WWF und Lichtblick: Schneller Kohleausstieg ist ökologisch, ökonomisch und sozial sinnvoll

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Am Tag vor der nächsten Sitzung der sogenannten Kohlekommission haben WWF und Lichtblick den Report „Sackgasse Kohle – Warum die Kohlenutzung keine Zukunft hat“ vorgelegt. Darin wird die Rolle der Kohle im deutschen Energiesystem beleuchtet – vom Strukturwandel über den Klimaschutz bis hin zur Versorgungssicherheit. „Ein schneller und kraftvoller erster Schritt beim Kohleausstieg ist ökologisch, ökonomisch und sozial sinnvoll“, erklärte Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland, anlässlich der Veröffentlichung am Mittwoch.

Die Analyse zeige, dass ein sozialverträglicher Kohleausstieg machbar sei und Deutschland dadurch seine Klimabilanz sowie Wettbewerbsfähigkeit deutlich verbessern könnte. Der Strukturwandel in den betroffenen Regionen sei bereits weitgehend vollzogen – so habe sich die Zahl der Beschäftigten in der Braunkohle in den vergangenen 30 Jahren um mehr als 80 Prozent auf weniger als 20.000 Menschen reduziert. Dabei sei Deutschland mit 171,5 Millionen Tonnen immer noch Weltmeister bei der Braunkohleförderung gewesen. Mit 140 Millionen Tonnen liegt China auf Rang zwei und Russland mit 73,7 Millionen Tonnen schon deutlich zurück auf Platz drei.

Die Arbeitsplätze sind allerdings nur ein Aspekt, wenn es um den Kohleausstieg geht. Ein anderer sind die Kosten. So werden die tatsächlichen Kosten der Kohleverstromung in dem Bericht analysiert. Angesichts von 23.000 vorzeitigen Todesfällen in Europa jährlich schlagen bei der Kohle vor allem die gewaltigen Umweltkosten zu Buche, wie es weiter heißt. Unter den vom Umweltbundesamt angenommenen Kosten von 120 Euro pro emittierter Tonne CO2 komme die Kohle auf zusätzliche 46 Milliarden Euro. Die Kohle werde damit im Gegensatz zu den immer günstiger werdenden erneuerbaren Energien auch wirtschaftlich für Deutschland zum Risiko. Dazu kämen weitere staatliche Subventionen und Vergünstigungen für die Kohleindustrie.

Auch wenn es um die weitere Energiewende und den Klimaschutz hierzulande geht, ist der Kohleausstieg von enormer Bedeutung. „Kohlestrom verstopft die Stromnetze und verlangsamt den Ausbau der erneuerbaren Energien“, sagt Lichtblick-Geschäftsführer Gero Lücking. „Die Alternativen sind längst da: Lokale Stromproduktion aus Wind und Sonne, die wir intelligent vernetzen und bei Bedarf speichern. So schaffen wir neue Jobs und sichern die Stromversorgung“, so Lücking weiter,

Zudem müsse mit Blick auf die Pariser Klimaziele der Kohleausstieg höchste Priorität haben, ergänzte Schäfer. Er kritisierte den Stillstand in Deutschland, während andere Länder bei dem Thema vorangingen. „Kohle blockiert aber nicht nur den Klimaschutz, sondern auch Innovationen und Entwicklungschancen für die betroffenen Regionen“, so Schäfer.

Nach dem Report wird Deutschland sein Klimaschutzziel 2020 klar verfehlen und auch die Vorgaben für 2030 sind in Gefahr, wenn es nicht unmittelbar mit einem ernsthaften Ausstieg aus der Kohleverstromung beginnt. Zugleich setze Deutschland seinen Ruf als internationaler Vorreiter der Energiewende aufs Spiel.

Vor WWF und Lichtblick haben bereits das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Greenpeace Studien veröffentlicht, die sich mit den Folgen eines raschen Kohleausstiegs auseinandersetzen. Während das DIW Berlin die Klimaziele 2020 für nicht mehr erreichbar hält, geht der Greenpeace-Report davon aus, dass mit der sofortigen Abschaltung einiger Braunkohlekraftwerke und der Drosselung weiterer Meiler das Ziel noch in Reichweite sei. Am heutigen Mittwoch veröffentlichte zudem der BDEW eine Analyse zur Entwicklung des konventionellen Kraftwerksparks in Europa. Demnach dürfe sich Deutschland nicht darauf verlassen, bei einem raschen Kohleausstieg die fehlende Energie aus den Nachbarländern importieren zu können, um die eigene Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

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