Kann man der Allianz aus Politik und großen Energie- und Automobilkonzernen wirklich noch glauben, dass sie es mit dem Klimaschutz ernst meint? Kann man das Schicksal von Umwelt und Menschheit wirklich denen überlassen, die seit Jahrzehnten durch Blockadehaltung, Verharmlosung oder dummdreistem Nichtstun bewiesen haben, dass sie an einem echten Richtungswechsel weder Interesse haben, noch dazu fähig sind? Es scheint noch immer zu viele unter uns zu geben, die den hohlen Phrasen der vermeintlichen Klimaretter in den Regierungen und Lobbyverbänden Glauben schenken und darauf vertrauen, dass „die da oben“ schon wissen, was sie tun und es schlussendlich richten werden. Die Realität beweist aber doch laufend das Gegenteil! Es werden, um Zustimmung zu erhalten und die Wählerschaft zu beruhigen, – meist erst nach zähem Ringen in der eigenen Partei oder der Regierungskoalition, – ambitionierte Ziele verkündet, denen dann aber keine adäquaten Umsetzungsbemühungen folgen. Lächerlicherweise wird an vielen Zielen auch dann noch festgehalten, wenn deren Erreichen schon völlig unrealistisch geworden ist.
Beispiel Elektromobilität: Zumindest im letzten Wahlkampf wurde am dem 2008 von der deutschen Bundesregierung ausgegebenen Ziel, ein Million Elektroautos bis 2020 auf die Straße zu bringen, noch festgehalten. Getan wurde dafür die vergangenen zehn Jahren so gut wie nichts, zumindest nichts Sinnvolles. Es fehlt nach einer Dekade noch immer das Wichtigste für ein Gelingen, nämlich eine flächendeckende und funktionierende Ladeinfrastruktur. Die lächerliche Kaufprämie musste ja ungenutzt verpuffen, solange die Bewältigung größerer Fahrstrecken für E-Autofahrer immer noch ein unzumutbares Abenteuer ist. Die wenigen existierenden Ladesäulen sind in großen Teilen durch private und privatwirtschaftliche Initiativen errichtet worden und zeichnen sich durch eine Vielfalt unterschiedlicher Normen und Abrechnungssysteme aus. Wollte man das gesteckte Ziel tatsächlich noch erreichen, müssten in den kommenden 1,5 Jahren noch weitere 850.000 Elektroautos neu zugelassen werden, was bei Lieferzeiten von 6 bis 24 Monaten schon rein aus Verfügbarkeitsgründen völlig ausgeschlossen ist.
Beispiel Ausbau erneuerbarer Energien: Die noch vor sechs bis acht Jahren sehr positive Entwicklung innerhalb Europas wurde durch eine immer absurder werdende Abfolge von Hürden und Einschränkungen massiv ausgebremst. Mit Mindestimportpreisen, Steuererhebungen, sowie drastischer Kürzung, Wegfall oder sogar rückwirkender Änderung von Fördermaßnahmen seien hier nur einige Faktoren genannt, die das Investitionsklima für Projekte mit erneuerbaren Energien in Europa massiv verschlechtert haben. Dennoch konnte sich Photovoltaik europa- und weltweit zur preiswertesten Energiequelle entwickeln. Doch anstatt konsequent auf den schnellen Ausbau zu setzen, begann ein unsägliches Ringen um den Ausbau überregionaler Stromtrassen, die bei intelligenterem Management von Energieerzeugung und -bedarf, sowie gezielter Integration von Heim- und Großspeichern überhaupt nicht in der aufgezeigten Form und Größe benötigt werden. Hier kann man nur hoffen, dass sich der Trassenbau noch so lange verzögert, bis sich das Problem von selbst erledigt hat.
