Harte Zeiten für Taiwans Photovoltaik-Hersteller

Motech Taiwan

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Chinas Kehrtwende in der Photovoltaik-Politik von Ende Mai hat eine anhaltende Kettenreaktion in der globalen Solarindustrie verursacht. Dazu gehören auch die Hoffnungen der Projektentwickler angesichts niedrigerer Modulpreise wieder rentablere Kraftwerke zu bauen. Derweil sehen sich die Photovoltaik-Hersteller von einer Flut billigerer chinesischer Solarmodule bedroht. Die wohl sichtbarsten Konsequenzen dieses Umschwungs finden derzeit in Taiwan staat. Dort befindet sich die Photovoltaik-Industrie in einer schweren Konsolidierungsphase, die nur schwer rückgängig gemacht werden kann.

Drei der größten Solarzellenhersteller des Landes – Neo Solar Power, Gintech und Solartech – scheinen den zunehmenden Wettbewerb erwartet zu haben und sind dabei fast ein Jahr nach der Ankündigung zu dem Gemeinschaftsunternehmen UREC zu fusionieren. Andere Hersteller wie Motech Industries und Sino-Amerikanisches Silizium (SAS) scheinen bislang noch keine Lösung gefunden zu haben.

So kündigte Motech in einer Börsenmeldung am Montag an, dass es aufgrund der sich schnell ändernden und unsicheren Marktsituation beabsichtige, die Wettbewerbsfähigkeit und Produktionseffizienz mit einer Neuverteilung zu verbessern. Dies werde sich in der Entlassung von 300 ausländischen Arbeitern in der Produktion niederschlagen, während auch „eine Anpassung und Neuaufteilung der Produktionskapazitäten und Ressourcen unverzüglich als Reaktion auf die starken Schwankungen der Solarindustrie vornehmen“ werde. Das Unternehmen machte jedoch zunächst keine Angaben, wie groß die beabsichtigten Reduzierungen der Produktionskapazitäten ausfallen würden.

Nach Angaben von IHS Markit verfügte der taiwanesische Zellproduzent Ende 2017 über jährliche Fertigungskapazitäten von rund 4,1 Gigawatt. Im Finanzbericht zum ersten Quartal 2018 waren es Ende März noch 3,6 Gigawatt, davon 1,7 Gigawatt in China – 100 Megawatt mehr als im Vorquartal. Mitte August hatte das Photovoltaik-Unternehmen seine Produktion im chinesischen Suzhou wegen „Umweltproblemen“ und als Reaktion auf die „Bedürfnisse des Industriemarktes“ heruntergefahren.

Das taiwanesische Portal „Digitimes“ berichtete zudem, dass der taiwanesisches Hersteller SAS erwäge, das Wafergeschäft aufzugeben, sofern es „keinen Durchbruch bei der Technologie oder Nachfrage in den kommenden zwei Jahren gibt“. Der Artikel zitiert Unternehmenschef Mk Lu, dass der Hersteller einige finanzielle Schwierigkeiten habe mit der HIT-Technologie und in der Folge nicht in der Lage sei, wettbewerbsfähig zu bleiben. Lu gehe von einem Absatzrückgang von 15 Prozent in diesem Jahr und einem weiteren Abwärtstrend 2019 aus.

Nach den Finanzergebnissen des ersten Halbjahres konnte SAS seinen Umsatz um 24,9 Prozent auf umgerechnet rund 1,1 Milliarden US-Dollar erhöhen. Anfang Juni gab das Unternehmen die Absicht bekannt, mehr Ressourcen in sein Halbleitergeschäft zu investieren. Es erklärte auch, dass es nach Wegen für sein Solargeschäft suche und arbeitete beim Bau von Photovoltaik-Kraftwerken dafür mit Partnern aus verschieden Industriezweigen zusammen. „SAS weitet seine strategische Ausrichtung in der kritischen Lieferkette der Halbleiterindustrie mit Begeisterung aus, nicht nur um die Synergiegruppe zu maximieren, sondern auch, um mögliche Auswirkungen auf SAS vom volatilen Photovoltaik-Markt zu minimieren“, gab das Unternehmen in seiner Stellungnahme bekannt. Der Waferhersteller, der auch die Muttergesellschaft des deutschen Modul- und Zellherstellers Aleo Solar ist, nannte dabei die neue Förderpolitik Chinas und den Handelsstreit zwischen den USA und China für die schwierige Situation seines Photovoltaik-Geschäfts verantwortlich.

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