Der Freistaat Bayern hat seit nunmehr zwei Jahre landwirtschaftliche Flächen in benachteiligten Gebieten für Photovoltaik-Anlagen in den Ausschreibungen freigegeben. Dies bedeutet jedoch nicht automatisch, dass Solarparks auf diesen Flächen generell gebaut werden dürfen, wie die Diskussion über die Anlage im fränkischen Grafendobrach zeigt.
Ende vergangener Woche hat der zuständige Kulmbacher Stadtrat mehrheitlich entschieden, dass die Photovoltaik-Anlage in Grafendobrach nicht gebaut werden darf. Ursprünglich wollte der Investor und Unternehmer Marco Münch rund fünf Millionen Euro in den Bau des Solarparks investieren. Er sollte auf 13,6 Hektar landwirtschaftlicher Fläche entstehen, wie lokale Medien berichten. Der „Frankenpost“ zufolge ging die Abstimmung nach kontroverser Diskussion am Donnerstag mit 20 zu sieben Stimmen gegen das Projekt aus. Nur fünf Kulmbacher Stadträte hätten noch für das Vorhaben votiert, dass auch in der Bevölkerung umstritten gewesen sei.
Nach der Entscheidung erklärte in dem Blatt „In Franken“ der FDP-Kreisrat Veit Pöhlmann: „Photovoltaik-Anlagen auf landwirtschaftlich nutzbaren Flächen sind in unseren Regionen geradezu Verbrechen an der Menschheit und sind kein nachhaltiger bzw. ökologisch sinnvoller Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz, sondern genau das Gegenteil. Sie sind Missbrauch des Zieles ,Klimaschutz‘ zu reinen Gewinnzielen.“ Er verweist darauf, dass Deutschland nur über eine schwache Sonneneinstrahlung verfüge und die Photovoltaik „absolut unwirtschaftlich“ sei. Pöhlmann plädiert dafür, die Flächen ausschließlich zur Produktion von Nahrungsmitteln zu verwenden.
Zudem verweist der FDP-Kreisrat dem Bericht zufolge darauf, dass Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen in Bayern verfassungswidrig sei. Er zitiert Artikel 163, Absatz 4, Satz 2 der bayerischen Verfassung: „Der Erwerb von land- und forstwirtschaftlich genutztem Boden soll von einem Nachweis der Eignung für sachgemäße Bewirtschaftung abhängig gemacht werden; er darf nicht lediglich der Kapitalanlage dienen.“ Zudem sieht er die Gefahr, dass für den Fall der Flächennutzung für die Energieproduktion eine Konkurrenz zu Nahrungsmitteln entstehe und in der Folge die Pachtpreise explodierten. Dies wiederum führe zu vielen Verlierern, während die Photovoltaik nur einen „sehr geringen Beitrag“ zur Energiewende liefere.
Die Entscheidung des Kulmbacher Stadtrats ist ein Grundsatzbeschluss, der gar nicht nötig gewesen wäre. Eigentlich hätte es nach lokalen Medienberichten ausgereicht, wenn die Verwaltung das Bauvorhaben abgelehnt hätte. Denn es gibt aus dem Jahr 2009 einen Grundsatzbeschluss, wonach „die freie Landschaft vor Beeinträchtigungen durch die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen zu schützen“ ist. In der Folge hatte die Stadt keine Freiflächenanlagen mehr genehmigt. Nach der nun erfolgten Entscheidung des Stadtrats wird es wohl auch in Zukunft dabei bleiben.
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Das wegbaggern von ganzen Landschaften und Dörfern in der Braunkohleindustrie ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Wenn der Kreispolitiker davon spricht, dass PV Anlagen unwirtschaftlich seien, und die Subventionen immer noch zu hoch sind, dann dann hat er schlicht und ergreifend von den letzten Ausschreibungen der BNetzA entweder nichts gehört, oder er ignoriert sie einfach. Für mich ist das Populismus der ganz üblen Sorte und in hohem Masse scheinheilig, da er als FDP-Politiker auch noch behauptet, dass es nur darum geht, dass sich die Investoren die Taschen füllen. Bravo !!
