerade der Trampel.
Die Diskussion von Hugo und Thomas R geht and er Sache vorbei: Natürlich hat Deutschland den Klimawandel beeinflusst, und wird ihn, je nachdem, wie es die Weichen stellt beeinflussen. Erstens direkt, indem es seinen Beitrag leisten muss, wie alle anderen auch, und zweitens indirekt, indem es ein Vorbild für andere Länder darstellt, was möglich ist. Vom Anstoß technischer und ökonomischer Entwicklungen, wie beispielsweise bei der PV, Speichern, E-Mobilität und anderem gar nicht zu reden. Ein „weiter so“, wie es Hugo R insinuiert, darf und wird es nicht geben.
Leider drängt sich das unangenehme Gefühl auf, Ch. Lindner hätte nicht ganz unrecht gehabt mit seinem arroganten „Das sollten die Schüler den Profis überlassen“. Es ist zwar richtig, konkrete Ziele zu nennen, aber es wäre ja schon viel gewonnen, wenn die Politik alleine die Differenz zwischen Sonntagsreden und praktischem Handeln verkleinern, eigentlich schließen würde. Wenn das erreicht ist, dann kann man darüber reden, ob noch mehr möglich ist. Wenn die Schüler ihr Engagement in sinnvolles praktisches Handeln umsetzen, dann wird ganz von alleine mehr erreicht werden, als sich das unsere Bleifuß-Politiker heute vorstellen können.
Ausgezeichnet als Vorbild für Demokratie von der Bürgerschaft aus [bottom up]
Es sollte weltweit gefolgt werden.
Der große Vorteil der Schülerinnen und Schüler: Sie formulieren ihre Kritik und nun daraus folgende Forderungen frei von Lobbyinteressen und vor allem völlig frei von den auf der Welt wirkenden „Beharrungskräften“ des Bestehenden. Sie folgen einzig und alleine dem von unserem Verkehrsminister geforderten „gesunden Menschenverstand“. Und dieser rückt das Thema der „Klimagerechtigkeit“ in den Mittelpunkt der Betrachtung.
Deutschland als eines der Länder mit dem höchsten „Carbon Footprint“ der Welt hat aufgrund seines bisher historisch bereits erfolgten Beitrags zum Treibhauseffekt und den wirtschaftlichen Möglichkeiten eine Verpflichtung, seinen ambitionierten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Wir als Öffentlichkeit sollen alles tun die Kinder zu unterstützen. Die ausgegebenen Ziele setzen die Politiker konkret und direkt unter Druck zu handeln. Dies ist eine neue Qualität des Protests. Bitte jetzt nur nicht kleinreden sondern handeln.
Die Forderungen die hier gestellt werden sehe ich als absolute Mindestanforderung. Wenn wir jetzt nicht handeln, und das sehr entschlossen, dann sind die Folgen nicht mehr beherrschbar. Und diese Folgen treffen nicht erst in ein paar Generationen ein, sondern die treffen alle, auch die die heute 60 oder 70 Jahre alt sind. Ich kann nur appellieren, lasst die Kinder nicht allein dafür kämpfen, geht mit ihnen raus , streikt, macht richtig Druck. Und handelt selbst, in allem was ihr ändern und verbessern könnt
Die Forderungen als pdf:
https://www.phoenix.de/sixcms/media.php/15/Forderungen%20fff.pdf
Die Pressekonferenz hat Phoenix in der Mediathek:
https://www.phoenix.de/fridays-for-future-a-1040525.html?ref=aktuelles
Vormerken: am 24.5. (zwei Tage vor der Europawahl) findet die naechste grosse Demo statt.
Die Forderung nach mehr Erneuerbaren Energien ist richtig, nur muss auch daran gedacht werden, das auch diese Auswirkungen auf die Umwelt haben.
Landwirtschaftlich angebaute Biomasse ist keine Option für die Zukunft. Es sei denn es sollen noch erheblich mehr natürliche Ökosysteme in Palmöl, Mais oder Eukalyptus Monokulturen umgewandelt werde.
Deutschland ist da bereits ein abschreckendes Beispiel mit Mais Monokulturen oder dem Import von Holz zum verheizen in Kraftwerken, oder noch viel schlimmer in den unsäglichen, staatlich geförderten Feinstaub produzierenden „ökologischen“ Holzheizungen.
Lieber Kai, es gibt da eine tolle Alternative. Industriell thermochemisch produzierter Wasserstoff aus nasser Biomasse. Ohne Konkurrenz zu Nahrungsmitteln, da aus Reststoffen und Zweitfrüchten gewonnen, wie man das früher in der Landwirtschaft machte. Es reicht Biomasse jeglicher Art und bedarf keiner Monokulturen. Schauen Sie mal bei http://www.bio-wasserstoff.de vorbei, ist sehr informativ.
Atomkraft, ja bitte! muß es da wohl heißen. – Wie in Gretas Heimat. Und einen neuen weltweiten Fördertopf, der insbesondere von Deutschland gefüllt wird, damit die hier angeführten armen Länder zur Bezahlung der 180€ je Tonne CO2 in die Lage versetzt werden. Und natürlich der Stop des Imports jeglicher Ware, insbesondere die der sogenannten Erneuerbaren aus insbesondere Asien, deren Herstellung dort, in den armen Ländern, die CO2 Emissionen verursachen, damit wir ach so grünen Strom produzieren können.
Elektroautos nur noch mit Batteriezellen aus D. Ab sofort.
Und natürlich Import von Bio-Lebensmitteln stoppen. Brauchen die selbst.
Und bei Netto-Null-Emissionen muß man auch aufhören zu atmen.
Und dann nochmal neu denken.
[…]
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