Die Bundesnetzagentur hat am Donnerstag die Zubauzahlen für die Photovoltaik-Anlagen in Deutschland im vergangenen Jahr veröffentlicht: Nach einer neu gemeldeten Photovoltaik-Leistung von 376,571 Megawatt im Dezember erreichte der Zubau im vergangenen Jahr etwa 2960 Megawatt. Dies ist eine Steigerung von 68 Prozent gegenüber 2017, wie der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) erklärte. Alle Marktsegmente hätten im vergangenen Jahr kräftig zulegen können. Mit den knapp drei Gigawatt hat Deutschland erstmals seit 2013 wieder der politische Zubaukorridor von 2500 Megawatt jährlich neu installierter Photovoltaik-Leistung übertroffen.
In dem Meldezahlen vom Dezember sind 156,329 Megawatt für 55 Photovoltaik-Freiflächenanlagen enthalten, die im Dezember 2018 in Betrieb gegangen sind. Dabei sind viele Anlagen größer 750 Kilowatt realisiert worden, die über einen Zuschlag aus den bisherigen Ausschreibungen verfügten. Die hohe Zahl realisierter Ausschreibungsprojekte lässt sich auch damit erklären, dass am 15. Dezember 2018 die Anschlussfrist für die bei der letzten Pilotausschreibung im Dezember 2016 bezuschlagten Photovoltaik-Freiflächenanlagen endete. Auch alle Projekte aus der ersten EEG-Ausschreibung 2017 müssen bis Mitte Februar 2019 am Netz sein, um die Förderung zu erhalten. Knapp 15,1 Megawatt der 156,3 Megawatt entfallen auf Freiflächenanlagen bis 750 Kilowatt.
Bei den Photovoltaik-Dachanlagen, die bisher gesondert erfasst wurden, sind im Dezember 5062 Anlagen mit insgesamt 220,242 Megawatt neu bei der Bundesnetzagentur gemeldet worden, wie die Bonner Behörde veröffentlichte. Insgesamt 40 Photovoltaik-Mieterstromprojekte mit 512,16 Kilowatt Gesamtleistung sind zudem im Dezember für den Zuschlag registriert worden. Nur zwei Anlagen gingen aber auch tatsächlich in Betrieb, die restlichen sind teilweise schon seit Jahresbeginn 2018 am Netz. Für das komplette Jahr verzeichnete die Bundesnetzagentur damit für den Photovoltaik-Mieterstromzuschlag insgesamt 305 Anlagen mit 6,837 Megawatt Leistung. Der jährliche Deckel von 500 Megawatt für diese Projekte ist somit in weiter Ferne.
Die Gesamtleistung der in Deutschland geförderten Photovoltaik-Anlagen stieg bis zum Jahresende 2018 auf 45.929 Megawatt*. Damit fehlen nur noch sechs Gigawatt bis der 52-Gigawatt-Deckel bei der Solarförderung erreicht ist. Dann soll nach der derzeitigen Gesetzeslage die Einspeisevergütung für Photovoltaik-Anlagen auslaufen.
Zum 1. Februar treten auch die im vergangenen November im Energiesammelgesetz beschlossenen Sonderkürzungen für Photovoltaik-Anlagen in Kraft. Ab dem 1. Februar 2019 beträgt der anzulegende Wert in der Direktvermarktung in dieser Anlagenkategorie 9,87 Cent pro Kilowattstunde. Analog dazu werden die Einspeisevergütungen für Photovoltaik-Dachanlagen zwischen 40 und 100 Kilowatt auf 9,47 Cent pro Kilowattstunde sinken. Im Energiesammelgesetz sind zudem die weiteren Sonderkürzungen für März und April enthalten. Dann sinkt der anzulegende Wert auf 9,39 und 8,90 Cent pro Kilowattstunde.
Für die kleineren und sonstigen Anlagen hat die Bundesnetzagentur am Donnerstag zudem die Höhe der Vergütungssätze für Februar bis April veröffentlicht. Die Solarförderung wird demnach monatlich um jeweils ein Prozent sinken. Zum 1. Februar beträgt die Einspeisevergütung für Dachanlagen bis zehn Kilowatt Leistung 11,35 Cent pro Kilowattstunde, bis 40 Kilowatt Leistung noch 11,03 Cent pro Kilowattstunde. Für sonstige Anlagen bis 100 Kilowatt gibt es eine feste Einspeisevergütung von 7,84 Cent pro Kilowattstunde. Bei den anzulegenden Werten aus der Direktvermarktung gibt es bei Anlagen bis zehn Kilowatt im Februar 11,75 Cent pro Kilowattstunde und bis 40 Kilowatt sind es 11,43 Cent pro Kilowattstunde. Bei den sonstigen Anlagen liegt die Förderung bei 8,24 Cent pro Kilowattstunde. Die Direktvermarktung ist für alle Photovoltaik-Anlagen größer 100 Kilowatt verpflichtend.
