Europa hat ehrgeizige Umweltziele, einschließlich der Reduzierung von Treibhausgasemissionen und der Förderung erneuerbarer Energien. Subventionen sind ein Mittel, um sicherzustellen, dass diese Ziele erreicht werden, indem sie die Umstellung auf nachhaltige Technologien erleichtern – wenn sie klug eingesetzt werden. Zehn wichtige Informationen über die bestehenden Subventionen für erneuerbare Energien und was wir für zukünftige Subventionen aus ihnen lernen können:
1. Kombination von subventionierten Technologien
Deutschland führte im September 2023 ein wegweisendes Förderprogramm für Solarstrom ein, das Photovoltaik, Batteriespeicher und Elektrofahrzeuge intelligent kombiniert. Mit einer großzügigen Förderung von bis zu 10.200 Euro pro Haushalt setzt Deutschland Maßstäbe in Europa. Diese beispiellose politische Maßnahme zielt darauf ab, den gleichzeitigen Ausbau mehrerer grüner Technologien zu fördern.
Im Vergleich zu fortgeschritteneren Märkten wie den Niederlanden und den USA, wo bereits ein direkter Zusammenhang zwischen dem Kauf von Photovoltaik-Anlagen und Elektrofahrzeugen besteht, plant Deutschland, das Wachstum in beiden Bereichen gleichzeitig zu beschleunigen. Das Förderprogramm zielt darauf ab, diese Entwicklungen nicht sequenziell, sondern gleichzeitig voranzutreiben. Jedoch wurde der Fördertopf innerhalb von 24 Stunden erschöpft. Um sicherzustellen, dass dieser Impuls langfristige Wirkungen entfaltet, wäre eine Erweiterung des Programms und die Öffnung für eine breitere Zielgruppe zu wünschen, indem die individuelle Fördersumme reduziert wird und auch kleinere Solaranlagen unter 5 Kilowatt einbezogen werden.
2. Ermäßigung oder Abschaffung der Mehrwertsteuer
Die Senkung oder Abschaffung der Mehrwertsteuer in Österreich, Deutschland und dem Vereinigten Königreich (0 Prozent), sowie in Belgien (6 Prozent), den Niederlanden (7 Prozent) und Polen (8 Prozent) stellt eine äußerst effiziente, transparente und einfache Methode dar, um grüne Technologien zu subventionieren. Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren direkt von Kosteneinsparungen, während die Verwaltung erleichtert wird, da die Ersparnis unmittelbar ersichtlich ist. Das Programm könnte leicht auf Technologien wie Photovoltaik, Batterien, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen ausgeweitet werden, um Haushalte zur schrittweisen Modernisierung ihrer Ausrüstung zu motivieren. Leider ist diese breite Förderung bisher nur in Polen umgesetzt, während andere Länder sich auf Photovoltaik beschränken und die Chance verpassen, die verschiedenen grünen Technologien miteinander zu kombinieren.
3. Hohe Steuerabzüge leicht gemacht
In Schweden wird die herkömmliche Photovoltaik-Förderung durch den „Abzug für umweltfreundliche Technologien“ ersetzt, eine einzigartige nationale Steuerermäßigung, die 2021 eingeführt wurde. Diese Steuervergünstigung gilt für Solaranlagen, Batterien und Elektroauto-Ladegeräte und wird direkt von der Rechnung des installierenden Unternehmens abgezogen. Der Antrag auf Zahlung erfolgt bequem durch das Unternehmen bei der schwedischen Steuerbehörde, was einen einfachen und benutzerfreundlichen Prozess darstellt. Das Förderprogramm bietet zudem finanzielle Anreize, mit einer Subvention von 20 Prozent für Solaranlagen und etwa 50 Prozent für Solarbatterien und Ladegeräte im Jahr 2023. Jede Person kann maximal 50.000 Kronen (circa 4430 Euro) pro Jahr an Abzügen erhalten.