Beispiel Klimaschutzziele: Der nationale Klimaschutzplan sah bisher eine Reduktion der Treibhausgase bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 vor. Seit einiger Zeit stagniert der CO2-Ausstoß allerdings oder steigt sogar wieder leicht an. Unter großem Entsetzen der Öffentlichkeit wurde dieses Ziel jedoch im letzten Jahr durch die amtierende Regierung aufgegeben – zugunsten einer weniger ambitionierten Marke, nämlich der Reduktion um 55 Prozent bis 2030. Die für das Erreichen der alten oder neuen Reduktionsziele notwendigen Technologien werden jedoch konsequent ausgebremst und kleingehalten. Die Rücksichtnahme auf Großkonzerne und bestehende fossil-atomare Versorgungstrukturen steigert sich ins schier Unermessliche, um ihnen Zeit zu geben, sich in ihrer schneckengleichen Geschwindigkeit an die neuen Verhältnisse und Gegebenheiten anzupassen. Doch diese Zeit haben wir nicht mehr! Das meint auch die in Umweltdingen eher weniger aufgeschlossene EU-Kommission und reichte kürzlich Klage gegen Deutschland und einige weitere europäische Länder wegen unzureichender Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung in Innenstädten ein – was für eine Blamage!
Laut einer Studie von IRENA, der 2010 gegründeten International Renewable Energy Agency, kann die globale Energiewende bis 2050 zwar erreicht werden, aber nur unter der Voraussetzung, dass Wind- und Sonnenenergie sechsmal so schnell ausgebaut werden, Häuser dreimal so schnell energetisch saniert werden und in die Nutzung von Ökostrom allgemein 30 Prozent mehr Geld investiert wird als bisher. Mit den bis dato geplanten, beziehungsweise veröffentlichten Maßnahmen wie Sonderausschreibungen oder Kaufprämien für Speicher oder Elektroautos ist so etwas jedoch niemals zu erreichen. Gleichzeitig steigen international die Militärausgaben und Kosten für Grenzsicherungsmaßnahmen, anstatt die Ursachen der anwachsenden Flüchtlingsströme zu bekämpfen und Armut und Ausbeutung in den Herkunftsländern zu stoppen. Reichlich Geld scheint vorhanden zu sein, es wird nur konsequent in die falschen Kanäle geleitet.
Das Fazit ist glasklar: die Energiewende kann nicht von oben umgesetzt werden, sondern muss von unten in Angriff genommen werden. Nicht-Regierungsorganisationen (NGO), privatwirtschaftliche Initiativen mittelständischer Unternehmen sowie der Verbraucher selbst müssen in nie gekanntem Ausmaß aktiv werden – hierbei ist Kompromisslosigkeit und vor allem Mut gefragt, dabei nicht immer regelkonform vorzugehen. Boykottieren bestimmter Produkte von Konzernen, die Menschenrechte und Umweltschutz missachten, ist ein kleiner aber effektiver Schritt. Begrüßenswert auch die Initiative eines Lebensmitteldiscounters, alle Produkte aus den Regalen zu nehmen, die ohne die Hilfe von Bienen nicht hergestellt werden könnten. Solche Aktionen informieren und rütteln wach!
Es sind in allen Bereichen Pioniere gefragt, die mit dem Ändern ihrer gewohnten Handlungsweisen und Abläufe nicht erst abwarten, bis es von höherer Stelle gefordert wird oder komfortabel ist, sondern hier und jetzt. Stehen wir auf und machen etwas Sinnvolles – produzieren Solaranlagen und verbrauchen den Strom und die Wärme daraus, bauen und fahren effiziente Elektroautos auch außerhalb der großen Ballungszentren, errichten und nutzen die dafür notwendige Infrastruktur, handeln untereinander mit Strom und anderen wichtigen Rohstoffen und – das ist das Wichtigste: üben durch unsere Existenz und unser Handeln maximalen Druck auf Behörden, Politik und konventionelle Wirtschaft aus!
Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im Mai 2018 inklusive der Veränderungen zum Vormonat:
Modulklasse | Preis (€/Wp) | Veränderung ggü. Vormonat | Beschreibung |
High Efficiency | 0,43 | – 2,3 % | Kristalline Module ab 285 Wp, mit Cello-, PERC-, HIT-, N-Type- oder Rückseitenkontakt-Zellen oder Kombinationen daraus |
All Black | 0,46 | 0,0 % | Modultypen mit schwarzer Rückseitenfolie, schwarzem Rahmen und einer Nennleistung zwischen 200 Wp und 320 Wp |
Mainstream | 0,34 | – 2,9 % | Module mit üblicherweise 60-Zellen, Standard-Alurahmen, weißer Rückseitenfolie und 260 Wp bis 280 Wp – sie repräsentieren den Großteil der Module im Markt |
Low Cost | 0,24 | – 4,0 % | Minderleistungsmodule, B-Ware, Insolvenzware, Gebrauchtmodule (kristallin), Produkte mit eingeschränkter oder ohne Garantie |
(Die dargestellten Preise geben die durchschnittlichen Angebotspreise für verzollte Ware auf dem europäischen Spotmarkt wieder, Stand 21.05.2018.)
— Der Autor Martin Schachinger beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Photovoltaik und Regenerativen Energien im Allgemeinen. Er ist innerhalb der Photovoltaik-Branche bestens vernetzt, was nicht zuletzt auf sein kontinuierliches Engagement für die internationale Online-Handelsplattform für Solarkomponenten www.pvXchange.com zurückzuführen ist, welche er 2004 zusammen mit zwei Partnern ins Leben rief. Dort wird ein breites Spektrum an Markenprodukten, Neu- und Gebrauchtware mit unterschiedlichsten Spezifikationen angeboten.—
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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Zu den allgemeinen Überlegungen:
Solange in der Presse Überschriften wie „Der Irrsinn der Energiewende“ (DIE WELT, wegen der zunehmenden Abregelung von Energieerzeugern), „Die Folgen des Dämmwahns“ oder „Denkmalschutz kontra Lüftungswahnsinn“ (Süddeutsche, letzteres über die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Stalinallee in Ostberlin) getitelt werden, ohne dass energisch widersprochen wird, solange werden die Politiker, die von den Zusammenhängen nichts verstehen – also fast alle, alles scheuen, womit sie befürchten sich Feinde zu machen.
Angela Merkel, von der man zumindest den Eindruck haben konnte, sie würde die Zusammenhänge verstehen, ist nur noch mit ihrem Machterhalt beschäftigt und opfert ihm jedes bessere Wissen. Irgendwie ist sie von Peter Altmaier abhängig, und der wieder ließ sich von der Lobby der alten Dinos einfangen und glaubt denen alles.
Um so wichtiger ist es, nur mit guten Argumenten gegenzuhalten: Solange die Protagonisten der EE aber meinen, niedrige Erzeugungskosten würde als Argument schon völlig reichen, solange können ihnen die Betriebswirtschaftler locker kontern: Irgendetwas zu geringen Kosten zu erzeugen ist nur sinnvoll, wenn es auch gebraucht wird. Nur dann hat es einen Wert. Und den Wert bekommen die EE im Strombereich erst dadurch, dass sie Strom dann zur Verfügung stellen, wenn der Verbraucher ihn haben will. Jeder weiß (im Prinzip), dass es ohne Speicherung nicht geht, aber dass diese die Erzeugungskosten wieder erhöht, vergisst man geflissentlich zu erwähnen. Entsprechend wird gebetsmühlenartig darauf beharrt: Die Erzeugungskosten sind niedriger als die der Fossilen. So leicht darf man es seinen Gegnern nicht machen! Man kann allerdings, nur als Beispiel, darauf hinweisen, dass auch ein Großteil der Fossilen(+KKW) nicht bedarfsgesteuert produziert, sondern durch Vermarktungsaktionen (nämlich verbilligten Nachtstrom, Nachtspeicherheizungen, inzwischen sogar mit negativen Strompreisen) für ihren Absatz sorgen muss. Diese Kosten fallen weg, wenn die Kraftwerke abgeschaltet werden!
