pv magazine top innovation: Opti Node hilft Eigenverbrauch in Liegenschaften planen

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Als Lars Rinn und Matthias Karger 2016 das Unternehmen Node Energy gegründet haben, wollten sie machen, was damals halt hip war. Peer-to-Peer-Vermarktung von Energie, verknüpft mit Geodaten, um Verbraucher und Erzeuger lokal zusammenzubringen. „Mit dem Konzept hat im aktuellen Strommarkt aber niemand einen finanziellen Vorteil“, erinnert sich Rinn. „Anreize bestehen heute nur, wenn innerhalb derselben Liegenschaft der Strom erzeugt und verbraucht wird.“

Daher haben die beiden Gründer mit ihrem neunköpfigen Team das Geschäftsmodell angepasst. Es klingt jetzt nicht mehr so sexy wie „Peer-to-Peer“, trifft aber eine Marktlücke. Im Zentrum steht nun das Planungstool „opti.node“, mit dem sich Microgrids „kaufmännisch-regulatorisch“ abbilden, optimieren und verwalten lassen. Das Ziel: Die Energiekosten der Liegenschaft senken, optimale, angepassste Energieerzeugungsanlagen planen und so möglich machen, dass mehr erneuerbare Energien integriert werden. „Eigenverbrauch wird schon viel praktiziert, aber im Industrie- und Gewerbebereich  noch viel zu wenig“, sagt Rinn. Dafür verleiht die Jury das Prädikat „pv magazine top innovation highlight“.

pv magazine top business model und top innovation

Der Preis für gute Ideen – das sagt die Jury:

Node Energy – Mikronetze besser planen

Mikronetze in Liegenschaften sind ein wichtiger Baustein für die Energiewende. Sie helfen den Betrieben, sich zu einem großen Teil selbst mit Solarstrom zu versorgen. Das Start-up Node Energy hat eine Software entwickelt, mit der man die Verbraucher und Erzeuger von Liegenschaften, also etwa Industriebetriebe mit mehreren Tochtergesellschaften, „kaufmännisch regulatorisch“ abbilden, optimieren und verwalten kann. Dafür erhält das Unternehmen die Auszeichnung „pv magazine top innovation“.

pv magazine Deutschland vergibt die Prädikate „top business model“ und „top innovation“ seit fünf Jahren vierteljärlich. Mehr Infos, bisherige Preisträger und alles zur Bewerbung hier

Die Juroren für „top business model“ und „top innovation“: Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Hans Urban, Experte und Berater für Photovoltaik, Speichertechnik und E-Mobilität. Er berät Schletter, Maxsolar und Smart Power. Winfried Wahl, Solarexperte und Leiter des Produktmanagements bei Longi Solar in Deutschland.

Der Einsendeschluss für die nächste Runde ist am 7. April 2019 (bitte unformal per Email an awards@pv-magazine.com)

Waren früher die Kosten der Grund, dass solche Projekte nicht angegangen wurden, liegt eine der Ursachen nach Ansicht der Node-Energy-Gründer jetzt woanders. Die Kostendegression bei Photovoltaik-Anlagen trägt nämlich auch dazu bei, dass die Regulatorik in ihrer Bedeutung steigt, besonders bei der Direktlieferung zwischen rechtlich unterschiedlichen Personen. Wenn eine Anlage vor fünf oder sechs Jahren 100.000 Euro gekostet hat, konnte man vier Tage mit der Abwicklung beschäftigt sein. Die gleiche Anlage kostet heute vielleicht noch 20.000 Euro und gleichzeitig sind viel mehr Vorschriften und Regeln für jeden Einzelfall zu berücksichtigen. „Dann muss das schneller gehen“, sagt Rinn.

Hat man nur eine Solaranlage und einen Verbraucher, mag das Problem noch einfach zu lösen sein. Wenn aber auf einem Industriegelände mehrere Verbraucher in verschiedenen Tochtergesellschaften, mehrere verschieden alte Photovoltaik-Anlagen und vielleicht noch ein Blockheizkraftwerk stehen, wird es aber schwierig. „Da blickt man mit Excel-Listen nicht mehr durch“, sagt Lars Rinn.

