Amprion und OGE treiben 100-Megawatt Power-to-Gas-Projekt in Deutschland voran

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Sektorenkopplung auf Systemebene in Deutschland – das haben sich der Übertragungsnetzbetreiber Amprion und Open Grid Europe (OGE) auf die Fahnen geschrieben. Dafür treiben sie derzeit ihr Power-to-Gas-Projekt „hybridge“ voran, bei dem ein Elektrolyseur in der 100-Megawatt-Klasse erreichtet und eine Wasserstoffinfrastruktur im Landkreis Emsland aufgebaut werden soll. „Wir sind mit der Planung für hybridge so weit, dass wir in die Genehmigungsphase eintreten können“, sagte Thomas Hüwener, Mitglied der Geschäftsführung von OGE, bei der Vorstellung des Projekts am Montag in Berlin.

Die Projektpartner schätzen die Kosten für ihr Vorhaben auf rund 150 Millionen Euro Derzeit warteten sie jedoch noch auf das grüne Licht aus der Politik. Dies müsse nun schnell kommen, damit die Sektorenkopplung auf Systemebene einen Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele leisten könne, so Hüwener weiter. Auch angesichts des von der Kommission vorgeschlagenen Kohleausstiegs bis 2038 sei das Projekt von enormer Bedeutung. „Die deutschen Klimaziele, der Ausstieg aus der Kernkraft und der sich abzeichnende Kohleausstieg bedeuten eine enorme Herausforderung für unser Energiesystem“, erklärte Klaus Kleinekorte, technischer Geschäftsführer von Amprion. „Wir müssen daher jetzt die Voraussetzungen schaffen, damit uns Power-to-Gas nach 2030 im Gigawatt-Maßstab zur Verfügung steht und Sektorenkopplung auf Systemebene möglich wird.“ Wenn die regulatorischen Vorgaben für die Umsetzung des Projekts jetzt gestellt würden, könne die geplante Anlage 2023 in Betrieb gehen, so Kleinekorte.

Im Landkreis Emsland wollen sie Unternehmen testen, wie Strom aus erneuerbaren Energien über Elektrolyse in grünen Wasserstoff sowie grünes Methan umgewandelt werden kann, wie es weiter hieß. Der Standort sei ideal, da in Lingen ein Schnittpunkt zwischen dem Amprion- und dem OGE-Netz existiere. Neben der Errichtung des Elektrolyseurs in der 100-Megawatt-Klasse wollen die Unternehmen eine bestehende OGE-Pipeline für den exklusiven Transport von Wasserstoff weiterentwickeln. Der erzeugte Wasserstoff könne direkt von Unternehmen vor Ort genutzt werden. Zudem befinde sich eine Wasserstofftank- und -verladestation in der Region. „Auch die in der Region vorhandenen Erdgasspeicher können perspektivisch auf Wasserstoff umgewidmet werden., so Hüwener weiter. Die Gasinfrastruktur sei zudem geeignet den Wasserstoff ins Ruhrgebiet und darüber hinaus zu transportieren.

Das Grundkonzept von Amprion und OGE sieht vor, die geplante Infrastruktur zur Kopplung des Strom- und Gasnetzes allen Marktteilnehmern diskriminierungsfrei zur Verfügung zu stellen. Die transportierte Energie sei dabei zu keiner Zeit im Eigentum der Netzbetreiber, heißt es weiter. Die begrenzte „Brückenkapazität“ zwischen Strom- und Gasinfrastruktur wollen die Projektpartner Händlern oder Direktabnehmern in Auktionen anbieten. Die Auktionserlöse würden den Kosten gegengerechnet und entlasteten somit den Netzkunden.

Erste Ausschreibung für „Reallabore der Energiewende“ gestartet

Dass die Politik durchaus die Notwendigkeit für diese Technologien sieht, lässt sich an der nun gestarteten ersten Ausschreibung für den Ideenwettbewerb „Reallabore der Energiewende“ sehen. Im Fokus stehen nach Angaben des zuständigen Bundeswirtschaftsministeriums: „Sektorenkopplung und Wasserstofftechnologien“, „großskalige Energiespeicher im Stromsektor“ und „energieoptimierte Quartiere“.

Die „Reallabore der Energiewende“ sind im 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung als neue Fördersäule etabliert worden. Damit soll der Technologie- und Innovationstransfer von der Forschung in die Praxis beschleunigt. Für den Zeitraum 2019 bis 2022 seien Fördermittel von bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr vorgesehen. „Mit Reallaboren der Energiewende werden zukunftsfähige Energietechnologien unter realen Bedingungen und im industriellen Maßstab erprobt und können so die Transformation unseres Energiesystems beschleunigen“, so Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Um ein „Reallabor der Energiewende“ zu werden, müsse das vorgeschlagene Projekt eine systemische Dimension vorweisen und in einem relevanten, industriellen Maßstab erprobt werden können. Begleitend können sozio-ökonomische Aspekte und gesellschaftliche Fragestellungen sowie Fragestellungen zu künftigen Marktmodellen, Geschäftsmodellen und Regulierungsregimen untersucht werden, wie es aus dem Ministerium weiter heißt.

EU-Projekt „Hy Care“ entwickelt kompakten Metallhydridtank

In Richtung grüner Wasserstoff zielt das Projekt „Hy Care“ ab, dass über das EU-Programm ,,Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking – FCH JU” mit insgesamt zwei Millionen Euro gefördert wird. Daran beteiligt ist auch das Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung. Ziel des Projektes ist es, ein Tankprototypen zu entwickeln, der auf kleinstem Raum mindestens 50 Kilogramm Wasserstoff aufnehmen kann, wie die Forscher mitteilten.

Bisher würden meist in Druckgastanks mit sehr großem Volumen genutzt, um Wasserstoff als Gas oder bei extrem tiefen Temperaturen als Flüssigkeit zu speichern. Alternativ könne er unter wesentlich günstigeren Bedingungen, etwa bei Raumtemperaturen und bei moderaten Drücken, in ein Metallpulver aufgenommen und sehr kompakt als sogenanntes Metallhydrid gespeichert werden. Um genau einen solchen neuartigen, kompakten Metallhydridtanks geht es bei „Hydrogen Carrier for Renewable Energy Storage“ (Hy Care). Der Prototyp soll 3,5 bis 5 Tonnen Metallpulver aufnehmen. In einem solchen Tank könnten dann mindestens 50 Kilogramm Wasserstoff gespeichert werden. Nach Angaben der Forscher die größte Menge mit dieser Technologie gespeicherten Wasserstoffs in ziviler Nutzung in Europa. Der Tank habe dabei dieselbe druckfeste Hülle wie herkömmliche Tanks, doch der Platzbedarf für den Speicher schrumpfe auf rund ein Zehntel. Sogar ein Zwanzigstel ist nach Ansicht der Forscher möglich. Sie schätzen die Größe auf ein bis zwei Kubikmeter. Insgesamt sind neuen Projektpartner an „Hy Care“ beteiligt. Koordiniert wird das Projekt von der Universität Turin.

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