Erfolgreicher Start des lokalen, Blockchain-basierten Marktplatzes für Solarstrom in Walenstadt bei St. Gallen: In den ersten beiden Februarwochen konnten sich die 37 teilnehmenden Haushalte und ein Altenzentrum zu 25 Prozent selbst versorgen. An sonnigen Tagen stieg die Quote auf bis zu 37 Prozent. Gut 32 Prozent der erzeugten Energie wurde in der Nachbarschaft gehandelt. Knapp 50 Prozent verbrauchten die Produzenten selbst. Gerade einmal 18 Prozent speisten sie in das Netz des Wasser- und Elektrizitätswerk Walenstadt (WEW) ein. Das vom eidgenössischen Bundesamt für Energie unterstützte Pilotprojekt namens „Quartierstrom“ wird von mehreren Schweizer Hochschulen und Unternehmen durchgeführt. Ziel des einjährigen Testlaufs ist es, ein praxistaugliches Konzept für die lokale Vermarktung von Solarstrom zu entwickeln.
Ein großer Teil der Teilnehmer hat selbst eine Photovoltaik-Anlage installiert. Wer keinen eigenen Solarstrom produziert, kann lokal erzeugte Energie vom Nachbarn beziehen. Die Preislimits für Kauf und Verkauf können die Teilnehmer über ein Portal einstellen, der Handel wird automatisch über eine eigens für das Projekt entwickelte Blockchain abgewickelt. Die Prosumenten erzielten den Projektpartnern zufolge mit dem Verkauf ihres Stroms im Quartier höhere Einnahmen als bei einer Netzeinspeisung. Und auch für die Konsumenten sei der Handel attraktiv: Sie würden weniger für den Strom aus dem Quartier zahlen, als wenn sie ihn beim örtlichen Versorger WEW beziehen.
Kauf und Verkauf des Solarstroms erfolgen direkt zwischen den Teilnehmern, ohne Beteiligung von dritten Parteien. Über ein Portal können die Produzenten den minimalen Preis für ihren Solarstrom festlegen. Die Konsumenten stellen ein, wie viel sie maximal bereit sind, dafür zu zahlen. Der Handel selbst wird automatisch über eine Blockchain abgewickelt. Dazu wurde in allen teilnehmenden Haushalten ein Mini-Computer mit integriertem Stromzähler und Blockchain-Software installiert. Diese Blockchain-Knoten geben viertelstündlich gemäß den individuellen Preiseinstellungen Gebote für den Kauf beziehungsweise den Verkauf von Solarstrom ab und berechnen nach einem Auktionsmechanismus, wer den Zuschlag zu welchem Preis erhält.
„Das System läuft stabil und der Markt funktioniert“, freut sich Arne Meeuw vom „Bosch IoT-Lab“ der Universität St. Gallen, der das System zusammen mit Forschern des „Bits-to-Energy-Lab“ der ETH Zürich entwickelt. „Überrascht hat uns, wie oft sich die Teilnehmenden ins Portal eingeloggt haben, um ihre Preislimits anzupassen oder ihre Handelsdaten abzurufen“, so Meeuw. Einige würden ihre Daten sogar mehrmals täglich abfragen. Nur wenige hätten sich nach der erstmaligen Anmeldung nicht mehr um das Geschehen im lokalen Strommarkt gekümmert.
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