Der BSW-Solar ist zuversichtlich, dass die Nachfrage auch künftig weiter anziehen wird. Das Anziehen des Marktes im vergangenen Jahr sei maßgeblich auf die gesunkenen Photovoltaik-Systempreise zurückzuführen. Für die Zukunft stimmten die ebenfalls im Energiesammelgesetz verabschiedeten Sonderausschreibungen hoffnungsvoll sowie das erklärte Ziel im Koalitionsvertrag, den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen. In diesem Jahr wird es zusätzliche Photovoltaik-Ausschreibungen mit einem Volumen von einem Gigawatt geben. Bis 2021 sind Sonderausschreibungen mit insgesamt vier Gigawatt für große Photovoltaik-Anlagen geplant.
Der BSW-Solar erklärte zugleich, dass vor dem Hintergrund des Kohle- und Atomausstiegs in Deutschland die Zubauziele für Photovoltaik deutlich angehoben werden und Markthemmnisse ausgeräumt werden müssten. „Die jährlichen Solarenergie-Ausbauziele sind veraltet. Sie müssen kurzfristig mindestens verdreifacht, bestehende Marktbarrieren für die solare Direktversorgung zügig beseitigt werden“, erklärte Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. Photovoltaik, Solarthermie und Speicher stünden bereit, um einen deutlich größeren Beitrag zur Energieversorgung im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor zu leisten.
Neu am Start ist seit dem 31. Januar auch das Marktstammdatenregister. Hier werden künftig alle Photovoltaik-Anlagen und Stromspeicher mit verzeichnet sein. Dies bedeutet auch, dass alle bereits gemeldeten etwa 1,7 Millionen Photovoltaik-Anlagen In Deutschland nochmal neu registriert werden müssen. Alles dazu finden Sie in diesem Artikel.
*Anmerkung der Redaktion: An dieser Stelle hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen. Natürlich sind 45.929 Megawatt und nicht 45,929 Megawatt. Danke für den freundlichen Hinweis eines Lesers.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
ja, hmmm, komisch, da lese ich das ganze Jahr über und fast täglich, wie der Ausbau schwächelt, und nun so ein Ergebnis…… ich schätze die Berichterstattung über die alternativen Energie sehr, aber was soll man da noch glauben……..
…natürlich schwächelt der Ausbau. In den Boomjahren hatten wir 7,4GW Jahresleistung. Tatsächlich bräuchten wir zur jetztigen Zeit mindestens das Doppelte um die Elektrifizierung, bzw. Sektorenkopplung voran zu treiben. Oder sollen die vielen kommenden Elektrofahrzeuge demnächst mit dem schmutzigen Kohlestrom betankt werden???
6 GW Zubau ist auch schon arg wenig wenn der Wärme- und Mobilitäts- Sektor noch dazu kommt. Ausgehend von 20 Jahren Nutzungsdauer bedeuten 6 GW aktuell gerade mal 3,7 GW Netto Zubau!
6 GW Netto Zubau würden gerade so für den Stromsektor genügen, um bei gleich bleibendem Verbrauch und vor allem ohne Berücksichtigung von Speicherverlusten um das Jahr 2050 co2 frei erzeugen zu können(33%PV 66%Wind Zusätzliche erneuerbare). Wind und PV sind schließlich die einzigen erneuerbaren bei denen überhaupt weitere Erzeugungskapazität aufgeaut werden kann, es sei denn wir wollen noch mehr Biomasse aus z.B. Indonesien, Kanada oder Russland verfeuern.
12-15 GW PV Netto Zubau wären ein Richtwert, um etwas den Rückstand der letzten Jahre auszugleichen.
Ich meinte natürlich das Doppelte von 7,4GW, das wären ja dann knapp 15 GW… das Tolle dabei ist ja das dieser Mehrzubau fast kaum noch die EEG-Umlage steigen lässt. Die jungste Einspeisekürzung um 14% für PV-Anlagen ab 40KWp zum 1. Februar war leider genau ein Signal in die flasche Richtung. Damit hat sich die Bundesregierung ein Eigentor geschossen… gerade jetzt wo „hopefully“ doch in den nächsten Jahren die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden.
… und schauen Sie rüber zu den schlauen Ländern wie China. Die bauen fast 100GW im Jahr. Die Technik ist mittlerweile so günstig geworden dass wir für 4-5ct unseren Strom produzieren können. Worauf warten wir eigentlich??? So dumm kann doch keiner sein….