Sehr geehrte/r D. Meyer.
Sie haben recht: Das Wegbaggern von ganzen Landschaften und Dörfern ist auch m. E. abzulehnen, in Bezug auf die Menschen in den Dörfern ist es auch geradezu unmenschlich.
Und: Ich erlaube mir schon, zu hinterfragen, wo bei Investoren, die gesellschaftlich Verantwortung als Ziele für ihr Handeln angeben, die eigentliche Triebfeder sitzt. Ich habe auch nichts dagegen, wenn aus Gewinnerzielungsabsicht investiert wird – warum sollte ich. Aber ich mag nicht, wenn das mit „Idealen“ begründet wird. Ein Maßstab dafür wäre aus meiner Sicht in diesem Falle, dass es überzeugende Investoren wären, wenn sie z. B. in Dachanlagen investieren würden, weil dabei die genannten negativen Aspekte wegfallen – auch wenn´s etwas teurer wäre.
Noch zur Erläuterung:
Ich hatte einen ganz einfachen Leserbrief als Privatperson geschrieben; mit der FDP hat meine Meinungsäußerung nichts zu tun.
Konsequenterweise müsste der FDP-Kreisrat Veit Pöhlmann meiner Meinung nach, dann auch ein Verbot von Industrieflächen, Straßen und Wohnbebauung auf land- und forstwirtschaftlich nutzbaren Flächen fordern. Idealerweise sollten diese Flächen rückgebaut und der landwirtschaftlichen Nutzung wieder zugeführt werden.
Ich habe doch tatsächlich von den offensichtlich herrschenden Hungersnöten wegen fehlender landwirtschaftlicher Flächen in Kulmbach bisher nichts mitbekommen. Auch dass in Kulmbach keine Lebensmittel in Mülltonnen landen war mir bislang vollkommen unbekannt.
Oder sollte es doch so sein, dass der nette Mensch aus der F.D.P. nur die Energiewende bekämpfen mochte ?
Sehr geehrter Herr Götzinger.
Vorweg: Ich möchte die Energiewende in keiner Weise bekämpfen, aber ich möchte nicht, dass sie auf dem Rücken der Menschen und der Natur in anderen Regionen dieser Welt ausgetragen wird.
Ihre Anmerkung hinsichtlich der Nutzung von Flächen für andere Zwecke ist ein „Totschlagargument“, das keiner unmittelbaren Erwiderung bedarf.
Und auch wenn Sie von den unmittelbaren dramatischen Folgen unseres Netto-Importbedarfs an landwirtschaftlichen Gütern z. B. für den Regenwald noch nichts gehört haben, liegt es nicht daran, dass es sie nicht gibt, sondern wohl eher daran, dass Sie sich nicht ausreichend informieren.
Anmerkung:
Ich habe leider erst jetzt von dieser Diskussionsplattform erfahren. Schön wäre es, wenn Sie – wie das ja auch bei mir der Fall ist – konkretere Angaben zu Ihrer Person mit veröffentlichen würden, damit man weiß, mit wem man es zu tun hat.
Ich hatte einen ganz einfachen Leserbrief als Privatperson geschrieben; mit der FDP hat meine Meinungsäußerung nichts zu tun.
Besser ist es natürlich auf Dächern, aber noch besser wäre eine Förderung für Fotovoltaik nur Pro Person so 10kw. Und keine Förderung für Firmen. Dann bekommt der Bürger seinen Strom lebenslang gratis.