Vielleicht hilft auch der Blick nach Großbritanien: Dort werden jetzt über 2GW Batteriespeicher geplant, um das EE-Erzeugungsprofil an das Verbraucherprofil anzupassen. Es geht, und letztlich wird der Strom nicht teurer, denn das Zwischenspeichern einer kWh kostet in einem Batteriegroßspeicher inzwischen weniger als 10ct. Eine Preisdifferenz in dieser Höhe ermöglicht auch bei uns den wirtschaftlichen Betrieb von Pumpspeicherkraftwerken. Da außerdem nicht jede kWh zwischengespeichert werden muss, sondern weniger als die Hälfte, reduziert sich die Kostenerhöhung auch auf den entsprechenden Bruchteil.
Ohne einen ausreichenden Netzausbau wird man aber bei uns in einem nicht zu vernachlässigenden Umfang zweimal zwischenspeichern müssen: Einmal erzeugernah in Norddeutschland und ein zweites mal verbrauchernah in Süddeutschland – hier sollte der richtige Ausgleich zwischen Speichern und Netzausbau gefunden werden. Ohne ein starkes Netz wird Deutschland im Zentrum Europas nicht auskommen um den europaweiten Ausgleich der volatilen EE-Erzeugung zu gewährleisten.
JCW sagt.
Um so wichtiger ist es, nur mit guten Argumenten gegenzuhalten: Solange die Protagonisten der EE aber meinen, niedrige Erzeugungskosten würde als Argument schon völlig reichen, solange können ihnen die Betriebswirtschaftler locker kontern: Irgendetwas zu geringen Kosten zu erzeugen ist nur sinnvoll, wenn es auch gebraucht wird. Nur dann hat es einen Wert. Und den Wert bekommen die EE im Strombereich erst dadurch, dass sie Strom dann zur Verfügung stellen, wenn der Verbraucher ihn haben will.
@ JCW
Der Verbraucher will doch den „Zappelstrom“ schon bevorzugt, oder genauer gesagt bekommt ihn schon, ohne es zu wissen. Man muss den Betriebswirtschaftlern lediglich die Zusammenhänge vor Augen führen, und deutlich machen in welcher Form das geschieht. Vor allem muss man deutlich machen, dass andere auf Kosten der Verbraucher mit dem billigen „Zappelstrom“ lukrative Geschäfte machen.
Denn je niedriger die Börsenpreise desto höher die EEG Umlage.
Schauen Sie mal hier:
Zitat: Diese zwei Artikel beantworteten sehr gut unsere Frage, wer eigentlich an der Strombörse einkauft. Denn es wurde immer nur von Versorgungsunternehmen, Stromhändlern, industriellen Großkunden und Banken gesprochen. Nun wissen wir dazu gehören auch die Stadtwerke und Unternehmen, wie E.ON, RWE usw. Es gibt also keinen Zwischenhändler mehr. Der Grund dafür, dass Unternehmen wie RWE auch an der Börse einkaufen, obwohl sie selbst rund 30 Kraftwerke besitzen und somit eigentlich genug Strom produzieren, ist einfach. Es gibt Tage, da ist der Strompreis an der Börse so günstig, dass eine Eigenproduktion viel teurer wäre. Daher werden dann die Kraftwerke gedrosselt und lieber günstig eingekauft. Zitat Ende.
Ertragsoptimierung nennt man das in diesbezüglichen Untersuchungen.
Was glauben Sie denn auf welcher Basis das neue Geschäftsmodell von EON mit dem viel sagenden Namen Netze Handel und Vertrieb aufgebaut ist.
