Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat am Mittwoch noch vorläufige Zahlen zum Erzeugungsmix 2018 in Deutschland veröffentlicht. Demnach stieg der Beitrag der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung binnen Jahresfrist von 33 auf 35 Prozent. Die Erneuerbaren wechselten auf die Überholspur, heißt es beim BDEW. Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer fordert mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien, wobei er die Photovoltaik nicht erwähnt. „Wir brauchen zügig Sonderausschreibungen für Wind offshore – hier wird bisher Potenzial verschenkt. Zudem brauchen wir Planungs- und Investitionssicherheit für Wind onshore-Projekte. Darüber hinaus muss die Förderung der Akzeptanz für Windkraftprojekte und des dringend notwendigen Netzausbaus ganz oben auf der energiepolitischen Agenda stehen“, so Kapferer.
In diesem Jahr ist es den Erneuerbaren gelungen mit der Kohleverstromung gleichzuziehen. Den größten Anteil bei den regenerativen Energien hat mit 14 Prozent demnach die Windkraft an Land. Photovoltaik und Biomasse folgen mit sieben Prozent. Jeweils einen Anteil von drei Prozent haben die Windkraft auf See und die Wasserkraft. Die Braunkohlekraftwerke kamen dem BDEW zufolge auf 22 Prozent und die Steinkohlekraftwerke auf 13 Prozent. Die Gaskraftwerke verblieben dagegen mit 13 Prozent etwa auf Vorjahresniveau, wie es weiter hieß. Die Kernenergie steuerte dem BDEW zufolge unverändert knapp 12 Prozent zur Bruttostromerzeugung bei.
In Folge der abnehmenden Kohleverstromung sank auch der CO2-Ausstoß. Rund elf Millionen Tonnen weniger habe die Energiewirtschaft in diesem Jahr emittiert. „Damit bleibt die Energiewirtschaft auf dem Zielpfad einer Reduktion der Treibhausgase um 40 Prozent bis 2020 – im Gegensatz zu anderen Sektoren“, so Kapferer weiter.
Die absoluten Zahlen zeigen, dass die Photovoltaik-Anlagen in diesem Jahr rund 6,9 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom mehr produziert haben. Bei den Windkraftanlagen waren es sogar 7,7 Milliarden Kilowattstunden und bei der Biomasse 0,7 Milliarden Kilowattstunden. Die fossile Energieerzeugung war hingegen durchgängig rückläufig. So wurden 10,5 Milliarden Kilowattstunden weniger in den Steinkohlekraftwerken produziert – der größte Rückgang. Die Braunkohlekraftwerke produzierten 2,4 Milliarden Kilowattstunden weniger.
Mit Blick auf eine beschleunigte Energiewende forderte Kapferer zudem, dass die Kohlekommission ihre Ergebnisse nicht noch bis Anfang Februar 2019 zerredet und in Frage stellt. „Mit diesem Gremium besteht die vermutlich einmalige Chance auf einen breiten energiepolitischen Konsens mit Blick auf Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit sowie der Vermeidung von Strukturbrüchen in den betroffenen Regionen. Im energiewirtschaftlichen Bereich der Kommission waren wir auf einem guten Weg in Richtung eines tragfähigen Kompromisses. Das darf nicht leichtfertig verspielt werden“, erklärte Kapferer weiter. Er sprach sich zudem erneut für eine CO2-Bepreisung in den Sektoren aus, die nicht dem europäischen Emissionshandel unterliegen – also Verkehr und Wärme. Der Verband fordert auch eine Senkung der Stromsteuer, um erneuerbaren Strom für diese Sektoren attraktiver zu machen.
Auch die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hat am heutigen Tage ebenfalls vorläufige Zahlen für 2018 veröffentlicht. Demnach kommen die Erneuerbaren beim Primärenergieverbrauch auf 14 Prozent und haben im Gegensatz zu den fossilen Energieträgern gegenüber 2017 zugelegt. Der Energieverbrauch sank dabei in diesem Jahr auf ein Niveau wie zuletzt Anfang der 1970er.
Bereits vor einigen Tagen hatten der BDEW und das ZSW veröffentlicht, dass die erneuerbaren Energien in diesem Jahr voraussichtlich gut 38 Prozent am Bruttostromverbrauch erreichen werden. Dabei gehen sie von mehr als 46 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom für dieses Jahr aus – ein Zuwachs um fast 18 Prozent gegenüber 2017. Zudem gab es am Mittwoch noch erste Prognosen von AGEE-Stat, die von einem starken Wachstum der erneuerbaren Energien im Energiesektor ausgehen. Es wird auf Basis der Mitte Dezember vorliegenden Daten mit einer Steigerung um rund fünf Prozent auf voraussichtlich 228 Terawattstunden in diesem Jahr gerechnet, wie das Umweltbundesamt mitteilte. Dies wären dann knapp 38 Prozent am Bruttostromverbrauch.
Alle Zahlen und Grafiken hat der BDEW auf seiner Website online.
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Die Bruttostromerzeugung beinhaltet neben der Nettostromerzeugung, die tatsächlich in das öffentliche Netz eingespeist wird, auch die Stromerzeugung für den Eigenbedarf der Kraftwerke. Dieser Eigenbedarf liegt bei Kernkraftwerken bei ca. 5,5%, bei Braunkohlekraftwerken bei ca. 7% und bei Steinkohlekraftwerken bei 8,3% der Bruttostromerzeugung. Da bei PV und Wind nur die Nettostromerzeugung gemessen wird, sind sie durch die Bruttorechnung gegenüber den konventionellen Stromerzeugern benachteiligt.
Der Bruttostromverbrauch beinhaltet neben dem Nettostromverbrauch auch den elektrischen Eigenverbrauch der konventionellen Kraftwerke. Wenn der BDEW berechnet, dass 38% des Bruttostromverbrauchs durch erneuerbare Energien bereitgestellt werden, dann heißt das auch, dass z.B. ein Braunkohlebagger zu 38% mit erneuerbaren Energien betrieben wird oder dass eine Kesselspeisewasserpumpe eines Kernkraftwerks zu 38% mit erneuerbaren Energien versorgt wird. Das ist schwer nachvollziehbar.