4. Rechtlich fundierte Subventionierung ohne Bürokratie
In Norwegen hat die staatliche Agentur für saubere Energie (Enova) in den letzten zehn Jahren fast zwei Dutzend umweltfreundliche Technologien für Privathaushalte gefördert, darunter Sonnenkollektoren, Wärmepumpen, zusätzliche Isolierung und Warmwasseraufbereitung. Die Enova-Förderung gewährt einen Rechtsanspruch, wenn alle förderfähigen Kriterien erfüllt sind, und beträgt 25 Prozent der nachgewiesenen Gesamtkosten, einschließlich Mehrwertsteuer. Der Antragsprozess erfordert lediglich eine Quittung und das Ausfüllen eines Online-Formulars, und Verbraucher:innen erhalten die finanzielle Unterstützung innerhalb von 48 Stunden nach korrekter Antragstellung. Dieses Verfahren gilt als das schnellste, unbürokratischste und vorhersehbarste Verfahren für Verbraucherzuschüsse in Europa.
5. Entbürokratisierung der Solarindustrie
Polen hat sich zu einem der am schnellsten wachsenden Solarmärkte in Europa entwickelt. In den letzten zehn Jahren hat die polnische Regierung verschiedene Fördermaßnahmen für die Solarbranche eingeführt, darunter Einspeisetarife, Net Metering und Subventionen. Die Entbürokratisierung spielte eine entscheidende Rolle, indem alle Anforderungen für die Netzanschlussbeantragung aufgehoben wurden, was es Aufdachanlagen bis zu 50 Kilowatt ermöglichte, sich ans Netz anzuschließen. Im Jahr 2022 führte Polen Europa bei der Anzahl der gebauten und angeschlossenen Solaranlagen an, wobei die Entbürokratisierung der Netzanschlüsse eine Schlüsselrolle spielte. Obwohl der Markt aufgrund des Übergangs von Net Metering auf Net Billing leicht verlangsamt wurde, bleibt Polen der schnellste Solarmarkt Europas mit erstaunlich kurzen Wartezeiten von nur einer Woche für die Installation von Solaranlagen.
6. Es geht nicht nur um Subventionen
Norwegen führt die Verbreitung von Elektrofahrzeugen in Privathaushalten mit einem beeindruckenden Anteil von 24 Prozent an, weit vor anderen europäischen Ländern, wobei die Niederlande mit 5 Prozent an zweiter Stelle stehen. Bei Neuzulassungen beträgt der Anteil der Elektrofahrzeuge in Norwegen sogar 90 Prozent. Der rasche Aufbau eines landesweiten Netzwerks von Ladestationen und die großflächige Verfügbarkeit haben diesen Erfolg maßgeblich beeinflusst. Dieses Wachstum ist auch das Ergebnis von mehr als 10 Jahren Subventionen und attraktiven Anreizen, wobei Elektrofahrzeuge in Norwegen bis Ende 2022 von der 25-prozentigen Mehrwertsteuer und Zulassungsgebühren befreit sind. Die norwegische Regierung bietet darüber hinaus zahlreiche Vorteile für E-Autofahrer, darunter Befreiungen von Straßen- und Tunnelmaut, reduzierte Parkgebühren und die Nutzung kostenloser Busspuren.
7. Ein Mix aus aufeinander abgestimmten politischen Instrumenten
Norwegen und Schweden führen Europa mit den höchsten Anteilen an Wärmepumpen an (Norwegen: 70 Prozent, Schweden: 50 Prozent), wobei beide Länder auf eine langjährige „Wärmepumpengeschichte“ zurückblicken können, die in den 1970er Jahren begann. Die Verbreitung dieser Technologie wurde durch hohe Strompreise begünstigt, aber auch durch gezielte politische Maßnahmen. Norwegen förderte aktiv die Verbreitung von Wärmepumpen durch staatliche Unterstützung und starke Besteuerung fossiler Energien, wodurch Ölkessel eingeschränkt und ab 2020 verboten wurden. In Schweden trieb die Einführung einer Kohlenstoffsteuer die Heizölpreise in die Höhe, was den Absatz von Wärmepumpen förderte. Beide Länder zeigen, dass es zur Förderung grüner Technologien hilfreich sein kann, bestehende Alternativen durch gezielte Maßnahmen unattraktiver zu gestalten.
