pv magazine: Wie ist das Angebot von Ikea preislich einzuschätzen?
Thomas Wennmacher (Foto): Zunächst ist wichtig, dass Ikea gar nicht Verkäufer der Anlage ist. Diese Rolle des entscheidenden Vertragspartners für die Kunden liegt vielmehr bei der Solarcentury Microgen GmbH. Ikea ist hier nur die Plattform zur Gewinnung von Interessenten. Die veröffentlichten und teils vorliegenden Angebotspreise sind durchaus attraktiv und in diesem Punkt, als interessant für Verbraucher einzustufen. Wir wissen aber noch nicht, zu welchen Preisen gegebenenfalls zusätzlich nötige, besondere Installationsarbeiten abgerechnet werden, die das erste Angebot nicht umfasst. Die ergeben sich erst während eines Vorort-Termins. Werden hier marktübliche Preise aufgerufen, bleibt das Angebot aller Voraussicht nach preislich interessant. Allerdings ist an diesen Vorort-Termin die vorherige Zahlung von 200 Euro geknüpft. So sieht die Schrittfolge auf dem Weg zur eigenen Photovoltaik-Anlage es vor. Der Betrag wird im Fall der Beauftragung auf den Rechnungsbetrag angerechnet. Dieser Ablauf sollte natürlich in die Überlegungen einbezogen werden.
Werden die von Ikea angebotenen Photovoltaik-Anlagenpreise den Markt beleben?
Die Preise können – mit regionalen Unterschieden – sicherlich den Preiswettbewerb beleben. Das wäre wünschenswert. Denn wir beobachten, dass von den gesunkenen Komponentenpreisen bei den Kunden derzeit wenig ankommt. Die durchschnittlichen Anlagenpreise für Verbraucher sinken nicht im Einklang mit den Beschaffungspreisen der Betriebe. Ein Grund hierfür liegt in den gut ausgelasteten Montagekapazitäten vieler Fachbetriebe. Diese Knappheit erzeugt bei überwiegend guter Auftragslage wenig Druck, eigene Beschaffungsvorteile in nennenswertem Maße an die Anlagenkäufer durchzureichen. Hier könnte der Markteintritt von Solarcentury Microgen ein Korrektiv bilden und mancherorts disziplinierend auf die Preisgestaltung wirken. Spannend wird dabei auch sein, ob es durch den Vertrieb über das Einrichtungshaus gelingt, die Kundenbasis für Photovoltaik insgesamt zu vergrößern.
Wie sieht es mit Gewährleistung und Garantie für die Produkte aus? An wen muss sich der Endkunde wenden, wenn etwas nicht funktioniert?
Bei Ansprüchen aus gesetzlicher Gewährleistung und freiwilliger Installationsgarantie von sechs Jahren ist allein Solarcentury Microgen und nicht Ikea in der Verantwortung. Für Module und Wechselrichter gelten die jeweiligen Herstellergarantien. Deren Wert ergibt sich – wie bei allen Garantien – aus den Garantiebedingungen und der Frage, ob das Unternehmen im Garantiefall noch existiert beziehungsweise erreichbar ist. Kurz: Ikea hat also rechtlich mit dem „Solstrale“-Angebot nichts zu tun. Das muss interessierten Verbrauchern klar sein.
Wie bewertet die Verbraucherzentrale NRW den Vertriebsweg über Handelsketten?
Nun, solche Versuche waren in der Vergangenheit zumeist nur von kurzer Dauer. Aus unserer Sicht ergibt sich ein zweigeteiltes Bild. Zum einen sprechen mit der aktuellen Marktphase und dem wieder zunehmenden Verbraucherinteresse an der Photovoltaik gute Gründe für einen Markteintritt. Zum anderen wird schon länger nicht mehr nur über den Preis verkauft. Im Gegenteil, als gewichtige Aktionsparameter im Wettbewerb der Anbieter treten Service und Qualität hinzu. Letztere wird in den Ausprägungen Produkt- und Ausführungsqualität erfahrbar. Hierüber können sich Solarteure und erfahrene Elektrofachbetriebe von Handelsketten deutlich unterscheiden und mit eigenen Stärken punkten. Differenzierungsmerkmale gewinnen weiter an Bedeutung. Diesen Aspekt nimmt auch Solarcentury Microgen auf und verpflichtet sich mit einer zusätzlichen Installationsgarantie von sechs Jahren. Dafür sind wiederum Weg und Kontakt zum Fachbetrieb vor Ort nicht nur der Strecke nach kürzer, sondern meist auch direkter.
Woher wissen Sie, dass es den meisten nicht darum geht, den niedrigsten Preis zu zahlen?
Aus vielen Gesprächen der anbieterunabhängigen Energieberatung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen wissen wir, dass es den Ratsuchenden nur selten um den letzten, besten Preis geht. Was zählt, ist stattdessen eine passend auf den Haushalt zugeschnittene Lösung. Unterschiede in Ausführung und Preis müssen dabei vor allem erklär- und nachvollziehbar sein.
Anmerkung der Verbraucherzentrale NRW: Die Antworten geben den aktuellen Erkenntnisstand zum 17.01.2019 wieder.
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Mich hätte bei diesem Interview interessiert ob der Verbraucherzentrale NRW Erfahrungen der bereits länger bestehenden Kooperation zwischen Solarcentury und IKEA in Großbritanien, Niederlande und Belgien ermittelt hat und ob hier nennenswerte Probleme aufgetreten sind.
Ich würde vermuten, dass eine Kooperation nur ausgebaut wird wenn die Zusammenarbeit für beide Unternehmen bisher positive verlaufen ist und zufriedenen Kunden hinterlassen hat. Alles andere wäre für das Image von IKEA problematisch – Motto: Wer setzt sich schon gerne eine Laus in den Pelz?!
Wurde hier die eigene Frage gleich selbst beantwortet?
Interessant wäre auch, an wen Solarcentury Microgen die Installation dann weiterreicht. Das Unternehmen wird kaum in der Lage sein, deutschlandweit Kleinstanlagen mit eigenem Personal zu installieren. Das bedeutet dann 3 statt einer wollen verdienen und der Endkunde der glaubt Ikea zu kaufen kriegt dann eine Anlage von 2 völlig unbekannten Söldner-Trupps 1 für AC und 1 für DC aufs Dach geworfen. Das erinnert sehr stark an MEP.
Ich schließe mich an den Kommentar von Herrn Cramer an und gebe ein weiters Argument dazu. Wer berechnet die Statik oder bestimmt den Aufstellort; und wer berechnet den Unterbau einer PV Anlage?
Die prognostizierte Ertragsleistung errechnet ein Programm; was nicht gesagt ist, wie groß ist der wirkliche Nutzung ( auch unter Berücksichtigung einer privaten Zwischenspeicherung) und einer wirtschaftlichen Einspeisung ins örtliche EVU – Netz.
In der Ausbildung zum Solarteur wird die Berechnung für den Unterbau einer Solaranlage vermittelt und auf Schwachpunkte einer Dachkonstruktion hingewiesen, aber für eine Überprüfung der Statik fehlt die Ausbildung und die Belastbarkeitsgrenzen der verwendeten Materialien.
Und jetzt neu: Was macht die Witterung / das Wetter in diesem Jahr mit den Solarmodulen? Man sieht schon einige Fotos von Solarmodulen, die unter dem Druck der Schneelasten gelitten haben.