Entschuldigen Sie bitte, ich stehe zwar dem politischen Lager nicht nahe, aber der Herr Kreisrat hat Recht! Im Originalartikel übt er desweiteren auch Kritik an der Monokulturpolitik für Biogas, den daraus entstehenden Naturproblemen und auch an der gewinnorientierten Holzwirtschaft (und das aus dem Munde eines FDP-Mannes, cool 🙂 ). Schade, dass dies hier unterschlagen wurde…
Machen wir uns nichts vor, wenn die bestehenden Dächer einer Ortschaft mit Panels von einem Investor ausgestattet werden, dann ist das doch zielführender als weiterer Verlust von Anbauflächen in Derutschland, oder? Auch im Sinne dezentraler Stromnetze und Eigenbedarf.
Es ist doch fast schon pervers, wieviel Fläche verpachtet wird und diese für Ernährungszwecke bzw. Naturschutz verloren geht. Nur damit ein Investor Geld aus der Gemeinschaft durch Einspeisevergütungen zieht. Das erinnert an die E10-Diskussion und den Aufschrei, dass dies in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln steht. Wenn der Investor es schaffen würde, unterhalb der Panels noch Ackerbau zu betreiben, dann wäre das doch auch klasse und die Herren würden evt. mit sich reden lassen (siehe ein früheres Forschungsvorhaben, was die Möglichkeit gezeigt hat)…
Sicher sollte man sich genau anschauen bevor Landwirtschaftliche Flächen in was auch immer umgewandelt werden. Allerdings sollte man sich auch fragen ob so manche landwirtschaftliche Monokultur gut für die Menschheit ist. Wenn PV Anlagen gut in die Natur „eingeplant“ werden sind sie in vieler Hinsicht ein Plus für Natur und Umwelt. Unter solchen Anlagen können Pflanzen wieder kultiviert werden die durch die Landwirtschaft teilweise vernichtet wurden. Sie können ein wahres Paradies für Insekten am Amphiben, es können dort auch Schafe oder Ziegen gehalten werden. Deshalb sollte eher die Forderung gestellt werden, PV Anlagen „naturverträglich“ zu bauen und betreiben. Und!! wieviel Flächen die durch Braunkohleabbau und Kraftwerke der Natur entzogen wurden können danach wieder rekultiviert werden.
Sehr geehrter Herr Kipp.
Vielen Dank für diese treffende Kommentierung.
Anmerkung:
Ich habe leider erst jetzt von dieser Diskussionsplattform erfahren. Schön wäre es, wenn Sie – wie das ja auch bei mir der Fall ist – konkretere Angaben zu Ihrer Person mit veröffentlichen würden, damit man weiß, mit wem man es zu tun hat.
Ich hatte einen ganz einfachen Leserbrief als Privatperson geschrieben; mit der FDP hat meine Meinungsäußerung nichts zu tun.
Einem FDP-Politiker traue ich grundsätzlich nicht. Womöglich hat dieser Mensch Aktien oder Freunde bei herkömmlichen Energielieferanten und Angst um seine / deren Dividende.
Und was schert es ihn, ob es unwirtschaftlich ist? Das ist Betreiberproblem, nicht seines.
Und dieses ewige Mies-Machen kleiner Schritte in der Energiewende ist auch kleingeistig. Wenn ich jedes Projekt bekämpfe, wird es in der Tat nichts. Aber viele kleine Projekte werden ein großes Ergebnis.
Was ich aber auch meine: lieber Anlagen auf jedes freie und geeignete Dach. Es darf kein Süddach geben, auf dem kein PV installiert ist.
Und echte Förderprogramme (nicht das Pseudo-Zeugs der KfW) sollten Speicher fördern, damit auch abends und nachts PV-Strom vorhanden ist.
Auch das Problem der Stromtrassen wird so entschärft, da Strom dort produziert und gespeichert wird, einer auch verbraucht wird.
Für schlechte Tage dann natürlich noch Windkraft.
Überschüssige Energie muss in Wasserstoff gewandelt werden. Das ist sauber möglich. Insbesondere die Rückwandlung in Energie per sauberer Verbrennung ist hier kein Problem mehr.
Auf diesem Weg werden die großen und unflexiblen Kohlewerke von ganz alleine unwirtschaftlich und die Betreiber werden von sich aus abschalten.