Zur Erinnerung: Der EEG Strom ist 2010 mit der EEG Neuordnung zum Vermarkten an den Spotmarkt verbannt worden, fällt dort zusätzlich an und senkt die Preise
Siehe hier: Zitat IWR
Der steigende Anteil erneuerbarer Energien hat am Spot- und Terminmarkt zu immer niedrigeren Strom-Einkaufspreisen geführt. Grund ist ein von der Politik beschlossener Wechsel der EEG-Lieferung ab 2010 (Wälzungsmechanismus). Bis 2009 erhielten die Stadtwerke den EEG-Strom als sog. EEG-Stromband monatlich tatsächlich physisch geliefert, so dass die großen Vorlieferanten (RWE, E.ON, Vattenfall, EnBW, etc.) auch faktisch weniger an die Stadtwerke liefern konnten. Seit 2010 muss der EEG-Strom an der Börse verkauft werden und das hat weitreichende Folgen: RWE, E.ON & Co. beliefern Stadtwerke seit 2010 wieder weitgehend vollständig mit konventionellem Strom, der EEG-Strom an der Börse kommt zusätzlich auf den Markt und drückt auf die Preise. Weil die Börsen-Strompreise durch den Verkauf des EEG-Stroms teilweise auf Rekordtiefs sinken, profitieren zwar die Großabnehmer und die Industrie, gleichzeitig steigen die Differenzkosten zu den Vergütungspreisen und letztendlich steigt dadurch die EEG-Umlage Zitat Ende.
Genau das muss man den kritischen Betriebswirtschaftlern entgegenhalten. Ich habe damit schon einige in Erklärungsnot, oder mindestens zum Nachdenken gebracht.
Sehr geehrter Hr. Diehl und JCW,
ich bin fast bei allen Ausführungen bei Ihnen.
Nur habe ich die Frage: Welcher kritischer Betriebswirtschaftler versteht denn tatsächlich den von Ihnen aufgeführten Zusammenhang (EEG-Paradoxon) in der Tiefe?
Die unsägliche Umverteilung der Kosten weg von der stromintensiven Industrie und hin zum privaten Letzverbraucher ist ein unglaublicher Vorgang, der in dieser Größenordnung seit Jahren einen Aufschrei bei der Bevölkerung und Massenproteste produzieren müsste.
Was passietr stattdessen: Es wird gebetsmühlenartig über die Kosten des Ausbaus und die achso teuren erneuerbaren Energien geschrieben und die Anti erneuerbaren Energien Kampagne, die nun seit über 7 Jahren andauert, immer weiter fortgeschrieben.
Dass wir gleichzeitg auf der reinen Stromerzeugungskostenbasis inzwischen die günstigsten Technologien bei Solar und Wind haben, kann meiner Meinung nach, gegenüber allen, nicht oft genug haben.
Der großflächige Netzausbau hat nur zum Ziel, zwei sich nicht vertragende Erzeugungs-Systeme (fluktuierende erneuerbare Energien und fossile, nicht nachfrageorientiert produzierende Grundlastkraftwerke) so lange wie möglich weiterzubetreiben, den Strom weiter durch Netze zu schicken und somit keine Einnahmeausfälle bei Staat und Netzbetreiber zu produzieren. Dazu möchte keiner Kraftwerke abschalten, obwohl das ja immer Sinn und Zweck des Ausbaus erneuerbarer Energien war.
Auch ein auf 100% erneuerbare Energien ausgerichtetes System benötigt Netze, das ist klar. Wir müssen aber unsere Infrastruktur so umbauen, dass Sie zu den neuen Anforderungen passt.
Nach der Innogy Übernahme wird die E.ON fast 2/3 der Verteilnetze kontrollieren, und Sie glauben doch nicht, dass diese dann energiewendekonform um- und ausgebaut werden, wenn der größte deutsche StromProduzent (RWE) dann viele fossile, nukleare und erneuerbare Energien gleichzeitig betreibt?
