Zu Jahresbeginn gab es eine Studie von Oliver Wyman, wonach bereits in fünf Jahren punktuelle Blackouts drohen, weil zu viele Elektroautos am Verteilnetz geladen werden. Die neue Metastudie „Forschungsüberblick Netzintegration Elektromobilität“ vom Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) und dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis. So könne zwar die Elektromobilität zu einer steigenden Netzbelastung führen. Dabei sei aber nicht entscheidend, wie viele Elektroautos in Deutschland unterwegs seien, sondern wie viele Fahrzeuge in einem Ortsnetz gleichzeitig und mit hoher Leistung geladen würden kombiniert mit der aktuellen Netzsituation, heißt es zur Veröffentlichung der Handlungsempfehlungen am Montag. Weil dafür bisher keine belastbare Prognose möglich sei, stünden die Netzbetreiber vor großen Herausforderungen bei der Planung des künftigen Netzes.
In der Studie wird empfohlen, dass Betreiber die Netzauslastung überwachen sollten. Eine Voraussetzung dafür sei auch die Anmeldepflicht für Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Auf dieser Basis könnten dann intelligente Steuerungskonzepte für Ladevorgänge von Elektrofahrzeugen erarbeitet werden, bei denen Lasten dynamisch an die Netzkapazitäten angepasst und bestehende Netze optimaler genutzt werden könnten. Auch Marktpreise könnten genutzt werden, um die Ladevorgänge an die Netzsituation angepasst zu steuern. Wenn die Optimierung nicht stattfinde, müssten Netze ausgebaut werden.
Der VDE|FNN sei derzeit dabei mit Netzbetreibern, Infrastrukturanbietern und Automobilherstellern ein Konzept für eine intelligente Steuerung zu entwerfen. „Wie geladen wird, sollte – wie bei allen anderen Geräten des täglichen Lebens auch – dem Kunden überlassen werden. Aber wenn Engpässe im Netz bestehen, muss dies im Sinne einer effizienten Netznutzung berücksichtigt werden“, sagte Heike Kerber, Geschäftsführerin von VDE|FNN. Technische Lösungen seien nur ein Baustein. Alternativ sollten Anreize für Dauer und Zeitpunkt des Ladens gesetzt werden, die sich an der Erzeugungs- und Netzsituation orientierten.
In der Metstudie wird weiter aufgezeigt, dass die Netzauslastung lokal und situationsbedingt sehr verschieden sein kann. Ein Faktor seien auch, wie viele Photovoltaik-Anlagen vor Ort ins Verteilnetz einspeisten. „Um Elektromobilität erfolgreich in das Stromnetz zu integrieren, müssen Netzausbau und Steuerungskonzepte gut zusammenspielen“, sagt auch Andrees Gentzsch, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDEW. „Wenn Ladevorgänge intelligent gesteuert werden, kann das Netz effektiver ausgelastet und gleichzeitige Ladevorgänge netzverträglich verteilt werden.“ Auch er fordert Anreize für die Kunden für das netzdienliche Laden. Zudem müsse die Ladeinfrastruktur schnellstmöglich ausgebaut werden. „Hier muss der Gesetzgeber aber noch den entsprechenden regulatorischen Rahmen setzen. Außerdem muss der zuständige Verteilnetzbetreiber frühzeitig über geplante Ladeinfrastruktur informiert werden“, so Gentzsch weiter.
Für die Metastudie sind nach Angaben der Vereinigungen von der Forschungsgemeinschaft für elektrische Anlagen und Stromwirtschaft e.V. (FGH) über 300 nationale und internationale Studien mit dem Themenschwerpunkt Elektromobilität und deren Einfluss auf das Stromnetz gesichtet worden. 60 Studien davon seien qualitativ sowie quantitativ auszuwerten worden, um eine breite Datenbasis für die Handlungsempfehlungen zu haben.
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Schön das FNN und BDEW nun auch soweit sind …
Aber das doch total krass wie lange die sich mit dieser banalen Erkenntnis Zeit gelassen haben.
Jeder Modelleisenbahn- Fan weiß das man zuweilen mal was abschalten muss oder eben nicht mehr fahren lässt wenn der Trafo halt zu klein ist … und das war bei den E-Autos doch auch schon immer klar.
Aber wer wie div. BDEW Mitglieder eine 11kW Wallbox zum Laden nicht zulässt aber ohne Anfrage einen 21kW Durchlauferhitzer plus Herd usw. – der hat eh nix verstanden und gehört sofort von der Verantwortung des Netzbetriebs entbunden da offenkundig total verwirrt oder schlicht ungeeignet um die Energiewende umzusetzen.
Die Netze sind mit Hosenträger und Gürtel berechnet und bisher kaum Ansätze das flexibler zu nutzen. Tennet sprach auf dem Forum Neue Energiewelt davon das nur 25% genutzt werden der max. Kapazitäten wegen der div. Abschläge aus der analogen Welt.
Wer einen sporadischen DLH-Betrieb mit einem tendenziell zeitgleichen Ladebetrieb über Stunden vergleicht, der zeigt wahre Kompetenz und sollte anstelle der Verwirrten den Netzbetrieb verantworten.
Dann kann er sofort mit Gegenmaßnahmen bezgl. der „Kochspitze“ anfangen, und auch mit den „Ladespitzen“ bei Speicherheizungen. Die soll es tatsächlich gerüchteweise geben.
ALLES würde viel einfacher, wenn man von dem Konzept der fest eingebauten Batterie wegkäme und Elektroautos mit Wechselakkus ausstattet. Dann hätte das E-Auto eine Chance, sonst wird es wohl vom Wasserstoffauto überholt. Wechselakkus können netzdienlich aufgeladen, und in besonderen Situationen sogar entladen werden.
Natürlich kann man die kaum von Hand wechseln (da sind um die 150kg pro 100km rein und raus zu wuchten), sondern müssen mit Roboterarmen manipuliert werden. „Nachtanken“ geht dann aber schneller, als bisher bei Verbrennern. Und es ist nicht mehr nötig, 600kg Batterien mit sich rumzuschleifen, bloß um auf 400km Reichweite zu kommen. Es bauen (jedenfalls zur Zeit) ohnehin alle Li-Ionen-Akkus aus Fernost ein – die Differenzierung findet anderswo statt. Es gibt natürlich noch haufenweise Detailprobleme technischer und organisatorischer Art, aber alles ist lösbar und mit weniger Kompromissen und Unmöglichkeiten wie bei dem derzeitigen System aus Ladesäulen und Wallboxen, die nie gut einzusetzen sein werden.