Denke im Kleinen, erreiche das Große
Hier liegt so
Sehr geehrter Herr Paul.
Ich weiß nicht, warum Sie FDP-Politkern grundsätzlich nicht trauen – das ist doch pure, kleingeistige Polemik, vor allem, wenn man sich selbst nicht näher vorstellt.
Ich habe weder Aktien noch bin ich persönlich mit irgendwelchen Akteuren aus den betroffenen Branchen näher verbunden.
Es geht auch nicht um „Miesmachen“ kleiner Schritte – es geht darum, dass es unerträglich ist, wenn wir bei uns kleine, kaum nennenswert nutzbringende Schritte auf hohe Kosten bei anderen in anderen Regionen dieser Welt machen, die per Saldo die bei uns gewonnen Vorteile mehr als auffressen.
Wiederlich. Schlicht und ergreifend wiederlich… Nicht zu Ende gedacht, populistisch angehaucht.
Widerlich. Schlicht und ergreifend widerlich… wenn man sich feige hinter einer Zahlen-Buchstaben-Kombination versteckt und polemisiert, ohne etwas zu sagen zu haben.
Mir scheint, Sie haben nicht zu Ende gedacht, bevor sie so populistisch reagierten.
Markige Worte, gepaart mit einer Portion von Unwissenheit und Ignoranz, aber im Ergebnis richtig. Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet auch weniger Verbrauch vorhandener Fläche und Nutzung bereits versiegelter Flächen, z.B. Dachflächen für die Photovoltaik. Dies senkt im Sommer auch die Kühllast der meisten Gebäude und den stark steigenden Energiebedarf für Kühlung.
„Er verweist darauf, dass Deutschland nur über eine schwache Sonneneinstrahlung verfüge und die Photovoltaik „absolut unwirtschaftlich“ sei.“
Hier scheint es sich um einen echten Fachmann zu handeln!
Oder um einen Populisten?
Oder doch nur um einen Ignoranten?
Oder trifft hier gar das Sprichwort zu, „man beißt nicht die Hand die einen füttert?“
Es ist erstaunlich wie langlebig das Märchen von der Unwirtschaftlichkeit von PV in Deutschland ist.
Die Stromgestehungskosten liegen mittlerweile locker gleichauf mit konventioneller Erzeugung.
Der Aufwand für Wartung und Instandhaltung liegt deutlich unter den konventionellen Stromerzeugern. Das ein FDP Mann dies Gebetsmühlenartig wiederholt verwundert allerdings nicht.
Der Vorwurf, das der Investor nur Geld verdienen will, ist allerdings der Hammer.
Was denn sonst??
Glaubt irgendjemand, das Kohle- und Atomkraftwerke für das Allgemeinwohl ohne Gewinnerzielungsabsicht errichtet wurden?
Sehr geehrter Herr Frede.
Ich beschäftige mich seit über 30 Jahren mit Themen aus dem Bereich Umweltschutz.
Auch mit dem Thema „Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen“ beschäftige ich mich schon lange bevor es Mode geworden ist.
Als Beispiel ein Leserbrief von mir aus dem Jahr 2011, der übrigens im Gegensatz zu dem jetzigen keinerlei Reaktionen ausgelöst hat:
Das Problem ist klar:
Die heutigen Wirtschaftsformen schaffen unglaubliche Verdienst- und vor allem auch Konsummöglichkeiten. Sie bedrohen aber in ebenso unglaublichem Umfang auch unsere Lebensgrundlagen.
Besonders im Focus, zu Recht:
Die Erzeugung und der Verbrauch von Energie und Energieträgern – als Basis die-ses materiellen Wohlstandes und, gleichzeitig, als dessen bedrohlichster Feind.
Teufelskreise? Sisyphus-Probleme? Gordische Knoten?
Nein, man darf sich nicht lähmen lassen, Handeln tut Not – global, regional lokal – ohne Zweifel.