Die Chinesen (1,4Mrd) bauen so um die 50GW/Jahr, und das sind pro Einwohner 35,7W. In D sind es (82Mio/3GW) 36,6W pro Einwohner und Jahr, also etwa gleich, wobei die Chinesen noch einen Nachholbedarf von über 500GW haben, wenn sie das erreichen wollen, was bei uns schon pro Kopf installiert ist. Es lohnt sich nicht, wesentlich mehr PV-Leistung zu installieren, als was von dem im Sommer erzeugten Strom auch sofort oder im Laufe der darauffolgenden Nacht verbraucht werden kann, sonst braucht man Langzeitspeicher, und die sind teuer. Wenn nur ein kleinerer Teil (10-20%) des insgesamt verbrauchten Stroms langzeitgespeichert werden muss, dann kann man sich das leisten, aber wenn es größere Ausmaße (60-70%) annimmt, dann sind Umwandlungskosten und Wirkungsgradverluste so hoch, dass aus den 4-5ct locker das 10-fache wird. „So dumm sind nur wenige“, um in Ihrer Diktion zu bleiben. So wenig, wie es sich für den Einzelnen lohnt, mit PV Autarkie erreichen zu wollen, so wenig lohnt es sich auch für die Gesamtheit der Stromverbraucher in D, selbst wenn man die Skaleneffekte durch Großanlagen mit einrechnet. Durch die Ergänzung mit Wind, Wasser, Biomasse und KWK sieht das dann schon wieder anders aus. Damit dürfte es gelingen, den Bedarf für Langzeitspeicherung unter 20% zu halten.
In Deutschland wird pro Kopf ~ 67% mehr Strom verbraucht, in etwa gleicher Ausbau würde für Deutschland also 62W pro Einwohner (~5GWpro Jahr) bedeuten. Desweiteren sollte man doch Deutschland bitte nicht mit China auf eine Ebene stellen!
Durch Speicher wird der Teil der direkt verbraucht werden kann nicht teurer, zudem können, durch die Sektorenkopplung noch einige TWh im Wärmebereich versenkt werden ohne überhaupt Gedanken an eine Langzeitspeicherung verschwenden zu müssen. Das eingesparte Öl/Gas kann für unvermeidlichen Erzeugungslücken bei Wind und PV sehr gut ausgleichen.
Lieber Herr JCW,
es geht doch nicht um die absolute Werte pro Einwohner. Es geht hier um das Grundsätzliche für 4-5 ct/kWh Strom zu produzieren, der zudem auch noch 100% grün ist und keine Nachfolgeschäden der Umwelt und Menschen mit sich bringt.
Viele andere Länder haben das erkannt und nutzen die aktuelle Situation der extrem preisgünstigen Solarmodule für Ihre Bürger. Wir in Deutschland haben mit der Erfindung des EEGs die Photovoltaik extrem günstig gemacht in den letzten 10 Jahren… und jetzt wo wir die Früchte ernten können überlassen wir das Feld den anderen Akteueren, bzw. Ländern.
Es gibt sehr sehr viel Potenzial für den weiteren Ausbau der Photovoltaik. Selbst wenn wir im großen Stil eine 70% Abregelung zur Mittagszeit in den Sommermonaten durchführen würden, wäre die kWh immer noch extrem günstig. Diese Abregelung auf 70% der Einspeiseleistung funktioniert im Privatsektor bis 30kWp schon seit Jahren ausgezeichnet… warum nicht auch bei großen Freiflächenanlagen???
Die Abregelung auf 70% kostet etwa 10% Ertrag und verteuert den Strom entsprechend um 10%. Das ist nicht schlimm, das halten wir locker aus. Ein Problem wird es, wenn wir den winterlichen Strombedarf mit PV decken wollen: Dann müssten wir ohne Langzeitspeicherung auf weniger als 20% abregeln. Das dürfte den Strompreis dann für JEDE produzierte kWh etwa verdrei- bis vierfachen, und en Flächenbedarf auch. Keine realistische Perspektive. Realistischer ist es, Überproduktion langzeit zu speichern, meinetwegen auch zum Teil in Wärmespeichern. Jede langzeit gespeicherte kWh ist zwar teuer, aber das mischt sich dann mit den günstigen direkt verbrauchten. Damit es nicht zu stark durchschlägt auf den Strompreis darf der Anteil des langzeitgespeicherten Stroms am insgesamt verbrauchten bloß nicht zu hoch werden.
China war über Jahrtausende ein Kulturstaat, der der europäischen Kultur weit überlegen war. Den historischen Irrtum des europäischen Kolonialismus werden die Chinesen, wenn sie nicht den Fehler der militärischen Aggression machen, in wenigen Jahrzehnten ausgebügelt haben.