Mit wenigen Klicks Liegenschaft modellieren

Während einer Vorführung baut Marcel Kraft, Leiter Produkte und Vertrieb, in der Software grafisch die einzelnen Elemente zu einem „digitalen Zwilling“ zusammen. Mit wenigen Klicks erstellt er das Abbild einer Liegenschaft, fügt eine Erdgas-KWK-Anlage ein, eine Photovoltaik-Anlage und die juristischen Personen. Das sind zwei industrielle Verbraucher und eine Kantine. Er klickt auf die Verbraucher, dort kann man dann einen Lastgang eingeben oder die Zählerdaten einlesen lassen. Dazu hat die Software eine Schnittstelle zu Netzbetreibern. Sie erfasst alle abrechnungsrelevanten Erzeugungs- und Verbraucherdaten. Selbst die Höhe der rentenversicherungspflichtigen Löhne, kann Kraft eingeben. Das ist wichtig, wenn die Software ausrechnen soll, ob Anspruch auf eine bestimmte Form der Stromsteuerentlastung besteht.

Dann kann man verschiedene Zuordnungen der Anlagen an die Tochtergesellschaften ausprobieren, was Peaklasten, Netz-Leistungspreise, Abgaben und Umlagen beeinflusst, und die Gesamtenergiekosten der Varianten vergleichen. Auch komplizierte Konstrukte wie die atypische Netznutzung berücksichtigt das Programm. Es listet detailliert die Entgelte, Abgaben und Umlagen der kaufmännischen Einheiten auf. Ganz neu ist das Feature, erzählt Rinn stolz, dass man verschiedene Photovoltaik-Anlagen, die sich in Größe und Ausrichtung unterscheiden, automatisch simulieren und die Ergebnisse nebeneinander darstellen kann.

Hat man die Planung abgeschlossen, erlaubt die Software auch die fortlaufende Projektverwaltung. Sie weist darauf hin, wann Behördenmeldungen getätigt oder Entlastungen beantragt werden müssen, und hilft, Rechnungen zu erstellen. „Wenn man hier etwas vergisst, kann es schnell teuer werden“, warnt Rinn. Außerdem liest die Software kontinuierlich Zählerdaten ein und hilft, externe Rechnungen zu prüfen bzw. selbst Rechnungen zu erstellen, wenn abgerechnet werden muss.

Erste Kunden

Nach eigenen Angaben hat Node Energy bereits um die 30 Kunden, darunter Liegenschaften von Remondis und Bosch, ein Netzwerk von Biogasbauern, die mehrere Photovoltaik-Anlagen betreiben, und mehrere Stadtwerke und Energieversorger. Bei der Kundengewinnung in diesem frühen Stadium habe das Netzwerk der Gründer und Investoren geholfen, sagt Rinn. 775.000 Euro haben sie bereits eingeworben, unter anderem vom High-Tech-Gründerfonds und einigen Business-Angels. Mitgeholfen dürfte haben, dass Matthias Karger ein erfahrener Gründer ist. Er war Mitgründer Clean Energy Sourcing, einem Direktvermarkter, der inzwischen zu Baywa r.e. gehört.

Bei allem Erfolg müssen die Gründer mit einer Ambivalenz leben. Ihr Produkt löst ein Problem, das sie am liebsten abschaffen würden. Die Regularien sind so komplex, dass so eine Software eine wirkliche Hilfe darstellt. Dabei sagt auch Rinn, das könnte man einfacher machen. „Wir sind auch keine Fans davon, wenn wieder eine neue Ausnahmeregelung kommt“, sagt Rinn. Obwohl diese die Software vielleicht noch notwendiger machen wird. Davor, dass die Gesetzgebung irgendwann so einfach ist, dass man „opti.node“ nicht mehr braucht, hat er keine Angst. „Die Energiewende ist ein Mammutprojekt und wird auch zukünftig genügend Aufgaben bereithalten.“ Vielleicht doch noch einen Peer-to-Peer-Handel.

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