Resultat: teures Parallelbetreiben einer nicht optimierten Infrastruktur, weitere Blockade eines energiewendekonkormen Umbaus.
Ich bin ganz bei Martin Schachinger: Wir müssen von unten mehr Druck entwickeln. Die Branche muss sich Gedanken machen, wie eine langfristig angelegte Medien- und Marketingkampagne aussehen müsste und konsequent 10 % der Unternehmensgewinne in diese investieren. Es wird darum gehen, endlich die Meinungshoheit zu gewinnen. Anders geht es m.E. nicht.
Die lobbyistische Macht der Konventionellen ist leider noch in der Lage Aufschrei die hier und da schon mal stttfinden in Grenzen zu halten.
Den Hauptbetroffenen, nämlich den Verbrauchern ist das System zu komlex, und die Wenigen, die den Durchblick haben werden im Keime erstickt.
Ich denke nur an das sogenannte „Kelber Papier“ das vor Jahren mal kurze Zeit für Hoffnung sorgte.
Siehe hier: http://www.ulrich-kelber.de/medien/doks/20130701_Beschluss-20130613-Waelzung-EEG-gesamt.pdf
Zitat: Derzeit wird der EEG Strom mit Vorlauf von nur einem Tag von den Übertragungsnetzbetreibern an der Börse völlig unter Wert veräußert. In diesem System sind erneuerbare und konventionelle Erzeugung nicht integriert, sie laufen sogar gegeneinander, mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten.
Die SPD ist daher entschlossen, bis 2014 ein neues Modell für die Vermarktung des schon EEG geförderten Stroms einzuführen. Einen
Vorschlag stellen wir dabei als Anlage zur Diskussion und bitten um
Kommentare und Stellungnahmen
Die bisherige Wälzung anhand der EEG Umlage wird größtenteils aufgegeben und geht in die Verantwortung der Stromvertriebe über.
Zitat Ende.
Seit dem ist von Kelber in Sachen Energiepolitik nichts mehr zu hören.
Ich könnte noch viele andere kurze „Aufschreie“ erwähnen, z.B. den vom Ex Chef des Fraunhofer Instituts mit dem folgenden Video.
https://www.youtube.com/watch?v=VjN_J3QA3RI
Ab Minute 3.20 sagt er, den treffenden Satz, das stecken die Leute in die Tasche die den Strom bereit stellen.
Prof. Jarras hat schon den Referentenentwurf zur EEG Neuordnung 2010, die der Ursprung des „Paradoxons“ ist, kritisch unter die Lupe genommen.
Siehe hier: http://www.jarass.com/home/de/energie/aufsaetze/382-neuer-eeg-ausgleichsmechanismus-kann-den-ausbau-der-erneuerbaren-energien-gefaehrden
Dass bisher keine Kraftwerke abgeschaltet worden seien, stimmt nicht. Am bekanntesten ist die Abschaltung der Kernkraftwerke (was leider nicht der CO2-Reduktion zugute kam) auf unter 50% der ursprünglichen Leistung. Außerdem sind zahlreiche Gaskraftwerke (weil sie die höchsten Grenzkosten haben) nicht mehr oder sehr selten in Betrieb. Bei den Kohlekraftwerken sind einige Blöcke abgeschaltet, Neubauprojekte aufgeschoben oder ganz gestrichen. Es tut sich schon etwas, aber zu langsam, so dass wir zur Zeit in Deutschland ein steigendes Überangebot an Strom haben, was deutlich sichtbar wird: Steigende Exporte, steigende zwangsweise Abregelung von Kraftwerken, steigende Zeiten mit negativen Strompreisen, Preise an der Strombörse, die wegen Überangebots von den Erzeugern mit den niedrigsten Grenzkosten (Braunkohle, Kernkraft und EE) bestimmt werden.