Aber, die entscheidenden Fragen kommen erst:
Woran orientiert sich das Handeln? Tut man das Richtige? Bestimmt Nachhaltigkeit das Tun?
Oder ist es nur Aktionismus? Oder dominiert doch, wieder einmal, rücksichtslose Rendite-Gier?
Bei uns im Landkreis jedenfalls scheint´s ja toll zu laufen:
Integrierte Energiekonzepte, Windparks ohne Ende, Jura-Solarpark, Biogas-Anlagen – ja, im Landkreis Kulmbach tut sich ´was in Sachen Energieerzeugung.
Die Akteure erwarten zustimmenden Applaus.
Haben sie ihn verdient?
Ich meine: Nein, in keiner Weise!
Denn es zeigt sich zunehmend:
Das übergeordnet verfolgte, das Handeln bestimmende Ziel sollte sein:
CO²-Reduzierung, Nachhaltigkeit, Regional-Entwicklung für alle
Tatsächlich verfolgte Zielsetzung:
Rendite, Rendite-Maximierung, eher für wenige, verpackt als „Regionale Wert-schöpfung“.
Legal: bestimmt – aber auch legitim?
Der „Jura-Solar-Park“ entlang der A70 und manche fadenscheinigen Begründung für falsch plazierte Windpark-Großprojekte entlarven, worum es wirklich geht, was vor unseren Augen geschieht:
Es werden riesige Flächen aus der landwirtschaftlichen Produktion genommen und zur photovoltaischen Gewinnung von Strom verwendet.
In anderen Teilen unserer Region werden riesige Flächen aus der Produktion von Lebensmitteln genommen und zum Anbau von Mais für Biogas-Anlagen verwen-det.
Das ist nicht nachhaltig, dass ist geradezu Irrsinn.
In einer Welt, in der Nahrungsmittel an allen Ecken fehlen, in der die Nahrungsmit-telpreise weit überproportional steigen, werden Flächen, die im Vergleich zu den besten Flächen in Ostdeutschland oftmals gerne „Grenzertragsflächen“ genannt werden, die aber in globaler Betrachtung selbst Hochertragsflächen sind, für die Energieerzeugung genutzt – und das nicht nur bei uns, sondern auch in Nord- und Süd-Amerika und in Asien.
Im Gegenzug werden weltweit neue Flächen gerodet für den Versuch, Ausgleich zu schaffen mit verheerenden Folgen, u. a. für das Klima. Die dadurch plötzlich erhöh-te Nachfrage nach Land führt zu drastisch steigenden Pachtpreisen – mit der welt-weiten Folge steigender Lebensmittelpreise einerseits und der Existenzzerstörung von Kleinbauern andererseits.
Die bessere Alternative: Atom-Energie? Natürlich nicht!
Die bessere Alternative: Windenergie!? Ja, sicher – wenn regional verträglich an-gewendet!
Aber auch hier zeigt sich zunehmend, dass nicht mehr abgewogen wird zwischen verschiedenen Zielen – im Falle der Windkraft sicherlich in erster Linie das Land-schaftsbild für die unmittelbaren Anwohner, aber auch für die gesamte Bevölkerung der Region –, sondern dass alleine das Rendite-Ziel Weniger das Handeln be-stimmt. Es zeigt sich, dass alle anderen Kriterien für das Maß solcher Anlagen, z. B. also regionaler Bedarf, landschaftsverträgliche Systeme und Bauweisen, hinter den Rendite-Gesichtspunkten von Grundeigentümern und Betreibern zurück zu treten haben.
Was wird am Ende für uns im Landkreis Kulmbach bei Weiterverfolgung der jetzi-gen, nicht zu Ende gedachten Konzepte stehen?
