pv magazine: In Deutschland hat die Politik Sonderausschreibungen für Photovoltaik-Freiflächen und Dachanlagen ab 750 Kilowatt beschlossen. Wird der deutsche Markt wieder interessant?
Carsten Körnig (Foto): Absolut! Wir kommen wieder in den Gigawattbereich. Insgesamt sollen zusätzlich zu den bereits existierenden regulären Ausschreibungsmengen weitere vier Gigawatt bis 2021 ausgeschrieben werden. Das ist eine große Chance für die bislang hierzulande tätigen Unternehmen sowie für Neu- oder Wiedereinsteiger. Deutschland bietet zuverlässige Rahmenbedingungen für Investoren und einen attraktiven Ausblick.
Was meinen Sie konkret mit attraktivem Ausblick?
Der Bundesverband Solarwirtschaft hat sich stark für die Sonderausschreibung eingesetzt, weil Solarparks sehr günstig Strom erzeugen können und damit neben der Photovoltaik-Dachanlagen ein wesentlicher Baustein für das Erreichen der Klimaziele in Deutschlands sind. Für die in diesem Marktsegment aktiven Unternehmen ist das ein beachtlicher Erfolg, weil damit in den kommenden drei Jahren zusätzliche Umsatzpotenziale in einer Spanne von 3,5 bis 4,5 Milliarden Euro verbunden sind.
Die Sonderausschreibungen sind befristet bis 2021. Wie groß ist die Gefahr, dass der Markt danach wieder zusammenschrumpft wird wie bereits nach 2013?
Die Situation ist heute vollkommen anders: Solarstrom ist sehr preiswert geworden und in weiten Teilen ist die Einsicht gewachsen, dass wir auf eine saubere Energieerzeugung umstellen müssen, wenn Deutschland seine eigenen Klimaverpflichtungen erreichen will. Ein Selbstläufer ist es trotzdem nicht! Wir erleben tagtäglich, welche Kräfte noch gegen erneuerbare Energien aufgebracht werden. Deswegen ist der BSW-Solar so wichtig. Derzeit erarbeiten die Mitglieder in der Fachgruppe ‚PV-Großkraftwerke‘, wie die zeitlich befristeten Sonderausschreibungen verstetigt werden können. Wir laden alle nationalen und internationalen Akteure ein, sich zu beteiligen und für dieses gemeinsame Ziel einzusetzen.
Die Rahmenbedingungen für Solarparks in Deutschland haben sich gegenüber den Boomjahren 2010 bis 2013 massiv verändert. Worauf sollten Unternehmen achten, die wieder in den deutschen Markt einsteigen wollen?
Es ist vor allem wichtig, die Auktionsregeln gut zu verstehen und die eigene Geschäftsstrategie daraufhin anzupassen. Auf welchen Flächen dürfen Solarparks errichtet werden? Welche Mengenbeschränkungen gibt es? Wie kann gewechselt werden zwischen der festen Vergütung über die Marktprämie und anderen Vermarktungsformen? Diese und weitere Fragen werden wir am 13. Februar in einem einstündigen, englischsprachigen Webinar erläutern.
Welche Trends sehen Sie hierzulande für große Photovoltaik-Anlagen?
Deutschland als Industrieland wird im steigenden Maß auf Photovoltaik-Großkraftwerke für eine sichere und preiswerte Stromversorgung setzen. Dabei geht es nicht allein um das Erzeugen von Kilowattstunden, sondern zusehends auch um Erneuerbaren-Kombikraftwerke und Systemdienstleistungen. Damit sind perspektivisch neue Synergien, Erlösquellen und Geschäftsmodelle verbunden. Da wird noch viel passieren. Viele Ideen und Ansätze entwachsen gerade dem Forschungs- und Entwicklungsstadium. Bei richtiger Rahmensetzung für die ebenfalls geplanten Innovationsausschreibungen können daraus neue Geschäftsmodelle entstehen, die künftig auch international auf eine wachsende Nachfrage treffen dürften.
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