„Solarstrom lohnt sich wieder“ titele Zeit Online am 21. August. Der vielbeachtete Artikel zeigt am Beispiel von Familie Müller aus dem Norden Berlins, warum der Residential-Markt für Solaranlagen derzeit wieder an Fahrt aufnimmt.
Als einer der Gründe für diese Entwicklung werden dort die weiter sinkenden Materialkosten, allen voran die Kosten für Module, genannt. Waren 2011 für eine typische 5 Kilowatt-Hausanlage noch rund 15.000 Euro fällig, reicht 2018 teilweise schon weniger als ein Drittel dieser Summe.
Lohnt sich die Photovoltaik auch für Anlagenbauer und Projektentwickler wieder?
Auch im Segment der mittelgroßen bis großen kommerziellen PV-Anlagen sind die Errichtungskosten in den letzten Jahren signifikant gefallen. Doch mit den massiven Vergütungs-Einschnitten im Rahmen der EEG-Novellierung rund um das damalige „Marktintegrationsmodell“ fand eine enorme Marktbereinigung unter den Projektentwicklern und Anlagenbauern statt, da der Preisverfall der Komponenten nicht im gleichen Maß stattfand.
Aus Erfahrungen wie diesen hat die Branche gelernt, sich anzupassen und auch mit schmalen Margen umzugehen. Anlagenbauern haben die gesunkenen Systemkosten bei weitestgehend stabilen Einspeisevergütungen in den letzten Monaten etwas Luft verschafft. Problematischer gestaltet sich hingegen die Suche nach geeigneten Dach- und Freiflächen. Vor allem die Qualität der Flächen und die oft schwierige Netzanschluss-Situation verknappen das Angebot.
Die Beschränkung auf Anlagengrößen unterhalb der ausschreibungspflichtigen 750 Kilowatt, die nur wenig Spielraum für Skaleneffekte bei Dachsanierungs- und Anschlusskosten zulässt, tut ihr übriges: Das Angebot wird eingegrenzt, der Wettbewerb größer. Wirklich rentabel lässt sich vor allem bei entsprechender Größe bauen – doch das geltende Ausschreibungsverfahren verwehrt mittleren und kleineren Marktteilnehmern zunehmend den Zugang zu Projekten größer 750 Kilowatt. Zu aufwendig ist das Verfahren, auch aus finanzieller Sicht. Das gebundene Kapital ist hoch, die Erfolgsaussichten aufgrund der Konkurrenz mit Utilities und IPPs gering. Mit Endgeboten von rund 4,59 Cent pro kWh im gewichteten Mittel sind kaum noch profitable Renditen für interessierte Käufer mehr zu erwirtschaften.
Möchten Anlagenbauer dem wachsenden Marktdruck standhalten, müssen Ertragsbasis und Effizienz erhöht werden.
Online-Marktplätze als Business-Katalysator
Immer mehr EPCs und Projektentwickler entdecken in diesem Zusammenhang die Vorteile großer Online-Marktplätze für sich. Allein in diesem Jahr ist die Zahl der auf unserem Marktplatz verfügbaren Turnkey-Projekte um über 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Die noch vor Jahren spürbare Skepsis, online angebotenen Projekten hafte der Makel des Unverkäuflichen an, ist längst verflogen. Nach vielen Jahren sind Online-Marktplätze in der Solarbranche etabliert und professionalisiert. Ihre enorme Reichweite ist bekannt: Nur wer von der Qualität der eigenen PV-Anlagen überzeugt ist, stellt diese bereitwillig einem breiten Publikum fachkundiger und zahlungsfähiger Investoren vor. „Schwarze Schafe“ werden von der Community selbst schnell entlarvt.
Im Gespräch mit Anbietern, die ihre Projekte seit Jahren ausschließlich über uns verkaufen, kristallisieren sich schnell drei Hauptgründe als Motiv heraus:
- Reichweiten-Vorteile: Tausende potenzielle Investoren sind auf Marktplätzen registriert. Sie eint das Interesse an lukrativen oder stabilen Investitionsmöglichkeiten in PV. Für den einzelnen EPCs ist es schwierig bis unmöglich, eine nur annähernd vergleichbare Reichweite über die eigenen Vertriebskanäle abzubilden.
- Preis-Vorteile: Wo die Nachfrage hoch ist, steigt der Preis. Für Anlagenbetreiber ergibt sich durch die dazugewonnene Reichweite also auch eine Erhöhung der Verkaufsmarge, da ein Überangebot an Käufern besteht.
- Ressourcen-Vorteile: Die Akquise potenzieller Investoren wird durch Marktplätze spürbar vereinfacht und beschleunigt. Gleichzeitig sinkt der Aufwand für den Verkauf dank standardisierter Prozesse. Interne Ressourcen bei den EPCs werden frei und können zielgerichtet eingesetzt werden – etwa für die Planung von Folgeprojekten.
Win-Win… Win!
Höhere Margen, geringerer Aufwand, mehr Projekte – auch für Anlagenbauer lohnt sich Solarstrom. Investoren freuen sich über das steigende Angebot, und ganz nebenbei wird durch den neuerlichen Zubau auch die Energiewende stetig vorangetrieben.
— Der Autor Dirk Petschick ist Geschäftsführer und Mitgründer von Milk the Sun. Das 2012 gegründete Unternehmen mit Sitz in Münster und Berlin bietet eine Plattform, die den weltgrößten Online-PV-Marktplatz, eine kostenlose digitale Anlagenverwaltung und professionelle Dienstleistungen rund um Handel, Betrieb und Optimierung von Solaranlagen zusammenbringt. https://www.milkthesun.com
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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