Die EE-Erzeuger PV und Wind stellen aufgrund ihrer Kostenstruktur (hohe Investitionskosten, vernachlässigbare Grenzkosten) ein neues Element im regulierten Strommarkt dar, das integriert werden muss. Das Modell der garnatierten Einspeisevergütung hat sich dabei als so erfolgreich erwiesen, dass schon andere Kraftwerksbetreiber darauf umstellen wollen.
Die Politik hat die Prioritäten Versorgungssicherheit, zu einem günstigen Preis und (als letztes) Umweltverträglichkeit. An dieser Reihenfolge herumzumachen, erschiene mir aussichtslos. Die EE müssen also die gleiche Versorgungssicherheit bieten, und dürfen dabei allenfalls geringfügig teurer sein, um eine Chance zu haben. Da mit steigendem EE-Anteil die Abregelung zunehmen wird, was die Kosten erhöht, muss mit Hilfe von Speichern die Abregelung vermieden werden. Der Speicherausbau kam nur langsam in Gang, einerseits wegen hoher Preise, andererseits wegen administrativer Hürden (doppelte EEG-Zulage+Stromsteuer). Die Preise sind inzwischen niedrig genug, an der administrativen Benachteiligung ändert sich auch langsam etwas.
Ich kann nicht erkennen, dass das Zurückziehen auf kleinere Bilanzkreise einen Vorteil bringen könnte. Es steht mit ziemlicher Sicherheit den beiden Zielen mit der höchsten Priorität entgegen und bringt nichts für das dritte. Im Klartext: Es macht die Stromversorgung unsicherer und teurer, und umweltfreundlicher wird sie wahrscheinlich auch nicht.
Die EE würden auf jeden Fall von einem weiträumigen Austausch profitieren, weil dann die vom BDEW wie eine Monstranz vor sich her getragene „gesicherte Kraftwerksleistung“ kleiner ausfallen kann. Und gerade die ist ja das Problem: Solange fossile Kraftwerke zu ihrer Sicherung gebraucht werden, solange machen die gleichen Kraftwerke in den Zeiten, wo sie nicht gebraucht würden, die Preise kaputt. Bestreben muss deshalb sein, die „gesicherte Kraftwerksleistung“ durch Speicher und einen möglichst hohen Beitrag „mindestens immer verfügbarer EE“ zu erbringen. Da der letztere Beitrag der preisgünstigste ist, sollte er einen möglichst hohen Anteil haben. Das erreicht man mit einem möglichst weiträumigen Austausch. Da auch dieser Geld und Wirkungsgrad kostet, wird es irgendwo einen Optimalpunkt geben, der sich in einem hinreichend freien Markt von selbst einstellt, oder durch gute Analyse gefunden wird. Da sich der Prozess über Jahrzehnte hinziehen wird (einige Länder haben ja erheblichen Nachholbedarf gegenüber Deutschland), kann man gar nichts falsch machen, wenn man jetzt schon anfängt sowohl Speicher aufzubauen, als auch die Netze zu verstärken. Gebraucht wird beides.
JWC sagt.
Solange fossile Kraftwerke zu ihrer Sicherung gebraucht werden, solange machen die gleichen Kraftwerke in den Zeiten, wo sie nicht gebraucht würden, die Preise kaputt.
@ JWC
Genau das ist der Punkt, und das faule Ei das den EE und der Energiewende mit der EEG Neuordnung 2010 ins Nest gelegt wurde. Die machen nicht nur die Preise kaputt, sondern die gesamten Kosten die dadurch entstehen, werden von der konventionellen Seite den Erneuerbaren, sprich den Verbrauchern zugeschoben.
Als vor 2010 die EE noch zwingend den Versorgern zugeteilt wurden, mussten die fossilen Kraftwerke für den Restbedarf angepasst werden. Die Zeiten wo diese am Netz waren und nicht gebraucht wurden, hielten sich in Grenzen, weil es auf ihre eigenen Kosten ging wenn sie nicht ab regeln wollten.
