Die vollständige Version von Frankreichs neuer Energiestrategie “Programmation pluriannuelle de l’énergie” (PPE) ist vom Umweltministerium am vergangenen Freitag veröffentlicht worden. Sie befindet sich nun in der Konsultation, bietet aber klare Ausblicke, wie viel Photovoltaik und Erneuerbare die französische Regierung bis 2025 ausschreiben will.
Die Regierung in Paris betonte, dass die neue Strategie nicht nur einen klaren Zeitrahmen für die künftigen Ausbau bieten, sondern auch die Bürokratie abbauen wird, um die Einführung zu beschleunigen und die Kosten zu senken. Das enthaltene sechsjährige Photovoltaik-Ausschreibungsprogramm sieht in diesem Jahr eine Vergabe von 2,7 Gigawatt und in den nächsten fünf Jahren von 2,9 Gigawatt pro Jahr vor. In diesem Jahr werden im zweiten und vierten Quartal zwei Ausschreibungen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit einem Volumen von 800 Megawatt und einem Gigawatt durchgeführt. In den ersten drei Quartalen werden drei Ausschreibungen mit jeweils 300 Megawatt abgehalten.
In den folgenden fünf Jahren werden im zweiten und vierten Quartal jeweils zwei 1 Gigawatt-Ausschreibungen für Freiflächenanlagen und in den ersten drei Quartalen jeweils 300 Megawatt für Aufdachanlagen stattfinden.
Für die Wasserkraft werden bis 2025 nur 210 Megawatt ausgeschrieben, aber bei der Onshore-Windkraft wird eine Gesamtkapazität von 11,4 Gigawatt geben.
Verdoppelung des Anteils der erneuerbaren Energien
Die Kosten für die Photovoltaik-Technologie dürften bei Großprojekten um vier Prozent pro Jahr und bei Dächern um fünf bis sieben Prozent sinken. „Im Jahr 2028 könnten die Kosten für die Photovoltaik-Dachanlagen rund 60 Euro pro Megawattstunde und die für die Freiflächenanlage rund 40 Euro pro Megawattstunde betragen“, heißt es im PPE-Plan. In den letzten Ausschreibungen der französischen Regierung lag der Durchschnittspreis für Freiflächensolaranlagen bei 55 Euro pro Megawattstunde, während Dachprojekte durchschnittlich 85 Euro pro Megawattstunde verzeichneten.
Die Strategie sieht vor, dass die Photovoltaik bis 2024 eine installierte Leistung von 20 Gigawatt erreicht – 11,6 Gigawatt bei Freiflächen und 9 Gigawatt Dachanlagen – und zwischen 35,6 Gigawatt im schlechtesten und 44,5 Gigawatt im besten Fall bis Ende 2029. Die französische Regierung will den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2029 auf 102 bis 113 Gigawatt verdoppeln. Im besten Fall würde die Photovoltaik mit den 44,5 Gigawatt zur größten erneuerbaren Energiequelle werden, gefolgt von Onshore-Windkraft (35,6 Gigawatt), Wasserkraft (26,7 Gigawatt) und Offshore-Wind (5,4 Gigawatt), wobei andere erneuerbare Energien noch auf rund 1,5 Gigawatt kämen.
Die Strategie sieht bis 2024 insgesamt 65.000-100.000 Photovoltaik-Eigenverbrauchsprojekte vor. Die Provinzen müssen zudem eine verbesserte Regulierung vornehmen, um die Finanzierung und Entwicklung von Gemeinschaftsprojekten zu ermöglichen, die Größe der zu Dachausschreibungen zugelassenen Anlagen zu erhöhen und das Drittanbietermodell zu unterstützen, bei dem der Verbraucher nicht Eigentümer des Erzeugungssystems ist.
Die Atomkraft bleibt dominant
Der größte Teil der Stromerzeugung bis 2028 wird jedoch weiterhin von der Kernenergie getragen. Da die umstrittene Energiequelle derzeit rund 71,6 Prozent der französischen Nachfrage deckt, wollte die Regierung, dass sich diese Zahl bis 2025 auf die Hälfte reduziert, hat aber nun von diesem Ziel verabschiedet. „Das Ziel, 50 Prozent der Kernenergie für die Stromerzeugung bis 2025 zu nutzen, schien ohne die Möglichkeit, die Stromversorgung in Frankreich zu gefährden oder den Bau von fossil befeuerten Kraftwerken wieder in Gang zu setzen, nicht zu erreichen, was unseren Zielen zur Bekämpfung des Klimawandels zuwiderlaufen würde“, bekräftigten die Autoren des Dokuments.
Infolgedessen könnten 14 AKW bis 2035 am Netz bleiben, nachdem die Reduzierung des Atomanteils ursprünglich für 2025 vorgesehen war. Ein klarer Zeitrahmen fehlt jedoch noch. „In der endgültigen Fassung der PPE werden die Standorte, an denen diese Schließungen vorrangig durchgeführt werden, festgelegt“, heißt es in der Strategie. „EDF muss der Regierung während des Konsultationszeitraums der PPE eine Liste der betroffenen Atomkraftwerke übermitteln, indem er die Abschaltung von Reaktoren begünstigt, die zur vollständigen Stilllegung eines jeden Standortes führt, um die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Stilllegungen zu minimieren.“
Frankreich betreibt 19 Kernkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 63,2 Gigawatt und produziert Energie für 32-33 Euro pro Megawattstunde unter Berücksichtigung des Lebensverlängerungsprogramms „Grand Carénage“ von EDF, das darauf abzielt, die Lebensdauer der Reaktoren über 40 Jahre hinaus zu verlängern. Diese Preisspanne, so die Strategie, ist nicht anfällig für Schwankungen der Uranpreise, beinhaltet aber auch nicht die Kosten für die Demontage und Entsorgung radioaktiver Abfälle, die bereits von den Anlagenbetreibern verursacht wurden.
Demnach schätzt der französische Rechnungshof die Kosten für die Erzeugung von Kernenergie auf rund 61,6 Euro pro Megawattstunde, einschließlich Betriebs- und Endkosten. Diese Kosten wurden jedoch vor der „Grand Carénage“ berechnet, die gemäß der neuen Energiestrategie die voraussichtlichen Ausgaben des EDF für die Nuklearanlagen bis 2025 von 55 auf 45 Milliarden Euro gesenkt hat. In dem Dokument wird auch betont, dass der Atomsektor rund 220.000 Menschen beschäftigt – etwa 6,7 Prozent der französischen Arbeiter im Energiebereich.
Das französische Parlament muss nach der öffentlichen Konsultation über die Annahme des neuen Energiegesetzes befinden.
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