China gründet “International Investment Alliance for Renewable Energy”

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Die Ankündigung aus Peking von Ende Mai, die Solarförderung zu kürzen und viele Photovoltaik-Projekte vorerst auszusetzen, kam für die meisten innerhalb und außerhalb Chinas sehr überraschend. Das ist immer wieder zu hören. Seither ist die Photovoltaik-Welt in heller Aufruhr. Die Hersteller weltweit versuchen, sich auf die neue Situation einzustellen und den sinkenden Preisen entgegenzuwirken. Die EPC-Unternehmen warten dagegen gebannt, wie weit die Preise noch fallen werden, um ihre Projekte möglichst kostengünstig zu gestalten.

Unstreitig ist, dass riesige Überkapazitäten bei Solarmodulen bestehen. Allein in China sind in den vergangenen Jahren massiv Kapazitäten aufgebaut worden. Doch der Weltmarkt wird in diesem Jahr – wohl das allererste Mal überhaupt – im Jahresvergleich schrumpfen. So hat GTM Research jüngst seine Prognose auf rund 85 Gigawatt neu installierte Leistung in diesem Jahr nach unten korrigiert. 2017 lag der globale Zubau bei rund 100 Gigawatt.

Doch China wäre nicht China – würde es nicht auch versuchen, den heimischen Unternehmen, die man in den vergangenen Jahren finanziell und mit der Schaffung eines großen Heimatmarktes unterstützt hat, zu helfen. Zumal die Regierung mit der Ankündigung von Ende Mai nicht den Anspruch aufgegeben hat, Weltmarktführer bei den erneuerbaren Energien zu sein, sondern lediglich den Photovoltaik-Zubau im eigenen Land etwas einbremsen will.

China geht es nun darum, die eigenen Unternehmen stärker im Ausland zu positionieren. Schon seit einiger Zeit gibt es die „One Belt One Road“-Initiative und die „Internationale Capacity Cooperation“, die dieses Ziel aktiv vorantreiben. Ende Juni kam nun ein neues zentrales Element dazu, das sich speziell auf die Bereiche Photovoltaik und Windkraft fokussiert. Die nationale Entwicklungs- und Reformkommission Chinas NDRC, die Energiebehörde NEA und das chinesische Handelsministerium riefen die “International Investment Alliance for Renewable Energy” ins Leben. Die Koordination liegt bei der chinesischen Handelskammer CCCME.

Die Allianz ist Teil der „One Belt One Road“-Initiative und der „“International Capacity Cooperation“, wie auf der CCCME-Website nachzulesen ist. Letzteres ist ein Zusammenschluss von Staatsbanken und Fonds zur Exportförderung chinesischer Unternehmen, um Chinas Handels- und Industriepolitik im Ausland voranzubringen. Über die „International Capacity Cooperation“ schreibt  das „Global Policy Journal“ im vergangenen Herbst: „Eine von oben nach unten zentral geplante Industriepolitik ist eine ziemlich geniale Möglichkeit, Chinas industrielles Überkapazitätsproblem zu ‚lösen‘, seine heimische Industrie in Richtung Industrie 4.0 mit höherwertiger, fortschrittlicher Fertigung zu restrukturieren und die Produkte zu exportieren, ohne eigenes Geld dafür zahlen zu müssen.“ Das Ganze sei allerdings nur als Einbahnstraße – also für den chinesischen Absatz im Ausland – konzipiert. Auch in anderen Medien ist zu lesen, dass es sich bei der „International Capacity Cooperation“ um eine „Direktinvestitionsstrategie“ Chinas im Ausland handele, um unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe die eigenen Kapazitäten auszulasten.

Die politischen Stellen hatten im Juni Schlüsselunternehmen aus der gesamten Erneuerbaren-Industrie in China aufgerufen, die “International Investment Alliance for Renewable Energy” zu gründen. Der Handelskammer CCCME zufolge, die nach eigenen Aussagen als beratende Organisation fungiert, trafen sich mehr als 120 Teilnehmer, vornehmlich von führenden Unternehmen und Finanzinstituten, zur Gründungszeremonie in Peking.

Nach übereinstimmenden Berichten von „China Daily“ und dem japanischen Wirtschaftsportal „Nikkei Asian Review“ ist die Allianz nach staatlichen Vorgaben aufgesetzt worden. Teil des Bündnisses seien unter anderem der Modulhersteller Jinko Solar und der Windkraftanlagenproduzent Goldwind sowie die China Energy Engineering Investment Corp Ltd. und China Gezhouba Group Overseas Investment Co. Ltd., schreibt „China Daily“. Dem Bericht zufolge ist es die erste chinesische Organisation die das Spektrum von Investitionen sowie Planung, Bau und Betrieb von Erneuerbare-Energien-Projekten im Ausland abdeckt. So seien neben großen heimischen Herstellern auch Equipment-, EPC- sowie O&M-Unternehmen in der Allianz vertreten. Offizielle Informationen zu den Mitgliedern und Zielmärkten der Allianz zu finden, ist derzeit schwierig.

In erster Linie will sich die Allianz wohl auf aufstrebende Märkte konzentrieren, in denen die Entwicklung von Photovoltaik und Windkraft noch am Anfang steht. Doch „Nikkei Asian Review“ berichtet, dass es auch darum geht, neben dem fehlenden Absatz auf dem Heimatmarkt die Exportdefizite auszugleichen, die durch die Zölle in den USA für die chinesischen Photovoltaik-Hersteller entstehen. Damit dürften auch die etablierten Märkte – wie etwa Europa – wieder stärker in den Fokus der chinesischen Hersteller und Projektentwickler rücken. Zumal nach Einschätzung des „Global Policy Journals“ Mitteleuropa zu den erklärten Zielmärkten der „International Capacity Cooperation“ gehört. Im Zuge der neuen Allianz könnten damit künftig nicht nur die Module aus China kommen, sondern auch gleich noch die Projektentwickler und Finanzierungen, um die Photovoltaik-Anlagen zu realisieren.

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