8. Gute Absichten, gescheiterte langfristige Strategie
Die Niederlande gelten als Vorreiter in der Förderung von Solarenergie für Verbraucher mit einer beachtlichen Solardurchdringung von 25 Prozent in Privathaushalten. Das gut etablierte Net-Metering-System ermöglicht es Verbrauchern, überschüssigen Solarstrom ins Netz zurückzuspeisen und Gutschriften für die eingespeiste Energie zu erhalten, was Solaranlagen wirtschaftlich attraktiv macht. Allerdings hat dies zu einer unkontrollierten Einspeisung geführt, zu einem geringen Interesse an Batteriespeichern und einem Stau in der Netzeinspeisung, was zu steigenden Kosten für den Netzausgleich und einem Rückgang der Photovoltaik-Nachfrage um 40 bis 60 Prozent im Jahr 2023 geführt hat. Die Unsicherheit über die Zukunft des Net-Metering-Systems und die fehlende langfristige Strategie der Regierung beeinträchtigen die Einführung grüner Technologien.
9. Regionale Komplexität führt zu Verwirrung
In der Schweiz und in Spanien führt die Existenz zahlreicher regionaler Fördersysteme zu Komplexität und Verlangsamung bei der Verbreitung grüner Technologien. Mit 26 Kantonen und rund 2000 Gemeinden in der Schweiz variieren die Einspeisevergütungen und Energiepreise erheblich, was zu unterschiedlichen Renditen für Photovoltaik-Anlagen führt. In Spanien legen über 8000 Gemeinden ihre eigenen Fördersysteme fest, und die 17 Regionalstaaten nutzen verschiedene Portale und Verwaltungen für die Vergabe von EU-finanzierten Fördermitteln, was einen Boden für professionelle „Fördermittelverwaltungsgesellschaften“ schafft, die einen beträchtlichen Anteil der Mittel einnehmen. Dies erschwert für Kundinnen und Kunden den Zugang zu finanzieller Unterstützung und Antragsverfahren erheblich.
10. Fehlende Subventionsstrategie
Frankreich zählt zu den am wenigsten entwickelten Solarmärkten Europas, mit weniger als zwei Prozent der Haushalte, die über eine Photovoltaik-Anlage verfügen. Diese geringe Verbreitung ist auf extrem niedrige Strompreise und das Fehlen einer langfristigen Strategie für den Ausbau grüner Technologien zurückzuführen. Die bestehenden Solarsubventionen in Frankreich sind komplex und wenig effektiv, mit variierenden Mehrwertsteuerrabatten, Cash-Back-Subventionen und Einspeisetarifen, die sich je nach Anlagengröße unterscheiden, was dazu führt, dass Kundinnen und Kunden ihre Investitionen oft nach steuerlichen Gesichtspunkten anstatt nach ihren Bedürfnissen ausrichten.
Schlussfolgerung: Das perfekte Subventionsprogramm
Wie sähe das perfekte Förderprogramm aus? Wenn wir uns die oben genannten Programme ansehen, wird deutlich, dass ein effektives Subventionsprogramm folgende Aspekte beinhalten sollte:
- transparent – für die Verbraucherinnen und Verbraucher sollte es einfach sein, das Subventionsprogramm und den gesamten Subventionsprozess zu verstehen, einschließlich der Details zu den Anspruchsvoraussetzungen, der Höhe der Subvention, dem Zeitpunkt und der Dauer der Finanzierung.
- bequem – einfach zu beantragen, kein großer Verwaltungsaufwand für die Kundinnen und Kunden, vollständig digital (kein Papierkram!). So könnten Verbraucherinnen und Verbraucher zum Beispiel über eine intuitive Schnittstelle auf ihren Smartphones Anträge stellen, den Fortschritt verfolgen und Aktualisierungen erhalten.
- schnell – ermöglicht es den Verbraucherinnen und Verbrauchern, ihre Zuschüsse umgehend zu erhalten, um eine schnellere Einführung erneuerbarer Energien zu fördern.
- zugänglich – um eine breitere Zielgruppe zu motivieren, zum Beispiel diejenigen, die nicht viel Geld zur Verfügung haben, sollte die Förderung Abonnement-/Leasingmodelle umfassen.