Wie die Kosten seit 2010 auf die Verbraucher abgeschoben wurden ist im Folgenden deutlich gemacht.,http://www.jarass.com/Energie/C/eeg.pdf
Zitat:
Die Neuregelung des EEG-Ausgleichs belastet die Endverbraucher mit zusätzlichen Kosten, die geradezu absurd anmuten. Dies zeigen jüngste Erfahrungen mit dem Verkauf von Windstrom am Spotmarkt der Strombörse, der aufgrund der „Verordnung zur Weiterentwicklung des bundesweiten Ausgleichsmechanismus (AusglMechV)“ ab 1. Januar 2010 obligatorisch wird. Die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) brauchen dann den eingespeisten Strom aus erneuerbaren Energien nicht mehr an die Endverteiler weiterzuleiten. Stattdessen sind sie verpflichtet, den Strom am Spotmarkt der Strombörse verkaufen. Das kann aber zu einem totalen Preisverfall führen, wenn einer starken Einspeisung aus Windkraftanlagen keine entsprechende Nachfrage gegenübersteht. Zum Beispiel sank am frühen Morgen des 4. Oktober ( vor der Neuordnung ) der Preis für die Megawattstunde an der Strombörse auf bis zu minus 500 Euro (siehe Grafik oben). Am frühen Morgen des 24. November wurde mit minus 150 Euro ein weiterer Tiefpunkt erreicht (Grafik S. 3). Das heißt, daß die Übertragungsnetzbetreiber den Strom nicht einmal geschenkt losbekamen. Sie mußten sogar bis zu 500 Euro pro Megawattstunde bezahlen, damit ihnen ein Pumpspeicherkraftwerk oder ein anderer potenter Verbraucher den Strom abnahm. Allein am 4. Oktober belief sich so das Aufgeld, das die Netzbetreiber zwischen ein und sechs Uhr morgens dem verschenkten Strom noch hinterherwerfen mußten,
Für das laufende Jahr ( seitherige Regelung ) müssen die Übertragungsnetzbetreiber solche Verluste im Rahmen der Anreizregulierung noch selber verkraften. Mit Beginn des neuen Jahres werden sie aber durch die neue Verordnung über die EEG-Umlage auf die Endverbraucher abgewälzt und belasten deren monatliche Stromrechnung. Dasselbe gilt für den viel häufigeren Fall, daß für den EEG-Strom an der Börse nur geringe Erlöse erzielt werden, die unterhalb des normalen Börsenpreises liegen oder gar gegen null tendieren. Zitat Ende
Ab 2010 kann konventionell schadlos drauflos produziert werden zu Lasten der Verbraucher, die wegen der dadurch entstehenden niedrigen Börsenpreise höhere Umlage bezahlen.
Dazu kommt, dass man den Stromüberschuss an der Börse den EE in die Schuhe schieben kann, obwohl das physikalisch höchst unwahrscheinlich ist.
Ich stelle mir vor, wie die neue EON „Handel und Vertrieb“ darauf spekuliert 500 Euro pro Mwh zu bekommen, weil sie den Strom abnehmen, um den dann lukrativ an ihre Kunden zu bringen.
Damit solche Zeiten mit negativen Preisen öfter werden, kann ja RWE sorgen, wenn sie konventionell drauf los produzieren. Was so wie eine Verschwörungstheorie klingt, ist auf Grund der Rahmenbedingungen durchaus möglich.
Schade, dass die Kommentare nicht mit dem Text von JCW um 16:17 Uhr enden! Da ist viel Vernünftiges enthalten.
Peter rentfort sagt.
Schade, dass die Kommentare nicht mit dem Text von JCW um 16:17 Uhr enden! Da ist viel Vernünftiges enthalten.
@ Peter rentfort.
Schade, dass Sie nicht in der Lage sind zu sagen was in den anderen Kommentaren Unvernünftiges enthalten ist.