Die Agro-Photovoltaik (APV), also die Produktion von Solarstrom und landwirtschaftlichen Gütern auf der gleichen Fläche, hat sich bereits in mehreren europäischen Pilotprojekten bewährt. In einer Forschungsanlage am Bodensee beispielsweise hat das Fraunhofer ISE nachgewiesen, dass Agro-Photovoltaik die Landnutzungseffizienz um 60 Prozent steigert. Jetzt arbeitet das Institut sowohl an einem Transfer der Technologie in andere Klimazonen als auch an neuen Anwendungen.
Wie das Fraunhofer ISE mitteilt, wurden in Kooperation mit Fraunhofer Chile drei APV-Anlagen mit einer Leistung von je 13 Kilowatt in den chilenischen Gemeinden El Monte, Curacaví und Lampa getestet. Diese drei Anlagen in Chile waren demnach die ersten ihrer Art in Lateinamerika. Im ersten Fall steht die APV-Anlage in einem landwirtschaftlichen Betrieb, der mit sehr professionellen Methoden Brokkoli und Blumenkohl anbaut und den Solarstrom in Veredelungsprozessen wie Reinigung, Verpackung und Kühlung verwendet. Die zweite Pilotanlage wurde in einem Familienbetrieb errichtet, der darunter Kräuter anpflanzt. Im dritten Fall, in einer abgelegenen Region mit schwach entwickelter Infrastruktur und unzuverlässiger Stromversorgung, stellt die APV-Anlage die Stromversorgung für sieben Familien sicher, unter anderem für einen Inkubator zum Ausbrüten von Hühnereiern. Die Ergebnisse der landwirtschaftlichen Produktion und der Solarstromerzeugung sind laut Fraunhofer ISE sehr positiv, sodass der Forschungsschwerpunkt Agro-Photovoltaik von Fraunhofer Chile mit Unterstützung der dortigen Regierung weiter ausgebaut werden soll.
Für das vietnamesische Mekong Delta, wo sich ein Landnutzungskonflikt zwischen Aquakulturen und erneuerbaren Energien abzeichnet, hat das Fraunhofer ISE in Kooperation mit der GIZ eine Vormachbarkeitsstudie zur Kombination von Shrimpsfarmen mit Photovoltaik erstellt. Das Projekt namens Shrimps (Solar-Aquaculture Habitats as Resource-Efficient and Integrated Multilayer Production Systems) hat demnach das Potenzial, eine Reihe systemischer Probleme Vietnams zu lösen: Entwicklung von erneuerbaren Energien und Gegenmaßnahmen gegen den Klimawandel, Ausbau der Shrimps-Produktion bei gleichzeitigem Schutz der Wasserressourcen sowie Verringerung von Landnutzung und CO2-Emissionen. „Die Landnutzungsrate steigt bei der Kombination von Aquakultur und Photovoltaik um mindestens 65 Prozent im Vergleich zu einer Freiflächen-Photovoltaikanlage“, so Max Trommsdorff vom Fraunhofer ISE. Damit könne die Aqua-Photovoltaik unter anderem einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Flächenkonflikten in dem dicht besiedelten Land schaffen und helfen, den jährlich um zehn Prozent steigenden Energiekonsum aus erneuerbaren Energien zu decken.
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