Frankreich besitzt das attraktivste Investitionsklima für erneuerbare Energien aller G20-Staaten. Zu diesem Schluss kommt der am Montag veröffentlichte „Allianz Klima- und Energiemonitor 2018“. Damit hat Frankreich Deutschland in der dritten Auflage des Monitors von der Spitzenposition verdrängt. Auf den Rängen drei und vier folgen mit Großbritannien und Italien weitere europäische Länder.
Die Allianz bewertet in Zusammenarbeit mit dem New Climate Institute und Germanwatch für ihre Rangliste, wie gut das Investitionsklima der G20-Staaten für erneuerbare Energieprojekte ist und welcher Kapitalbedarf vorliegt. Die Auswertung für den aktuellen Monitor beruht auf den Daten von 2017. Dabei zeige sich, dass alle G20-Länder wesentlich mehr in erneuerbare Energien investieren müssten, um die Erderwärmung möglich auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dazu wären für alle 19 Staaten bis 2050 jährliche Investitionen in den Stromsektor in Höhe von rund 886 Milliarden US-Dollar notwendig, wie es weiter heißt. Zusätzlich müssten die Staaten transparente Langfriststrategien für die vollständige Dekarbonisierung umsetzen.
Eine solche Klimastrategie existiere bisher nur in Großbritannien. Deutschland, Frankreich und Brasilien hätten kurzfristige Ziele für die Entwicklung der erneuerbaren Energien ausgegeben. „Die erneuerbaren Energien in Frankreich, Deutschland und Großbritannien profitieren von stabilen Markt- und Investitionsbedingungen sowie von einem größtenteils positiven Politikumfeld“, erläutert Co-Autor Niklas Höhne von New Climate Institute die Ergebnisse. Allerdings gebe es auch bei diesen Ländern noch ungenutztes Potenzial für die Erneuerbaren. Grundsätzlich hätten sich die Investitionsbedingungen in den meisten G20-Staaten im vergangenen Jahr aber verbessert, wie Höhne weiter erklärt. So sieht er auch in Schwellenländern wie China und Indien stabilere Rahmenbedingungen für Kapitalgeber.
Mit Blick auf die Entwicklung in Deutschland erklärt Jan Burck von Germanwatch, dass es mit 34 Prozent bereits einen vergleichbar hohen Anteil erneuerbarer Energien im Jahr 2017 gab. „Die Zubau-Raten bei Wind- und Solarenergie haben im Jahr 2017 zugenommen. Mit der Umstellung von festen Fördersätzen auf ein Auktionssystem ist aber auch das Volumen an zubaubaren Mengen reduziert worden. Daher erwarten wir für 2018 nahezu eine Halbierung der Investitionen bei der Windenergie“, so Burck weiter. Es hänge maßgeblich vom Zeitpunkt und Umfang der Sonderausschreibungen ab, ob Deutschland seine Position in der Spitzengruppe der G20-Staaten halten könne. Insgesamt seien in Deutschland 2017 rund 14,6 Milliarden US-Dollar in den Ausbau erneuerbarer Energien geflossen. Zum Erreichen der Klimaziele im Stromsektor wird jedoch eine jährliche Summe in Höhe von rund 22,2 Milliarden US-Dollar benötigt, wie es von den Autoren weiter heißt.
Zu den Verlierern gehören auch die USA, die um zwei Plätze auf Rang neun gefallen sind. Einen wesentlichen Grund dafür sehen die Autoren in der Regierungspolitik von US-Präsidenten Donald Trump, etwa durch die Einführung von Importzöllen auf Photovoltaik-Produkte. Insgesamt seien in den USA 2017 ein Drittel weniger neue Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen gegenüber dem Vorjahr installiert worden. Dem jährlichen Kapitalbedarf im Stromsektor von 158 Milliarden US-Dollar stünden getätigte Investitionen von 57 Milliarden US-Dollar gegenüber. Im Vergleich dazu habe China im Jahr 2017 rund 133 Milliarden US-Dollar in Erneuerbare investiert. Die Volksrepublik liegt auf Rang fünf des Allianz Monitors. Um in Richtung der Pariser Klimaziele einzuschwenken, würden jährlich Investitionen von 314 Milliarden US-Dollar in China gebraucht. Auch Indien habe zwar große Fortschritte beim Ausbau der Photovoltaik und Windkraft im Jahr 2017 verzeichnet. Dennoch stünden dem Kapitalbedarf von 160 Milliarden US-Dollar tatsächliche Investitionen von 11 Milliarden US-Dollar in Erneuerbare gegenüber.
Der Monitor zeigt ebenfalls bislang ungenutzte Potenziale von G20-Staaten auf, mit deren Hilfe sie ausgezeichnete Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien schaffen könnten. „Die Frage ist nicht nur, ob die Staaten sich ambitionierte Ziele setzen, sondern vor allem wie sie diese konkret umsetzen wollen“, so Burck weiter. Zugleich könnten auch die Versicherungsunternehmen bei der Transformation mit ihren langfristigen Investitionsstrategien und ihrer Expertise im Risikomanagement eine zentrale Rolle spielen. Nach eigenen Aussagen hat sich die Allianz als einer der ersten Versicherer langfristige Klimaziele gesetzt. So sollen bis 2040 alle kohlebasierten Geschäftsmodelle im eigenen Portfolio in der Anlage der Versicherungsgelder schrittweise auslaufen.
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