Die Lebensmittel orientierte landwirtschaftliche Produktion wird strukturell zerstört, das entsprechende Know-How geht in der Region zunehmend verloren, die Land-schaft wird nachhaltig beeinträchtigt und zerstört sein durch ineffiziente Photovolta-ik-Anlagen und überdimensionierte Windkraftanlagen, die Abwanderung wird sich beschleunigen, die öffentlichen Einrichtungen für die verbleibenden Menschen werden weniger und teuerer, die privaten Versorgungsangebote werden ausge-dünnt und teuerer – und einige wenige (aber wesentlich weniger als jetzt darauf hoffen, dazu zu gehören) werden richtig Geld verdient haben – und Viele werden sich durch feinsinnige Vertragsgestaltungen (zu Recht) über den Tisch gezogen fühlen.
Und wir werden nebenbei auch unseren, einen weiteren Beitrag für nachhaltige Fehlentwicklungen, vor allem in den sowieso schon armen Regionen der Welt, ge-leistet haben – und das alles im krassen Widerspruch zur Bayerischen Verfassung (Art. 163, Abs. 4, Satz 1: „Bauernland soll seiner Zweckbestimmung nicht entfremdet werden.“)
Nein, dafür kann es keinen Applaus geben.
„Photovoltaik-Anlagen auf landwirtschaftlich nutzbaren Flächen […]. Sie sind Missbrauch des Zieles ,Klimaschutz‘ zu reinen Gewinnzielen.““
„Er verweist darauf, dass Deutschland nur über eine schwache Sonneneinstrahlung verfüge und die Photovoltaik „absolut unwirtschaftlich“ sei.“
Ja was denn nun?!
Wir brauchen dringend eine junge Generation Politiker mit einem breiten, naturwissenschaftlichen Hintergrund. Politiker wie Herr Pöhlmann sind, auch wegen seiner populistischen Ausdrucksweise, der Grund, warum Deutschland immer mehr den Anschluss bei den großen Megatrends der Zukunft verliert.
Natürlich sollten erst einmal die Flächen bebaut werden, die sowieso nicht ohne Weiteres anderweitig genutzt werden können (Deponien und andere Konversionsflächen, Dächer, Wasserflächen etc.). Landwirtschaftlich bebaubare Flächen sind ja nicht umsonst kaum EEG-vergütungsfähig und sollten generell ganz ganz unten in der Priorätenliste stehen. Aber wer deswegen die Photvoltaik pauschal verunglimpft, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass weitaus niederträgigere Motive der Grund für solche Aussagen sind. Oder es ist eine fehlende geistige Zurechnugnsfähigkeit, wenn man obigen Widerspruch als Grundlage nimmt. Ein gesunder Menschenverstand ist jedenfalls nicht erkennbar.
Sehr geehrter Niklas.
Haben Sie eigentlich gemerkt, dass nur Sie sich in populistischen Widersprüchen verwickeln?
Oder wie anders ist es zu werten, dass Sie auf mich (anstatt auf meine Argumente) „losgehen“ – und mir gleichzeitig recht geben? Ich sage nichts anderes als Sie: Ich habe die Photovoltaik nicht pauschal verurteilt, sondern lediglich die auf landwirtschaftlichen Nutzflächen; natürlich heißt das im Umkehrschluss, dass auch ich PV auf anderen Flächen und vor allem auf Dächern befürworte.
Ich vermute übrigens bei Ihnen keine geistige Unzurechnungsfähigkeit, weil Sie diesen Widerspruch in Ihrer Argumentation nicht erkannt haben, sondern nur ein bisschen viel Emotionalität und ein bisschen zu wenig nüchternes Abwägen.
Auf 1 ha kann man pro Jahr durch Rapsanbau etwa 10 – 15 MWh Energie ernten,
Auf derselben Fläche wäre die Ernte durch PV in Mitteleuropa etwa 400 – 600 MWh pro Jahr, also im Durchschnitt etwa 40 x höher. Dies ohne Ackerarbeit, ohne Düngung und ohne den vielen Verarbeitungsschritten und Transporten bis der gewonnene Biotreibstoff an der Tankstelle ist. Noch eklatanter wird der Vorteil von PV wenn man bedenkt, dass bei der zu erwartenden Elektromobilität die Energie etwa 4 x effizienter genutzt wird als mit Verbrennungsmotoren.