- mit einer klaren Vision und einer langfristigen Strategie – zum Beispiel mit einer klaren Aussage darüber, wann die Förderung auslaufen wird, um Diskussionen und Entscheidungen zu vermeiden, die bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu Unsicherheit führen.
— Der Andreas Thorsheim ist Unternehmer im Bereich erneuerbare Energien. Mit einem starken Hintergrund in den Bereichen Technologie und Unternehmertum gründete er 2016 Otovo, den europäischen Marktplatz für Solaranlagen und Batteriespeicher. Das Unternehmen ist in 13 europäischen Ländern aktiv und hat eigene Standorte in Oslo sowie in Stockholm, Paris, Madrid, Warschau und Mailand. https://www.otovo.de/ —
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Ein kurzer prägnanter Überblick über die europäische Förderstruktur! Ist sehr spannend zu lesen. Man könnte davon lernen, um auch hier in D schneller und innovativer voranzukommen.
Mein Eindruck ist, Erfolg gelingt nur mit einfachen und nachvollziehbaren Regeln, und nicht mit möglichst individuell ausgestalteten Subventionen Region für Region.
„Ist sehr spannend zu lesen. Man könnte davon lernen,…“
jepp 👍
Der Andi und der Andi https://www.der-postillon.com/2024/04/scheuer-beratungsunternehmen.html
würden ein super Gespann abgeben.
Warum gibt man dem inkompetenten Bub immer wieder eine Bühne?
Wenn man nur annähernd wüsste, von welchen Kreisen diese Inkompetenz gesteuert wurde/ wird…
Zu Norwegen:
ca 600 MW installierte PV in 10 Jahren.
(ca 300 MW im Zeitraum 2022/23 ?!?!)
Ziel bis 2030 -> 8 TWh Solkraft (8 GW oder 10 GW oder doch GWp?)
Der gesamte private Markt hier in Norwegen ist seit vergangenen Herbst komplett zusammen gebrochen.
Beigetragen hat dieser Bub mit seinem System!
Und alle spielen das Spiel mit und wundern sich, warum der Markt nicht funktioniert.
Kompetenz wird gnadenlos im Keime erstickt und ist nicht erwünscht.
Med vennlig hilsen fra Norge
Ein neu angeschaffer Verbrenner kommt mit weit weniger daher als 160 g CO2/km Wenn man den Strom statt in den Akku ins Netz abgibt, profitiert die Umwelt aber weitaus mehr davon, wenn statt des EAutos zu betanken den Strom in Netz einspeisst. Diese
zusätzlich eingespeisten Strom wurde ja dazu führen, dass weniger Strom von fossilen KW erzeugt werden müsste. Und Kohlestrom kommt auf .9kg/kWh, wenn man die Verluste bei der Erzeugung, Transport und Laden berücksichtigt. Wenn man den Klimawandel im Focus hätte, ist die Subvention nach 1. dieses Artikels der falsche Weg. Und das ist er genau solange, bis kein schwarzer Strom mehr im Netz ist. In Norwegen ist das schon der Fall, dort macht das Sinn, in D leider nicht
«In Norwegen ist das schon der Fall, dort macht das Sinn, in D leider nicht»
Was ist in Norwegen schon der Fall, und was macht Sinn?
Ist das der Glaube an diese „parfümierten Glanzbilder“ von diesem Bub?
Dieser Bub hat diese Schema hier in N vor Jahren schon so abgezogen ( einige Sachen habe ich schon weiter oben beschrieben).
Das Ergebnis kann man sehen!
(nur einen kleinen Tip: komme nicht nach N und nehme das Wort „Otovo“ in den Mund, zumindest wenn es um Kunden und … geht. Ein „blaues Auge“ könnte das geringste Übel sein)
zu Nr 1: lächerliche Interpretation. Das Programm war völlig überflüssig, da sich die Kombination auch ohne Investitionsförderung bereits rechnet. Es gab da faktisch 10.000 Euro geschenkt für die zahlungskräftige und gut informierte Wählerklientel der FDP. Darum war das Programmvolumen nach ein paar Stunden bereits ausgeschöpft.
Wo es keine Fa gibt, die Wärmepumpen einbaut, da nützt auch eine 100%Förderung nichts.