Auf der „Vernetzungskonferenz Elektromobilität 2018“ hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Morgen in Berlin die ersten Details zu seinen Vorstellungen, wie Europa und Deutschland eine Batteriezellfertigung im Gigawattmaßstab aufbauen können, präsentiert. So sei eine Milliarde Euro in den Haushalt seines Ministeriums eingestellt, um entsprechende Vorhaben von Konsortien bis 2021 zu unterstützen. Nach einem Runden Tisch mit Industrievertretern wollte Altmaier am Nachmittag noch weitere Details zu einem möglichen neuen Konsortium in Deutschland bekanntgeben.
So kam es dann auch. Sein Ministerium veröffentlichte am Dienstagabend ein Thesenpapier zur industriellen Batteriezellfertigung in Deutschland und Europa, das gemeinsam mit Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sowie dem Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, Maroš Šefčovič, erarbeitet wurde. Altmaier gab sich zuversichtlich gezeigt, dass sich um die Jahreswende 2018/2019 ein erstes Batteriezell-Konsortium in Deutschland etablieren wird. „Das Interesse aus der Industrie, sich daran zu beteiligen wird zunehmend größer, daher prüfen und verhandeln derzeit die beteiligten Unternehmen Beteiligungsmöglichkeiten der Neu-Interessenten am Konsortium.“*
Altmaier erklärte bereits auf der Konferenz, er befinde sich auch in Gesprächen mit Partnern aus Frankreich, Österreich und Polen, die sehr interessiert seien. „Wir müssen in Europa Batterien nach dem neuesten Stand der Technik herstellen“, sagte Altmaier mit Blick auf die weit enteilte Konkurrenz in Asien oder auch den USA. Es sei klar, dass Europa nicht die billigsten Batterien produzieren werde, aber es sollten die nachhaltigsten sein. Altmaier betonte weiter, sie müssten smart sein, eine hohe Energiedichte aufweisen und gut recyclebar sein. Es sei sein Ziel, dass 2030 ein 30 Prozent der Batteriezellen weltweit aus Deutschland und Europa kommen. „Es ist die Aufgabe des Staates, dafür die Rahmenbedingungen zu setzen und die Markteinführung zu gewährleisten. Doch investieren müssen die Unternehmen“, so Altmaier weiter.
Aus seiner Sicht gehören Batteriezellen zu den Schlüsseltechnologien der Zukunft. Es sei von hohem volkswirtschaftlichem Interesse, dass diese nicht nur aus Asien importiert würden. „Wir müssen im Weltmaßstab denken und handeln“, so der Minister. Mit der Batteriezellfertigung sei ein hohes Maß an Wertschöpfung und damit auch viele Arbeitsplätze in Deutschland verknüpft. Zudem seien sie Treiber für Innovationsprozesse in den Bereichen wie Klimaschutz, Technologie und Digitalisierung. Für die kommenden Tage kündigte Altmaier auch noch die Vorlage einer „Industriestrategie 2030“ an.
Altmaier sagte weiter, für ihn seien Umwelttechnologien die Grundlage für künftigen Wohlstand. Der Minister verwies dabei auch auf die gesunkenen Preise in den Photovoltaik- und Windkraft-Ausschreibungen. Zudem werde Deutschland wegen seines Erfolgs beim Ausbau der Erneuerbaren, aber auch der günstigen Wetterbedingungen im Sommer erstmals seit Jahren wieder weniger CO2 emittieren.
Nach Altmaier trat der EU-Kommissar für die Energieunion, Maros Sefcovic, auf die Bühne. Wie sein Vorredner krempelte er zunächst die Ärmel seines Hemdes hoch, womit wohl beide ihren Tatendrang für Gigawatt-Batteriezellfertigungen in Europa verdeutlichen wollten. Sefcovic bedankte sich mehrfach bei Altmaier für dessen Unterstützung bei der Initiierung der „Green Battery Alliance“ in Europa. Ihr gehörten mittlerweile 260 Unternehmen an. Sefcovic will mit dieser Initiative, europaweit Konsortien für den Aufbau von Gigawattfabriken unterstützen. Er betonte bei seiner Rede die Notwendigkeit, dass diese Batteriezellwerke simultan an verschiedenen Orten aufgebaut werden müssen. Auch für Sefcovic stehen dabei nachhaltige Batterien, Recycling und eine Kreislaufwirtschaft im Fokus. Er versprach von seiner Seite, dass die EU die dafür passenden Rahmenbedingungen erarbeiten werde.
Nach Ansicht von Sefcovic wird der Batteriezellmarkt 2030 global ein Volumen von 600 bis 800 Milliarden Euro* haben. Deutschland werde bei der Entwicklung der Batteriezellfertigung eine Schlüsselrolle zukommen. „Wir müssen sehr schnell und ambitioniert handeln“, forderte so auch der EU-Energiekommissar. Er verwies dabei nicht zuletzt auf den jüngsten IPCC-Bericht mit seinen alarmierenden Warnungen zu den Auswirkungen des Klimawandels, was eine Dekarbonisierung der Wirtschaft bis 2050 in Europa unumgänglich mache.
*Anmerkung der Redaktion: Dieser Absatz ist um 17:15 Uhr auf Basis der Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums eingefügt worden. Im letzten Absatz ist die Angabe korrigiert worden – nicht Billionen, sondern Milliarden sind zutreffend.
In der nächsten pv magazine Printausgabe, die am 19.11. erscheint, erklären Tobias Schmidt, Professor für Energiepolitik an der ETH Zürich und Martin Beuse, warum Sie eine rein europäische Initiative, wie sie Peter Altmaier und EU-Vizepräsident Maroš Šefčovič unterstützen wollen, für nicht sinnvoll erachten. Erfolgversprechend sei dagegen eine Entwicklung in Partnerschaften mit den „asiatischen Technologieführern“. Sie bgründen das mit ihrer Analyse der Innovationsmuster.
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Eine Milliarde hört sich gut an wenn sie denn wirklich kommt (ich glaube dem Altmaier wirklich nix mehr und seine seltsamen Kommentaren zu Staat und Unternehmen kann man bei wirklich wichtigen Projekten doch vergessen- Airbus wäre so nicht entstanden).
Ok, aber vergleicht man das mit den globalen Investitionen von Panasonic/ TESLA, Samsung, LG, CATL, BYD, uvm. – dann ist es leider wieder nur ein Witz. Ein kleiner Witz. Wie all die Jahre von CDU/CSU und CO gewöhnt. Schwach und einfach nur scheiße für die langfristige Entwicklung in D.
Und was die Konsortien machen- warten wir mal weiter.
Zur Erinnerung O-Ton eines hochrangigen Automobilmanagers ca. 2011 zu mir: „Ach Herr Erben, mit den Batteriezellen, das ist gar kein Problem. Wir stärken zwei Hersteller und spielen sie dann gegeneinander aus.“
Ich sehe keine Änderung bei unseren sog. „Premium“-Herstellern.
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