Sehr geehrte/r Joule.
Sie haben mit dem Vergleich recht – deshalb habe ich ja auch den Anbau von Mais und Raps für die Energieerzeugung verurteilt.
Dieser relative Vorteil der PV sollte aber den Blick auf „globale Nachhaltigkeit“ nicht verstellen – und das war und ist mein Thema.
Entscheidend dürfte sein, wie die verfügbare Fläche bebaut wird. Es gibt ja Konzepte nach denen unter den Modulen irgendetwas angebaut und geerntet werden kann. Bei steigenden Temperaturen könnte Halbschatten sogar nützlich sein. Schafweide? Dächer der benachbarten Ortschaften breit zu nutzen, als Ergänzung. Warum nicht auch Straßen breit überbauen und für PV nutzen?
Sehr geehrter Herr Sieghart.
Das Problem liegt wohl auch hier in der Wirtschaftlichkeit:
Die jetzige Art der Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen soll ja mittlerweile fast „kostendeckend zu Marktpreisen“ sein – und genau darin liegt der Zynismus:
Photovoltaik z. B. nach Ihren Beispielen erhöht die Produktionskosten aber erheblich; deshalb kam ja die Wende „weg von Dachflächen, hin von mir kritisierten PV auf landwirtschaftlichen Flächen“ – die Kosten tragen ja (anscheinend) ´mal wieder andere, zumindest kurzfristig. Langfristig sind die von uns dadurch verursachten Schäden z. B. an Regenwäldern global und für alle wesentlich höher als die vermeintlichen aktuellen Kostenvorteile.
Es gibt auch durch Intensivlandwirtschaft übernutzte Böden, denen es ganz gut tut, wenn sie mal 20 Jahre unter einer PV-Anlage ruhen dürfen. Danach sind sie ohne großen Aufwand auch wieder besser landwirtschaftlich nutzbar.
Rechnet man mal mit einer installierten Leistung von 100GW in Deutschland, was in den nächsten 20 Jahren sicher erreicht wird, und nimmt weiter an, dass das alles in Form von Freiflächenanlagen errichtet wird, dann bedeutete das eine überbaute Fläche von insgesamt 100000ha oder 1000km². Das sind (von 357.000km²) gerade mal 0,3% der deutschen Fläche, also eigentlich vernachlässigbar. Auch von der bereits durch Verkehr, Industrie und Siedlungen überbauten Fläche ist es nur ein geringer Bruchteil.
Man kann sich eigentlich nicht mit jedem Wichtigtuer beschäftigen, der seine 20 Jahren alten Erkenntnisse und dann noch dermaßen undifferenziert zum Besten gibt. Als Ärgernis kommen hier noch wertende Aussagen („sehr gering“, „unwirtschaftlich“, …) dazu, bei denen aber die tatsächliche Höhe nicht angegeben wird. Man darf annehmen, dass der Herr Pöhlmann sie auch gar nicht kennt. Das braucht er auch nicht, denn sein Ziel ist populistische Stimmungsmache. Belastbare Zahlen, die die Wertung entwerteten, würden da nur stören. Aber immerhin: Es ist Gelegenheit, sich Gedanken über die eigenen Argumente zu machen, und gestärkt in die nächste Diskussion zu gehen. „Nicht die falschen Ideen sterben aus, sondern diejenigen, die sie vertreten“ (A. Einstein).
Hier noch der auch nötige Wermutstropfen: Wenn wir intelligent wären, dann würden wir auch unseren Energiehunger reduzieren, um die unvermeidlichen Eingriffe in die Natur so klein wie möglich zu halten. Aber das funktioniert ja noch weniger, als die Energiewende. Dafür steht uns das Wasser noch nicht hoch genug zum Hals.